Anna stellt sich vor

[Anna]

Danke Don,
vielleicht sollte ich mir doch noch mal einen anderen Arzt/Ärztin suchen? Bin gerade etwas ratlos?
Alles Liebe, Anna

[jivaro]

Liebe Anna,

Don hat das super zusammengestellt. Selbst Prof. Jaury (Paris, Studienleiter von BACLOVILLE) sagt immer dass die Dosis für jeden einzelnen Patienten individuell gefunden werden muss. Dosiere langsam nach Leitfaden weiter auf.
Du kannst nur gewinnen.

Weiterhin viel Kraft und Erfolg
jivaro

[Anna]

Hallo und danke. Ich werde nochmal einen anderen Arzt/Ärztin konsultieren. Ich will es langfristig schaffen,
alles Liebe, Anna

[Anna]

Hallo,
ich habe mal eine Frage, die mich gerade beschäftigt. Kann man denn überhaupt an sich feststellen, ob man psychisches oder physisches Craving hat oder ist es nicht möglich, das auseinander zu halten?
Alles Gute, Anna

[Papfl]

Hallo Anna!

Physisches Craving (korrekt müsste es eigentlich "Physiologisches Craving" heißen, aber wir sprechen hier seit jeher von "Physischem Craving") äußert sich auf körperlicher Ebene. Ich finde die Bezeichnung "Trinkzwang" hier gar nicht schlecht. Innere Unruhe, Auf- und Ab-Tigern, ständiges Gedankenkreisen um Alkohol können Symptome sein - "Ich brauche jetzt unbedingt zwingend etwas zu trinken, sonst halte ich es nicht mehr aus".

Ganz treffend ist in diesem Zusammenhang auch der Vergleich mit immensem Hunger oder Durst. Stell Dir vor, Du brauchst nach einer Stunde ausgiebigem Sport unbedingt einen Schluck Wasser, oder Du hast den ganzen Tag (oder schlimmer noch: mehrere Tage) nichts gegessen und Du merkst, dass es Dir demnächst Deinen Kreislauf zusammen haut, wenn Du nicht bald wenigstens ein Stück Traubenzucker bekommst.

Baclofen kann auf dieser körperlichen (biochemischen) Ebene helfen, weil es im übertragenen Sinne das Glas Wasser nach dem Sport oder das Stückchen Traubenzucker ersetzen kann, ohne dass Du zur Flasche greifen MUSST.

Psychisches Craving indes bezieht sich nicht unmittelbar auf körperliche Defizite, sondern eher auf den "Trinkdrang" in bestimmten Situationen. Es tritt zum Beispiel auf, wenn Du ein Lied hörst, das Du mit einer lauen Nacht am Seeufer mit Deiner ersten großen Liebe und einer Flasche Rotwein verknüpfst. Und die Erinnerung Dir sagt: Jetzt würde ich mir gerne ein Viertel Rotwein einschenken, das Lied anhören und mich nochmal so fühlen wie damals. Wie schön das doch war... .

Psychisches Craving hat viel mit Erinnerung, Melancholie, Selbstmitleid, alten eingefahrenen Verhaltensweisen und Gewohnheiten etc. zu tun. Erlebte Dinge, die tief im Gedächtnis mit Alkohol verbunden sind und die Dich in bestimmten Situationen triggern. Aber auch mit erlernten Verhaltensweisen: Konzerte waren immer viel geiler, wenn ich ein paar Bier intus hatte. Mit einer Flasche Wein war Einschlafen überhaupt kein Problem...

Hier können alternative Strategien helfen: Zum Beispiel Gedankenstopp - "Vorbei ist vorbei und kommt nicht wieder...aber ich habe mein Leben zurück und kann mir neue, vielleicht noch schönere nüchterne Erlebnisse suchen". Oder neue Verhaltensweisen entwickeln: Wie kann ich alternativ mit schwierigen Situationen umgehen. Wie machen andere (Nicht-Abhängige) das?

Ganz vereinfacht gesagt ist das hier physisches Craving:



Wenn's so im Hirn rumort, lässt sich schwer mit Vernunft entgegen steuern.

Beim psychischen Craving geht das hingegen:



Es ist nicht einfach - mitunter harte Arbeit. Denn Mucke auflegen und sich ein Glas Rotwein zu schnappen geht natürlich um einiges leichter und schneller, als zum Beispiel die Schwimmsachen zu packen und ins Hallenbad zu fahren. Vielleicht sogar, um dort möglicherweise eine neue Liebe zu treffen ...

Aber zumindest theoretisch wäre das eine mögliche Option, weil Dein "Hirn" beim psychischen Craving nicht von einem Neuronenfeuerwerk belagert, sondern durchaus "entscheidungsfähig" ist.

Wie also beides unterscheiden? Ich würde sagen, wenn Du bereit bist, zu Fuß 5 km zur nächsten Tankstelle zu gehen, um Deinen "Durst" zu stillen, weil Du sonst die Wände hochgehen oder die Tapete von denselben kratzen würdest, dann handelt es sich wahrscheinlich schon ein Stück weit um physisches Craving.

Wenn Du indes (noch) in der Lage bist, Dir Gedanken über mögliche Alternativen zum Trinken zu machen, ist es eher die psychische Komponente. Aber so wirklich ganz trennen lässt sich das wohl nicht.

In diesem Zusammenhang (Du kennst sie bestimmt schon) hier nochmal die Links zum und zu den .

Papfl

[Anna]

Hallo und danke, das war sehr ausführlich.
Nun habe ich beobachtet und in mich hineingespürt.
Es ist kein körperlicher Zwang zu spüren, alles ist psychisch und ich habe die Wahl bis zum ersten Glas, danach ist an Kontrolle nicht zu denken und die Flasche muss leer werden. Somit weiss ich nun, dass mir mehr Baclofen nichts bringt, weil ich selbst an mir arbeiten muß.
Alles Liebe, Anna

[Anna]

Hallo,
heute habe ich zum 2. Mal versucht eine Selbsthilfegruppe zu besuchen. Es hat nicht geklappt, keiner war da. Vielleicht weil Ostern ist. Am Dienstag hatte ich es schon einmal probiert, es aber nicht gleich gefunden und zu spät wollte ich auch nicht reinplatzen. Na egal, ich werde den Abend allein und mit Meditation alkoholfrei rumbekommen.
Euch schöne Ostern und viele Grüße von Anna

[Anna]

Guten Morgen,
wieder einen Tag geschafft. Ich hätte nicht geglaubt, dass trocken bleiben so anstrengend sein kann. Ich habe gut geschlafen, fühle mich aber wie zerschossen und traurig.
Jetzt noch bügeln und Katze und Pflanzen versorgen. In einer Stunde kommt mein Mann und Schwiegermutter, die werden meinen frisch gestylten Haushalt schön durcheinanderbringen. Da muss ich schnell noch ein dickes Fell anziehen, weil was trinken fällt ja flach.
Euch allen einen schönen Karfreitag .

[Anna]

Hi,
gestern der Tag ist super verlaufen, ich konnte gut allen Verführungen widerstehen. Wir haben einen Biergarten und eine Gaststätte aufgesucht und ich hatte kein Verlangen nach Alkohol, habe mich lieber als Fahrer angeboten. Abends war ich allerdings so platt, dass ich schon 21,00 Uhr ins Bett musste.
Heute Abend geht es auf ein Grillfest, ich hoffe, dass alles ebenso gut läuft. Mei jetziges Problem, ich habe nichts anzuziehen, aber das kennen sicher viele Frauen.
Einen schönen Samstag, Anna

[laggard]

[Anna]

Hi,
ja ob Bac wirkt, sicherlich. Nur so lange, wie ich mich nur auf das Medikament verlassen habe, nicht. Ich musste schon einige Verhaltensweisen ändern, ausprobieren, was mir Spaß macht. Ich dachte immer, ich trinke, weil ich am Abend oft allein hier sitze, aber nun habe ich herausgefunden, ich suchte einfach nur Entspannung und eine Verbindung zu mir selbst. Alkohol hat mich nur immer weiter von mir weggetrieben und jetzt habe ich eine Liebe zu Meditationen und Traumreisen, auch zu Hypnose gefunden. Ich bekomme langsam auch Verbindung zu meiner Kindheit, mit der ich eigentlich nichts mehr zu tun habe wollte und alles ausgelöscht schien. Verstehe nicht, warum. Es war gar nicht so schlimm wie ich dachte als Nachzügler aufgewachsen zu sein und alles, was ich getan habe war für meine Eltern nichts Besonderes mehr. Alles gab es schon einmal, aber nun sehe ich, es hatte auch Vorteile.
Nun sehe ich ein, Bac schlägt einem nicht das Glas aus der Hand, man hat viel zu tun, um vom Alkohol los zu kommen.
Ich kenne mein Ziel und ich bin fest überzeugt, dass ich den Weg dahin finden werde.
Viele Grüße, Anna

[Papfl]

Hallo Anna!

Zunächst mal Chapeau für so viel Selbstreflexion und Eigeninitiative .

In diesem Zusammenhang lohnt sich auch ein Blick auf die .

Weiter so!

Papfl

[Anna]

Dake auch an alle in diesem Forum, denn ich habe immer alle beneidet, die schreiben, dass sie nun weniger oder nichts mehr trinken. Ich dachte, vielleicht muss ich einfach noch viel mehr Baclofen nehmen, aber ich habe kein körperliches Craving, gegen welches ich machtlos bin. Ich habe dann alles immer wieder gelesen und erkannt, dass alle auch andere Verhaltensweisen entwickelt haben. So wusste ich, Baclofen alleine ist es nicht.
Es ist so schön und wichtig, dass es Euch gibt.
Anna

[Greta]

Liebe Anna

Danke nochmals für deine Nachricht. Das du sogar noch deine Freundin um Rat wegen meinem Hund gefragt hast.
Das Propolis bekomme ich.

Ich wünsche dir, dass du weiterhin so stark bleibst. So wie du das meisterst ist beneidenswert.

Liebe Grüße Greta

[Anna]

Hallo und einen schönen Ostermontag. Ich könnte kotzen, ich bin ganz blass und mein Kopf brummt. Gestern habe ich gut dem Frühshoppen meiner Schwiegermutter und meines Mannes widerstanden, aber gegenüber dem Wein am Abend hatte ich keine Kraft.
Ich könnte heulen, fühle mich schwach.
Egal, ich mache weiter. Schade nur, jetzt fange ich wieder von vorne an.
Alles Liebe, Anna

[Papfl]

[Anna]

Hi und danke für die aufmunternden Worte. Ich gehe weiter auf meinem Weg und nach einem ausgedehnten Waldspaziergang bin ich wieder wild entschlossen keinen Alkohol mehr zu trinken. Ich habe mich erholt und fühle mich nun wieder stark.
Viele Grüße, Anna

[laggard]

[Anna]

Hallo,
ich habe mein Zimmer fertig eingerichtet. Mit Meditationsecke, Schreibtisch für tägliches Tagebuch schreiben und Pflanzen für die Gemütlichkeit. Ich bin froh, wieder alkoholfrei in meinen Kalender eintragen zu können und heute Abend werde ich den 3. Versuch zur Selbsthilfegruppe starten.
Ich bin guter Dinge und wünsche allen einen guten Tag.
Anna

[APunkt]

Hallo Anna,

ich lese beinahe täglich Deine aktuellen Berichte - danke Dir dafür!
Aktuell befinden wir uns in ähnlichen Situationen, ich bin auch gerade dabei, den letzten entscheidenden Schritt in die Abstinenz zu gehen. Gar nicht so einfach, trotz penibler Vorbereitung...

Meditation ist gut, finde ich! Auch das ist gar nicht so einfach, eine halbe Stunde ganz mit sich allein. Darf ich mal fragen, was und wie Du meditierst? Ich bin vor vielen Jahren mal längere Zeit bei einem Zen-Lehrer gewesen, habe damals aber irgendwie den Zugang nicht gefunden. Inzwischen habe ich das Kissen wieder rausgekramt und bin wie Du gerade dabei, mir eine weiße Ecke im Raum zu schaffen.

Dir weiter alles Gute und liebe Grüße

A.