woca vs alk

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
Benutzeravatar

Thread-Starter
woca
Beiträge: 1
Registriert: 17. September 2017, 09:35
Wohnort: Hilden
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

woca vs alk

Beitragvon woca » 17. September 2017, 14:45

Hallo an Alle!
Bin erstaunt wie professionel es hier zugeht!
Das ermutigt mich euch um Hilfe zu bitten.
Ich bin 56 Jahre jung und in zweiter Generation Alkoholiker und verzweifel.
Trotz umfassender Therapiererfahrung bin ich wieder drauf und das macht mir klar, daß ich ohne Unterstützung nicht von dem Alk loskomme!
Baclofen ist ein Hoffnungsschimmer um meine Lebensqualität wieder herzustellen.
Ganz ehrlich ist es mir scheißegal von einem Medikament abhängig zu sein, Hauptsache es hilft mir!
Mein Psychologe verschreibt mir ohne groß nachzudenken jedes Psychofarmakon (im Mom Sertralin) und Namelfen
Hauptsache es steht in dem dicken roten Buch, daß er am Start hat. Hab ihn auf Baclofen angesprochen aber der ist so festgefahren das er Alternativen gar nicht in Erwägung zieht.
Also suche ich nach einem aufgeschlossenen Arzt in meiner Umgebung der mich bei dem Versuch mit Baclofen meine Sucht in den Griff zu bekommen unterstüzt.
Ob es hilft sei dahin gestellt aber es nicht zu versuchen wäre für mich aufgeben und das ist noch "no go"!
Was ich mir mit dem Alk antue kann nicht halb so schllimm sein wie eine Krücke zu haben auf die ich mich stützen kann! Manchmal wünschte ich mir eine organische Krankheit zu haben, die gesellschaftlich akzeptiert ist und wo jeder Arzt sich den Arm ausreist einem zu helfen.
Diabetis oder Krebs wären cool, das können die "Mitmenschen" akzeptieren und hätten Mitgefühl, aber bei Alk denken alle nur "selbst schuld" !
Ein Ersatzmittel wie schon bei Heroin durch Metadon sollte endlich legitiAlso Bitte, bitte, bitte m sein um kranken Menschen zu helfen!!!
Also bitte,bitte, bitte helft mir und gebt mir die Adresse eines Arztes der mich unterstützt!

Irgentwann ist Selbstmord die adäquate Lösung, aber noch will ich kämpfen! LG woca
Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten wird immer schwerer!

Benutzeravatar

Papfl
Beiträge: 2509
Registriert: 28. Juli 2012, 14:25
Hat sich bedankt: 284 Mal
Danksagung erhalten: 736 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: woca vs alk

Beitragvon Papfl » 17. September 2017, 14:55

Hallo woca!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] . Schön, dass Du da bist [smile] .

Zunächst mal ist es wichtig, dass Du weißt, dass Dein anhaltendes Trinken nichts mit Willensschwäche oder fehlender Disziplin etc. zu tun hat. Schuld daran ist das sog. Craving. Unser Beitrag über Craving erklärt einiges und kann auch so manches Schuld-, Scham- und Versagensgefühl nehmen bzw. relativieren.

"Sucht" hat zwei Komponenten. Und das wird in der traditionellen Suchttherapie oft "vergessen":

  • Den "Trinkzwang" (physisches Craving), gegen den Betroffene nichts tun können, weil es sich dabei um biochemische Vorgänge handelt, die durch eigenes Zutun nicht beeinflussbar sind und
  • den "Trinkdrang" (psychisches Craving), oft ausgelöst aus Mangel an Alternativen zum Alkohol, um bestimmte Gemütszustände zu erreichen (Belohnung, Entspannung, "Kick", Hochgefühl, Hemmungs- oder Angstlosigkeit etc.). Hier können Betroffene selbst aktiv werden, indem sie sich beispielsweise andere Strategien suchen, um sich zu belohnen, sich zu entspannen, Ängste abzubauen etc.
    --> verhaltenstherapeutische Ansätze.
Bei ersterem (physisches Craving) kann Baclofen helfen: Durch den jahrelangen Alkoholkonsum ist die Biochemie aus dem Gleichgewicht geraten. Das "Hirn" hat bezüglich des Suchtmittels in gewisser Weise ein Eigenleben entwickelt, das man willentlich nicht mehr beeinflussen kannst. Ständig wiederkehrendes Gedankenkreisen um Alkohol ist die Folge, bis man sich irgendwann auf gar nichts anderes mehr konzentrieren kann und letztlich trinken MUSS.

Dagegen kann man einen Tag, eine Woche, vielleicht auch Monat(e) ankämpfen, aber irgendwann holt einen der "alte Freund" doch wieder ein. Ganz abgesehen davon, dass so ein ständiger Kampf um die Abstinenz auch nicht gerade das ist, was man sich unter angenehmem Leben für gemeinhin so vorstellt.

Durch die entspannende, hemmende Wirkung von Baclofen kann im Idealfall das physische Craving eingedämmt werden, d. h. man muss nicht mehr ständig an Alkohol denken und gewinnt ein Stück weit seine Entscheidungsfreiheit zurück:

Aus dem Trinkzwang "Ich MUSS jetzt unbedingt etwas trinken, koste es was es wolle" wird ein "Ich KÖNNTE jetzt etwas trinken, kann's aber auch lassen oder auf später verschieben."

Baclofen "schlägt einem also das Glas nicht aus der Hand", aber es hilft dabei, wieder eigene Entscheidungen zu treffen und nicht mehr "fremdbestimmt" zu sein. Das ist ein wichtiger erster Baustein auf dem Weg aus der Abhängigkeit. Wenn das Denken nicht mehr ständig vom Suchtmittel bestimmt ist, wird der Kopf frei, um Maßnahmen gegen die andere Komponente des Cravings - den "Trinkdrang" (psychisches Craving) zu entwickeln.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist also

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen etc., die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im Leitfaden für die Anwendung bzw. in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum, die sich als gute Orientierungshilfen erwiesen haben.

Übrigens: Baclofen ist KEIN Alkoholersatz, macht NICHT abhängig, und man braucht auch nicht immer mehr davon, wenn man seine individuelle Erhaltungsdosis gefunden hat (KEINE Toleranzentwicklung), weil Baclofen nicht im GABA-A-System bindet (wie z. B. Benzos oder Alkohol), sondern selektiv an einer Untereinheit im GABA-B-System.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich gegen Abend bei Dir mit allen Infos melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 832 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: woca vs alk

Beitragvon DonQuixote » 18. September 2017, 20:31

Hallo Woca

Danke für Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes. Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region habe ich soeben abgeschickt, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <web.de>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest. Viel Erfolg bei Deiner nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote


Zurück zu „Mitglieder stellen sich vor“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste