@ all
Die "richtige" Dosierung von Baclofen ist immer wieder Thema - nicht nur im Forum. Dass die niedergelassenen Ärzte keine "verbindlichen" Anhaltspunkte haben, wie und in welchen Mengen Baclofen gegen Alkoholabhängigkeit eingenommen werden soll, ist auch ein Hauptgrund dafür, dass viele von ihnen die "Off-Label-Verschreibung" immer noch ablehnen.
Und wir machen es den Ärzten, die eventuell hier die Erfahrungsberichte mitlesen, auch nicht gerade leichter. Die Dosierung soll (inter)individuell verschieden sein, manche kommen mit sehr geringen Mengen aus, andere wiederum liegen bei weit über 100 mg pro Tag oder experimentieren sich sogar "Ameisen-like" fast an die 300 mg heran...dann wird hin- und herdosiert, mal rauf, mal runter, mal gar nicht...wer soll da noch durchblicken .
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich's auch nicht so richtig verstehe...ist die Dosierung denn wirklich so schwer? Oder nimmt gelegentlich die "Neugier" oder die "Lust am Rumprobieren" überhand?
Was spricht denn dagegen, wenn man ganz normal nach Schema () langsam aufdosiert. Dann, wenn unangenehme Nebenwirkungen auftauchen, bei der aktuellen Dosierung verweilt (etwa eine Woche länger) und schaut, ob die Nebenwirkungen verschwinden. Sind sie weg, geht man langsam wieder höher. Treten erneut Nebenwirkungen auf, wird das Prozedere (eine Woche länger innehalten) wiederholt. Irgendwann erreicht man dann eine Stufe (die ist wirklich individuell), bei der die unangenehmen Nebenwirkungen auch nach der zusätzlichen Woche nicht mehr verschwinden oder man sogar in den "Zombie-Status" verfällt. Dann ist klar: Hier ist's zu viel. Dann geht man zurück auf die letzte Dosis, bei der die Baclofeneinnahme (gerade) noch verträglich war. Und hält diese bei! Über Monate (oder vielleicht sogar Jahre) hinweg.
Es leuchtet mir nicht ein, warum manche dann nach ein, zwei Monaten plötzlich wieder ausprobieren, ob's nicht auch mit weniger oder mit gar nichts geht. Klappt natürlich (meistens) nicht. Dann wird wieder von vorn angefangen, aber diesmal wird höher gegangen, weil es ja vorher vermeintlich zu wenig war...das verträgt man dann nicht...Resignation, Verzweiflung...und schuld ist am Ende immer Baclofen.
Ich bin mittlerweile der Ansicht, dass Baclofen gegen den "Suchtdruck" (physisches Craving) immer hilft, wenn man sich an das oben skizzierte Dosierungsschema hält (die identifizierten 15%, die generell nicht auf Baclofen ansprechen, natürlich ausgenommen). Der "Trinkwunsch" (psychisches Craving) steht auf einem anderen Blatt. Die jeweilige Obergrenze der Verträglichkeit ist natürlich individuell verschieden. Manchen fallen bei 30 mg/Tag schon die Augen zu, andere verspüren bei 150 mg/Tag noch gar keine Wirkung.
Ich kann mir vorstellen, dass einige im Forum den von mir beschriebenen Weg gegangen sind, ihre persönliche Individualdosis gefunden haben, diese ganz selbstverständlich und regelmäßig Tag für Tag einnehmen, nicht rumexperimentieren und prima zurecht kommen. Vielleicht schreiben sie aus diesem Grund auch nicht mehr so häufig, weil sie ihr Leben längst wieder auf die Reihe gekriegt haben.
Aber gerade so ein Feedback wäre wichtig. Wenn wir den Ärzten die Information mitgeben könnten, dass ein Schema wie das obige in der Vergangenheit erfolgreich gewesen ist, wäre ihnen und der Verschreibung von Baclofen schon ein ganzes Stück weit geholfen.
Man muss dem Medikament auch eine Chance geben, sich zu entfalten. Das kann es nicht, wenn ständig in der Dosierung hin- und her gesprungen wird. Die meisten von uns haben durch jahrelangen (oder gar jahrzehntelangen) Alkoholkonsum ihre Rezeptoren und Neurotransmitter komplett durcheinander gewirbelt und massive Schäden im natürlichen Stoffwechsel verursacht...hier für die Regeneration mindestens ein bis zwei Jahre unter gleich bleibenden Bedingungen zu veranschlagen, ist m. E. nicht zu viel verlangt.
Papfl
Dosis-Sprünge
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Re: Dosis-Sprünge
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