Vic stellt sich vor

[Vic]

Nächste Woche sind es nun schon 2 Monate abstinent. Anfangs habe ich die Tage gezählt - mit Baclofen war das schnell vorbei. Jetzt stelle ich es nur dadurch fest, dass ich akribisch die Dosierung notiere.
Ich finde den Baclofenrechner ein wirklich tolles Tool. Sehr seltsam (oder auch nicht), dass ich anhand der Einnahmezeiten und dem Kurvenverlauf ganz genau meine Befindlichkeiten nachvollziehen kann (konnte). Kein Placeboeffekt, ich habe mich erst vor kurzem damit intensiv auseinandergesetzt.

Mittlerweile bin ich bei 80mg angekommen, nehme diese in 5 Einzeldosen (20/15/15/15/15) jeweils ab 8.00 Uhr alle 4 Stunden. Die UAW sind gering. Ursprünglich hatte ich (bei 70mg) 4 Dosen (20/20/20/10), da war die Müdigkeit nachmittags recht deutlich, aber ertragbar. So ist es auf jeden Fall (gefühlt) besser.

In Summe fühle ich mich sehr wohl, bin aktiver. Gedanken an Alkohol sind kaum vorhanden und wenn, dann in sachlicher Distanz, wenn ich z.B. über mein weiteres Vorgehen nachdenke oder mich durch Erfahrungsberichte lese. In Stresssituationen bemerke ich eine gewisse Unruhe, diese aber nicht verbunden mit Gedanken an Alkohol.
Gestern habe ich als Dankeschön eine Flasche Wein geschenkt bekommen. Ich war überrascht über das Geschenk und habe sofort überlegt, was ich damit anfangen soll. Trinken war keine der Überlegungen, absolut nicht.
Was mich überwältigt, war meine Überraschung und der Gedanke: Was mache ich jetzt damit? Vor 2 Monaten wäre weder das Eine noch das Andere eingetreten.

80mg ist heute Tag 3, eine Aufdosierung wäre Mittwoch angesagt. Aber ist sie das wirklich? Habe ich vielleicht schon die Gleichgültigkeit erreicht? Irgendwie ja schon: Ich bin über 50 Tage abstinent, denke kaum an Alkohol, denke auch nicht mehr, was soll ich "anstatt" trinken.
Frage: Kann ich auch längere Pausen hinsichtlich des Aufdosierens machen? Damit ich eben etwas mehr Zeit habe, in mich hinein zu hören?
Hintergrund der Frage ist auch, dass ich hier im Forum gelesen habe, dass es auch kippen kann, wenn Baclofen zu hoch dosiert wird.

Und noch eine Frage: Über welchen Zeitraum soll die Höchstdosierung eingenommen werden, bis es dann auf die Suche nach der Erhaltungsdosis geht?

Keine Angst, ich habe es nicht eilig, weder mit auf noch mit ab. Ich halte mich akribisch an die Zeiten und Mengen, vergesse keine Dosis, habe trotz aufmerksamen Umgang in allen gängigen Handtaschen und im Auto eine Tagesration deponiert. Und ich will auch nicht "Alkoholikerin des Monats" werden. Ich möchte nur alles tun, um nicht wieder irgendwann bei Null zu beginnen. Das funktioniert bei mir nicht. Ich kann nur ganz oder gar nicht.

Vic

[DonQuixote]

[Vic]

Lieber DonQuixote,

herzlichen Dank für deine Antwort. Es ist natürlich richtig: es spricht nichts dagegen, weiter zu erhöhen, sofern die UAW nicht oder mäßig vorhanden sind. Versuch macht klug.
Dieses ›Kippen‹ war in einigen Berichten erwähnt, so mir erinnerlich. Ich glaube aber auch, dass es im Zusammenhang mit Rückschritten stand.

Ich bin halt so furchtbar pragmatisch. Am liebsten hätte ich eine genaue Regel, hieran kann ich mich am besten halten. Jetzt muss ich selbst die Regeln aufstellen - gut, dann eben so. Der Weg ist das Ziel.
Insofern ist es sehr schade, dass das Forum so inaktiv ist. Die Erfahrungsberichte sind so wertvoll, wertvoll mit allen Facetten, ob ich nun sage: so will ich es auch probieren oder so mache ich es nicht. Zu dem ›so mache ich es nicht‹ gehört das ständige Auf- und Abdosieren.
Zu dem ›mache ich auch‹ gehört die zusätzliche Einnahme von Kalzium. Erscheint mir absolut logisch.

Es ist ja nun nicht so, dass dies mein erster Versuch ist, mit dem Alkohol klarzukommen. Bisher hatte ich das Glück, dass ich sozial nicht durch das sogenannte Raster gefallen bin. Keine Unfälle, keine ›offiziellen‹ Entgiftungen, kein Verlust von Arbeitsstellen etc. Reines Glück! Selbst wenn ich mir die zuletzt 2 Liter Wein gut über den Tag verteilt habe - die Kraft, die ich gebraucht habe, um dann am nächsten Tag vormittags zu funktionieren, die habe ich jetzt für mich, für die Abstinenz.
Und eines habe ich leider lernen müssen: Es funktioniert bei mir nicht, dieser eine Drink. Es funktioniert auch nicht, nach WHO-Vorgaben zu trinken. Ich will nicht nur ein Glas, sondern mindestens 2. Also geht es nur ohne. Vielleicht stecke ich auch noch in der Anfangseuphorie, aber mich schreckt dieses ›für immer‹ nicht mehr. Zumindest brauche ich noch ca. 50 Tage, dann ist das die längste Abstinenzphase in den letzten 15 Jahren (3 Monate habe ich mal geschafft).

Also: weiter geht es.

LG
Vic

[Chinaski]

[Vic]

Lieber Chinaski,

herzlichen Dank für deine Antwort. Ich habe mich entschieden, dem Vorschlag von Don Quixote zu folgen und nochmals aufzudosieren. Ich habe kaum UAW. Etwas Müdigkeit, aber absolut im akzeptablen Bereich.
Vielleicht kommt daher auch die Unsicherheit. Es ist zu lesen, dass aufdosiert werden soll, bis die UAW unerträglich sind. Wohin soll das führen, wenn ich kaum nennenswerte UAW habe?
Und dann ist zu lesen, dass aufdosiert werden soll, bis sich eine Gleichgültigkeit einstellt. Wie erkenne ich diese? Natürlich ist der Unterschied bei mir zu 35mg krass. Mit 35mg waren die "inneren Diskussionen" noch vorhanden.
Jetzt kam diese "innere Diskussion" in den letzten 10 Tagen 1x vor; wobei es lediglich ein "Smalltalk" war. Wie erkenne ich, ob es Gleichgültigkeit ist oder lediglich meine Überzeugung von der Abstinenz. Also der Überzeugung davon, die meine Gedanken bestimmen.

Fragen, die sicherlich niemand beantworten kann. Also halte ich mich an das, was irgendwie greifbar ist und dies ist die Dosierungsanleitung. Ich bin der Überzeugung, dass ich mir damit nicht schaden kann.

Hinsichtlich des geschilderten "Smalltalks" ist für mich interessant, dass dies im Zusammenhang mit einem größeren Erfolgserlebnis stand. Die Funktionen Entspannung, Tröster, Sorgenfresser ... tauchen (3x Holz) nicht mehr auf.

LG
Vic

[Lucidare]

[Mielaia]

Liebe Vic,

danke für Dein Willkommen in meinem Thread. Ich habe mir Deine Vorstellungsrunde durchgelesen und freue mich, wie bildhaft Du erzählen kannst ( Die Szene beim Arzt ; Du beherrscht die Kunst der Distanzierung recht gut, woll?!) Es ist so: Resilienz und Überforderung liegen manchmal nahe beieinander. Glas halb voll, halb leer; Katze so: Glas vom Tisch fegen.

"Wie erkenne ich, ob es Gleichgültigkeit ist oder lediglich meine Überzeugung von der Abstinenz. Also der Überzeugung davon, die meine Gedanken bestimmen."

Du hast geschrieben, dass Du eher pragmatisch bist. Dann trink weder theoretisch noch praktisch. Lass es einfach; danke wem auch immer und wende Dich den schönen Dingen des Lebens zu. Man denkt ja auch nicht jeden Morgen darüber nach, ob man sauer gewordene Milch trinken will, sich heißes Wasser über die Finger gießt oder Trump wählen würde.

Natürlich weiß ich, was Du meinst. Nicht mehr Trinken wollen zu wollen. Und die Unmöglichkeit, etwas, das man nicht mehr will, aber als Ausweg durchaus schätzen gelernt hat, durch etwas Unbekanntes ersetzen zu wollen, von dem man leider nicht weiß, was es ist.

Praxistipp: Liste machen mit Dingen, die Du mal angedacht hast, aber nicht gemacht hast. Bei Trinkwunsch tun. Als Übersprungshandlung zum Stressabbau.

Und bevor Du fragst, wieso um alles in der Welt ich mich hier wieder angemeldet habe:
Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche

lieben Gruß,
Conny

[Lucidare]

[Mielaia]

Lucy,

da hast Du Recht. Aber bitte in meinem Thread kommentieren, nicht hier.
Merci
Conny

[Lucidare]

[Vic]

[Vic]

[dixxondarell]

Hi erstmal,

ich lese schon länger aufmerksam mit, da es mir so scheint das dieses hier der einzige Thread ist der Aktiv ist.

Ich könnte jetzt auch Glückwunsche aussprechen aber das ist nicht meine Art (Ich persönlich mag kein Lob).

Mach weiter so , ich glaube dir geht es so wie mir das das Aktiv sein im Forum dir hilft.
Ich lese mich Querbeet durch alle Einträge und finde es Schade das hier nix mehr groß passiert.

Ich kann selber keine Ratschläge geben, da ich selber erst seit kurzem in meiner Baclofen Therapie bin.

Aber das es hilft selber Kontrolle über seinen Konsum zu haben kann ich bestätigen.

Ich bin jetzt bei 5 x 20mg 100mg (Mittags oder wenn ich alleine bin nehme ich teilweise zusätzlich 25mg)

Nehme diese alle 3,5std ein (MyTherapyApp)

Ich hatte zum Glück am Anfang nur mit der extremen Müdigkeit zu kämpfen (teilweise unmittelbar eingeschlafen für 2-3std aber guter Schlaf) war zu der Zeit krankgeschrieben.

Mir hilft das Baclofen auch bei meinem komischen Verhalten was ich sonst hatte, da ging ich teilweise bis zu 7 Tage nicht mehr raus und hatte oft/immer Selbsthass.

Da ich teilweise noch trinke 1x die Woche steigere ich die Dosierung noch weiter aber ich mache das für mich persönlich einfach so das ich 25mg mehr nehme (habe zurzeit Urlaub).

Ich weiß das ich noch an meiner allgemeinen Tagesstruktur arbeiten muss um den Rest meiner Abstinenz zu Sichern.

Was ich noch sagen kann was mir hilft, immer gut zu essen.

Weiterhin viel Erfolg

[Mielaia]

dixxondarell
hat etwas Wichtiges gesagt. Essen - bei mir Mittags. Ich weiß gar nicht wie oft ich getrunken habe, nur weil ich Hunger hatte und zu faul war, was zu kochen. Ich habe, als ich gearbeitet hab (halbtags) immer mittags gegen 14h gegessen und danach war Ruhe. Neun Monate abends nur zwei Bier. Nach der 1,50 € Maßnahme und Corona war ich wieder im freien Fall. zumindest weiß ich, dass das bei mir funktioniert.

Vic, vielleicht bist Du auch eine HSP (High sensitive Person).
"ich kann so nicht funktionieren".
Man liebt Gerechtigkeit, verabscheut laute Geräusche, schmatzende Menschen sind ein Graus und BH's machen wenig Freude. Wenn man sowas von sich weiß, muss man zumindest nicht mehr dagegen antrinken: Stichwort Alien.
Was machst Du denn beruflich? Was ich sagen will ist, Stressreduktion kann da was ändern. Dauernd eine Mauer um sich herum haben zu müssen, um gegen Dünnhäutigkeit anzukämpfen, zu laut, zu hell, zu viel kann eine Ursache sein, dass man trinkt. Reizarme Umgebung hilft mir.
Ich wusste das nicht, bevor mir jemand in einem anderem Forum davon erzählt hat, das es das überhaupt gibt. Danach ging es mir besser. Kein Alien mehr.

LG Conny

[Vic]

Lieber Dixxondarell,

vielen Dank, dass du dich meldest.
Ja, es ist schon sehr schade, dass hier wenig geschrieben wird. Ich habe hier halt einfach geschrieben in der Hoffnung, dass mal jemand antwortet. Haben ja auch einige (danke an euch).
Der Austausch ist so wichtig, das sehe ich auch so.Ist noch nicht mal dieses Geteiltes Leid- Halbes Leid - Prinzip, sondern weil ich für mich aus den Erfahrungen der Anderen viel lerne.

120mg ist eine ganze Menge. Aber letztlich bin ich mittlerweile zu dem Entschluss gekommen, dass dies gar nichts sagt. Ein User namens A-Punkt hat akribisch Statistiken darüber geführt. Sehr spannend, auch wenn ich nicht sehr viel davon verstanden habe.

Die Sache hinsichtlich Essen habe ich auch gemerkt und versuche darauf zu achten. Dies ist allerdings absolut logisch. Alkohol selbst hatte jede Menge Zucker, der jetzt fehlt. Dann haut das natürlich doppelt rein.

Schön, dass du dich gemeldet hast. So können wir uns gern weiter austauschen.

LG
Victoria

[Vic]

[dixxondarell]

Hey Vic,

Danke für die positive Antwort.

Ja das mit dem fehlenden Zucker erklärt dann auch meine Schokoladen Exzesse während meiner 22 Wochen Therapie,dort habe ich häufig mitten in der Nacht 2 Tafeln innerhalb von wenigen Minuten verschlungen das war schon verrückt.

Was die Baclofen angeht da sollte ich noch etwas strukturierter werden, ich vergesse oft die pünktliche Einnahme.
Ich versuche alle 3,5std die Tabletten einzunehmen.

Danke für das Angebot hier in Kontakt zu bleiben das nehme ich gerne an.

Ich muss mich noch etwas rein fuchsen wie das funktioniert mit der "kommentieren" Funktion hoffe es ist trotzdem halbwegs übersichtlich geschrieben.

Genau so wie du sehe ich das auch das es nicht darum geht Mitleid zu kriegen oder das Leid zu teilen, es ist einfach was anderes sich mit Leuten auseinander zu setzen die Erfahrung haben und nicht voreingenommen sind.


Na dann man liest sich

[Lucidare]

[Vic]

[Lucidare]