Heureka! Baclofen & ich
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Heureka! Baclofen & ich
Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie hilfreich es ist, auf positive Erfahrungsberichte zurückgreifen zu können. Bevor ich mich selber aus der Deckung getraut habe, schlich auch ich mehrfach durchs Forum auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer. Hätte ich nicht die vielen positiven Erfahrungsberichte lesen können, wäre ich niemals mutig genug gewesen, mich anzumelden, mich vorzustellen und schließlich für "mein" Baclofen zu kämpfen.
Die Kurzversion meiner Geschichte geht so:
Problematischer Alkoholkonsum seit der Jugend, mit zunehmendem Alter zunehmender Konsum, ausschließlich unterbrochen durch drei Schwangerschaften & Stillzeiten.Ansonsten bestenfalls mal einige Tage Abstinenz.
Mit zunehmendem Lebens-Stress (schwierige Beziehungen, katastrophale Job-Situation, vier Kinder) auch zunehmender Alkoholkonsum. Zum Schluss drei bis vier Flaschen Prosecco oder Riesling am Tag, Abends gern auch noch ein Gin Tonic.
Der Alkohol war dazu da, Druck und Stress, Angstzustände und innere Unruhe "abzubauen"- besser: Wegzudrücken. Auswirkungen im Privatleben und auch beruflich fingen bereits an (wobei ich mich bis heute frage, wie unfassbar lange Alkoholkonsum in der Gesellschaft einfach ignoriert wird).
Mit 39 Jahren die Notbremse: Anmeldung im Forum, Vorstellung. Das war die erste Hürde, denn schwarz auf weiß zu formulieren, dass man ein echtes Problem hat, war eine große Überwindung und mit viel Scham und Tränen verbunden.
Zweite Hürde der Kontakt zum Arzt. Ich kenne meine Hausärztin schon sehr lange und halb privat, bin mit ihr "per Du" - und habe erstmal einen Brief geschrieben, für den persönlichen Kontakt fehlte mir der Mut.
Zum Glück hat sie sehr gut reagiert und mich angerufen (Direktkontakt ging wegen Corona schon nicht mehr) und ich konnte das Privatrezept bei ihr abholen.
Am 26.03.2020 mit der Aufdosierung nach Plan begonnen (10 mg auf zwei Dosen, dann zügig innerhalb von 1 Woche auf 30 mg auf 3 Dosen, gelegentlich 10 mg extra bei Bedarf) und bin damit seitdem stabil und abstinent.
Das Trinkverlangen ist nur noch ein gelegentliches Echo von "vorher", ein Reflex, der in bestimmten Trigger-Situationen einsetzt. Ein kurzes Durchatmen reicht, dann ist es wieder vorbei.
Bis auf ein leicht wattiges Gefühl im Kopf, wenn ich die Tablette auf nüchternen Magen nehme, keine Nebenwirkungen.
Am Anfang hatte ich furchtbaren Heißhunger auf Süßes, wahrscheinlich wegen der antrainierten hohen Insulinausschüttung durch den regelmäßigen Alkoholkonsum, aber das hat sich mittlerweile auch reguliert. Ich schlafe gut, tief und traumreich. Der mentale Druck ist weg: Die Scham über die leeren Flaschen, die Angst vor dem "entdeckt werden", das permanente Kontrollieren des Atems, die Selbstrechtfertigungen. Das ist alles Energie, die nun übrig ist. Und große Freiheit.
Ich habe keinen konkreten Plan für die Zukunft, außer, dass ich so lange es irgendwie geht abstinent bleiben will. An kontrollierten Konsum bei mir selber glaube ich nicht, dafür ist mein Suchtkasper im Kopf zu agil.
Ist aber auch nicht schlimm - mir fehlt ja nichts.
Also, wer auch immer das liest: Baclofen ist einen Versuch wert! Du hast nichts zu verlieren - nur ganz viel zu gewinnen.
Die Kurzversion meiner Geschichte geht so:
Problematischer Alkoholkonsum seit der Jugend, mit zunehmendem Alter zunehmender Konsum, ausschließlich unterbrochen durch drei Schwangerschaften & Stillzeiten.Ansonsten bestenfalls mal einige Tage Abstinenz.
Mit zunehmendem Lebens-Stress (schwierige Beziehungen, katastrophale Job-Situation, vier Kinder) auch zunehmender Alkoholkonsum. Zum Schluss drei bis vier Flaschen Prosecco oder Riesling am Tag, Abends gern auch noch ein Gin Tonic.
Der Alkohol war dazu da, Druck und Stress, Angstzustände und innere Unruhe "abzubauen"- besser: Wegzudrücken. Auswirkungen im Privatleben und auch beruflich fingen bereits an (wobei ich mich bis heute frage, wie unfassbar lange Alkoholkonsum in der Gesellschaft einfach ignoriert wird).
Mit 39 Jahren die Notbremse: Anmeldung im Forum, Vorstellung. Das war die erste Hürde, denn schwarz auf weiß zu formulieren, dass man ein echtes Problem hat, war eine große Überwindung und mit viel Scham und Tränen verbunden.
Zweite Hürde der Kontakt zum Arzt. Ich kenne meine Hausärztin schon sehr lange und halb privat, bin mit ihr "per Du" - und habe erstmal einen Brief geschrieben, für den persönlichen Kontakt fehlte mir der Mut.
Zum Glück hat sie sehr gut reagiert und mich angerufen (Direktkontakt ging wegen Corona schon nicht mehr) und ich konnte das Privatrezept bei ihr abholen.
Am 26.03.2020 mit der Aufdosierung nach Plan begonnen (10 mg auf zwei Dosen, dann zügig innerhalb von 1 Woche auf 30 mg auf 3 Dosen, gelegentlich 10 mg extra bei Bedarf) und bin damit seitdem stabil und abstinent.
Das Trinkverlangen ist nur noch ein gelegentliches Echo von "vorher", ein Reflex, der in bestimmten Trigger-Situationen einsetzt. Ein kurzes Durchatmen reicht, dann ist es wieder vorbei.
Bis auf ein leicht wattiges Gefühl im Kopf, wenn ich die Tablette auf nüchternen Magen nehme, keine Nebenwirkungen.
Am Anfang hatte ich furchtbaren Heißhunger auf Süßes, wahrscheinlich wegen der antrainierten hohen Insulinausschüttung durch den regelmäßigen Alkoholkonsum, aber das hat sich mittlerweile auch reguliert. Ich schlafe gut, tief und traumreich. Der mentale Druck ist weg: Die Scham über die leeren Flaschen, die Angst vor dem "entdeckt werden", das permanente Kontrollieren des Atems, die Selbstrechtfertigungen. Das ist alles Energie, die nun übrig ist. Und große Freiheit.
Ich habe keinen konkreten Plan für die Zukunft, außer, dass ich so lange es irgendwie geht abstinent bleiben will. An kontrollierten Konsum bei mir selber glaube ich nicht, dafür ist mein Suchtkasper im Kopf zu agil.
Ist aber auch nicht schlimm - mir fehlt ja nichts.
Also, wer auch immer das liest: Baclofen ist einen Versuch wert! Du hast nichts zu verlieren - nur ganz viel zu gewinnen.
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Re: Heureka! Baclofen & ich
guten Morgen Ziege,
das sind ja super Neuigkeiten. Es freut mich, dass Baclofen bei dir so gut wirkt und du mit dieser Dosis, so gut zurecht kommst und keine Nebenwirkungen verspürst.
Die Befreiung kenne ich zu gut.... das Besorgen der Flaschen, das heimliche Trinken, das Entsorgen der Flaschen, das Schamgefühl am Morgen usw.... ein Teufelskreis.
Somit: Willkommen im neun Leben....
Nur weiter so....
LG Carina
das sind ja super Neuigkeiten. Es freut mich, dass Baclofen bei dir so gut wirkt und du mit dieser Dosis, so gut zurecht kommst und keine Nebenwirkungen verspürst.
Die Befreiung kenne ich zu gut.... das Besorgen der Flaschen, das heimliche Trinken, das Entsorgen der Flaschen, das Schamgefühl am Morgen usw.... ein Teufelskreis.
Somit: Willkommen im neun Leben....
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LG Carina
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Heureka! Baclofen & ich - Update 1. Monat "ohne"
Der erste Monat ohne Alkohol und mit Baclofen ist vorbei - die Zeit verging schneller, als ich gedacht hätte. Bei vorherigen Abstinenz-Versuchen habe ich die Tage gezählt - jetzt habe ich das erste kleine "Jubiläum" glatt verpasst!
Meine Tabletten-Vorräte gehen zur Neige, aber die Hausärztin schreibt nochmal ein Rezept auf und am 11. Mai habe ich den Termin bei der Neurologin zur Abklärung (auf Wunsch der Hausärztin), da bin ich gespannt. Nach wie vor bin ich bei 30 mg/Tag plus (an "schlimmen" Tagen) 10 mg Notfalldosis. Da Baclofen schön preiswert ist, kann das von mir aus bis an mein Lebensende so weiter gehen, wenn es denn unbedingt sein muss. Natürlich wäre es ungleich besser, wenn man es verschrieben bekäme - schon allein, um sich das "Betteln" beim Arzt zu ersparen.
Schwierigkeiten habe ich nur mit dem Trinken (von WASSER), da muss ich mich regelrecht dran erinnern/ zu zwingen. Mein Kopf hat noch nicht gelernt, dass man auch aus Gläsern ohne Stiel trinken kann.
Dafür hat mir mein zauberhafter Mann (da ich zu blöd bin ein Bild einzufügen eine Beschreibung) eine Trinkflasche geschenkt, die ernsthaft "Saufziege" heißt und in Abschnitten von Nipp-, Trink-, Schluck- bis hin zu Saufziege anzeigt, wie viel man getrunken hat - es ist sehr hilfreich in einer Ehe, wenn man den gleichen Humor hat!
Durch den Wassermangel (und weil sich der Wasserhaushalt wohl erstmal noch einpegeln muss) ist die Haut sehr trocken. Nix dramatisches!
Verbesserungen kann ich vor allem - abgesehen vom allgemeinen Wohlbefinden - hinsichtlich der Schlafqualität feststellen. Tief und fest wie ein Baby! Im Alltag ist der Kreislauf aus Unruhe, Schuldgefühlen, Scham (@Carina, Du weißt was ich meine! ) durchbrochen. Das ist eine riesige mentale Entlastung. Die kleinen und mittleren Katastrophen des Alltags (Kind demoliert 2 Monate alten Fernseher) und grundlegenden Verwerfungen (Dauerkonflikte mit den Eltern und was man sonst noch braucht für eine manifeste Depressionserkrankung) wehen mich nach wie vor an, aber das Reaktionsschema ist anders: Nicht Flasche, sondern notfalls Tablette. Durchatmen.
Aussichten: Weitermachen wie bisher. Corona hilft mir momentan (wobei es an Absurdität kaum zu überbieten ist, dass ich abstinent werde während die Alkoholverkäufe im Land um ein Drittel steigen) durch die fehlenden sozialen Kontakte - ich muss mir Strategien überlegen für die Zeit "danach".
Nachdem der anfängliche Zuckerjieper langsam nachlässt, hoffe ich auf ein wenig Bewegung auf der Waage, um ehrlich zu sein. Will mir aber nichts vornehmen - von wegen Druck, Perfektionismus etc. Ein Schritt nach dem anderen.
Liebe Grüße an alle, ich wünsche Euch viel Kraft & Erfolg und vor allem: Gesundheit!
Meine Tabletten-Vorräte gehen zur Neige, aber die Hausärztin schreibt nochmal ein Rezept auf und am 11. Mai habe ich den Termin bei der Neurologin zur Abklärung (auf Wunsch der Hausärztin), da bin ich gespannt. Nach wie vor bin ich bei 30 mg/Tag plus (an "schlimmen" Tagen) 10 mg Notfalldosis. Da Baclofen schön preiswert ist, kann das von mir aus bis an mein Lebensende so weiter gehen, wenn es denn unbedingt sein muss. Natürlich wäre es ungleich besser, wenn man es verschrieben bekäme - schon allein, um sich das "Betteln" beim Arzt zu ersparen.
Schwierigkeiten habe ich nur mit dem Trinken (von WASSER), da muss ich mich regelrecht dran erinnern/ zu zwingen. Mein Kopf hat noch nicht gelernt, dass man auch aus Gläsern ohne Stiel trinken kann.
Dafür hat mir mein zauberhafter Mann (da ich zu blöd bin ein Bild einzufügen eine Beschreibung) eine Trinkflasche geschenkt, die ernsthaft "Saufziege" heißt und in Abschnitten von Nipp-, Trink-, Schluck- bis hin zu Saufziege anzeigt, wie viel man getrunken hat - es ist sehr hilfreich in einer Ehe, wenn man den gleichen Humor hat!
Durch den Wassermangel (und weil sich der Wasserhaushalt wohl erstmal noch einpegeln muss) ist die Haut sehr trocken. Nix dramatisches!
Verbesserungen kann ich vor allem - abgesehen vom allgemeinen Wohlbefinden - hinsichtlich der Schlafqualität feststellen. Tief und fest wie ein Baby! Im Alltag ist der Kreislauf aus Unruhe, Schuldgefühlen, Scham (@Carina, Du weißt was ich meine! ) durchbrochen. Das ist eine riesige mentale Entlastung. Die kleinen und mittleren Katastrophen des Alltags (Kind demoliert 2 Monate alten Fernseher) und grundlegenden Verwerfungen (Dauerkonflikte mit den Eltern und was man sonst noch braucht für eine manifeste Depressionserkrankung) wehen mich nach wie vor an, aber das Reaktionsschema ist anders: Nicht Flasche, sondern notfalls Tablette. Durchatmen.
Aussichten: Weitermachen wie bisher. Corona hilft mir momentan (wobei es an Absurdität kaum zu überbieten ist, dass ich abstinent werde während die Alkoholverkäufe im Land um ein Drittel steigen) durch die fehlenden sozialen Kontakte - ich muss mir Strategien überlegen für die Zeit "danach".
Nachdem der anfängliche Zuckerjieper langsam nachlässt, hoffe ich auf ein wenig Bewegung auf der Waage, um ehrlich zu sein. Will mir aber nichts vornehmen - von wegen Druck, Perfektionismus etc. Ein Schritt nach dem anderen.
Liebe Grüße an alle, ich wünsche Euch viel Kraft & Erfolg und vor allem: Gesundheit!
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- Registriert: 17. Juni 2020, 18:46
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Re: Heureka! Baclofen & ich
Liebe Saufziege,
Du hast Alles so berührend beschrieben..Mich hat der Alkohol vor 50 Jahren gepackt,nach einem familiären Desaster-ja ich weiss, jeder hat eine Ausrede. Ich war damals 17. Aber inzwischen haben mir auch Ärzte gesagt, die nervösen Voraussetzungen seien "mir wohl in die Wiege" gelegt worden. Es scheint immer dasselbe zu sein: Die Sucht nach Entspannung..und unser Gehirn gewöhnt sich an diese Art der Entspannung, besonders , wenn man entsprechend disponiert ist.. Sei doch stolz, was Du im Leben schon erreicht hast..Deine Kinder..Alles Liebe, Seneca
Du hast Alles so berührend beschrieben..Mich hat der Alkohol vor 50 Jahren gepackt,nach einem familiären Desaster-ja ich weiss, jeder hat eine Ausrede. Ich war damals 17. Aber inzwischen haben mir auch Ärzte gesagt, die nervösen Voraussetzungen seien "mir wohl in die Wiege" gelegt worden. Es scheint immer dasselbe zu sein: Die Sucht nach Entspannung..und unser Gehirn gewöhnt sich an diese Art der Entspannung, besonders , wenn man entsprechend disponiert ist.. Sei doch stolz, was Du im Leben schon erreicht hast..Deine Kinder..Alles Liebe, Seneca
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