Baclofen Tagebuch
Die erste Woche ohne Baclofen in der Entzugsklinik, weil erstens der Entzug grob durch sein sollte und zweitens zum Wochenende keine neuen Medikamente gegeben werden. Okay
25.11.
Trinkwunsch (TW): Ja
Suchtdruck (SD, Craving): stark
den ganzen Tag an Alkohol gedacht, keine Abbruchgedanken jedoch auch kein Abstinenzwunsch mehr vorhanden. Psychologin riet zusätzlich zum Antidepressivum. Ich wollte jedoch Klarheit bei der Baclofeneinnahme und nicht zwei Medikamente "vermischen". Ausserdem könnte Bac ja auch auf meine Depressionen wirken. Direkt nach dem Abendessen dann die ersten 10 mg Baclofen und ichmeinte einen leichten Schwindel zu bemerken, kann mich aber täuschen
leichten Schwindel, intensiven Traum, Nackenverspannung weg 27.11.
Suchtdruck nicht so übermässig stark und alles beherrschend wie die letzten Tage, eher mal kaum heute.
Baclofen ab heute abend 25 mg 2 mal täglich, mir ging das zwar zu schnell aber habe ausser leichten Schwindel ab und zu keine Nebenwirkungen.
Bin irgendwie fitter hab ich das Gefühl aber das ändert sich bei mir täglich von daher... Habe heute mal in meine Musik reingehört die ich das letzte Jahr in meiner schwierigen Zeit immer gehört habe. Sie hat immer starke Gefühle, Suchtdruck und Depressionen begünstigt, ich kann hier genauer erkennen wie meine Gefühlslage sich ändert.
Heute war sie komischerweise schon nicht mehr so intensiv aber Alkohol ist ja auch ein Gefühlsverstärker, gerade bei Musik.
Und auch mein hauptcraving punkt nämlich Gedanken an meinen Freund wie wir schön gemütlich zusammen Bier trinken stelle ich mir nicht als erstes vor. Hier kann ich bald am besten sehen ob Bac wirkt.
28.11
Also das mit den intensiven Träumen kann ich bis jetzt bestätigen. Habe zwar keine Alpträume aber doch viel intensiver. War auch angstfrei, stand auf der Bühne wo ich sonst auch im Traum immer Lampenfieber hatte. Ich träume gerade von allen Menschen die mir wichtig sind.
Nebenwirkung wie erhöhten Schwindel hab ich von der Dosiserhöhung nicht bemerkt.
20.42
Ich weiss nicht wieso, aber mir gehts fantastisch.
Ich habe 2 mal 25 mg erhalten, keine Nebenwirkung.
Ich konnte mittags länger schlafen, sonst höchstens 1 Std, diesmal bis zur Abendrunde.
Eines bemerke ich heute, wenn ich an meinen Freund denke hege ich jetzt mehr nüchterne Gedanken. Wo ich mir vorher immer vorstellte wir machen uns das schön mit Bierchen dazu, kommen mir nun zig Ideen wie wir nüchtern unsere Zeit gut verbringen können. Ich will auch das er Bac probiert.
Noch etwas, ich hab mich entschlossen erstmal keinen Alk anzufassen, will die Zeit hier auch noch verlängern wenn möglich. Ich sollte ja ein Antidepressivum ausprobieren was ich aber noch nicht wollte, da ich mir klar sein will welches Mittel wie wirkt.
Der Abstinenzwunsch kam heute das erste mal, seit meinem Therapiebeginn im August.
29.11.
Ausser Schwindel (mal mehr mal weniger, heute noch stärker) und intensivere Träume (weniger Angst) hab ich keine Nebenwirkungen, glaube zu bemerken das Baclofen mir hilft. Ich bin speedy, redseliger, ziemlich gut drauf seit gestern, mein Antrieb ist gesteigert, neuen Optimismus und Zuversicht und hege immer mehr nüchterne Gedanken.
Heute hatte ich 5 Std Ausgang, war im Center einkaufen, in meinem Kiosk in dem ich immer Bier kaufte, zuhause und und und ... hab nicht einmal an Alkohol gedacht. Mag an Bac liegen, kann aber auch den Hintergrund haben dass ich aus dem Entzug fliege, weil ich ja pusten muss bei Rückkehr. Hab 2 mal 25 mg bekommen und will das erstmal bis Mitte nächster Woche so beibehalten.
Hab mein Bac Rezept vorhin auch eingelöst und 15€ für 100 mal 10 mg und mal nachgerechnet, das ich bei 100 mg täglich ja nur 10 Tage mit der Packung hinkommen würde. Werde mal mit der Krankenkasse sprechen.
30.11.
Bin ziemlich gut drauf, auch energiegeladen, denke gar nicht mehr an Alkohol.
Kann Einbildung sein, kann aber auch vom Bac kommen, geht jetzt schon seit 3 Tagen so. Von der Morgendosis heute kein Schwindel, sportlich aktiv, schwimmen und Gottesdienst. Mein Plan für zuhause ist stabil, falls der Suchtdruck weg bleibt.
Würde aber noch hier bleiben wollen zur Sicherheit und für einen besseren Abstand.
1.12
Heute hat mich meine Stimmungsschwankung eiskalt erwischt.
Meine Ziele und Pläne der letzten Tage verblassen oder werden wieder umgeworfen, positiv ist gerade gar nichts, mag nicht mehr.
Bezweifle gerade ob mein Hoch vom Bac kam.
Craving hab ich auch, würde gern abbrechen und trinken wenn ich ehrlich bin und bin in so einer Stimmung Alkoholikerin bleiben zu wollen, weil ich nicht kämpfen und das aushalten mag und mit Alk gerade noch alles erträglich ist. Natürlich weiss ich das es nicht stimmt und nach 3 Tagen saufen jammer ich dann wiederum über Alkohol.
Dosiserhöhung hab ich nicht in Erwägung gezogen da ich hier ja vor einem Rückfall "sicher" bin. Konnte mich zu keinerlei sportlichen Aktivitäten aufraffen. Ich habe jetzt noch ein Antidepressiva in petto falls die Bac Dosiserhöhung später nicht gross was ändert. Mal sehen ob die Abenddosis noch was ändert heute.
NW keine, auch kein Schwindel, Träume jedoch klar und intensiv, Dosis 2 mal 25 mg
2.12.
Stimmung geht so, TW nicht weg, zuhause wäre ich wohl schon rückfällig, Tagesdosis 75 mg, Träume realitätsnah aber lustig
5.12
keine Veränderungen, Stimmung und Ängste gleichbleibend, nicht positiv, kein Suchtdruck und vermehrt nüchterne Gedanken, jedoch kein ausreichendes Schutzgefühl vor Alk, NW keinen Schwindel mehr, auch keine Träume, jedoch Ohrenflattern, Flimmern (Art von Tinitus?) oder so seit Tagen
Dosis konstant 3 mal 25 mg
6.12
War heute im Kaufhaus AEZ Hamburg und hab in 4 Std nichts gekauft. Das ist unglaublich denn ich kauf immer irgendwas. Die gleiche Erfahrung hat Olivier Ameisen auch in seinem Buch geschildert.
Bac dämpft den Kaufzwang, haha
NW keine
SD weg TW nicht vorhanden, obwohl sie im AEZ schon Mittags alle ihren Alkohol da offen in den Restaurants getrunken haben
9.12
Nehme jetzt das Citalopram dazu und bin vermehrt müde und ich fress hier wie ein Scheunendrescher, steig gleich auf die Waage und entscheide dann ob ich eine Diät beginne. Denn noch ne Baustelle in Form von Übergewicht kann ich nicht brauchen für mein abstinentes Leben. Ob das von den Medis kommt oder davon das man hier 3 mal täglich essen muss, was man auch gerne tut weiss ich nicht. Jedenfalls esse ich in Gesellschaft viel mehr, das hab ich in der Therapie schon gemacht.
Ich liege den ganzen Tag im Bett und lese, hab in den 3 Wochen nicht einmal mein Rad benutzt auch zur Schwimm und Sporthalle kann ich mich nicht aufraffen so wie ich es geplant hatte, ohne Alkohol fehlt mir komplett der Antrieb. Weinerlich bin ich nicht mehr und soviel grübel ich auch nicht. Kommt wohl vom Bac, Bin bissl abgestumpft. Viele Gruppen haben wir hier ja nicht. Heute wäre mein Entlassungstermin, morgen gehe ich jedoch nochmal auf eine andere Station für Doppeldiagnosen Alkohol und Depressionen. Entweder bis kurz vor Weihnachten oder bis Anfang Januar
Abends hab ich jetzt ein Ohrenflimmern so als wenn man zu breit, zu lange, laute Musik hörte, das kommt wohl vom Bac denn das hatte ich schon vor Citalopram
NW irgendwie keine, auch Träume sind nicht mehr anders oder intensiv,
SD ist weg TW auch, trotzdem werde ich die 75 mg zuhause erhöhen, mal sehen wenn das Cit. wirkt ob ich mich mal zu irgendwas aufraffen kann. Denn ändern muss ich mein Leben definitiv, nur mit Baclofen ists nicht getan und ich bin auch bereit alle Gefühle auszuhalten die da kommen werden. Ich war schon mal 2 Jahre trocken und so dramatisch war es auch nicht, man fällt nicht in ein superdunkles Loch und kann keine Gefühle mehr nüchtern aushalten, so gings mir die letzten Monate, also schlimmer kanns nicht werden
12.12.
Hier auf der anderen Station kann mir Bac doch höher dosiert werden was ich nicht wusste, ich dachte mehr als 75 mg geben sie generell nicht.
Die Ärztin wollte mir heute gleich 3 mal 50 mg geben, das wäre aber die doppelte Dosis von dem was ich die letzte Woche nahm. Das ging mir zu schnell, ich nehme jetzt 25/50/25 mg und in ein paar Tagen auch morgens 50 mg.
Bürokratenkram kann ich hier gut erledigen und nächste Woche fahr ich dann wohl doch schon nach Hause.
Selbsthilfegruppe, Baclofen und evtl ne Psychotherapie, meine Wohnung renovieren Scheidung und im Frühling eine geeignete Arbeit für mich finden. Fühl mich relativ stabil und könnte das so schaffen. Wenn das Citalopram noch meinen Antrieb steigert (wird jetzt auch erhöht) kann nichts mehr schief gehen. Ich will das mein Freund auch Bac ausprobiert weil seine Alkoholkrankheit ja auch Risiko ist für meine Abstinenz und unsere Beziehung ist
SD weg, TW weg, Träume weg
NW starkes Ohrflimmern (flattern), meist ab nachmittags bis zum schlafen durchgehend ausser bei Bewegung und Ablenkung ), Schwindel nach Dosiserhöhung auf 50 mg aber da kann ich mit umgehen
13.12.2014
Nun war ich die ganze Zeit auf Nebenwirkungen wie Schwindel und Müdigkeit vorbereitet und meinte damit würde ich bis an meine Grenzen gehen können. Und was ist ? Ich hab eine ganz andere, Dieses Ohrensausen Flimmern Flattern Klirren Tinitus wie auch immer, macht mich wahnsinnig !! Nach der 50 mg Dosis Mittags ist es noch schlimmer. So werde ich Bac wohl nicht erhöhen vorerst. Zuhause evtl 12,5 mg mal zwischendurch, aber eine 50 mg Dosis auf einmal ist mir too much. Auch wenns morgen vielleicht weg wäre, und es keine schlimme NW ist, mir reichts. Werde heute auf meine Abenddosis verzichten, ist gerade nicht auszuhalten. Ok, wenn ich mich bewege gehts weg, aber mal sehen... Kein Trinkwunsch und kein Suchtdruck
14.12.
Ich habe heute nochmal die 50 mg Dosis genommen, meinte erst der Tinitus war weg, kam dann aber doch am Nachmittag und bleibt bis ununterbrochen jetzt (22 Uhr)
so das ich morgen reduziere auf wieder 3 mal 25 mg
Der Pfleger meinte, könnte auch von der Kombi Cit und Bac kommen. Und das ist ja was ich eigentlich vermeiden wollte, das verwaschen von NW, nichts kann man mehr eindeutig nachweisen. Aber morgens hab ichs nicht nur ab der Mittagsdosis bei 50 mg.
Vielleicht bin ich ja auch hier ein Sensibelchen und kann die Dosis die mir vorschwebte gar nicht erreichen. Hab für mich nämlich eine Tagesdosis von knapp 240 mg ausgerechnet.
16.12.
Werde übermorgen nach Hause fahren, mit einer Tagesdosis von 75 mg, jeglicher Versuch höher zu dosieren scheitert jetzt. Der Tinitus bleibt, auch wenn ich 25/25 und nur abends 37,5 nehme.
SD hab ich hier auch nicht, was zuhause ist mal sehen, Option ne Notpille zwischendurch
TW und SD weg
19.12
So, erste Nacht wieder zuhause.
Ich habe überhaupt keine Anzeichen von Suchtdruck, auch kein Trinkwunsch noch Gedanken an Alkvergangenheit den ich hier ja zuletzt so heftigst konsumiert habe. Auch nicht wenn ich an meinen Freund denke den ich jetzt bald sehe und der evtl rückfällig sein kann.
Das ist für mich ein voller Erfolg !

Abstinenzwunsch ist stark.
Habe seit 3 Tagen Kopfschmerzen, heute extrem (hoffentlich nicht die nächste NW) und immernoch dieses Ohrenflimmern ab nachmittags. Nicht mehr so schlimm und seit Dosisreduzierung nur noch auf einem Ohr, witzig. Trotzdem nervts ungemein.
Werde jetzt noch ein paar Tage bei 3 mal 25 mg morgens, mittags, abends, bleiben und dann vielleicht gucken ob ich nur vor und nachmittags 25 mg nehme (da ich abends selten Craving bekomme) und halt bei Akutbedarf eine Notration. Woher weiss ich denn wann meine Erhaltungsdosis erreicht ist?