Baclofen Forum gegen Alkoholsucht

Hallo an alle,

Irgendjemand, ich glaube Sunny, hat in einem Bericht geschrieben das " Gründe zum Rückfall wie Sand am Meer" gibt. Warum ich dieses Treat eröffne ist weil ích eigentlich und wohl etwas naiv, dachte das mich jetzt nichts mehr so schnell aus der Bahn schmeisst, um wieder Alk. zu trinken. Diese Woche hatte ich ein Problem mit meinem Chef, wo ich vorher auf jeden Fall zur Flasche gegriffen hätte um den Frust, Angst, etc. zu ertragen, habe es aber nicht getan und war sehr stolz auf mich. Heute dann habe ich erfahren das 2 Bekannte, keine Freunde, nur Leute die ich kenne, tödlich verunglückt sind. Beide nicht alt, um die Mitte 50 und beide sind an einem Herzinfarkt gestorben. Eigentlich hätte mich das nicht so aus der Bahn werfen dürfen, hat es aber und nun sitze ich und trinke sehr gelassen meinen Wein. Ich weiß das morgen alles wieder alles ok ist, im Notfall erhöhe ich ein bisschen das Baclofen um keinen Druck zu haben. Druck hatte ich heute auch nicht, aber es war einfach dieses Bedürfnis da was zu trinken, um nicht nachdenken zu müssen, etc. Ist das normal?

Und noch eine Frage....an diejenigen die in einer Partnerschaft leben oder verheiratet sind und der Partner von Bac weiß, hat derjenige eine Veränderung an euch bemerkt? Ich bekomme seit neuesten zu hören das ich so "Still" bin und das stimmt auch, ich bin mit meinen Gedanken sonst wo, aber nicht so wirklich bei meinem Partner. Denke an Gott und die Welt, 30 Sekunden an eine Sache und 30 Sekunden an eine andere und vergesse eh die Hälfte.

Würde mich interessieren was ihr zu sagen habt.
Lg, argentina

Hallo argentina,
dieses Phänomen kenne ich auch. Ich unterscheide zwischen Rückfall, Vorfall und Trinkwunsch. Einen Rückfall hattest du nicht. Das wäre, wenn all deine Entwicklung, BAC usw. wie weggeblasen ist, dein Verhalten wieder am Punkt Null ansetzt, was Gründe und Trinkmenge angeht. Wie du an der Sache mit deinem Chef siehst, ist das nicht der Fall. Ganz viele alte Trigger, emotional aufwühlende Situationen, nimmt man bewusster wahr, ist gewappnet und kann inzwischen besser damit umgehen. In den Nicht-Trink-Zeiten waren wir ja nicht untätig und haben etwas gelernt.
Ein Vorfall ist, wenn einem kurzfristig die Puste ausgeht, und man alte Mechanismen mit alten Mitteln zu lösen versucht, weil man noch keinen neuen Umgang damit umsetzen kann. Zum Beispiel, der Hund stirbt, Ärger mit den Eltern, dem Freund und es wird einem zuviel, man trinkt 1-2 Tage was, und hört wieder damit auf, lernt wiederum daraus und beim nächsten Mal gibt es einen Entwicklungsschub, wo man sagt "Hey, das kenn ich, ich konfrontiere besser meine Eltern, den Freund mit meinen Gefühlen, statt zu Trinken" sonst fall ich in alte Muster. Mein Hund wird nicht lebendig, wenn ich mich selbst schädige, das ist nur eine Ausrede, um zu Trinken. Jeder ist traurig bei sowas, ich weine, bis es mir besser geht und ich den Schmerz verarbeitet habe.
Und dann ist da noch der Trink-Wunsch. Der hartnäckigste aller Kandidaten, der ist das eigentliche Suchtgedächtnis, weil es so verdammt verführerisch ist.
Hier kommt ins Spiel, dass es auch schön war, zu Trinken, sich aufzulösen. In den Raum von Trost und Wärme zu gehen.
"Druck hatte ich heute auch nicht, aber es war einfach dieses Bedürfnis da was zu trinken, um nicht nachdenken zu müssen, etc. Ist das normal? "
Normal ist das. Hier hört die Fähigkeit von "Pille statt Pulle" auf, nein anders, du hast erst durch BAC die neue Fähigkeit, das Bedürfnis überhaupt wahrzunehmen. Jetzt bist DU gefragt. Bei mir stellt sich der Trinkwunsch grade ein, wenn ich Nachdenken WILL, bei Langeweile, und zwar alles ohne Suchtdruck.
Jetzt wird klar, warum Baclofen zusammen mit Psychotherapie/ SHG usw. erst voll wirksam wird. Craving ist weg, wieso trinkt man dann immer noch?? Da kommt man sich erst Recht klein und mies und schuldig vor....
Was machen "normale" Leute mit diesen Gefühlen, in diesen Situationen? Beobachte, frage da nach. Kommuniziere. Hier fehlt uns Alkis ein Entwicklungsschritt, den wir weggesoffen haben. Das dauert, den nachzuholen.
Manche heulen sich aus, andere laufen Marathon, lesen ein Buch, meditieren, spielen Schach, andre werden boshaft, Essen das Gefühl weg oder versuchen mit den AA gegen diese Wand zu rennen....
Hier fängt die KUNST an, ein gelungenes Leben zu leben.
Wo krieg ich meine kleinen Fluchten im Alltag her? Musst du mal genau anschauen, was könnte dir eine Entspannung geben, die der Wirkung von Alkohol entspricht. Böse Falle, weil so leicht wie mit Alk gibt es nichts Entsprechendes. Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.

Zur zweiten Frage
"Ich bekomme seit neuesten zu hören das ich so "Still" bin und das stimmt auch, ich bin mit meinen Gedanken sonst wo, aber nicht so wirklich bei meinem Partner. Denke an Gott und die Welt, 30 Sekunden an eine Sache und 30 Sekunden an eine andere und vergesse eh die Hälfte."
(hier wirds halbwissenschaftlich, weil sich Klein-Lieschen die Welt erklärt, ich versuchs trotzdem)
Baclofen-Pillen sind keine Smarties. Es setzt am Gaba-Rezeptor an, die Dopamin-, sprich Belohnungsrezeptoren werden neu sortiert. Komisch wäre, wenn sich nichts verändert. Bist du halt in einer Umsortierungs-Phase. Erstmal an BAC gewöhnen, die Wuschigkeit verschwindet wieder, glaube ich, wenn nicht, langsam runter dosieren, oder auch hoch, bis wieder ein Gleichgewicht da ist. Geduld. Muss die Umwelt mal aushalten, dass du nicht subito funktionierst. Musst DU aushalten, dass du nicht ratzfatz wieder funktionierst. Nochmal Geduld. Problem erkannt Problem gebannt is nicht. Nochmal Geduld.
Hoffe, das hilft ein bisschen auf dem Weg,
ganz liebe Grüße
Conny

Nachtrag
"Heute dann habe ich erfahren das 2 Bekannte, keine Freunde, nur Leute die ich kenne, tödlich verunglückt sind. Beide nicht alt, um die Mitte 50 und beide sind an einem Herzinfarkt gestorben. Eigentlich hätte mich das nicht so aus der Bahn werfen dürfen,"
Wenn dich das nicht aus der Bahn werfen darf, was dann?

hallo Argentina,
ja, ich hatte geschrieben, dass es Gründe wie Sand am Meer gibt und ein Alkoholiker wird immer wieder Gründe/Anlässe finden, um vor sich selber einen Rückfall rechtfertigen zu können. Und wenn ich einen Grund hatte um wieder zur Flasche zu greifen....ist doch der Rückfall gar nicht schlimm oder?
Ich denke, jeder von uns hier hat sein Päckchen privat zu tragen gehabt oder hat es noch und es gab im Leben immer wieder Rückschläge, die uns haben zur Flasche greifen zu lassen. Diese Rückschläge wird es immer geben. Solange nicht jeder von uns seine individuellen Bewältigungsstrategien gefunden hat, solange werden wir Gründe für Rückfälle haben u. sicher auch finden.
Ich kenne das zu gut. In meiner Therapie hat mal ein Therapeut zu mir gesagt: Ich hätte auch gesoffen, wenn ich ihr Leben gehabt hätte . Ich mag jetzt nicht die ganze Lebensgeschichte erzählen nur soviel: Alleinerziehend mit drei Kindern, wovon drei Kinder schwerbehindert sind. Da lassen sich Gründe finden, die ich hier gar nicht aufzählen mag.
Dazu Hausverkauf, Umzug, Geldsorgen, Tod der Eltern innerhalb von vier Wochen und so vieles mehr.

Ich denke, du verstehst was und wie ich das meine? Ich bräuchte jetzt nicht aufzuhören, wenn ich heute schon weiß, das es bei mir immer und immer wieder Situationen und Vorkommnisse geben wird, wo ich es mir leicht machen kann und einfach wieder zur Flasche greifen werde. Aber: ICH WILL NICHT MEHR . und wenn ich weiß oder merke, dass ich Gefahr laufe, dass mich etwas umhauen wird und kann, dann muss ich für diese Fälle Alternativen zum Alkohol haben und finden. Das geht sicher nicht von heute auf morgen. Aber ich arbeite dran.
Wenn man über Suchtdruck reden kann und zur Freunden gehen kann ....dann ist schon viel gewonnen und der erste Druck ist weg.
Ein Lebenspartner/Ehepartner der zu einem steht, ist natürlich dabei Gold wert. Den habe ich aber leider nicht und muss so vieles mit mir selber ausmachen.

Alles Liebe für dich!

Sunny

Hallo ihr zwei,
Vielen Dank für die Antworten. Mir geht es wieder "gut" . Eigentlich war das auch mal wieder ein AHA Erlebnis, WEIL, wenn ich sonst mal so meine "Trinkausrutscher" hatte, hatte ich am nächsten Tag ein furchtbar schlechtes Gewissen und war zu Tode betrübt und VOR ALLEM hatte ich Lust weiter zu trinken! Heute war nichts davon zu spüren, ich hatte überhaupt kein schlechtes Gewissen und hatte sogar einen regelrechten Ekel vor Alkohol, was ich glaube ich noch NIE hatte!!!!!!!!!! Im großen und ganzen war es also alles sehr positiv und vor allem freue ich mich das es mir heute wieder gut geht und keine Lust habe zu trinken!!!

Schönen Abend noch,
Argentina