Hallo Benno!
Herzlich willkommen im Forum
. Schön, dass Du da bist
.
Und vielen Dank für Deine ausführliche Vorstellung
. Leider ist es gesellschaftlich (und natürlich im Job) immer noch ein Stigma, wenn man an einer Abhängigkeitserkrankung leidet.
Zunächst mal ist wichtig, dass Du weißt, dass Deine Abhängigkeit nichts mit Willensschwäche oder fehlender Disziplin etc. zu tun hat. Schuld daran ist das sog. Craving. Unser erklärt einiges und kann auch so manches Schuld-, Scham- und Versagensgefühl nehmen bzw. relativieren.
Hier setzt Baclofen an. Aber Baclofen ist keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen und rückfällig werden, eindämmen. Es schlägt einem das Glas aber nicht aus der Hand.
Vielmehr kann es Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben:
Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.
Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger
.
Weil ich nicht genau weiß, wie weit Du schon in der Materie "drin" steckst, sind hier zunächst mal ein paar Links mit Informationen zu Baclofen:
Einen ersten Überblick rund um das Medikament findest Du in unserer Rubrik , konkreter im und .
Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel , den man auch finden kann.
Genaueres zur Dosierung und Therapie steht im .
Desweiteren lohnt sich die Lektüre des Buches . Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.
Da wir unsere aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) nochmal kurz mit einer anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann per E-Mail bei Dir melden.
In Deinem Fall wäre es wahrscheinlich das beste, "zweigleisig" zu fahren. Das heißt, Baclofen in Anlehnung an den bzw. die Dosierungstabellen im Forum langsam einzuschleichen und parallel zu versuchen, den Alkohol zu reduzieren.
Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit, ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes. Dann auf dieser Stufe (bei der erste Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter. Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis
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Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.
Wenn Du ein bisschen Geduld mitbringst und Dich an die Dosierungsempfehlungen (langsames Einschleichen des Medikaments) hältst, stehen die Chancen ziemlich gut, dass Du bereits recht bald erste Erfolge verbuchen
kannst
. Das hängt auch damit zusammen, wie viel Alkohol parallel noch konsumiert wird.
Da Alkohol und Baclofen vereinfacht gesagt biochemische Gegenspieler sind und sich zum Teil antagonisieren ("neutralisieren", gegenseitig aufheben), kann es mit Beikonsum eventuell etwas länger dauern, bis erste Erfolge mit Baclofen einsetzen. Was natürlich nicht bedeutet, dass Du jetzt abrupt mit dem Alkoholkonsum aufhören sollst (das kann gefährlich sein). Mit der Devise "So viel Alk wie nötig, so wenig wie möglich" bist Du denke ich am Anfang erstmal auf der sicheren Seite. Gut möglich, dass Du mit dieser Methode nach ein paar Tagen/Wochen komplett auf den Alkohol verzichten kannst.
Zusätzlich könntest Du natürlich auch von den anxiolytischen ("angstlösenden") und antidepressiven Eigenschaften des Medikaments profitieren.
Was die Kosten anbelangt: Baclofen mit der Indikation "Alkoholabhängigkeit" ist immer eine private Leistung, weil das Medikament keine Zulassung für diese Behandlung hat. Manchmal rechnen Ärzte die Blutuntersuchung und Beratung trotzdem über die Kasse ab (mit einem anderen Schlüssel) und verschreiben das Medikament dann auf Privatrezept. Da auf Baclofen aber kein Patentschutz mehr liegt, ist das Medikament als Generikum vergleichsweise .
Manche Ärzte verlangen eine Kostenpauschale (+/- 50 Euro im Monat, um die Laborkosten und sonstigen Behandlungselemente zu decken). Das ist aber auch noch absolut okay, finde ich.
Alles Gute einstweilen! Das wird schon...
!
Papfl