Hallo hope73!
hope73 hat geschrieben:Ich habe mich selbst so raufdosiert, weil ich im Internet gelesen habe, dass viele eine hohe Dosis zu sich nehmen.
Es ist schon richtig, dass zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit mit Baclofen mitunter hohe Dosen des Medikaments notwendig sind, aber man muss sich
gaaanz langsam und in
gaaanz kleinen Schritten an seine individuelle Dosis rantasten.
Einen Anhaltspunkt, wie man Baclofen einschleichen kann, geben
diese Dosierungstabellen, die dem
Leitfaden für die Anwendung entnommen sind.
Ich hab's oben schon geschrieben: Alkohol und Baclofen sind in gewisser Weise biochemische Gegenspieler. Wenn Du viel Alkohol trinkst, kann Baclofen nicht so wirken, wie es soll.
Natürlich solltest Du den Alkohol jetzt auf gar keinen Fall abrupt absetzen, weil es dann unter Umständen zu einem Krampfanfall oder schlimmstenfalls sogar zum Delir kommen kann.
Eine bewährte Vorgehensweise wäre gewesen: Den Alkohol langsam ausschleichen (also z. B. jeden Tag ein Glas Wein weniger trinken oder auf Schorle umsteigen, den Jägermeister am besten ganz weglassen) und parallel dazu Baclofen langsam in kleinen Schritten aufdosieren. Warten, bis erste Nebenwirkungen auftreten. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes. Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder.
Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter. Irgendwann kommst Du an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis
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Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass Du bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hast.
Nun bist Du aber schon bei 120 mg Baclofen (!!!). Mit "grenzwertig" meine ich, dass viel Baclofen und viel Alkohol in Kombination mitunter ebenfalls psychotische oder delir-ähnliche Zustände auslösen können.
Und da Du Baclofen auch nicht abrupt absetzen solltest, würde ich an Deiner Stelle gemeinsam mit meiner Ärztin morgen mal eine Vorgehensweise in Erwägung ziehen, die in etwa so aussieht:
Baclofen erstmal langsam wieder abdosieren. Alle drei Tage etwa 15-20 mg weniger. Wenn's irgendwie geht, parallel dazu auch den Alkohol langsam runterfahren.
Wenn es Dir so gelingt, bei ungefähr einer Flasche Wein und 75 mg Baclofen anzukommen, sehen wir weiter.
Wäre vielleicht nicht schlecht, wenn Du Deiner Ärztin morgen einen Ausdruck des
Leitfadens für die Anwendung mitbringen würdest.
Das wichtigste bei der Baclofen-Therapie ist Geduld. Ist nicht immer leicht, ich weiß - aber damit steht und fällt der Therapie-Erfolg.
Halt die Ohren steif und berichte bitte, wie's bei der Ärztin war!
Papfl