Dr_Domuch stellt sich vor
Verfasst: 10. Dezember 2013, 13:47
Hallo zusammen,
ich hatte mich schon ganz kurz vorgestellt, möchte das aber ausführlicher nachholen. Um nochmal eins klarzustellen, damit es keine Missverständnisse gibt: ich werde mich nicht an dem Ärzteboard beteiligen, ich will meine Anonymität derzeit beibehalten.
Ich weiß, dass damit ein gewisses Misstrauen entstehen kann, das ist in Ordnung. Vorsicht ist im www keine dumme Idee, das gilt halt auch für mich.
Ich bin 57 Jahre alt, Psychotherapeut mit Schwerpunkt Psychotraumatologie. In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten behandele ich einige (18, davon derzeit 5 aktiv) Baclofen-Klienten im Hinblick auf ihre Alkoholabhängigkeit. Ich arbeite in einer Praxisgemeinschaft im Raum Köln-Bonn sowie gelegentlich und bei Bedarf bei einer guten Freundin im Raum Wien. Hier wurden/werden etwa 40 Baclofenklienten behandelt.
Zu mir: nach einem sehr guten Abitur, sehr gutem Studienabschluss in Psychologie und guter Therapeutenausbildung (psychodynamisch) habe ich mich recht jung als Therapeut selbsändig gemacht. Und ich war gut, saugut. Im Grunde war ich der Beste.
Dann verlor ich zum ersten Mal eine Klientin, Nicole. Sie wurde 17 Jahre alt. In ihrem Abschiedsbrief entschuldigte sie sich bei ihren Eltern, bei ihrer Schwester - und bei mir. Ich habe nichts gemerkt. Nichts. Wir waren auf einem so guten Weg. Klar, sie war ja bei mir, dem besten Therapeuten seit Jesu Kreuzigung. Am Abend ihrer Beisetzung war ich betrunken. Den Abend danach auch, und den nächsten. Und alle weiteren für die nächsten fünf Jahre. Ich gab meine Praxis auf, nachdem ich noch ein paar Wochen weiter praktiziert habe. Ich konnte nicht mehr. Ich sah in jedem Gesicht den Tod - und mein Versagen.
Nach fünf Jahren wollte ich aufhören zu trinken und schaffte es nicht. Ich ging zum Therapeuten, Selbsttherapie klappt auch bei Psychotherapeuten in der Regel nicht.
Ich kann und will die einzelnen Stationen jetzt und hier nicht darlegen, aber es dauerte nochmal fünf Jahre, mit Rückfällen, Entgiftungen, Schwüren, Neuanfängen, bis ich endlich 'raus war. Das ist nun wieder fünf (fast sechs) Jahre her. Seitdem bin ich trocken wie Zwieback und arbeite wieder sehr erfolgreich als Therapeut.
Nur der "Beste", der will ich nie wieder werden.
Wenn also Fragen sind zur Psychologie im weiteren Sinne (bitte keine Online-Therapie, das kann nicht klappen), fragt ruhig, ich versuche dann, zu antworten. Ich kenne die Schützengräben der Hölle.
LGDD
ich hatte mich schon ganz kurz vorgestellt, möchte das aber ausführlicher nachholen. Um nochmal eins klarzustellen, damit es keine Missverständnisse gibt: ich werde mich nicht an dem Ärzteboard beteiligen, ich will meine Anonymität derzeit beibehalten.
Ich weiß, dass damit ein gewisses Misstrauen entstehen kann, das ist in Ordnung. Vorsicht ist im www keine dumme Idee, das gilt halt auch für mich.
Ich bin 57 Jahre alt, Psychotherapeut mit Schwerpunkt Psychotraumatologie. In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten behandele ich einige (18, davon derzeit 5 aktiv) Baclofen-Klienten im Hinblick auf ihre Alkoholabhängigkeit. Ich arbeite in einer Praxisgemeinschaft im Raum Köln-Bonn sowie gelegentlich und bei Bedarf bei einer guten Freundin im Raum Wien. Hier wurden/werden etwa 40 Baclofenklienten behandelt.
Zu mir: nach einem sehr guten Abitur, sehr gutem Studienabschluss in Psychologie und guter Therapeutenausbildung (psychodynamisch) habe ich mich recht jung als Therapeut selbsändig gemacht. Und ich war gut, saugut. Im Grunde war ich der Beste.
Dann verlor ich zum ersten Mal eine Klientin, Nicole. Sie wurde 17 Jahre alt. In ihrem Abschiedsbrief entschuldigte sie sich bei ihren Eltern, bei ihrer Schwester - und bei mir. Ich habe nichts gemerkt. Nichts. Wir waren auf einem so guten Weg. Klar, sie war ja bei mir, dem besten Therapeuten seit Jesu Kreuzigung. Am Abend ihrer Beisetzung war ich betrunken. Den Abend danach auch, und den nächsten. Und alle weiteren für die nächsten fünf Jahre. Ich gab meine Praxis auf, nachdem ich noch ein paar Wochen weiter praktiziert habe. Ich konnte nicht mehr. Ich sah in jedem Gesicht den Tod - und mein Versagen.
Nach fünf Jahren wollte ich aufhören zu trinken und schaffte es nicht. Ich ging zum Therapeuten, Selbsttherapie klappt auch bei Psychotherapeuten in der Regel nicht.
Ich kann und will die einzelnen Stationen jetzt und hier nicht darlegen, aber es dauerte nochmal fünf Jahre, mit Rückfällen, Entgiftungen, Schwüren, Neuanfängen, bis ich endlich 'raus war. Das ist nun wieder fünf (fast sechs) Jahre her. Seitdem bin ich trocken wie Zwieback und arbeite wieder sehr erfolgreich als Therapeut.
Nur der "Beste", der will ich nie wieder werden.
Wenn also Fragen sind zur Psychologie im weiteren Sinne (bitte keine Online-Therapie, das kann nicht klappen), fragt ruhig, ich versuche dann, zu antworten. Ich kenne die Schützengräben der Hölle.
LGDD