Das erste Mal im Leben wegen Alk beim Arzt...
Verfasst: 19. April 2010, 19:51
Puhhh…., geschafft! Ich muss erst einmal zu mir kommen, fühle mich noch völlig gestresst. Es ist ein ganz seltsames Gefühl – klein und erbärmlich, aber gleichzeitig ganz groß und irrsinnig mutig. Irgendwie komme ich da grad nicht drauf klar. Und ja – ich trinke jetzt Wein, um mich selbst von der Palme zu holen. Aber ich wollte ja berichten…
Also – ich heute zu meiner Ärztin hin. Schon den ganzen Tag hat mich der Gedanke verfolgt, wie ich es ihr sagen soll. Man kramt nach Worten und legt sich einen Plan zurecht und dann – alles ganz anders (wie immer).
Die Schwester in der Anmeldung lächelt verheißungsvoll und erklärt, dass Frau Dr. nur früh da wäre, am Nachmittag arbeitet ein Arzt. Hääää….? Als ich das letzte Mal in der Praxis war (ist ewig her, ich bin selten krank), gab es dort nur zwei Ärztinnen. Aha…? Na gut, das Wartezimmer war ziemlich leer, ergo – es war eh nicht viel Zeit, da noch lange rumzuwundern oder gar zu flüchten. Ich bin dran, marschiere ein und – sitze vor einem hübschen Kerlchen aus der Pfalz. Sch…., ich wäre am liebsten in der Erde versunken. Er schaute mich erwartungsvoll, schon fast fröhlich, durch seine Brille an und ich in meiner Unbeholfenheit haue nur raus: „Ich bin alkoholkrank“. Ich glaube, der Doc war selbst ein wenig erschrocken. Auch er hat mir nichts angesehen (ich war gestern brav, weil nichts im Haus war – höhö) und seine Augen haben sofort gesucht (ohne Ergebnis).
Aber, er war richtig klasse und hat ganz ruhig reagiert. Er hat sofort erkannt, dass ich das nicht witzig meine und fing vorsichtig an, mich auszufragen. Ich habe alles wahrheitsgemäß erzählt (am Anfang noch recht stockend, aber dann doch schneller und klarer werdend), habe ihm meine Leberzeichen gezeigt (Innenhandballen rot, 2 kleine Spider Naevis auf der Wange) und er hat mich ohne dämliche Ratgebersprüche erzählen lassen. Im Abriss ist folgendes Ergebnis bei dem Gespräch heraus gekommen:
Er hat das Buch angenommen und wird es lesen (ich konnte ihm in einem kurzen Abriss erklären, warum ich so aufgeregt deswegen bin und ich glaube, er ist jetzt doch etwas neugierig geworden).
Er hat mir noch kein Rezept gegeben (das war mein Wunsch, um ihn nicht unter Druck zu setzen - nach so langer Zeit Alk kommt es jetzt auf 2 Wochen auch nicht mehr an).
Er macht jetzt erst einmal ein großes Screening mit mir (Leber-Sono, Thorax und Bauchraum röntgen, Blutwerte hoch und runter – die Schwester hat gleich abgezapft -, irgend einen Leber-Langzeittest für 20,00 € zahle ich selbst und gerne), also alles komplett.
Abgehorcht und rumgeklopft (kein Befund)
Er hat ohne blöden Kommentare akzeptiert, dass ich auf keinen Fall zu den AA’s will, aber er fand gut, dass ich bereit bin, zu einem Psychologen zu gehen (wer weiß, was da noch alles ans Licht kommt)
Wir werden weiter reden und beratschlagen, wenn alle Werte vorliegen, ich soll anrufen und mit der Schwester einen Termin machen (er hat nächste Woche Urlaub).
Und dann das Schlimmste: guckt er mich nach meiner ganzen Erzählerei doch ganz ruhig an und meinte, dass er es super findet, dass ich zu ihm gekommen bin. Und ich Doofe kriege die Tränen in die Augen (genau das wollte ich nicht, aber da bin ich dann doch eingebrochen). Unterwegs konnte ich sie noch halbwegs verdrücken, aber jetzt muss andauernd unterbrechen. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben – völlig geklatscht und trotzdem total erleichtert.
Ich glaube, er war meinem Denkansatz nicht verschlossen, weil ich ehrlich war. Ich mache jetzt alle Tests (davor habe ich nun komischerweise gar keine Angst) und das nächste Mal gehe ich schon in einer besseren Verfassung zu ihm.
Wie gesagt, ich kann mein derzeitiges Gefühl nicht richtig beschreiben, aber ich merke, dass ganz viel Angst aus mir raus geht/ging. Das ist ein wahnsinnig gutes Gefühl. Ende offen….
Liebe Grüße. Ute
Also – ich heute zu meiner Ärztin hin. Schon den ganzen Tag hat mich der Gedanke verfolgt, wie ich es ihr sagen soll. Man kramt nach Worten und legt sich einen Plan zurecht und dann – alles ganz anders (wie immer).
Die Schwester in der Anmeldung lächelt verheißungsvoll und erklärt, dass Frau Dr. nur früh da wäre, am Nachmittag arbeitet ein Arzt. Hääää….? Als ich das letzte Mal in der Praxis war (ist ewig her, ich bin selten krank), gab es dort nur zwei Ärztinnen. Aha…? Na gut, das Wartezimmer war ziemlich leer, ergo – es war eh nicht viel Zeit, da noch lange rumzuwundern oder gar zu flüchten. Ich bin dran, marschiere ein und – sitze vor einem hübschen Kerlchen aus der Pfalz. Sch…., ich wäre am liebsten in der Erde versunken. Er schaute mich erwartungsvoll, schon fast fröhlich, durch seine Brille an und ich in meiner Unbeholfenheit haue nur raus: „Ich bin alkoholkrank“. Ich glaube, der Doc war selbst ein wenig erschrocken. Auch er hat mir nichts angesehen (ich war gestern brav, weil nichts im Haus war – höhö) und seine Augen haben sofort gesucht (ohne Ergebnis).
Aber, er war richtig klasse und hat ganz ruhig reagiert. Er hat sofort erkannt, dass ich das nicht witzig meine und fing vorsichtig an, mich auszufragen. Ich habe alles wahrheitsgemäß erzählt (am Anfang noch recht stockend, aber dann doch schneller und klarer werdend), habe ihm meine Leberzeichen gezeigt (Innenhandballen rot, 2 kleine Spider Naevis auf der Wange) und er hat mich ohne dämliche Ratgebersprüche erzählen lassen. Im Abriss ist folgendes Ergebnis bei dem Gespräch heraus gekommen:
Er hat das Buch angenommen und wird es lesen (ich konnte ihm in einem kurzen Abriss erklären, warum ich so aufgeregt deswegen bin und ich glaube, er ist jetzt doch etwas neugierig geworden).
Er hat mir noch kein Rezept gegeben (das war mein Wunsch, um ihn nicht unter Druck zu setzen - nach so langer Zeit Alk kommt es jetzt auf 2 Wochen auch nicht mehr an).
Er macht jetzt erst einmal ein großes Screening mit mir (Leber-Sono, Thorax und Bauchraum röntgen, Blutwerte hoch und runter – die Schwester hat gleich abgezapft -, irgend einen Leber-Langzeittest für 20,00 € zahle ich selbst und gerne), also alles komplett.
Abgehorcht und rumgeklopft (kein Befund)
Er hat ohne blöden Kommentare akzeptiert, dass ich auf keinen Fall zu den AA’s will, aber er fand gut, dass ich bereit bin, zu einem Psychologen zu gehen (wer weiß, was da noch alles ans Licht kommt)
Wir werden weiter reden und beratschlagen, wenn alle Werte vorliegen, ich soll anrufen und mit der Schwester einen Termin machen (er hat nächste Woche Urlaub).
Und dann das Schlimmste: guckt er mich nach meiner ganzen Erzählerei doch ganz ruhig an und meinte, dass er es super findet, dass ich zu ihm gekommen bin. Und ich Doofe kriege die Tränen in die Augen (genau das wollte ich nicht, aber da bin ich dann doch eingebrochen). Unterwegs konnte ich sie noch halbwegs verdrücken, aber jetzt muss andauernd unterbrechen. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben – völlig geklatscht und trotzdem total erleichtert.
Ich glaube, er war meinem Denkansatz nicht verschlossen, weil ich ehrlich war. Ich mache jetzt alle Tests (davor habe ich nun komischerweise gar keine Angst) und das nächste Mal gehe ich schon in einer besseren Verfassung zu ihm.
Wie gesagt, ich kann mein derzeitiges Gefühl nicht richtig beschreiben, aber ich merke, dass ganz viel Angst aus mir raus geht/ging. Das ist ein wahnsinnig gutes Gefühl. Ende offen….
Liebe Grüße. Ute