Hi @all und ganz herzliches Danke an @Warzo für diesen Thread.
Wir wissen vom hintersten Winkel des Universums mehr als vom menschlichen Gehirn. Jede Sucht ist so individuell wie der Süchtige. Die Wege 'rein und 'raus aus der Sucht, die Wege hin und her in der Sucht sind weitgehend individuell.
Jetzt gibt es ein Medikament, das massiv im menschlichen "Betriebssystem" rumschraubt. Dem weitgehend unerforschten. Durch Einzelfallbeschreibungen wissen wir, dass es einigen Menschen geholfen hat, sich von ihrer Sucht endgültig (?) zu verabschieden. Aus vollem Herzen: Glückwunsch. Ich freue mich für jeden Genesenen.
Es gibt auch Spontanheilungen von Sucht, belastbare Studien sucht man leider vergeblich. Eine nicht geringe Anzahl Süchtiger hört irgendwann von sich aus einfach auf, süchtig zu sein. Nicht "mit der Faust in der Tasche", sondern einfach: vorbei.
Wer belastbare Zahlen findet oder hat: her damit.
Wir wissen also letztlich: garnix.
Auf jede lobenswerte Einzelfallstudie eines Erfolges kommen zehn (nicht dokumentierte?) Einzelfallstudien eines Misserfolges.
Was tun wir damit? Ausblenden?
Was ist überhaupt „Erfolg“, was „Misserfolg“? Definitionen, bitte.
Verändert Baclofen die Persönlichkeit in Richtung aggressiv? Oder spiegelt unsere Umwelt eine klarer formulierte Persönlichkeit als "aggressiv"?
Wird durch Baclofen die Libido eingeschränkt oder sag' ich nur, dass ich keine Lust hab', wenn ich keine Lust hab'?
Alles, was wir hier tun, ist das Sammeln von Einzelerfahrungen. Das ist interessant und man kann für sich daraus Rückschlüsse ziehen oder es bleiben lassen. Verallgemeinern lässt sich davon nichts.
Ich habe heute mal wieder im "anderen Forum" gelesen. Auch dort: im Grunde eine Kombination aus Hoffnung und Verwirrung. Nicht anders als hier. Jetzt steht dort eine veröffentlichte Mail von Prof. Ameisen. Da sie im öffentlichen Teil steht (in den internen darf ich ja ohnehin nicht mehr), verlinke ich sie einfach mal:
h**p://www.alkohol-und-baclofen-forum.de/viewtopic.php?f=77&p=16137#p16137
zitiert 9. März. 2012, 14:55 Uhr)
"Let us all pescribe (Anm.: Schreibfehler, gemeint ist wohl prescribe = verschreiben) high-dose baclofen!" ("Lasst uns Alle (die Mail wendet sich im wesentlichen an Ärzte) hoch dosiertes Baclofen verschreiben!)
Dem gegenüber steht immer noch, ich hatte es hier ja schon mal zitiert:
... und hier ist die Antwort: "die Dosierung ist komplett egal und individuell, du musst einfach nur DEINE Dosierung finden. Einige erreichen das Ziel mit niedriger Dosierung, andere müssen bis zu 400mg gehen, egal, es gibt keine generelle Dosierungsanleitung." Ach so ja, die Frage war: "warum dosiert man in Frankreich so hoch, wir dagegen haben in Deutschland sehr gute Erfolge mit 55mg im Mittelwert?"
(aus: ich hatte nur eine Frage an Olivier Ameisen,
http://baclofen.blog.de/2010/05/02/frag ... n-8497665/ zitiert 9. März 2012, 14:57 Uhr)
Viel Klarheit oder ärztliche Verantwortung kann ich hier insgesamt auch nicht erkennen.
(Ja, die Anwälte, die "Oliviers Interessen in Deutschland vertreten", können mich gern verklagen. Auf was auch immer. Auf freie Meinungsäußerung meinetwegen.)
Meine Erfahrung und Meinung:
Ich nehme kein Ibuprofen täglich, weil ich Kopfschmerzen kriegen KÖNNTE.
Ich nehme kein Baclofen täglich, weil ich Craving kriegen KÖNNTE.
Ich behaupte: Notfallmedikation mit Baclofen wirkt. Das heißt: kommt wirkliches Craving, kann ich mit einer kurzzeitigen Erhöhung der Baclofendosis dem entgegenwirken. Innerhalb 30 Minuten.
Das geht auch von Basis Baclofen = null. Warum auch nicht?
In diesem Zeitfenster kann ich auch mit Nebenwirkungen leben. Ich weiß ja, wofür ich sie in kauf nehme. Wie bei Ibuprofen oder jedem anderen Medikament.
Ich bezweifele hiermit offiziell (
) die Notwendigkeit einer Erhaltungsdosis für psychisch Abhängige. Es gibt intraindividuell unterschiedliche Ausprägungen der Sucht in der Zeitfolge (vulgo: es gibt gute und schlechte Tage).
Warum soll ich an guten Tagen ein Medikament nehmen und seine Nebenwirkungen akzeptieren?
Ich sehe bis dato keinen Beweis für bessere Wirksamkeit des Medikamentes bei Schwellendosierung. Es sind mit Schwelle streng genommen mehr Leute abgestürzt als ohne. Das lag aber an der Tatsache, dass niemand ernsthaft die situationsgesteuerte Medikation dauerhaft betrieb.
Ich empfehle an dieser Stelle jedem, der mit der bestehenden Schwellen- oder Erhaltungsdosierung nicht klar kommt, die situative Anpassung der Medikation. Auch dabei muss die Verträglichkeit der Auf- und Abdosierungen jeder für sich persönlich austesten.
Aber warum soll ich Nebenwirkungen aushalten, wo ich gar keine Wirkung brauche?
Nach meiner Erfahrung geht das gerade auch "low dose".
Dosierung 0 - 0 - 0 - 0- 0- heute schieße ich mich ab - 6,25 - 12,5 - 6,25 - war was? -0 -0 -0 - 0 usw.
Ich bin kein Arzt, diese Empfehlung geht von Versuchsratte zu Versuchsratte.
Mir gibt dieser Versuchsaufbau immer wieder Zeit. Saufpausen, meinetwegen. Diese Zeit kann ich nutzen, um an mir zu arbeiten. Je mehr ich an mir arbeite, desto weniger brauche ich Baclofen.
Mit strikter Abstinenz lässt sich das wahrscheinlich kaum vereinbaren. Mit Trinkmengenreduzierung aber schon. Ich bac mir meinen
Auch so kann man Bac – Typ werden.
Liebe Grüße
Willo