Heureka! Baclofen & ich
Verfasst: 21. April 2020, 11:50
Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie hilfreich es ist, auf positive Erfahrungsberichte zurückgreifen zu können. Bevor ich mich selber aus der Deckung getraut habe, schlich auch ich mehrfach durchs Forum auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer. Hätte ich nicht die vielen positiven Erfahrungsberichte lesen können, wäre ich niemals mutig genug gewesen, mich anzumelden, mich vorzustellen und schließlich für "mein" Baclofen zu kämpfen.
Die Kurzversion meiner Geschichte geht so:
Problematischer Alkoholkonsum seit der Jugend, mit zunehmendem Alter zunehmender Konsum, ausschließlich unterbrochen durch drei Schwangerschaften & Stillzeiten.Ansonsten bestenfalls mal einige Tage Abstinenz.
Mit zunehmendem Lebens-Stress (schwierige Beziehungen, katastrophale Job-Situation, vier Kinder) auch zunehmender Alkoholkonsum. Zum Schluss drei bis vier Flaschen Prosecco oder Riesling am Tag, Abends gern auch noch ein Gin Tonic.
Der Alkohol war dazu da, Druck und Stress, Angstzustände und innere Unruhe "abzubauen"- besser: Wegzudrücken. Auswirkungen im Privatleben und auch beruflich fingen bereits an (wobei ich mich bis heute frage, wie unfassbar lange Alkoholkonsum in der Gesellschaft einfach ignoriert wird).
Mit 39 Jahren die Notbremse: Anmeldung im Forum, Vorstellung. Das war die erste Hürde, denn schwarz auf weiß zu formulieren, dass man ein echtes Problem hat, war eine große Überwindung und mit viel Scham und Tränen verbunden.
Zweite Hürde der Kontakt zum Arzt. Ich kenne meine Hausärztin schon sehr lange und halb privat, bin mit ihr "per Du" - und habe erstmal einen Brief geschrieben, für den persönlichen Kontakt fehlte mir der Mut.
Zum Glück hat sie sehr gut reagiert und mich angerufen (Direktkontakt ging wegen Corona schon nicht mehr) und ich konnte das Privatrezept bei ihr abholen.
Am 26.03.2020 mit der Aufdosierung nach Plan begonnen (10 mg auf zwei Dosen, dann zügig innerhalb von 1 Woche auf 30 mg auf 3 Dosen, gelegentlich 10 mg extra bei Bedarf) und bin damit seitdem stabil und abstinent.
Das Trinkverlangen ist nur noch ein gelegentliches Echo von "vorher", ein Reflex, der in bestimmten Trigger-Situationen einsetzt. Ein kurzes Durchatmen reicht, dann ist es wieder vorbei.
Bis auf ein leicht wattiges Gefühl im Kopf, wenn ich die Tablette auf nüchternen Magen nehme, keine Nebenwirkungen.
Am Anfang hatte ich furchtbaren Heißhunger auf Süßes, wahrscheinlich wegen der antrainierten hohen Insulinausschüttung durch den regelmäßigen Alkoholkonsum, aber das hat sich mittlerweile auch reguliert. Ich schlafe gut, tief und traumreich. Der mentale Druck ist weg: Die Scham über die leeren Flaschen, die Angst vor dem "entdeckt werden", das permanente Kontrollieren des Atems, die Selbstrechtfertigungen. Das ist alles Energie, die nun übrig ist. Und große Freiheit.
Ich habe keinen konkreten Plan für die Zukunft, außer, dass ich so lange es irgendwie geht abstinent bleiben will. An kontrollierten Konsum bei mir selber glaube ich nicht, dafür ist mein Suchtkasper im Kopf zu agil.
Ist aber auch nicht schlimm - mir fehlt ja nichts.
Also, wer auch immer das liest: Baclofen ist einen Versuch wert! Du hast nichts zu verlieren - nur ganz viel zu gewinnen.
Die Kurzversion meiner Geschichte geht so:
Problematischer Alkoholkonsum seit der Jugend, mit zunehmendem Alter zunehmender Konsum, ausschließlich unterbrochen durch drei Schwangerschaften & Stillzeiten.Ansonsten bestenfalls mal einige Tage Abstinenz.
Mit zunehmendem Lebens-Stress (schwierige Beziehungen, katastrophale Job-Situation, vier Kinder) auch zunehmender Alkoholkonsum. Zum Schluss drei bis vier Flaschen Prosecco oder Riesling am Tag, Abends gern auch noch ein Gin Tonic.
Der Alkohol war dazu da, Druck und Stress, Angstzustände und innere Unruhe "abzubauen"- besser: Wegzudrücken. Auswirkungen im Privatleben und auch beruflich fingen bereits an (wobei ich mich bis heute frage, wie unfassbar lange Alkoholkonsum in der Gesellschaft einfach ignoriert wird).
Mit 39 Jahren die Notbremse: Anmeldung im Forum, Vorstellung. Das war die erste Hürde, denn schwarz auf weiß zu formulieren, dass man ein echtes Problem hat, war eine große Überwindung und mit viel Scham und Tränen verbunden.
Zweite Hürde der Kontakt zum Arzt. Ich kenne meine Hausärztin schon sehr lange und halb privat, bin mit ihr "per Du" - und habe erstmal einen Brief geschrieben, für den persönlichen Kontakt fehlte mir der Mut.
Zum Glück hat sie sehr gut reagiert und mich angerufen (Direktkontakt ging wegen Corona schon nicht mehr) und ich konnte das Privatrezept bei ihr abholen.
Am 26.03.2020 mit der Aufdosierung nach Plan begonnen (10 mg auf zwei Dosen, dann zügig innerhalb von 1 Woche auf 30 mg auf 3 Dosen, gelegentlich 10 mg extra bei Bedarf) und bin damit seitdem stabil und abstinent.
Das Trinkverlangen ist nur noch ein gelegentliches Echo von "vorher", ein Reflex, der in bestimmten Trigger-Situationen einsetzt. Ein kurzes Durchatmen reicht, dann ist es wieder vorbei.
Bis auf ein leicht wattiges Gefühl im Kopf, wenn ich die Tablette auf nüchternen Magen nehme, keine Nebenwirkungen.
Am Anfang hatte ich furchtbaren Heißhunger auf Süßes, wahrscheinlich wegen der antrainierten hohen Insulinausschüttung durch den regelmäßigen Alkoholkonsum, aber das hat sich mittlerweile auch reguliert. Ich schlafe gut, tief und traumreich. Der mentale Druck ist weg: Die Scham über die leeren Flaschen, die Angst vor dem "entdeckt werden", das permanente Kontrollieren des Atems, die Selbstrechtfertigungen. Das ist alles Energie, die nun übrig ist. Und große Freiheit.
Ich habe keinen konkreten Plan für die Zukunft, außer, dass ich so lange es irgendwie geht abstinent bleiben will. An kontrollierten Konsum bei mir selber glaube ich nicht, dafür ist mein Suchtkasper im Kopf zu agil.
Ist aber auch nicht schlimm - mir fehlt ja nichts.
Also, wer auch immer das liest: Baclofen ist einen Versuch wert! Du hast nichts zu verlieren - nur ganz viel zu gewinnen.