Hallo Argentina,
ich habe beschlossen, meinen Spaziergang heute mal auf später zu verschieben, weil der Dialog mit Dir (dito) so interessant ist und ich Deine Beiträge nicht lesen kann, ohne sofort zu antworten. Zum Theme 2 Threads: erstens können wir ja parallel und zweitens kristallisieren sich hier zwei verschiedenen Themen heraus, das eine mehr persönlich das andere eher fachlich orientiert, ist aber noch sehr gemischt. Mal sehen, wo es hingeht.
Ich werde nun Euren Rat beherzigen und die aktuelle Dosis erstmal für 1 Woche beibehalten, Dank an dieser Stelle auch an Circe. Allerdings denke ich, das diese auch mit der körperlichen Konstitution variiert werden kann (habe irgendwo gelesen, das Kinder über 10 Jahre max. 2,5mg Bac pro Kilogramm Körpergewicht nehmen sollen). Aber ihr habt schon recht, man sollte es nicht übertreiben, im schlimmsten Fall vertrage ich es nicht mehr, was verhärende Folgen hätte. Apropos PATER, ich denke schon, das die Schreibweise P4T3R eben dieses bedeuten soll, aber mir ist es zu kompliziert, ständig zum Num-Pad zu wechseln.
Genau, das mit dem Einschlafen beschreibst Du super gut, das es die Augen nach hinten verdreht. Wie eine plötzliche Ohnmacht. UND... ich merke auch wei ich einschlafe, nicht immer, aber doch recht häufig. Das ist, als würde man aufhören zu schwimmen und sinkt langsam unter die Wasseroberfläche. Eher so ein Weggleiten. Ich verspühren dann auch so eine Art kleine Panik, ein ganz kurzer Gedanke, man könnte nicht mehr aufwachen.
Bei der Reduktion der Muskelmasse bin ich mir ziemlich sicher, da ich auch eine ganz defizile Schwäche spüre, die natürlich auch von der mangelnden Muskelspannung kommt. Ich habe auch den Eindruck, das meine Oberschenkel etwas dünner geworden sind. Aber wie gesagt, kaum merklich, wenn ich still stehe spühre ich die leichte Schwäche, nicht wenn ich mich bewege. Und ja, bei allem was Du hier zum Essen und zu den Aussagen deiner Mutter/Eltern sagst bin ich völlig d'cor. Wenn ich das heute überdenke, war meine Kindheit fast schon grausam, gerade in den Anfängen der Pupertät. Nur war ich nicht das Walross, sondern der Spargeltarzan, wobei das im Gegensatz zu Dir, zutraf. Als Kind schon wollte ich nicht essen, habe die letzten Bissen gesammelt um sie später los zu werden, wurde aber gezwungen, so lange sitzen zu bleiben, bis ich es runter geschluckt hatte, wenn ich erwischt wurde. Und auch ich habe die Erwartungen meiner Eltern nicht erfüllt, war immer das schwarze Schaf, nicht gut genug in der Schule und sportlich bin ich andere Wege gegangen, als mein Vater es wollte. Immer hörte ich, dass ich nicht gut genug bin, dass ich zu schwach bin, das ich zu dünn bin (mit 12 1,77 bei 54kg). Bis ich selber an mir keinen guten Faden mehr lies und von Unsicherheiten geprägt war. Was wie bei Dir zur Rebellion führte. Nach der Scheidung meiner Eltern habe ich so ziemlich alles ausprobiert, was verboten war. Durch meine damaligen Freunde und den Einfluss der Musik (Ärzte, tote Hosen, The Cure, Ann Clark, Sisters of Mercy etc.) wurde ich zum Punk. Was allerdings null politisch motiviert war. Damals hätte ich mich genau so gut den Skinheads oder den Grufties anschließen können, so labil wie ich war. Zum Glück ging diese Phase nur ein paar Jahre und ich entkam der Kriminalität ohne weitere Folgen (wir sind in Keller anderer Leute eingebrochen und haben Alk geklaut, keine Wertgegenstände oder sinnlos rumgeprügelt). Wenn ich das heute betrachte, ist es doch beachtlich, was Eltern alles in ihre Kinder pojezieren möchten. Sie wollen nur Dein Bestes, aber immer auf des Messers Schneide. Gerade die Bezugspersonen sind es eben, welche die Möglichkeit haben einen derart nachhaltig zu verletzen. Ich wollte das immer besser machen und das ist mir gelungen, ich habe bis dato keine Kinder, der Wunsch ist allerdings da.
Wie man sieht, ist es wirklich so, wir werden sehr früh geprägt und das bei einem Hirn, welches noch keine Kreuzungen kennt. Als Erwachsener überträgt man gern seine Erfahrungen auf das Kind und erwartet, das dieses genau so empfindet und reagiert wie man selbst. Aber woher sollten denn reifen Schlussfolgerungen kommen?
Komischer Weise konnte ich mich später auch nie über den Zuspruch des anderen Geschlechts beklagen, habe mich auf Grund der konditionierten Sichtweise sogar darüber gewundert: "Was wollen die nur mit mir?" Bis ich, ähnlich wie Du, sehr spät begriffen habe, dass ich Qualitäten habe, etwas gut kann und jemand bin und wohl auch nicht gerade hässlich. Leider ist die Labilität in Form von extremer Sensibilität und Empfindsamkeit geblieben und so habe ich immer vermeintliche Reaktionen anderer hinterfragt - hast Du was falsch gemacht, wie sehen dich die anderen, kommst du gut an, hoffentlich machst du dich jetzt nicht zum Horst... Wie im letzten Thread schon beschrieben, man wäre gern anders, oder ein Anderer. Frei von Zwängen und Ängsten. Einerseits beneide ich rücksichtslose, gefühlsfreie Egoisten, andererseits möchte ich so auch nicht sein.
Dein Leben ließt sich auch äußerst abwechslungsreich, ich glaube, das ist bei vielen von uns der Fall. Ständig irgendwie auf Achse, man wird nie wirklich heimatverbunden, egal wo man hingeht. Der Alkohol hat uns Zigeunerblut beschert, aber sicher ist das auch ein Sinnbild der ständigen Suche. Einen Ort finden, an dem man zu Hause ist, auch in sich selbst. Wir sehnen uns nach Beständigkeit und Abwechslung gleichermaßen. Wir sind nie mit dem IST-Zustand zufrieden, wenn wir etwas erreicht haben. Weil wir umdenken müssen, weil wir unsere Erwartungen runter schrauben müssen, weil wir die Augen öffnen müssen. Und dann sind natürlich Jobverlust bei gleichzeitiger Mutterschaft und der damit verbundenen hohen Verantwortung die besten Voraussetzungen für einen eh schon sensiblen, labilen Menschen. Nie ist es ein Wunder, wo uns der Weg hingeführt hat. Zu dem sind wir Extrem-Grübler und somit prädestiniert. Ich kannte mal einen Penner, mit dem ich mich hin und wieder unterhielt, wenn ich von einer Sauftour auf dem Heimweg war, er nennt sich selber Elvis und saß immer vorm Kaufhof über einem Abluftschacht mit einer Elvispuppe und einem Kassettenrekorder mit Elvis-Songs. Wenn ich mich richtig erinnere, war er Literatur-Professor der gerne dem Wein zusprach. Der Verlust seiner Familie warf ihn völlig aus der Bahn. Damals war ich erstaunt, das ein so intelligenter Mensch so tief fallen kann, so wenig Selbstschutzmechanismen hat. Heute habe ich ein völlig anderes Bild von "Gestrandeten". In der Mehrzahl sind es nach meiner Erfahrung intellektuelle Grübler. Es gibt jene mit hohem Intelligenzquotient, welche wenig Suchtanfällig sind, und es gibt den Typus hoher IQ gepaart mit hohem Emotionalquotient - Prädisposition pur. Durch die Bank weg fiehlen alle in meiner Therapie in diese Sparte. Selbst Arbeiter, die ihren Job ausübten, weil sie sich entweder nicht mehr zutrauten oder den Weg des geringsten Widerstands gingen. Dennoch bin ich der festen Überzeugung (Hoffnung?), dass wir gerade dadurch befähigt sind, die Intelligenz gegen die Sucht zu verwenden. Höre auf zu grübeln, fange an zu denken. Mittlerweile weiß ich, grübeln bedeutet Depression, denken erzielt Ergebnisse. Wenn Du anfängst zu grübeln, warte bis Du denken kannst.
Conny hat in einem der Threads, ich glaube sogar bei Dir, geschrieben: Vermeide Nachdenken. Aber ich glaube, sie meint wirres, zielloses grübeln, grübeln darüber, was man falsch macht. Dann stimme ich ihr vollkommen zu, ich bin jedoch ferner der Meinung, das man nachDENKEN muß, darüber, was man alles richtig machen kann. Also zielgerichtetes Denken in kleinen Schritten. Das muß man auch wieder lernen. Das Chaos im Kopf beseitigen und dann aufräumen. Eins nach dem Anderen, Geduld! Wenn Du merkst, das Dein Denken in Sackgassen resultiert, dann bist Du beim Grübeln angekommen. Dann geh frische Luft schnappen oder power Dich aus und fang danach nochmal von Vorne an. Anders geht es nicht. Und ja, Du brauchst dringend ein Hobby oder Du stürzt Dich in Deine Tätigkeit als Privatlehrerin oder besser beides. Denn was Du gerade machst ist der falsche Weg, etwas, dass ich Dir voraus habe, meine Ängste fesseln mich immernoch an die Wohnung. Laß es nicht so weit kommen. Nimm Deine Termine wieder wahr und noch mehr, mach nicht den selben Fehler wie ich, gib Dir nicht die Zeit zum Grübeln sondern nur zum Denken. Ich habe am Freitag einen gesellschaftlichen Geschäfts-Termin, die Weihnachtsfeier eines Kunden und ich hab solche Angst davor, dass ich schon wieder überlege, ihn abzusagen. Habe Angst, dort im Mittelpunkt zu stehen weil ich namentlich genannt werde. Es ist grausam, ich schwanke zwischen "Ach was, hab Dich nicht so kindisch, früher warst Du auch souverän." und "Mein Gott, was ist wenn ich zittere, ich kein Wort rausbringe, wenn es peinlich wird?". Jetzt, da ich das schreibe, zittere ich, sobald ich aufhöre, darüber zu grübeln, ist die Angst weg. Wenn ich DENKE, dass ich es einfach auf mich zukommen lassen sollte und DENKE, dass ich namentlich erwähnt werde, weil ich einen guten Job gemacht habe, ist es erträglicher. Trotzdem weiß ich noch nicht, ob ich es schaffe. Die Frage ist, ist es Geduld oder Feigheit, wenn ich es lasse? Für mich fühlt es sich wie Feigheit an, was wiederum Zwang impliziert. Ich sollte den Termin wahrnehmen.
Geh jetzt auch zum nächsten Thread.
