Abstinenz statt Ambivalenz

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Vinzenz
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Abstinenz statt Ambivalenz

Beitragvon Vinzenz » 5. September 2019, 21:08

Hallo zusammen,

ich möchte es auch mal hier versuchen nachdem ich es bisher so alleine nicht hinbekommen habe. Bin gerade zunehmend demoralisiert, da ich seit Anfang des Jahres mehr oder weniger vergeblich vornehme abstinent zu leben und es aber nicht dauerhaft hinbekommen.
Ende 2016 bis Mitte 2017 habe ich es damals für ein halbes Jahr geschafft - auch unter Baclofen Einnahme. Der Auslöser damals aufzuhören war, dass ich mal wieder zuviel getrunken hatte und dann eines Morgens wusste, dass es das ist. Dann habe ich das problemlos mehr oder weniger ein halbes Jahr durchgehalten, aber während eines Aufenthalts im Ausland aus Langeweile und wahrscheinlich Einsamkeit wieder angefangen. Insgesamt habe ich aber 2017, da ich noch in einer Beziehung war verhältnismäßig wenig getrunken mein Leben war dadurch deutlich besser. Nach einer Trennung war ich dann aus Schock 2018 ebenfalls zwei Monate nüchtern.
Außerdem drei Wochen Ende 2018 bis Heiligabend, und dann noch mal ca 2 Wochen im neuen Jahr. Währenddessen nehme ich ca 50 bis 65mg Baclofen ein, mehr bisher nicht. Ich trinke meistens an zwei bis drei Tagen in der Woche, manchmal mehr meistens mit zweieinhalb Tagen Abstand und dann zwischen sechs und acht Bier. Nach jedem Mal nehme ich mal nicht vor es wieder sein zu lassen, leider kommt dann spätestens nach 2 bis 3 Tagen wieder der Wunsch auf, vor allem wenn draußen die Sonne scheint und ich denke ich hätte es mir verdient. Das ist wie ein Automatismus. Abends am Wochenende ist es auch sehr schwer. Mein Gehirn scheint immer wieder zu vergessen, dass ich ein Problem habe. In letzter Zeit sind zunehmend Dinge passiert die mir zu denken geben. Meist trinke ich alleine zuhause nach Feierabend, habe aber letztens betrunken unangenehme Telefongespräche geführt, nahestehende Menschen bewusst angelogen um trinken zu können, bin angetrunken Auto gefahren um mir bei der Tankstelle Nachschub zu besorgen und heute musste ich zum ersten Mal in meinem Leben mich bei der Arbeit krank melden weil ich nicht arbeitsfähig war. Das war früher mich undenkbar und ein totales No-Go!Ich habe mich immer zusammengerissen und meine Aufgaben erledigt. Heute ist mir etwas entglitten.

Selbsthilfegruppen sind nichts für mich ist, weil ich die Stimmung da ziemlich beklemmend finde und ich eher ein Einzelgänger Typ bin. Bin Mitte 30 und arbeite im Gesundheitswesen und kenne daher das Problem Sucht, kriege es bei mir selber aber nicht in den Griff. Da ich es schwierig finde, wenn man sich gar nicht drüber redet, möchte ich hier auch in dem Block einen Erfahrungsbericht machen, vielleicht hilft mir das. Ziel ist es offen zu mir selbst zu sein. Ehrlich zu mir selbst zu sein und Zeugnis abzulegen. Das Wochenende wird wahrscheinlich hart werden, deswegen habe ich hier angefangen zu schreiben. Eigentlich will ich mich selbst überzeugen, dass ich es jetzt endlich gut sein lassen muss, denn ein Teil von mir freut sich schon wieder auf das Wochenende -wo ich einen Freund sehen könnte mit dem ich immer viel trank. Der andere Teil von mir möchte aber ernsthaft aufhören. Oh mann dieses hin und her geht mir super auf den Keks und zeigt einfach auch, dass es "ohne" viel einfacher wäre. Dieses ewige Gefeilsche mit sich selbst an den freien Tagen und am WE...und dann der Katzenjammer hintendrein. Abstinenz statt Ambivalenz wäre mein Ziel! :vic

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Re: Abstinenz statt Ambivalenz

Beitragvon Lucidare » 6. September 2019, 18:18

Hallo Vinzens,

herzlich willkommen im Forum! [hi_bye]

Ich melde mich später noch einmal. Bin im Mom ziemlich busy ... [runner]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Abstinenz statt Ambivalenz

Beitragvon Vinzenz » 8. September 2019, 13:29

So, der Samstag ist vorbei. Hatte mich mit zwei Freunden getroffen und nur viereinhalb Bier getrunken. So ganz ohne ging es dann doch nicht am Samstag bei gutem Wetter und Sonnenschein. War allerdings auch schon vor Mitternacht zu Hause und fühle mich heute gar nicht schlecht. Mein Ziel wäre es kommende Woche unter der Woche gar nichts zu trinken das wäre schon mal top. Mal gucken ob ich ohne Eskapaden durch die nächste Arbeitswoche komme... ich versuche es allerdings entspannt anzugehen, die selbstgeisselung hat mir ja bisher nichts gebracht...

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Re: Abstinenz statt Ambivalenz

Beitragvon Lucidare » 9. September 2019, 17:54

Hallo Vinzenz,

Du hattest etwas weite oben beschrieben:

Vinzenz hat geschrieben:Ende 2016 bis Mitte 2017 habe ich es damals für ein halbes Jahr geschafft - auch unter Baclofen Einnahme.

und
Vinzenz hat geschrieben:Außerdem drei Wochen Ende 2018 bis Heiligabend, und dann noch mal ca 2 Wochen im neuen Jahr. Währenddessen nehme ich ca 50 bis 65mg Baclofen ein, mehr bisher nicht.


Hast Du während der Baclofeneinnahme wieder angefangen oder vorher abgesetzt?

Vinzenz hat geschrieben:Selbsthilfegruppen sind nichts für mich ist, weil ich die Stimmung da ziemlich beklemmend finde und ich eher ein Einzelgänger Typ bin.


Man kann und darf sich alles anschauen oder probieren. Wenn es im Moment nicht passt dann passt es eben nicht.

Vinzenz hat geschrieben:So, der Samstag ist vorbei. Hatte mich mit zwei Freunden getroffen und nur viereinhalb Bier getrunken.


Über welche Einheit schreibst Du? In Kölle und D'dorf sind's 0,2l, in meiner Gegend selten über 0,33 und in Bayern fängt man erst ab 0,5 an zu rechnen.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Abstinenz statt Ambivalenz

Beitragvon Julia Meinl » 8. Oktober 2019, 10:25

Gratuliere dir dazu dass du deinen Alkoholsucht so super in den Griff bekommen hast. Habe leider bisher immer nur die Erfahrung gemacht dass die meisten irgendwann wieder rückfällig werden.
Wünsch dir aber Glück dass du weiter trocken bleiben kannst.


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