Salem stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Salem
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Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Salem stellt sich vor

Beitragvon Salem » 7. November 2016, 22:49

Hallo ihr Lieben,
Zunächst zu mir: Ich bin 28 Jahre alt und leide schon seit meiner Jugend unter Angst und Depressionen. Habe es lange Zeit mir selbst nicht eingestehen wollen und ziemlich verdrängt.
Während meines Studiums habe ich dann immer mehr depressive Phasen bekommen. Irgendwann habe ich mich dann doch zu Psychopharmaka überreden lassen, in der Hoffnung "dann wird alles besser". Leider war dem nicht so. Mittlerweile habe ich bereits 15! Psychopharmaka innerhalb von 5 Jahren genommen. Alles natürlich unter ärztlicher Anleitung. 2x war ich sogar schon stationär. Mittlerweile mache ich bereits meine 3. ambulante Psychotherapie. Auch mache Sport, Yoga, Meditation.
Es hat einfach nichts geholfen.
Ich leider unter ständiger Anspannung, Muskeln sind dann v.a. im Gesicht total verspannt, Beklemmungsgefühlen etc.
Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich mich unter Alkohol besser fühle.
Ich bin weniger angespannt, besser drauf. Ich würde mich nicht direkt als abhängig beschreiben, aber ich trinke häufig (fast täglich) nach der Arbeit mehrere Gläser Wein und auf Feiern und im Urlaub gerne auch mehr- einfach damit ich meine ständigen Probleme etwas in den Hintergrund rücken lassen kann.
Im Internet hatte ich eigentlich dann nach einem muskelentspannenden Medikament geschaut und kam auf Baclofen. Gleich habe ich mir Dr. Ameisens Buch im Internet bestellt und fast einem Tag gelesen. In seiner Lebensgeschichte habe ich mich sofort wieder gefunden. Auch er hatte ja anscheinend primär psychische Probleme, die ihn dann über die Jahre in die Abhängigkeit gebracht haben.
Ich sprach meinen Psychiater auf das Medikament an. Er hatte jedoch keine Erfahrung damit und wollte es mir nicht off-Label verschreiben- was ich natürlich auch verstehen kann. Nach langem Überlegen hab ich es mir dann selbst gekauft und ähnlich eurem Schema begonnen. Ich nehme morgens allerdings den größeren Teil, da meine Symptome zu der Zeit am stärksten sind.
Nun bin ich bei 50-25-12,5 mg!
Ich verspüre darunter schon eine muskelentspannende Wirkung und hatte gerade am Anfang den Eindruck, dass es mir damit etwas besser ging. Seit gut 1 Woche nehmen nun aber meine psychischen Probleme stark zu. Und da ich in einigen Studien gelesen habe, dass Baclofen auch Depressionen auslösen kann, bin ich mir nun immer unsicherer.
Ich bräuchte einen Kontakt zu einem Arzt, um mit ihm zu besprechen, was nun am besten zu tun ist.
Deshalb nun meine Bitte an dich mir einen Kontakt zu schicken. Ich weiß, es war nicht klug die ganze Geschichte im Alleingang zu wagen, aber ich bin auch einfach nur verzweifelt, weil ich nicht mehr weiter weiß und ich hatte den Eindruck- mein behandelnder Arzt auch nicht.
Danke schon mal im Voraus.
liebe Grüße, Salem

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Luke0815
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Re: Salem stellt sich vor

Beitragvon Luke0815 » 8. November 2016, 17:43

Hallo Salem [hi_bye] ,

zunächst mal herzlich Willkommen hier im Forum.
Was die Angststörung und ständige Anspannung betrifft, so kann ich dich sehr gut verstehen. So ging es mir auch. Wie auch du habe ich die entspannende Wirkung von Alkohol genutzt, um diesen Symptomen entgegenzuwirken. Macht natürlich auf Dauer wenig Sinn und irgendwann wurden die Symptome am Morgen danach umso schlimmer.
Bei mir war es mit dem Baclofen so, dass ich bei Aufdosierung auch immer mal wieder Rückschläge und Nebenwirkungen hatte. Diese legten sich in der Regel aber relativ schnell wieder und in der Zwischenzeit sorgt das Baclofen schon für eine entspannende Wirkung.
Von daher...Nicht direkt verrückt machen good .

Was die Arztsuche und sonstige allgemeine Themen betrifft, so werden sich hier sicherlich in Kürze Papfl und DonQuixote melden.

Bis dahin, erstmal alles Gute :vic

Luke

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DonQuixote
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Re: Salem stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 8. November 2016, 21:14

Hallo Salem

Schön, dass Du zu uns gefunden hast, und Danke für das Vertrauen, das Du uns entgegenbringst.

Deine Vorstellung ist sehr ausführlich und lässt kaum Fragen offen. Lasse mich aber trotzdem ein paar Dinge herausgreifen:

Salem hat geschrieben:Seit gut 1 Woche nehmen nun aber meine psychischen Probleme stark zu.

Jch sag mals jetzt – vielleicht verharmlosend (?) – dass solche „Stimmungsschwankungen“ natürlich jederzeit vorkommen können. Das muss überhaupt nichts mit Alkohol oder dem Medikament Baclofen zu tun haben. Ich sehe das ja auch an mir selbst: Manchmal überkommt mich auch sowas wie ein „Käfer“, ich bin aber darauf vorbereitet und weiß genau, dass das wieder vergeht. Und so geschieht das dann auch. Ich möchte Depressionen, vor allem wenn sie chronisch sind, bestimmt nicht verharmlosen, aber nach „1 Woche“ solltest Du IMHO noch nicht in Weltuntergangsstimmung verfallen. Ein Blick nach vorne ist immer besser als ein Blick nach hinten.

Salem hat geschrieben:Und da ich in einigen Studien gelesen habe, dass Baclofen auch Depressionen auslösen kann, bin ich mir nun immer unsicherer.

Davon, dass Baclofen Depressionen auslösen kann, liest man tatsächlich immer wieder mal. Die Mechanismen sind allerdings oft andere als vermutet. Constance ALEXANDRE DUBROEUCQ schrieb dazu in Ihrer Doktorarbeit und dann auch im daraufhin veröffentlichten Fachartikel in „Alcohol and Alcoholism“ Abstinence and ‘Low-Risk’ Consumption 1 Year after the Initiation of High-Dose Baclofen: A Retrospective Study among ‘High-Risk’ Drinkers:

Constance ALEXANDRE DUBROEUCQ hat geschrieben:Bei mehreren Patienten entwickelten sich depressive Zustände, bei denen es schwierig ist zu beurteilen, ob ein direkter Zusammenhang mit dem Medikament Baclofen besteht oder ob sie in Relation zu einer psychologischen Wandlung oder zu einer verminderten Trinklust („envie de boire“) stehen. Möglich ist auch, dass Alkohol bei solchen Patienten eine antidepressive Wirkung hatte die nun nicht mehr vorhanden war. Am wahrscheinlichsten ist, einfach ausgedrückt, eine depressive Reaktion, hervorgerufen durch eine schlagartige Bewusstwerdung, d.h. Rückkehr zu einer Klarsichtigkeit nach Jahren der Vernebelung („intoxication“) und schonungsloser Feststellung des katastrophalen Ausmaßes der Verluste, die sie erlitten haben.

Mit anderen Worten: Wenn Baclofen depressive Momente (selten) verursacht, dann sollte man da wenn immer möglich „durch“, denn Depressionen verursachende Eigenschaften fortgesetzten Alkoholmissbrauchs werden mit Bestimmtheit noch viel grösser sein.

So, und jetzt den richtigen Butter bei die Fische:

Salem hat geschrieben:Nach langem Überlegen hab ich es [Baclofen ] mir dann selbst [in Internetapotheken] gekauft und ähnlich eurem Schema begonnen. […] Ich bräuchte einen Kontakt zu einem Arzt, um mit ihm zu besprechen, was nun am besten zu tun ist.

Alles klar. Das ist bei Weitem die bessere Variante. Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben per Mail an Dich raus. Ganz viel Erfolg bei Deiner nun hoffentlich bald fortgesetzten und diesmal auch ärztlich begleiteten Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote


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