Mein Bericht

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Micha66
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Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Mein Bericht

Beitragvon Micha66 » 22. Juli 2016, 19:33

hallo liebe Mitleser,

am 08.06. diesen Jahres habe ich mich vorgestellt. Ich kämpfe schon seit über 20 Jahren gegen meine Sucht. Vor 20 Jahren war noch Kokain und Extasy mein Thema, wobei der Alkohol da schon von mir rein als Werkzeug eingesetzt wurde. Doch durch meine Kokain Sucht, viel der Alkohol nicht so auf. 2004 hab ich eine Kokain Therapie gemacht und bin seit dem von allen chemischen Drogen frei. Nach 7 Jahren habe ich dann einen Rückfall mit Alkohol gehabt und bin seit dem immer weiter abgestürzt. Vor 2 Jahren fing es an, das ich extremes Craving verspürt habe und immer extremer gesoffen habe. Vor einem Jahr begannen die Blackouts. Erst einmal im Quartal, dann Monatlich bis hin zu Abstürzen, die 1 Woche dauerten. Blackouts, nur noch 3 h Schlaf pro Nacht, wenn ich im Vollrausch eingeschlafen bin, dann morgends um 4 wach und weiter gesoffen, aus Scham, Wut weil ich so schwach war und um die schlechten Gedanken zu betäuben. Alles ging den Bach runter, alle 2 Monate ne Entgiftung und danach sofort wieder Rückfällig.
Komischer Weise habe ich nicht getrunken, wenn ich gekifft habe, da ich es aber unangenehm fand, den ganzen Tag high zu sein, habe ich lieber gesoffen.
Dieses Jahr wurde es immer schlimmer, ich musste meinen Kindern absagen, weil ich zu besoffen war. meine Freunde wussten nicht mehr mit mir umzugehen und meine Freundin hat sich von mir getrennt (4 Entgiftungen hat sie mit gemacht, dann sagte sie mir, sie liebt mich, aber ich liebe nur den Alkohol und das macht sie kaputt)
Ich habe mich entschlossen eine 3 monatige Entwöhnungstherapie zu machen. in diesen 3 Monaten hatte ich keinen Suchtdruck, keinen Rückfall, war sportlich wieder aktiv, konnte klar denken und war sich wollte nicht mehr mehr optimistisch.....
noch am selben Tag nacg der Entlassung wurde ich Rückfällig. Hab mich nach 3 Tagen mit 3,5 Promille in die Notaufnahme einliefern lassen. Körperlichen Entzug hatte ich zum Glück noch nie, ausser Schwitzen und Tremor....
Das ging so noch 3 Wochen, wurde immer schlimmer. Dann habe ich verstanden, ich will aufhören, aber mein Suchtgedächtnis stellt mir immer ein Bein und so schaffe ich es nicht. Ich bin Therapie erfahren (3 Therapien und 7 Entgiftungen), bin 3 mal die Woche zu den AAs gegangen, habe viele Notkoffer gepackt und Notfallpläne besprochen.
Doch wenn das Craving einsetzt, bin ich machtlos. Sobald der Gedanke ans Saufen vom Frontallappen Richtung Suchtgedächtnis ins Reptiliengehirn steuert, bin ich verloren. Alle Logig und Vernuft ist dahin.
Baclofen habe ich in den letzten Jahren schon öfters gehört, mich aber nie damit auseinander gesetzt, weil mir eingebläut wurde, Du must das selber schaffen, sonst bringt es nix.
Dazu muss ich sagen, mein Vater war alkoholiker (30 Jahre trocken bis zu seinem Tod), meine Tante ist seit 45 Jahren trockene Alkoholikerin , deren Eltern waren beide Suffis bis zum Tod)
So nun saß ich da, den Willen aufzuhören habe ich schon seit meinem Rückfall, wusste aber ich schaffe es nicht alleine (AA Sprichwort: DU SCHAFFST ES NUR ALLEINE, ABER ALLEINE SCHAFFST DU ES NICHT)
Dann bin ich hier auf dies Forum gestossen, habe Eure Berichte gelesen und habe wieder hoffnung geschöpft. Ich habe mich vorgestellt und 2 Adressen bekommen. Leider gingen beide Adressen schon beim ersten Telefonat voll in Hose. Ich war deprimiert und wütend, dachte, das ist hier alles nur Bla Bla. Dann hat mir der Don eine 3. Adresse gegeben und dort war ich direkt richtig. Ich habe meine Suchtgeschichte erzählt und gleich darauf hingewiesen, das ich eine BF therapie anstrebe. Ich musste ersteinmal eine ambulante Entgiftung machen und bin seit Anfang Juli dort in der BF Therapie. vor der Therapie habe ich angefangen täglich Cannabis zu konsumieren, imer so dosiert, das man nicht high wird, sondern nur CBD mässig entspannt ist. ich habe es geschafft trocken zu bleiben und angefangen BF zu nehmen....... Ich war total freudig und glücklich, da ich wusste, ich schaffe es nur alleine, aber eilleine schaffe ich es nicht! Das mal nur damit ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt (im RL war es noch viel schlimmer, ihr kennt das ja)
ich schreibe als nächstes wie meine Aufdosierung von statten ging. Seit ich Baclofen nehme, hatte ich keinen Blackout mehr und ich spüre die Wirkung vom Baclofen.
Alles weitere später, lieber Peter ........ [meise]

der glückliche Michel :vic

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Papfl
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Re: Mein Bericht

Beitragvon Papfl » 22. Juli 2016, 23:09

Hallo Michel!

Vielen Dank für Dein Feedback doppd . Es ist auch für uns immer wieder wichtig zu hören, wie es nach der Arztvermittlung weiter ging.

Dass es bei den ersten beiden Versuchen nicht geklappt hat, tut mir leid. @DonQuixote bemüht sich stets, unsere Arztkontakte aktuell zu halten und individuell die besten Ansprechpartner für die jeweiligen Newcomer zu finden. Immer steckt man da halt leider nicht drin [pardon] ...

Umso bewundernswerter ist es, dass Du die Flinte nicht ins Korn geworfen und noch einen dritten Anlauf genommen hast [good] . Offensichtlich bist Du jetzt in guten Händen und hast bereits erste Erfolge mit dem Medikament erzielt. Super!

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung "Deines Berichts"...

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„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Mein Bericht

Beitragvon DonQuixote » 23. Juli 2016, 20:20

Hallo Micha

Zunächst meine Gratulation zu Deinen bisherigen Fortschritten. Und dann auch einen ganz herzlichen Dank für Dein Feedback zu unserer Ärzteliste, für uns sind solche Berichte extrem wichtig:

Micha66 hat geschrieben:Ich habe mich vorgestellt und 2 Adressen bekommen. Leider gingen beide Adressen schon beim ersten Telefonat voll in Hose. Ich war deprimiert und wütend, dachte, das ist hier alles nur Bla Bla. Dann hat mir der Don eine 3. Adresse gegeben und dort war ich direkt richtig.

Eine nachträgliche Auswertung, auch von aktuellen Stimmen weiterer Patienten (Forumsmitglieder) haben dann ergeben, dass wir unsere Liste zum Glück nicht anpassen müssen. Du hattest bei den ersten zwei Adressen einfach nur irgendwie Pech gehabt, aber zum Glück hat es ja bei der dritten Adresse geklappt. Deshalb weiterhin viel Erfolg bei Deiner Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote


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