Domenique stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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DomGarcia
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Domenique stellt sich vor

Beitragvon DomGarcia » 12. Juni 2016, 12:05

Hallo, mein Name ist Domenique bin 42 Jahre alt und bin seit 13 Jahren alkoholsüchtig. Den Anfang meiner "Alkoholkarriere" startete ich mit permanenten Feten, Partys und Feiern welcher Art auch immer an den Wochenenden und im Urlaub [clapping] . Beginnend mit "vorglühen" um vorab schon mal in Stimmung zu kommen. In den Anfangszeiten kam ich noch ganz gut damit klar, die Sonntage waren zwar regelmäßig hinüber und mit mir war nicht mehr wirklich viel anzufangen. Aber die Partys blieben mir noch als "gelungen" in Erinnerung. Später wuchs mein Pegel mehr und mehr und auch wenn man mich auf meine durchzechten Nächte und die Menge meines geschluckten "Konsums" ansprach tat ich dem nur ab. "Ich hab ja alles im Griff" ... redete ich mir selbst ein um mir mein, wie ich später merkte, fatales Problem nicht selbst eingestehen zu müssen, -und anderen gegenüber erst recht nicht.
Mein eigentlicher Absturz aber begann damit, dass ich erst gelegentlich und dann regelmäßig entweder meine Vorlesungen verschlief oder diese z.T. ganz sausen lies weil ich einfach nicht mehr hoch kam. An solchen Tagen (anfangs zumeist Montag/Dienstag begann ich meinen Tag mit einem ersten Schluck Sekt und merkte das ich damit wieder in die Spur "meines Altag's" kam und ich so allmählich die alltäglichen Sachen auf die Reihe bekam.
Mein Studium hab ich dann geschmissen, dass war wohl das Ende und gleichzeitig der Anfang einer neuen Karriere.
Täglich besoff ich mich [wacko] , was auch meine Beziehung und spätere Ehe auf eine harte Probe stellte. Ich begann mit einem Entzug zu hause und wurde glücklicherweise durch meinen Partner dabei unterstützt. Er war immer für mich da und half mir durch große Unterstützung und allein dem DA-SEIN in den Entzugstagen. Nachdem ich die harte Zeit hinter mir hatte, verlief mein leben wieder etwas geordneter. Ich hatte mich wieder soweit im Griff und meine Beziehung war auch wieder intakter (ich fühlte mich gut).

Dann der Absturz auf einer Jungesellenabschiedsparty: Ich fing an mit einem Glas Sekt/Orange ... bei dem es aber dann leider nicht blieb. Schließlich fand ich mich an der Bar wieder. Völlig erledigt und die alten Zeiten schienen mich wieder engeholt zu haben. Natürlich gab es riesigen Zoff zuhause :wb und ich trank erst recht weiter, denn nur so war ich noch in der Lage meinem Partner die Meinung zu sagen.
Ich beschimpfte Ihn. Was mir heute mehr als Leid tut. Ich trank einige Zeit weiter, bis ich einen erneuten Entzug startete (ich hatte Angst davor), weil ich wußte wie sich der erste anfühlte. Aber ich schaffte es. Später heitatete ich meinen Partner der mir immer zur Seite stand. Die Hochzeit [angel] feierte ich OHNE Alkoholkonsum auch wenn mir das schwer fiel. Aber der nächste Rückfall lies nicht lange auf sich warten. Ich hatte ein ständiges Gedankenkarussel, Zukunftsangst die mich zerfrisst und lämte, ich fühlte mich antriebslos und kaputt, Selbstzweifel machten sich in mir breit, ich hatte keine Freude mehr und alles fühlte sich schwer an. Depressionen und Angst begannen mich zu zermürben und das Verlangen nach nur einem Schluck wurde immer größer. Dann der erneute Rückfall und der erneute Entzug daheim. Ich schaffe es zumeist nach dem Entzug ca. 6 Monate oder auch mal etwas länger trocken zu bleiben. Dann aber wieder Abstürze und Rückfälle. War auch schon mal in einer Klinik in der man mich medikamentös eingestellt hat (Antidepressiva, Atosil u.a.) diese Medikamente nehme ich schon länger nicht mehr weil sie mich ruhig stellten. Auch besuche beim Therapeuten hatte ich schon über längere Zeit. Die aber schluss endlich nicht den gewünschten Erfolg brachten.
Momentan bin ich seit ca. 14 Tagen abstinent. Einen dauerhaften Erfolg sehe ich aber nur in Baclofen.

Bitte helft mir [cray] [sorry]

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Papfl
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Re: Domenique stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 12. Juni 2016, 16:08

Hallo Domenique!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Baclofen kann diese Drehtür-Tortur zwischen Entgiftung, Entwöhnung, Therapie, ein paar Monaten/Jahren Abstinenz und dann alles wieder von vorn...in der Tat beenden. Warum und wodurch das möglich wird, ist hier und hier erklärt.

Ich unterscheide dabei immer zwischen zwei Formen des Craving ("Trinkverlangen"):

  • dem physischen Craving (Trinkzwang; automatische biochemische Prozesse im Stoffwechsel, die willentlich nicht beeinflusst werden können) und
  • dem psychischen Craving (Trinkdrang; dem kann jede/r individuell entgegen wirken, indem er/sie eigeninitiativ neue Strategien und Alternativen entwickelt, um die "Leere" auszufüllen, die der Alkohol hinterlässt)
Letzteres mag Dir vielleicht aus Therapeutenbesuchen bekannt vorkommen: Alte Hobbies wiederbeleben oder neue entdecken, alternative Möglichkeiten für Belohnung, Entspannung, "Gut-drauf-sein" finden, Freizeit gestalten, Tagesstruktur entwickeln etc.. Das Handwerkszeug, das man bei Therapieaufenthalten im Idealfall mit an die Hand bekommt, ist ja nicht persé schlecht - im Gegenteil. Allein: Solange das ganze Denken komplett vom physischen Craving betimmt ist, die Gedanken also pausenlos um Alkohol kreisen, sind diese Ratschläge und Tipps schwer umsetzbar :wink: .

Wenn die Biochemie allmählich wieder in die Balance kommt, fällt auch der Verzicht auf Alkohol viel leichter. Es ist dann kein ständiger Kampf mehr. Nicht mehr die Biochemie resp. der Alkohol bestimmt, was Du tust - sondern wieder Du selbst.

Wenn Du gerade seit 14 Tagen abstinent bist, sind das optimale Voraussetzungen für einen Beginn mit Baclofen.
Schreibe bitte unbedingt @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) an und bitte ihn kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) um einen Ansprechpartner in Deiner Nähe. Nenne ihm einfach Deinen Wohnort samt Postleitzahl. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Baclofen kann seine Wirkung am besten entfalten, wenn man abstinent mit der Einnahme beginnt. Einen bewährten Anhaltspunkt für die Dosierung geben die Tabellen aus dem Leitfaden für die Anwendung. Du findest Sie auch hier im Forum, zugeschnitten auf die unterschiedlichen Tablettenstärken (10 mg bzw. 25 mg).

Lass' Dir bitte Zeit mit dem Aufdosieren. "Höher, schneller, weiter..." ist bei der Baclofen-Therapie kontraproduktiv. GEDULD lautet das Zauberwort. Es ist wichtig, der Biochemie genügend Zeit zu geben, sich zu regenerieren. Durch den jahrelangen Alkoholkonsum ist da einiges aus dem Gleichgewicht geraten (siehe oben).

Wichtig ist es, während der Aufdosierungsphase immer aufmerksam in sich reinzuhören: Habe ich Nebenwirkungen? Welche Nebenwirkungen sind das? Sind sie akzeptabel? Wie stark ist das Craving ("Trinkverlangen")? Kann bzw. sollte ich im Moment in kleinen Schritten weiter erhöhen, oder ist es sinnvoller, erstmal bei der jetzigen Dosierung zu bleiben, bis die Nebenwirkungen abgeklungen sind? In der Regel tun sie das nämlich binnen weniger Tage.

Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

So, dass ist jetzt ziemlich viel geworden für den Anfang... [whistle] ...Ich denke, das wichtigste ist erstmal der Arzttermin, dann sehen wir weiter. Wenn Du möchtest, gerne gemeinsam. Hier im Forum gibt es viele, denen es ähnlich ging und geht wie Dir, und die Dich gerne auf Deinem Weg begleiten.

In diesem Sinne: Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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DomGarcia
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Re: Domenique stellt sich vor

Beitragvon DomGarcia » 12. Juni 2016, 19:11

Hallo Papfl,
Vielen lieben Dank für deine Nachricht, den Tipps und den Infos. Gleich morgen werde ich mich dahinter klemmen und mir die Links durchlesen. Ich bin so froh auf dieses Forum gestoßen zu sein. Vielleicht ist es ja meine Rettung aus dem Teufelskreis. Gerne werde ich dich/euch auf dem laufendem halten was die so hoffe ich zustande kommende Baclofentherapie betrifft. Ichthyosauriern natürlich etwas Angst, weil ich nicht weiß ob ich dabei Nebenwirkungen bekomme. Aber schlechter als bei einem erneuten Entzug kann es mir dabei sicherlich nicht gehen.
Ich bin gespannt was mir die Zukunft zu bieten hat.

Liebe Grüße Domenique [good]


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