Von einem der auszog, den inneren Angst-Hund zu bekämpfen.

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Tomhenry
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Von einem der auszog, den inneren Angst-Hund zu bekämpfen.

Beitragvon Tomhenry » 9. November 2014, 16:09

Hallo, Ihr Mutigen!

Ich lese seit einiger Zeit hier im Forum mit und habe mich dank der vielen hoffnungsvollen Erfahrungsberichte und der offenen, liebevollen Art der Kommunikation hier entschlossen, mit eurer Hilfe (so hoffe ich) die ersten Schritte zu gehen.

Zu meiner Person: Ich bin 50 Jahre alt und trinke ungefähr seit meinem 17. Lebensjahr. Zu dieser Zeit sind meine Eltern auf eine ziemlich dramatische Art verstorben. Schon als Kind ein überängstliches Wesen, das immer das Gefühl hatte nicht dazu zu gehören, anders zu sein und nicht gemocht/geliebt/bemerkt zu werden, habe ich damals mit ihnen auch meine letzten Freunde und "Vertrauten" verloren und den Alkohol als Ersatz-Freund entdeckt. Ein paar Jahre hat er mir die Angst genommen und mich scheinbar selbstsicher und stark gemacht.

Ich habe mir nie große Gedanken darüber gemacht, denn im Studium und dann später im Kollegenkreis haben alle mehr oder weniger getrunken, viele sogar mehr als ich und das z.T. auch schon Mittags.

Vor etwa zehn Jahren haben mich dann aber meine Ängste wieder eingeholt und innerhalb von ein paar Wochen quasi in einen inneren Kerker geworfen. Starke Depressionen, Angstattacken und Sozialphobien haben mich zermürbt und dafür gesorgt, dass ich mich mit immer größeren Mengen Alkohol, Tabletten und Drogen betäubt habe. Ohne es anfangs zu merken und aus Scham vor der gesellschaftlichen Ächtung habe ich mich immer mehr zurückgezogen. Und das hatte natürlich auch extreme Auswirkungen auf meine Einkommenssituation als Freiberufler.

Fast ein Jahr habe ich – außer zum Einkaufen – das nicht Haus verlassen und war wirklich komplett am Ende, so dass ich mich entschloss, als letzten möglichen Schritt eine Psychotherapie zu beginnen. Aber was soll ich sagen: Auch nach der Dritten und drei Jahre später ging es mir nicht besser und ich habe mich stationär in eine Trauma-Klinik einweisen lassen. In diesen drei Monaten habe ich viel über mich und meine Traumas und Ängste gelernt, kaum Alkohol getrunken und in der Folge dann auch auf Diazepam und Drogen verzichten können.

Kaum wieder zuhause, ging der Alkoholkonsum wieder sukzessive nach oben. Auch wenn ich immer mal wieder auch kürzere "trockene" Phasen habe, schaffe ich es nicht, die Abstinenz dauerhaft durch zu ziehen. Trotz großer innerer Kämpfe bin ich – vor allem wenn die schleichende Angst und das Craving wieder zuschlägt – dann schnell wieder bei mindestens 4,5 bis 5 L Bier pro Tag. Wenn die Dämonen stärker an mir nagen, dann kann es auch ein oder zwei Liter mehr sein.

Ich spüre jetzt, dass jetzt alles wieder von vorn beginnen wird. Und das kann und will ich nicht mehr. Ich habe eine Frau, die mich liebt, aber deren Energie auch nicht endlos ist. Ich habe auch noch ein paar Jobs, aber ich weiß, dass ich in dieser Verfassung nicht mehr sehr lange "funktionieren" kann. Deshalb hoffe ich auf Baclofen und dieses Forum. Olivier Ameisens Buch ist heute gekommen und ich bin bereit.

Was mir jetzt noch fehlt, ist ein Arzt und das Rezept.

Tut mir leid, dass ich hier so viel geschrieben habe. Aber es ist für mich eine ganz neue und befreiende Erfahrung ganz "schamlos" über meine Probleme zu reden!

Euch ein großes Lob und viel Kraft!

Tomhenry
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Papfl
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Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
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Re: Von einem der auszog, den inneren Angst-Hund zu bekämpfen.

Beitragvon Papfl » 9. November 2014, 16:27

Hallo Tomhenry,

herzlich willkommen im Forum. Weil ich gleich weg muss, an dieser Stelle nur ein kurzer Willkommensgruß von meiner Seite. Aus Deinen Zeilen (die keinesfalls zu lang sind [smile] ) lese ich das Dilemma raus, das viele von uns nur allzu gut kennen: Eine Psychotherapie kann noch so gut sein...wenn Du den Kopf nicht frei hast, Dich darauf einzulassen (u. a. wegen Craving), verläuft vieles davon im Sand. Die Aussage "Erst jetzt [nach Baclofen] bergreife ich, was mir der Therapeut damals eigentlich sagen wollte", die man (nicht nur hier) häufig hört/liest, spricht Bände.

Alles zu seiner Zeit: Vielleicht ist es nach der ganzen "Wühlerei" in der Vergangenheit wirklich einfach mal an der Zeit, den Blick nach vorn zu richten, lösungsorientiert in die Zukunft zu blicken und mal zu schauen, was eigentlich alles an wertvollen Ressourcen in Tomhenry steckt...denn da gibt es - da bin ich mir sicher - eine ganze Menge!

Baclofen kann Dir dabei - auch mit Blick auf Deine Angstsymptomatik - eine große Hilfe sein. Schreib' doch unseren Admin @DonQuixote einfach mal kurz per an und teile ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mit. Ich bin mir sicher, dass Du dann bald loslegen kannst...

Beste Grüße einstweilen
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Suse
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Re: Von einem der auszog, den inneren Angst-Hund zu bekämpfen.

Beitragvon Suse » 10. November 2014, 00:44

Hallo Tomhenry,

herzlich Willkommen auch von mir.
Du hast auf gar keinen Fall zuviel geschrieben. Es ist gut und wichtig für mich, ich schätze mal für alle, ein wenig über den "Background" zu wissen.

Da du ja schon einiges gelesen hast, weißt du sicher, dass dir insbesondere aufgrund der Angstproblematik Baclofen wahrscheinlich eine gute Hilfe sein kann. Es nimmt die Angst und den ständigen Gedankenkreisel um den Alkohol.

Wie Papfl schon schrieb, erst wenn der Zwang zum Trinken futsch ist, kann man sich auf sich und die zugrundeliegenden Probleme konzentrieren und diese ggf mit Hilfe einer geeigneten Therapie beim Schopfe packen.

Ich wünsche dir dafür alles Gute, melde dich gerne weiter und berichte, wie es dir ergeht.

Bis dahin viele Grüße, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse


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