The Valiumguy stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Valiumguy
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The Valiumguy stellt sich vor

Beitragvon Valiumguy » 8. September 2014, 00:36

Hallo Leute!

Seit einiger Zeit lese ich heimlich, still und leise im Forum mit und möchte nun auch mal einiges zu meiner Wenigkeit schreiben und auch zu meiner Motivation zur Therapie meiner Alkoholkrankheit mittels Baclofen.

Zu meiner Person: Ich bin 32 Jahre jung und trinke Alkohol seit etwa meinem 15ten Lebensjahr. Angefangen hat es ganz klassisch als Gesellschaftstrinken, ich war - wie wohl die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen - oft und heftig "feiern", hing regelmäßig in Kneipen, auf privaten Partys und Festivals herum und trank mir meistens einen an, um gesellschaftsfähig zu werden, da ich schon von Jugend an eine mittelmäßig starke Sozialphobie an der Backe hatte. Mit dem Alkohol fühlte ich mich selbstsicher und konnte mit Menschen zwanglos plaudern und auch die übermäßigen Hemmungen fallen lassen.

Mit Mitte 20 begann ich dann ein Hochschulstudium und bald gewöhnte ich mir an, beinahe täglich des Abends ein oder einige Biere zu trinken - richtige Alkoholexzesse gab es aber auch zur Genüge, Studentenleben halt. Im Prinzip gab es fasst an jedem Tag irgendwo eine Feier, es gab sogar eine Hausinterne Kneipe und wenn garnichts ging, konnte man sich ja noch immer in seine Stube hocken und ein paar Bier verzehren. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, fand ich nciht sofort arbeit und war somit eine Weile auf Hartz IV angewiesen, jedoch war dies nicht sonderlich problematisch, da ich meinen Konsum damals noch im Griff hatte (und noch glaubte ich, ich hätte an und für sich kein echtes Alkoholproblem, lediglich mein Umgang mti dem Stoff wäre eben ein wenig unvorsichtig). Einige Monate später bekam ich einen gut bezahlten Job, kompensierte jedoch den Stress immer häufiger mit täglichem Alkoholkonsum und verbrachte bald komplette Wochenenden trinkend zu Hause. 2 Jahre später war ich körperlich abhängig und brauchte Alkohol, um nicht zu zittern und um nachts einschlafen zu können. Ich trank dann immer mehr, war teilweise sogar auf der Arbeit durchaus angeheitert und mein Tagespensum an Alkohol lag bei 8 Flaschen Bier (0,5 l) und manchmal zusätzlich ein oder zwei Flaschen Wein.

Jedenfalls habe ich es zum ersten Mal mit Hilfe ovn Baclofen geschafft, den Alkohol liegen zu lassen und war 2 Wochen am Stück trocken. Es folgten etliche Rückfälle, unter anderem auch deshalb, da das wenige Baclofen, welches ich ergattern konnte, verkonsumiert war. Inzwischen bin ich wieder seit ca. 5 Wochen clean, jedoch fehlt mir nach wie vor das Baclofen. Ich weiß noch genau, wie es mich ruhiger, ausgeglichener und selbstsicherer gemacht hat und jegliche Gedanken an Alkohol verschwinden ließ. Zur Zeit fühle ich mich zwar stabil, hätte jedoch trotzdem gerne Informationen über Ärzte, die der Behandlung mit Baclofen offen gegenüber eingestellt sind. Mein Hausarzt winkte leider ab, er behauptete, ich müsste mich da an meinem Psychiater wenden. Dieser verweigerte mir Baclofen jedoch mit der Begründung, es sei nicht zur Behandlung von Alkoholismus zugelassen. Ich wohne im Großraum Ruhrgebiet bzw. kann Arztpraxen in dieser Region relativ problemlos erreichen. Für weiterführende Infos, wie ich an Baclofen kommen könnte, wäre ich dankbar.

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WilloTse
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Re: The Valiumguy stellt sich vor

Beitragvon WilloTse » 8. September 2014, 08:35

Hallo Valiumguy,

herzlich willkommen hier!
Danke für Deine Vorstellung.
Das Vorgehen zur Empfehlung eines Arztes findest Du in unserer Ärzteliste.

DonQuixote ist bis Mittwoch (glaub' ich?) im Urlaub, die Antwort kann also ein paar Tage dauern. Aber guck' Dir mal die Fähnchen im "Ruhrpott" an, das wird schon! Gerade, wenn Du schon positive Erfahrungen mit Baclofen sammeln konntest, steht der Weiterbehandlung eigentlich nichts im Wege.

Viel Erfolg und wenn Du Fragen hast: 'raus damit!

LG
Willo

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Re: The Valiumguy stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 8. September 2014, 11:04

Hi Valiumguy

Ein Willkommensgruß auch von mir. Gute Erfahrungen mit Baclofen hast Du ja schon gemacht, also kannst Du sicher dort anknüpfen. Und eine PN (Privatnachricht) an Dich ist auch schon unterwegs.

DonQuixote

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Re: The Valiumguy stellt sich vor

Beitragvon Valiumguy » 8. September 2014, 12:24

Danke für PN :)

Baclofen war für mich eine Art Zaubermittel, denn ich hatte vorher schon vieles probiert, u.a. diverse Beruhigungsmittel, Antidepressiva (die mir mein Psychiater bereitwillig verschrieb), Ersatzdrogen etc. - so richtig vom Trinken weggekommen bin ich dadurch jedoch nie, gute Vorsätze hielten nur wenige Tage. Meiner persönlichen Erfahrung nach minimiert das Baclofen nicht nur den sogenannten "Saufdruck", sondern es wirkt auch stark antidepressiv und beruhigend. Die stimmungsaufhellende Komponente ist wirklich "echt" und in ihrer Ausprägung weniger chemisch bzw. künstlich wie bei den meisten Antidepressiva.

Auf Baclofen fühlte ich mich zeitweise richtig frisch, wie verjüngt.

Ich habe natürlich auch den Verdacht, dass Baclofen nur deshalb nicht zugelassen wird, weil dann die Pharmakonzerne mit ihren modernen Antidepressiva einpacken können. Ich denke, dass Baclofen nicht nur alkoholkranken MEnschen helfen kann, ein abstinenten, gesundes Leben zu führen, auch depressive Menschen können von der stimmungsaufhellenden Wirkung profitieren. Und immerhin sind neuen Studien zu Folge viele Alkoholiker in wirklichkeit chronisch depressiv und benutzen den Alkohol als eine Art hochwirksames (nur leider auch sehr tödliches) Antidepressivum.

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Re: The Valiumguy stellt sich vor

Beitragvon Suse » 8. September 2014, 21:25

Hi Guy,

ich hatte meinen ersten Baclofen Versuch vor 5 Jahren und bin später auch zurück gefallen.

Auf ein Neues!

Alles Gute dafür,

Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: The Valiumguy stellt sich vor

Beitragvon Valiumguy » 13. September 2014, 00:06

Ich habe zur Zeit noch immer kein Baclofen zur Hand und behelfe mir manchmal mit Benzos (ich weiß, dumme idee, aber alles ist besser als Rückfällig zu werden von diesem erbärmlichen Alk), besonders wenns um soziale Situationen geht. Ich weiß nicht, wie das bei Euch ist, liebe Mitleser, aber ich denke mal bei nicht wenigen Menschen führen Ängste in sozialen Situationen, Unsicherheit und "Schüchternheit" früher oder später zum Alkohol und dann nicht selten in die Alkoholerkrankung.

Die Ursachen meiner Schüchternheit und der Ängste in soziale Situationen sind meiner Meinung nach vor allem mit einer negativen Schullaufbahn zu finden, da ich nach der Versetzung auf's Gymnasium nur wenig Freunde hatte und insbesondere in der Oberstufe fasst nur allein rumhing und teilweise auch von Schülern/Lehrern gemobbt wurde. Aber da spielen auch viele andere Faktoren eine Rolle. Ich war schon immer ein recht ruhiges Kind und nicht so durchsetzungsfähig wie die meisten anderen, die sich mit Leichtigkeit nach Vorne spielen und besonders im mündlichen Unterricht behaupten konnten. Auch meine Freizeit verbrachte ich zumeist mit wenigen guten Freunden bzw. der Familie und suchte eher nach Sicherheit, setzte mich also wenig Risiken aus, was meine Entwicklung sicher etwas gehemmt hat.

Aber nun mal zum eigentlichen Anlass dieses Beitrags:
Heute war ich z.b. auf einem eher kleinen Open-Air-Konzert und merkte recht bald, dass ich mich in der Menschenmenge unwohl fühlte, besonders da ich dort fasst niemanden kannte. Normalerweise habe ich in solchen Situationen irgendwann angefangen, ein alkoholisches Getränk an die Brust zu nehmen, das fing bei mir schon mit 16 Jahren an (und da ich damals sogar große Erfolge mit dieser Strategie hatte, brannte sich dieser Lerneffekt stark bei mir ein). Doch heute habe ich die Option Alkohol garnicht erst erwogen, da ich genau weiß, was passiert, wenn ich auch nur ein kleines Bier trinke - ich komme für den Rest des Abends nicht mehr vom Alkohol los und saufe mich voll, trinke mindestens 10 Bier und liege dann irgendwann auf irgendnem schmuddeligen Kneipensofa im Halbkoma. Außerdem werde ich zwar Kommunikativ und Kontaktfreudig, schäme mich jedoch meistens am nächsten Morgen für meine dämlichen Sprüche und nicht gerade vorteilhaften Versuche, mit Menschen ins Gepräch zu kommen.

Ich wollte an dieser Stelle einfach mal anfragen, wie ihr mit solchen Situationen umgeht? Zurück zum Alkohol will ich keinesfalls, aber ab und zu mal "feiern" gehen und ungezwungen mit Leuten quatschen sollte doch auch möglich sein, ohne sich abzuschießen. Mein bescheidenes Ziel wäre vor allem, häufiger unter Menschen zu kommen und eventuell auch Kontakte zu knüpfen.
Eine Möglichkeit wäre natürlich, gegen die Sozialphobie anzugehen, indem ich mich mit meinen Ängsten konfrontiere und somit diese nach und nach abbaue, bzw. damit umgehen lerne. Doch dies kostet mich zur Zeit noch sehr viel Überwindung. :( Am schlimmsten ist es, wenn ich dann (ohne Erfolgserlebnisse) von so einer Veranstaltung verschwinde ohne überhaupt Gespräche gefüht zu haben, sondern weitgehend alleine herumstand. Ich fühle mich dann immer relativ erbärmlich, obwohl das eigentlich auch eher schwachsinnig ist. Immerhin bin ich mit Sicherheit nicht der einzige auf der Welt, dem es so geht.

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GoldenTulip
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Re: The Valiumguy stellt sich vor

Beitragvon GoldenTulip » 13. September 2014, 09:41

Hallo Guy,

herzlich willkommen von mir auch noch an dieser Stelle [hi_bye]

Zum Thema Sozialphobie.
Also auf einem Stadtfest wildfremde Menschen anzusprechen ist auch nicht so mein Ding, wenn es sich nicht zufällig gerade so ergibt.
Meiner Erfahrung nach ist es jedoch ziemlich leicht, Kontakte zu knüpfen, wenn sie zum Beispiel an ein Hobby geknüpft sind. Da redet man dann über die Sache, wie in meinem Fall Schachpartien, statt direkt auf der persönlichen Ebene oder im oft sinnfreien Smalltalk.

Vielleicht gibt es ja etwas, woran Du Freude hast, und was mit Gemeinschaft zu tun hat?

Das hat den Vorteil, dass man weder seine Anwesenheit rechtfertigen muss, zweitens bei Unsicherheiten etwas hat, woran man sich "festhalten" kann, und drittens, dass Alkohol sozial eher nicht dazu gehört

Nur so'ne Idee.

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz


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