schon wieder einer ...

[manuel]

Hallo zusammen -- Liebe alle !


ich bin Manuel, jenseits der 40 (bald 44) und alkoholabhängig. Was die Medizin angeht, so verstehe ich ein wenig von der Chemie im Kopf (und bei der Arzneimittelherstellung), da ich Physiologe bin (kein Arzt, sondern von der naturwissenschaftlichen Seite her).

Alkohol ist mein Hauptproblem mit seit ca. 15 Jahren immer höheren Mengen und immer kürzeren Abstinenzphasen. Gegenwärtig bin ich leider wieder nass, es werden etwa 2l Wein pro Tag sein.

Drei Klinikaufenthalte zur Entgiftung habe ich hinter mir, zwei davon mit Entzugsdelir -- eine ziemlich böse Sache, wie jede/r weiß, der es durchgemacht hat. Mitte der "Nuller"-Jahre habe ich auch GHB zum Entzug oder als Substitution benutzt; die Leber wird sehr wahrscheinlich geschont, der Kopf nicht, und der Entzug von GHB ist (wahrscheinlich vergleichbar mit einem Benzodiazepin-Entzug) heftig.

Eine Entwöhnungstherapie von fast fünf Monaten habe ich auch hinter mir -- prima Klinik, kein Rückfall (übrigens auch ohne Baclofenverordnung). Doch einmal 'draußen' ging der "Spaß" wieder los, zumal ohne Partnerin (Scheidung) und (noch) ohne Arbeit (zwei verlorene Stellen) -- allerdings bin ich intensiv auf Arbeitssuche und tu dafür soviel, wie ich kann.

Um dieses Projekt gelingen zu lassen (ich will *unbedingt* wieder arbeiten), bin ich auf dieses Forum gestoßen. Baclofen scheint mir eine Substanz zu sein, die ich ausprobieren sollte, um wieder im normalen Leben Fuß zu fassen. Wahrscheinlich geht es langfristig auch nicht ohne Therapie weiter, doch die Ratschläge, die man so von Therapeuten hört (Nutze Deine Skills!usw.), verpuffen irgendwie, wenn man wieder raus aus der Klinik/Therapie ist. Somit bin ich also hier gelandet.

Was kann ich hier tun? Fragen sind willkommen; sollte ich Baclofen nehmen, werde ich auf jeden Fall eine Rückmeldung geben. Nachdem ich mich durch die Literatur gelesen habe, finde ich es erstaunlich, dass die Pharmaindustrie das Baclofenmolekül nicht als Leitsubstanz für "bessere" Medikamente gegen Alkoholismus verwendet. Es gibt ja z.B. auch das Phenibut (http://de.wikipedia.org/wiki/Phenibut), das möglicherweise ähnlich wie Baclofen wirkt, aber nach allem, was ich gelesen habe, sehr stark abhängig macht. Da ist also viel Raum für Optimierung .

Euch alles Gute,
Manuel

[Ichduersiees]

Hallo Manuel,

Herzlich willkommen ich bin auch seit gestern dabei.
Hast du das Buch schon gelesen?

LG k.

[manuel]

Nein, ich habe mich, soweit verfügbar, durch ein paar Aufsätze gearbeitet, die ich durch PubMed gefunden habe ... schade, dass Dr. Ameisen mittlerweile verstorben ist.

Gruß,
Manuel

[Suse]

Hi Manuel,

auch von mir ein herzliches Willkommen

Auch ich denke, du solltest es auf jeden Fall mit Baclofen versuchen. Wie es Betalbalim beschrieb, hilft das Medikament allerdings nur mit einer guten Portion Willen.
Am besten wäre der Wille zur Abstinenz. Zwar gelingt es einigen, wie sie es erzählen, trotzdem ab und an mal kontrolliert etwas zu trinken...Wie scheinbar auch Betalbalim (??? ich bin baff!)
Ich für mich weiß, ich könnte das nicht. Zu oft ausprobiert. Ob es bei den anderen wirklich stimmt, kann ich nicht beurteilen. Ehrlich gesagt aber, glaube ich, dass das höchstens für eine Weile funktioniert.

Aber nach alldem hast du ja gar nicht gefragt.

Also, auf zum Arzt, ausprobieren, weiter bewerben und alles Gute!

viele Grüße, Suse

[Findus]

Hallo Manuel,

auch ich habe alles mögliche versucht und nichts hat so richtig geholfen.

Mit Baclofen habe ich inzwischen aufgehört, das ist 18 Monate her. Es hat mir den Einstieg zum Ausstieg ermöglicht und mich veranlasst, mich noch einmal mit mir und meiner Süchtigkeit auseinanderzusetzen.

"Sucht" entsteht im Kopf. "Süchtig" machen kann jede Substanz oder jede Tätigkeit.
Aber jede Suchterkrankung ist therapierbar. Sei es durch Abstinenz oder durch kontrollierten Gebrauch.

Meinen Tabakkonsum kann ich kontrollieren. Ich bin die typische Gelegenheits- und Partyraucherin. Zu Hause rauche ich nicht. Theoretisch käme ich mit einer Schachtel ein Jahr lang hin - würden meine Liebsten sie nicht wegqualmen.

Beim Alkoholkonsum habe ich mich dann selbst entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen, wiel mir das Zeug "unheimlich" wurde. Das heisst: Eigentlich wurde ich mir selbst "unheimlich".
Also habe ich es dann gelassen. Einfach so. Wie andere das Rauchen. Das ist jetzt ein seit Februar 2013 her.

Bei mir hilft offensichtlich nur totale Abstinenz. Ich bewundere jeden, der es schafft, seinen Konsum auf ein gesundes Maß herunterzusetzen.

Gruß an Alle, die mich noch kennen!

[manuel]

Liebe alle!

So viele Rückmeldungen, das freut mich.

"Baclofen schlägt einem das Glas nicht aus der Hand", das denke ich auch nicht. Angst ist bei mir einer der Hauptgründe zu trinken. Baclofen scheint die Angst zu ... sagen wir mal: wegzudrücken, nach allem was ich gelesen habe. Ähnlich wie Benzos und GHB, Benzos (wie jede/r hier weiß) sehr wirksam — von einer Benzodiazepinabhängigkeit kommt man leider nur durch langsames Ausschleichen der Benzos selbst weg, das ist klar. Diese sind also, wie GHB, nur etwas für kurze Zeit. Baclofen wäre für mich auch keine "Lebenslösung", sondern erstmal ein Wegsteuern von einem schädlichen Verhalten zur Stabilisierung. Die Toleranzentwicklung scheint mit Baclofen sehr gering zu sein, ein großer Vorteil zu den beiden anderen Substanz(grupp)en.

"Geht´s noch? Arbeitssuche ein Projekt?" Da ich seit meiner Entwöhnungstherapie schon in einigen Vorstellungsgesprächen gesessen habe und (da bin ich sicher) die Stelle nicht bekommen habe, weil ich, völlig nüchtern, Beklemmungen (Schweißausbrüche usw.) in sozialen Situationen zeige, ist die Stellensuche für mich mittlerweile wirklich ein Projekt geworden ... Baclofen + Verhaltenstherapie ist auf längere Sicht sicher das Optimum.

Ich möchte, dass mein Weg zur Abstinenz führt. Spart Geld, Zeit, Nerven usw. ... Alkoholkonsum in sozialen Situationen (die ein bis zwei Gläser Bier, das eine Glas Wein) würde ich allerdings nicht unbedingt ausschließen. Diese Menge Alkohol merkt niemand mehr, der/die mal richtig bei Alkohol zugelangt hat (ich wäre allerdings etwas vorsichtig, solange ich Baclofen nehme -- zumindest falls es hohe Dosierungen sind!). Gerade das Trinken großer Mengen ohne sozialen Kontakt ist das, was mein Abhängigkeitsprofil auszeichnet. Andererseits kann natürlich "das eine Glas" nach längerer Abstinenz wieder zu höherem/dauerhaften Konsum führen.

Was auch immer, zunächst ist für mich der Schritt zum Baclofen wichtig .

Grüße,
Manuel

[manuel]