Abstinenz

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
Benutzeravatar

Baclofenius
Beiträge: 21
Registriert: 17. Februar 2011, 13:18
Wohnort: Bei Frankfurt am Main
Hat sich bedankt: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Abstinenz

Beitragvon Baclofenius » 26. Februar 2013, 09:30

Hallo Zusammen.

Die ABSTINENZ.... nun ja, das ist wohl bei jedem von uns etwas anders. Ich bin seit fast anderthalb Jahren
Baclofen-Abstinent!

Alkohol trinke ich nur noch selten und wenn, dann in relativ geringen Mengen. Ich geb mal meine Höchstmenge von Sylvester an. (4 Gläser Rotwein)
Ansonsten trink ich auch mal ein, zwei Gläser Rotwein zu einem guten Essen. Allerdings kommt dies selten vor. Mit selten meine ich etwa einmal im Monat.

Allerdings muß ich zu Conny sagen, sei froh das Du aus der Gruppe rausgeflogen bist!
Meine Erfahrung ist das wir "Baclofener" in den Gruppen nicht erwünscht sind, weil Baclofen zu unbekannt und für viele nicht greifbar ist. Es ist einfach zu unglaublich. Auch glaube es erst, seit ich die Erfahrung gemacht habe, das ich nun trinken kann, wenn ich es will; aber ich muß nicht zwanghaft trinken und mich betrinken !!

Zu den Gruppenbesuchen muß ich noch erwähnen, das ich mich dort eher als Kämpfer gegen Windmühlen gesehen habe.
Das ging einher mit lächerlich machen, mies-reden und alles besser wissen.... WARUM wird etwas neuem, wie Baclofen, nicht auch mal eine reelle Chance gegeben....
Das war am Schluß auch der Grund, warum ich die Gruppe verlassen habe, entgegen dem Rat meines Neurologen, der mich gerne dort weiter gesehen hätte....
Aber da ich im Besitz meiner Fahrerlaubnis bin; das war auch schonmal anders, muß ich mir die Gruppe nicht zwanghaft geben!
Seitdem geht es mir noch viel besser !!

Was dein Zittern angeht Conny, das habe ich auch sehr lange noch gehabt als ich nicht mehr massiv getrunken habe... da gibt es tatsächlich nur den Weg, etwas zu trinken, oder nach längerer Abstinenz das austesten von solchen Zitterpartien in den entsprechenden Situationen... was natürlich stellenweise peinlich werden kann.
Bei mir tritt dieses Zittern nur noch selten auf, ebenso wie meine Panikattacken, die sich mit der Zeit auch sehr reduziert haben.
Allerdings ist das auch eine Frage der Geduld, von der ich leider auch nicht wirklich viel habe... [nea]


Auf eine zufriedene Zeit, ob abstinent oder nicht, das soll jeder für sich selbst entscheiden.

Netten Gruß
Baclofenius

Benutzeravatar

Don
Beiträge: 124
Registriert: 22. Februar 2013, 22:16
Hat sich bedankt: 20 Mal
Danksagung erhalten: 21 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Abstinenz

Beitragvon Don » 26. Februar 2013, 11:25

GoldenTulip hat geschrieben:...musste am vorletzten Sonntag Schach spielen, und hatte eine irrsinnige Angst, während der Partie beim Ziehen zu zittern. Ich hatte -wohlgemerkt- keinerlei Entzugserscheinungen und zitterte zu Hause gar nicht. Ich hab mir nur leider im Zuge meiner "Karriere" eine massive Sozialphobie eingefangen, ich tattere dann aus Angst vorm Zittern rum, da kann man sich herrlich reinsteigern.

Liebe Conny,

wow, endlich mal eine, der´s genauso geht wie mir! Das kenn ich sehr, sehr gut.
Wie geh ich damit um?
Ich benutze genau diese Angst (also sich unfreiwillig zu outen) um nicht zu trinken. Wie z.B. ein Analphabet Situatioen meidet in denen er irgendwo vor anderen etwas Lesen/Schreiben muss, so sind wir Alkis noch viel bessere Vermeidungskünstler für Situationen, die uns nicht passen (z.B. öffentliches Händezittern). Ich persönlich checke immer rund 7 Tage im Voraus aus auf welche Situationen ich so treffen werde/könnte und entscheide dann wie ich das angehe.
Das klappt natürlich nicht immer perfekt, aber man kann sich schon eine Menge ersparen. Kommen unvermeidliche Situationen (z.B. Versammlung am Do) höre ich ne Woche vorher auf zu trinken - schon aus Angst vor dem Flattermann dort. Ich stell mir schon in der Woche vorher vor, wie ich da sitzen und rumzittern würde - dieses Bild ist mir so schrecklich, dass ich dann das Trinken lass (mit ner Fahne dort abzuhängen ist keine Alternative sondern der Countdown zum Arbeitsamt).
Was hätte ich an Deiner Stelle getan (ich weiß, ich bin nicht Du, aber vielleicht hilfts ja das nächstemal)?
...hatte -wohlgemerkt- keinerlei Entzugserscheinungen und zitterte zu Hause gar nicht

Das zählt nicht!!! Allein und/oder vor sehr vertrauten Personen isses meist im Groben o.k.
Hier der Lackmustest: Wenn ich wissen will, ob es einigermaßen weg ist gehe ich in die Stadt und setzt mich in ein Café (nimm meinetwegen so ein Bäckereicafé, wenn Du andere nicht beim Trinken sehen willst), wo mich keiner kennt. Dann bestell ich mir einen Mokka/Espresso (also irgendwas alkfreies, dass in möglichst kleinen Gefäßen serviert wird). Kann ich das Ding dann mit einer Hand trinken? Dann wäre ich zum z.B. bereit fürs Mitschreiben in einer Versammlung.
Um noch sicherer zu gehen könntest Du vorher im Café z.B. Deinen Schlüsselbund fallen/oder aus Versehen Deinen Einkaufskorb umkippen - also ne auffällige Sache, die die Aufmerksamkeit auf Dich zieht. Wenn Du dann in Minutenfrist (und damit vor fast aller Augen) einhändig Deinen Mocca oder Espresso schlürfen kannst, dann wäre ich bereit fürs Mannschaftsschach gewesen, vorher nicht! (Vollständig ruhige Hände dauern bei mir ca. 6-8 Wochen, solang hab ichs aber ewig nicht mehr ausgehalten).
...ich tattere dann aus Angst vorm Zittern rum, da kann man sich herrlich reinsteigern.

Nutze diese Angst für Dich!!!
...musste am vorletzten Sonntag Schach spielen

Es gibt sicher vieles, dass Du musst - aber das gehört eher weniger dazu? Ich weiß, es geht weniger ums Spiel als um um die Unternehmung mit dem Team. Aber einige werden dich nicht mehr achten, wenn Du Dich "unfreiwillig outest". Was ist Dir also wichtiger - Achtungsverlust oder die Gesellschaft mit dem Team an dem speziellen Tag?
So einen Mannschaftskampf sagt man aber nicht mal eben ab

Wie gesagt, checke eine Woche im Voraus Dein Leben nach solchen "Terminen" ab, dann hast Du genügend Zeit Dir was einfallen zu lassen (oder glaubwürdig abzusagen). Du wirst ziemlich schnell ein Radar für solche Situationen entwickeln - wenn Dir nichts einfällt komm hierher und frag uns, denn dann ist noch Zeit.
Mannschaft und ich haben auch gewonnen, das am Rande

Eine hat verloren, würd ich sagen.
...meinen neuen Anlauf etwas entspannter angehen lassen

Genau sooo!

LG - Don.

PS: Am Do hab ich die Versammlung - 6. Tag clean - gestern im Café gewesen und konnte zumindest schon beidhändig ruhig meinen Kaffee schlürfen - heut mach ich den EinHand-Versuch.
Zuletzt geändert von Don am 26. Februar 2013, 12:37, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-Starter
GoldenTulip
Beiträge: 2661
Registriert: 15. Juli 2011, 21:41
Hat sich bedankt: 297 Mal
Danksagung erhalten: 258 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Abstinenz

Beitragvon GoldenTulip » 26. Februar 2013, 12:30

danke für die persönliche Antwort.
Es macht mich ganz konfus, wie ich mich hier persönlich geoutet hab und mir hilft, dass du von Dir erzählst.
Ich hab den Fehler gemacht, nur auf einer äußeren Ebene von Baclofen und Alkohol zu erzählen. Was wirklich weh tut und womit ich nicht zurechtkomme, hatte ich ausgelassen.
Das muss ich erstmal sacken lassen.

Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

Benutzeravatar

Argentina1
Beiträge: 540
Registriert: 16. April 2012, 00:50
Hat sich bedankt: 87 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Abstinenz

Beitragvon Argentina1 » 26. Februar 2013, 12:40

Hallo Connychen und alle,
@all, freue mich das wir hier vernünfig diskutieren können und das es kein "aufeinander losgehen"gibt.

@Conny,
Noch mal zum Händezittern. Kann das nicht auch psychosomatisch sein, bzw. wirklich ein reingesteiger deinerseits? Das hört sich jetzt vielleicht etwas verrückt an, aber mir ist jetzt mehr mal im nüchternen Zustand aufgefallen, das ich abends noch in den kleinen Supermarkt nebenan gegangen bin, ehrlich gesagt NUR um mich nüchtern zu zeigen und um dann irgendeine Kleinigkeit zu kaufen. Mehrmals hatte ich das Gefühl, kaum im Supermarkt, das ich anfing zu schwanken oder zu torkeln, einmal hatte ich sogar das Gefühl das ich lalle. Das hat mich total irritiert, denke aber das war auch so ein bisschen Aufregung obwohl es ein 0815 Vorhaben war, ich gehe schließlich ständig zum Supermarkt!! Nur abends habe ich es grundsätzlich gemieden weil ich nicht wollte das man mich angetrunken/ betrunken sieht....obwohl mich fast alle hier schon mal betrunken erlebt haben.... Hat jemand mal dieselbe Erfahrung gemacht?

Noch was, gut nun hast du beim Schach nicht gezittert, aber hattest du keine Angst das man deine Piccolos riecht? DIE riecht man, ich habe es auch nie gelaubt, weil ich mir ja mit 2 Piccolos nüchtern vorkam, aber diejenigen die nicht trinken riechen das auf jeden Fall!

Lg Argentina

Benutzeravatar

Thread-Starter
GoldenTulip
Beiträge: 2661
Registriert: 15. Juli 2011, 21:41
Hat sich bedankt: 297 Mal
Danksagung erhalten: 258 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Abstinenz

Beitragvon GoldenTulip » 26. Februar 2013, 12:48

liebe argentina,

die sind beim Schach ebenso verpeilt und versoffen wie ich. Und genauso bemüht und angestrengt. Da gibt es kein Outen in dem Sinn. Sie wussten, wie sie mit mir dran sind.
Nixdestrotrotz möchte ich den Tabu-Bann gern brechen, der darunter liegt. Ist so eine Schach-SHG, und ich rede mit ein paar Leuten auch über Bac und/ oder Abstinenz.

Ich muss mich da nicht verstellen, das ist eine seltene Konstellation
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

Benutzeravatar

Argentina1
Beiträge: 540
Registriert: 16. April 2012, 00:50
Hat sich bedankt: 87 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Abstinenz

Beitragvon Argentina1 » 26. Februar 2013, 15:15

Liebe Conny,
Jetzt wirds dann aber wirklich konfuss. Du spielst in einer SHG Schachgruppe Schach, wo alle versoffen und verpeilt sind? Wo war denn dann das Problem mit dem zittern? Nimms mir nicht übel Conny, aber das war nur mal wieder eine Ausrede um etwas zu trinken, zumindestens stellst du es so dar. Und noch was, halt dich von solchen Gruppen fern, ich kann mir irgendwie nicht vorstellten das die dir gut tut, aber da mag ich mich täuschen.

Ansonsten wünsche ich dir aber aufrichtig das du die Tage etwas zur Ruhe kommst!!!

Lg, Argentina

Benutzeravatar

Don
Beiträge: 124
Registriert: 22. Februar 2013, 22:16
Hat sich bedankt: 20 Mal
Danksagung erhalten: 21 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Abstinenz

Beitragvon Don » 26. Februar 2013, 16:20

Argentina: ich abends noch in den kleinen Supermarkt nebenan gegangen bin, ehrlich gesagt NUR um mich nüchtern zu zeigen...

Yepp, genauso mach ich das auch und wenn das noch nicht geht mach ich einen Spaziergang auf dem ich an ein paar Leuten vorbeigehn muss. Wenn es richtig gut läuft, gehe ich am 2-3. Tag danach auf den Bahnhof und dreh einfach ne Runde durch die Passagen ohne was zu kaufen, einfach um mich wieder an die vielen Leute zu gewöhnen. Schön ist das nicht, aber es trainiert schon wieder ein bissel gegen die Sozialphobie an.
...war auch so ein bisschen Aufregung obwohl es ein 0815 Vorhaben war

ja, es ist die Aufregung (denn zuhaus und allein würden Deine Hände nicht zittern, deshalb zählts aber auch nicht) und man muss das immer wieder neu trainieren, damit klarzukommen.
...grundsätzlich gemieden weil ich nicht wollte das man mich angetrunken/ betrunken sieht....obwohl mich fast alle hier schon mal betrunken erlebt haben.... Hat jemand mal dieselbe Erfahrung gemacht?

Ja, hab ich. Deshalb mach ichs inzwischen nur noch zuhause mit meiner Freundin (die dabei nichts trinkt, aber auch nichts dagegen hat wenn ich mich "belohne" bis zum Gong). Ich halte mir die folgenden 36 Stunden von Verpflichtungen aller Art frei. Klingelt das Telefon bin ich, wenn mir das zuviel ist, eben nicht da. Punkt.
...aber diejenigen die nicht trinken riechen das auf jeden Fall!

Genauso ist es und zwar auf mehrere 10 meter. Die ganzen plumpen Spielchen mit Pfefferminz, Knoblauch, Kaugummi (und was weiß ich noch) kennen inzwischen alle - damit fällt man inzwischen sogar noch mehr auf! (auch den Billigtrick "hab Hustensaft oder Doppelherz, etc. pp. getrunken" kann man sich getrost sparen, da kann man sich auch gleich ein Schild umhängen, auf dem wir alle wissen was dort stehen würde).
Conny: ...Ich muss mich da nicht verstellen, das ist eine seltene Konstellation

Mal drüber nachgedacht, ob Dir diese Konstellation im Moment gut tut? Immerhin brauchstest Du schon was, um diese "Konstellation" zu ertragen.
...Da gibt es kein Outen in dem Sinn...

Gegenfrage - Wovor genau hast Du dann Angst gehabt?

Alles wird gut, denn Du bist nicht allein - Don.

PS: Mal noch eine für mich sehr wichtige Frage: Wenn ich Euch richtig verstehe kann BAC das Zittern gar nicht bekämpfen? Ich hätte das Zittern/Unsichersein dann trotzdem noch?

Benutzeravatar

Findus
Beiträge: 83
Registriert: 30. September 2011, 14:06
Hat sich bedankt: 21 Mal
Danksagung erhalten: 26 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Abstinenz

Beitragvon Findus » 26. Februar 2013, 16:43

Hallo Ihr Kämpfenden und um Abstinenz Ringenden,

Ganz und gar off topic, passt aber thematisch hier rein:

Ich sehe hier in diesem Forum ein Umdenken, eine Sternstunde, einen Moment des Kairos:



Der Mensch hier sagt so ungefähr, was ich meine....

So viele hier, denen das Nichttrinken früher unvorstellbar schien, machen sich auf den Weg in die Abstinenz.
Auch ich. Ich komme gerade aus dem Keller. Hinter den Öltanks, wo nie ein menschliches Wesen vorbeikommt, lag mein Weindepot, 11 Flaschen österreichischer Zweigelt, mein Favorit seit Ewigkeiten. Den hab' ich gerade ausgeschüttet. Noch bin ich ganz bedröppelt von dieser ungeheuren Tat, einer für mich unvorstellbaren Wertevernichtung. Als ich das letzte Mal trinkbaren Alkohol ausgeschüttet habe, war Helmut Kohl noch Bundeskanzler.....

Mir kommt vor, als hätte sich etwas Entscheidendes getan. Muss das erstmal seelisch verdauen.

Allen Nüchternen und weniger Nüchternen eine gute Zeit gewünscht!
Freiheit beginnt, wo Sucht endet

Benutzeravatar

Thread-Starter
GoldenTulip
Beiträge: 2661
Registriert: 15. Juli 2011, 21:41
Hat sich bedankt: 297 Mal
Danksagung erhalten: 258 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Abstinenz

Beitragvon GoldenTulip » 26. Februar 2013, 16:47

Hi Don,
es gibt kein Outen in dem Sinn, weil alle etwas angeschlagen sind und mich nicht doof anschauen, wenn ich sage, wie es bei mir hinter den Kulissen ausschaut. Das ist keine SHG, die sich zufällig mal Schach als Thema genommen hat, ist eine normale Mannschaft.
Ich hab quasi vorgearbeitet, um mich mal rauszunehmen, wenn meine Sozialphobie durchschlägt. Es hat auch gut getan, mich nicht verstellen zu müssen.
Ich könnte zum Beispiel sagen, dass sie einen Ersatz mit an den Start bringen sollen, der einspringt, wenn ich es nervlich nicht schaffe. Das kann man im "normalen" Sozialgefüge ja kaum bringen, da bist Du sofort draußen.
Ich bin sowas wie meine eigene Co-Abhängige, und breche mein eigenes Tabu, indem ich darüber rede.
Das hat nichts mit Verherrlichung zu tun. Bei zwei Alkoholikern als Eltern geht das wohl in Fleisch und Blut über. Lass sie reden ala Ärzte reicht nicht ganz.
Ich komme mir vor wie so ein Mini-Ameisen, nur ohne dass es alle toll finden, dass ich darüber spreche.

Ich hab das Gefühl, ich muss endliche eine schwere Altlast loswerden, und ob meine schonungslose Ehrlichkeit mir da hilft, weiß ich nicht. Besser als rumzulügen kommt es mir schon vor. Aber vielleicht bin ich auch nur zu bequem, um die Fassade aufrecht zu erhalten.
Oder zu müde.

Und wo es hinführt ist mir auch schleierhaft.

[unknown] Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

Benutzeravatar

Don
Beiträge: 124
Registriert: 22. Februar 2013, 22:16
Hat sich bedankt: 20 Mal
Danksagung erhalten: 21 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Abstinenz

Beitragvon Don » 26. Februar 2013, 17:13

GoldenTulip hat geschrieben:Ich könnte zum Beispiel sagen, dass sie einen Ersatz mit an den Start bringen sollen, der einspringt, wenn ich es nervlich nicht schaffe... Conny

Das wäre am Sonntag meine Wahl gewesen.
Niemand will Dir Deine Gruppe wegnehmen, aber wenn Du Dich nicht fühlst dann ist das eben so (die haben Dich nächsten Montag auch noch alle lieb [smile] )
Ich komme mir vor wie so ein Mini-Ameisen, nur ohne dass es alle toll finden, dass ich darüber spreche...

Ich finds toll und viele Mitleser, die hier gar nicht angemldet sind allemal auch. Das ist doch schonmal was. [good]
...und ob meine schonungslose Ehrlichkeit mir da hilft, weiß ich nicht...

Ich z.B. war noch nie in einer SHG und hab das auch nicht vor, wenn ich so lese was dort los ist. Aber wir haben etwas viel besseres - das Internet. Keiner kennt Dich und Du kannst trotzdem mit Menschen reden. Ferner kannst Du den Grad der Auseinandersetzung mit anderen selbst bestimmen.
Also nochmal, Du bist anonym und keiner kann Dir was - also was soll sein? Da kannste auch ehrlich sein, das funktioniert besser - Du wirst sehen.
...vielleicht bin ich auch nur zu bequem, um die Fassade aufrecht zu erhalten.

Welche Fassade? Du brauchst hier keine - wir sind im Internet, keiner wird Dich je zu Gesicht bekommen wenn Du es nicht willst. Also nutze diese Spitzenchance doch für Deine ehrlichen Gedanken & Gefühle, wie verquer die auch immer sein mögen. Und weniger anstrengend als die "Fassade" ist es auch. [smile]
Und wo es hinführt ist mir auch schleierhaft.

Da wo wir alle hin wollen --> zum besseren ICH.

LG - Don

Benutzeravatar

Argentina1
Beiträge: 540
Registriert: 16. April 2012, 00:50
Hat sich bedankt: 87 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Abstinenz

Beitragvon Argentina1 » 27. Februar 2013, 01:57

Buenas noches todos [smile]

Ich leide auch mal wieder an "Langeweile und Abstinenz" und beim rumgooglen zum selben Thema fand ich gerade das :
http://www.daserste.de/information/wiss ... g-100.html

Ich gebe zu das ich nicht weiss ob der Bericht hier schon gepostet wurde, aber da er anscheinend vom 24.02.13 ist und ich die letzten Tage hier aktiv war gehe ich mal davon aus das nicht. Nichts desto trotz ist Körkel hier ja einigen bekannt und auch nicht unsympathisch ( mir auch nicht )

Zitat ( kennen die meisten auch schon, aber aus aktuellem Anlass):
"Viele schießen dann übers Ziel hinaus", so Körkel, "sie setzen sich zu hohe Ziele, weil sie meinen, dass sie jetzt sofort von den großen Mengen wegkommen müssen." Aber das halten die meisten nicht durch. Der Frust über das nicht eingehaltene Ziel ist dann umso größer. Deswegen legen die Betroffenen gemeinsam mit dem Therapeuten realistische Ziele fest. Zugleich werden aber einzelne Rückfälle nicht dramatisiert. Sie gelten als "Ausrutscher". Die Ursache dieser Ausrutscher wird aber ergründet. Es geht darum herauszufinden, welche Situationen den Abhängigen dazu bringen, zur Flasche oder zur Zigarette zu greifen. Dann müssen Alternativen entwickelt werden und Strategien, mit diesen Situationen umzugehen. "Wenn jemand, weil er an auf dem Weg zur Arbeit an einem Kiosk vorbeikommt und dort Bier im Angebot sieht, Suchtdruck bekommt, dann sollte er sich einen anderen Weg zur Arbeitsstätte suchen", empfiehlt Körkel.

Haha, und wenn es keinen anderen Weg zur Arbeit gibt, weil man von zu Hause aus arbeitet oder gar keine Arbeit hat? Klar, die Antwort ist logisch, dann gibt man seine Antwort zu Hause auf oder man sucht sich Arbeit falls man keine hat - mit dem Umweg zur Arbeit kann ich absolut leben, denn das ist noch die einfachste Variante! ABER das ist auch alles nicht so wirklich von heute auf morgen zu realisieren, vor allem Jobwechsel/ Arbeitsplatz finden etc. Mir zwängt sich dann auch unwillkürlich der Gedanke auf ob uns eigentlich die Ärzte verstehen oder ob wir wirklich die Idioten in dieser Gesellschaft sind, die wir irgendwie nicht verstanden werden? Verstehen sicher ja, aber die Problematik WIRKLICH etwas am Leben zu ändern ist halt oft nicht soooooooooo einfach, wie es da geschrieben steht.

Und weiter:
Viele Tipps und Tricks sind relativ simpel, die er im Rahmen seiner Therapie anbietet und im Gespräch mit dem Abhängigen entwickelt. Zwar sind dies nicht die einzigen Maßnahmen dieses in zwölf Stufen ablaufenden Therapie-Konzepts - die Süchtigen lernen auch ihre Freizeit ohne Drogen zu gestalten, "nein" sagen zu können und emotionale Belastungen zu meistern - aber vielleicht sind es gerade diese einfachen Ansätze, die Körkel auch Kritik eingebracht haben. Der Suchttherapeut Oliver Pogarell von der Ludwigs-Maximilians-Universität München sieht KISS zwar durchaus als eine Ergänzung zu einer klassischen Behandlung, glaubt aber nicht, dass man damit allein Süchtige therapieren kann: "Ein schwer Abhängiger kann nicht kontrolliert trinken. Der Kontrollverlust ist ja gerade das Merkmal seiner Krankheit." Er empfiehlt nach wie vor die Abstinenz und eine Therapie in der der Betroffene Verhaltenstherapien, Medikamente und, falls nötig, auch eine stationäre Behandlung erhalten.

Und wo findet man diese "einfachen Tricks"? Und ein Augenmerk auf das was Oliver Pogarell sagt!!!

Auf dieser HP gibt es auch noch ein Video, den Link wollte ich hier auch reinstellen, aber ich krieg das nicht geöffnet...Gähn, ist halt Argentinien [mad]

http://www.kiss-heidelberg.de/kiss-heid ... video.aspx

Glaub das ist der Link [smile]

LG, Argentina - der Herbst kommt viel zu früh!!!!!!!!

Benutzeravatar

WilloTse
Beiträge: 1607
Registriert: 10. Januar 2012, 15:31
Hat sich bedankt: 330 Mal
Danksagung erhalten: 308 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Abstinenz

Beitragvon WilloTse » 28. Februar 2013, 06:46

Hi all!

Ich möchte an dieser Stelle nochmal auf die Methode "Körkel" verweisen.

http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber ... 26111.html

http://www.kontrolliertes-trinken.de/

Das ist - in Kombination mit Baclofen zur Kontrolle des Cravings - eine meiner Meinung nach völlig unterschätzte Option für die, die (noch) nicht ganz aufhören können oder möchten.

Ich würde dem in dieser Situation mal die 12 Wochen Chance geben. Was gibt's zu verlieren?

LG
Willo


Zurück zu „Erfahrungsberichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste