Auch wenn ich mich immer mal verbal mit beta gezofft habe, hoffe ich dennoch, das er hier weiter liest und schreibt. Ich glaube aber nicht, das es hier - wie von Argentina angedeutet - ein generelles Problem mit Abstinenzlern gibt. Vlt. ist es eher umgekehrt - Der "erfolgreiche" Abstinenzler verachtet idR seine nasse Vergangenheit und alles, was damit in Verbindung steht. Ich kann mir vorstellen, das es viel Kraft und Zeit kostet, dann eine stabile Tolleranz gegenüber nicht-abstinenzlern aufzubauen, eben weil sich immer wieder Gedanken wie "ihr könntet doch auch..." einschleichen.
Nicht umsonst sagt man, das der Ex-Raucher der nervigste unter den Nichtrauchern ist
Ich finde das aber auch vollkommen ok und gut. Denn Argentina hat schon recht, wenn sie schreibt das wir doch alle nur lernen können, von denen die den Abstinenten Weg erfolgreich vorleben. Klar schleichen sich da auch manchmal böse Gedanken ein wie "Was macht der jetzt auf dicke Hose - der trinkt sich bestimmt auch mal einen..." Aber insgesamt überwiedt Achtung und Respekt.
Deshalb ist mir auch die Zielformulierung so wichtig. Ich würde mir zZt sicher nicht das Ziel Abstinenz setzen, weiss auch gar nicht, ob ich das jemals erreichen möchte. Persönlich fahre ich da besser mit Zielen wie "Ich will jetzt mal 6 Wochen gar nicht" ohne daraus gleich eine Lebensphilosophie zu machen. nach den 6 Wochen können dann ja nochmal 6 Wochen folgen, oder es werden halt mal 6 Monate... Aber der "nie wieder" Gedanke stört und blockiert mich eben. Und genau dieses Störfeuer kann ich dann gar nicht gebrauchen, denn das ist es, was "Verlustgefühle" erst auslöst. (Bei mir zumindest).
Ich will auch nicht mit dem Gedanken "ne, du darfst nicht" durch den Supermarkt laufen. Ich will, das ich ganz automatisch einfach am Weinregal vorbeilaufe und mir gar keine Gedanken mache. Wir alle wissen doch um den "Reiz des Verbotenen" - Wenn ich mir nun also Alk verbiete, dann werde ich mich im Unterbewusstsein automatisch ständig damit beschäftigen - und bei mir ist dann der Rückfall fast vorprogramiert. Soviel Selbstdisziplin hab ich eben leider nicht, das gebe ich offen zu.
Erschwerdend kommt hinzu, das genau diese Rückfälle dann am meisten wehtun. Wenn ich zB einen netten Abend vor mir habe und mir vornehme, nicht zuviel zu trinken, und es wird dann aber doch etwas mehr - aber eben trotzdem nett, dann bin ich am nächsten Morgen weitgehend im reinen mit mir selbst. Dann sage ich mir aus einer eher zufriedenen Haltung heraus - "jetzt ma wieder etwas kürzer treten". Wenn ich mir aber vornehme, gar nichts zu trinken und ich schaffe das nicht, dann sind sofort die Selbstvorwürfe und das Elend da. Und das ist es doch, was ich vermeiden will.
Genaugenommen müsste ich also meine Zielsetzung aufsplitten - einerseits will ich natürlich gesund leben, und dementsprechend auch mit Alk im gesunden Maß umgehen. Ich denke, DAS hab ich inzwischen ganz gut für mich geschafft. Vlt. nicht nach der WHO Norm, aber aus eigenem empfinden.
Was ich wirklich will, ist das ich nichtmehr "abstürze". Das diese total beschissenen Vollsuff-Abende mit Blackouts etc. ausbleiben. Dieses sinnentleerte betäuben, nur um zur Ruhe zu kommen. Es wäre wohl verfrüht zu sagen, das hab ich auch erreicht, aber ich sehe mich da auf einem guten Weg - auch dank BAC.
Abstinenz wäre dann vieleicht ein Fernziel für mich. Aber eben auch nur vieleicht.
Euch allen einen schönen Sonntag.
Nicht wundern - ich poste den Text oben auch nochmal in meinem Thread, weil ich den gerne in meinem "Tagebuch" haben möchte.