Neuvorstellung und Frage Therapie

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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11rubicon67
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Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon 11rubicon67 » 26. Oktober 2012, 12:23

Guten Morgen!

Ich bin Mittvierziger, seit ungefähr 20 Jahren alkoholabhängig: 5 Liter Bier am Tag, beginnend morgens.
Seit dem Erscheinen von Olivier Ameisens Buch "Das Ende meiner Sucht" in Deutschland nehme ich Baclofen, also rund drei Jahre. Ich beziehe es über meinen Arzt.
Leider kriege ich die Kurve nach wie vor nicht und bitte deshalb hier um Rat.
Die Anti-Craving-Wirkung von Baclofen kann ich nicht in Frage stellen, sie ist zweifellos da. Allerdings, und deshalb klinke ich mich hier ein, werde ich meinen "Trinwunsch", wie es hier von einigen treffend genannt wird, nicht los.

Ich bin beruflich sehr exponiert, ich kann nicht einfach in eine Selbsthilfegruppe gehen und mich als Trinker outen. Schon dass mein Hausarzt die Problematik kennt, ist für mich dünnes Eis. Allerdings komme ich ohne Therapie wohl auch nicht weiter.
Ich dosiere bis 75 mg, meist gleichbleibend bei 50. Ab 25 mg ist jede Form von Craving verschwunden, der Wunsch, den Tag mit Alkohol besser zu überstehen, aber nicht. Gibt es sinnvolle begleitende Therapien, und, wenn ja, welche?

Vielen Dank vorab und
mit freundlichen Grüßen

rubicon

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WarzoEcht
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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon WarzoEcht » 26. Oktober 2012, 15:51

Gelöscht wegen .
Zuletzt geändert von WarzoEcht am 24. März 2013, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.

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DonQuixote
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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon DonQuixote » 26. Oktober 2012, 23:51

Hallo Rubicon

Ich hatte mich lange geweigert, den „Tatbestand Trinkwunsch“ im Gegensatz zum Craving, überhaupt als solchen anzuerkennen. Inzwischen gehe ich auch davon aus, dass es einen Trinkwunsch gibt. Zum Beispiel gibt es den ja auch bei „normalen“ Konsumenten von Alkohol, bei einer Party, zu Silvester etc.

Wenn dieser Trinkwunsch jedoch täglich aufkommt und zu Alkoholkonsum führt, kann das entweder Craving, welches man nicht als solches erkennt, oder einfach nur süchtiges oder konfliktvermeidendes Verhalten sein. Annie Rapp, eine der profiliertesten Baclofen-Suchtspezialisten, „Ein Grund für den Misserfolg ist der Umstand, dass Alkohol immer noch als das beste Mittel zur Angstlösung empfunden wird.“ In diesem Fall muss man natürlich auch an einem anderen Punkt ansetzen als nur bei der reinen Unterdrückung des Cravings.

Für Dich keine neue Erkenntnis, soweit bist Du ja auch schon. Welche Therapie nun die „beste“ ist? Psychoanalyse, Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Gruppentherapie? Das hängt sehr von Dir und noch mehr vom Therapeuten selbst ab. Eine eindeutige Empfehlung kann man da nicht abgeben. Sehr gut möglich, dass eine Therapie auch von der Gabe von Psychopharmaka begleitet ist.

Baclofen würde ich beibehalten. Bei gleichzeitigem Alkoholkonsum ist die Wirkung des Medikamentes allerdings reduziert.

Dir alles Gute wünscht DonQuixote
/ / / / /

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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon 11rubicon67 » 27. Oktober 2012, 16:18

Vielen Dank für die Informationen.

Mit dem Gedanken an USA fühle ich mich unwohl. Aber Großbritannien ist eine gute Option. Zunächst würde ich aber gern der ambulanten Psychotherapie hierzulande ihre Chance geben. Da ist der Tipp mit Frau Dr. Rapp Gold wert: mit NLP und Transaktionsanalyse kann ich etwas anfangen, da gibt es unweit eine recht engagierte Therapeutin.

Das werde ich mal ganz unverbindlich angehen mit Thematik Burnout und latente Versagensangst. Das ist gesellschaftlich kein Problem, keine wirklich Lüge, und so kann ich erstmal unter dem Radar fliegen. Bei entsprechendem Vertrauen und Sympathie kann man die Liste dann ja ergänzen. Ein indirekter Kontakt über die Therapeutin zu Frau Dr. Rapp ist dabei ebenfalls vorstellbar. Mein Französisch reicht leider nicht, um "die Seele umzukrempeln".

Stehe ich in einem Jahr immernoch täglich unter Strom, werde ich meinen "Burnout" in einem englischen "Kloster" kurieren gehen.
Vielen Dank für Eure Hilfe und Inspiration.

Allen viel Erfolg auf dem Weg und
mit freundlichen Grüßen

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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon Rettungsflugsaurier » 28. Oktober 2012, 16:13

Moin,

du schreibst leider nicht, wo du her kommst. Es gibt eigentlich in jeder größeren Stadt professionelle Suchtberatungen und zumindest zu eine unverbindlichen Erstgespräch kann man da problemlos vollkommen annonym aufschlagen [cool]
Das sind die gewohnt und das respektieren die auch. Also warum nicht einfach die "Profis" fragen?
Ich würde dann auch ganz offen deine Ängste bzgl. Beruf etc ansprechen. Schaden kanns bestimt nicht.
Deinen Schilderungen nach würde ich vermuten, das etwas richtung Verhaltenstherapie ganz sinnvoll sein könnte. Bin aber natürlich kein Profi.
[hi_bye]
Mal angenommen, ich nehme mir vor, heute gar nichts zu tun -
und ich schaffe das auch.
Hab ich dann was erreicht, oder nicht ?

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Trebor
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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon Trebor » 8. Dezember 2012, 13:59

Hallo rubicon,
ich selbst habe mich zu den aussichtlosen Fällen gezählt, habe früher eine super Stellung gehabt und es dann mit Alkohol bis auf die Straße, in die Obdachlosigkeit geschafft. Dann war ich 6 Jahre trocken, habe aber immer gegen den Wunsch zu trinken gekämpft. Habe mir ein neues Leben aufgebaut und dann wieder alles vernichtet. Mit Alkohol kein Problem.
Dann habe ich Bac. genommen und mit der heimlichen Einnahme eine Therapie gemacht, das hat bis jetzt super funktioniert. Der wichtigste Punkt für mich war der Umgang mit meinen Gefühlen aber wie komme ich da ran? Ich habe es einfach mit der Wahrheit probiert, damit die Dinge so zu sehen wie wirklich sind und nicht wie ich sie gerne hätte! Das war am Anfang schwer, doch nach und nach hat das ganz gut geklappt. Ich habe viel mit Leuten darüber geredet wie die Dinge wirklich sind, habe mich offenbart, jedenfalls gegenüber meiner Therapeutin. Das hat mich befreit und von da an wollte ich nicht mehr lügen oder mir die Dinge schön reden.
Jedem anderen mit einem guten Gewissen gegenüber treten zu können ist unendlich befreiend! Kein schlechtes Gewissen mehr haben zu müssen, nicht mehr überlegen, was habe ich wem gesagt und so weiter, ihr kennt das alles.
Wenn ich die Wahrheit so nehme wie sie ist, stauen sich keine unangenehmen Gefühle mehr auf, es staut sich nichts was dann wieder zum Kosum führen könnte!
Ich komme jetzt schon über 1 1/2 Jahre ohne Bac. aus, habe es zur Sicherheit aber meistens bei mir.
Jetzt brauche ich nicht mehr zu kämpfen, am wenigsten mit mir. Wenn ich gegen mich kämpfe werde ich früher oder später verlieren und das möchte ich auf keinen Fall mehr!
Mein Rat, mach eine Therapie, sie wird dir nicht schaden und dein Verhalten mußt du ändern wenn du wirklich das Ziel Abstinenz hast! Du kannst nur gewinnen durch neue Erfahrungen!
Gruß Trebor

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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon 11rubicon67 » 24. März 2013, 14:37

Guten Tag in die Runde!

Ich bin in ärztlicher und therapeutischer Begleitung mittlerweile bei 175 mg Baclofen täglich angelangt. Seit 150 mg bin ich abstinent, es ist unbeschreiblich. Therapeutisch werden über eine relativ simple kVT meine Triggersituationen aufgearbeitet. Von Psychopharmaka war dabei nie die Rede. Um so besser. Wenn Arzt, Thera und ich der Ansicht sind, dass ich stabil bin, dosiere ich wieder ab.

Ich schreibe so gut wie nie, lese aber regelmäßig mit.
Vielen Dank an alle eifrigen Beitragschreiber, einigen von Ihnen verdanke ich viel!

Herzliche Grüße
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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon 11rubicon67 » 22. Juli 2013, 10:47

Guten Tag!
Ich bin abstinent seit März, Baclofen ist abdosiert auf jetzt 50 mg/d. Ich bin in jeder Hinsicht stabil, Psychotherapie geht aber weiter.
Vielen Dank!

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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon Papfl » 22. Juli 2013, 11:46

Hallo Rubicon!

Herzlichen Dank für Deine Rückmeldung und herzlichen Glückwunsch zu Deinem Erfolg [clapping] . Du bestätigst einmal mehr, dass man es mit PT, Baclofen, Geduld und natürlich dem nötigen Willen "aufzuhören" tatsächlich schaffen kann.

50 mg/Tag ist eine Erhaltungsdosis, mit der auch ich seit fast einem Jahr hervorragend fahre. Ich glaube übrigens nicht, dass es sich bei vermeintlich "niedrigen" Dosierungen um Placebo-Effekte handelt. Wenn die Rezeptoren erstmal wieder "ins Lot" gebracht wurden (wofür höhere Dosierungen durchaus vorübergehend notwendig sein können), reicht es m. E. aus, den "Baclofenspiegel" mit einer individuell angepassten (meist niedrigeren) Dosis aufrecht zu erhalten.

Hält man sich zudem vor Augen, dass 75 mg/Tag laut Packungsbeilage als Obergrenze für den Gebrauch als Muskelrelaxans gelten, dann können 50 mg/Tag nicht "wirkstofflos" sein.

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon 11rubicon67 » 3. September 2014, 14:42

Guten Tag zusammen!

Mich gibt es auch noch.
25-25-25, Psychotherapie abgeschlossen, Craving kenne ich nicht mehr, mit der gelegentlichen Lust kann ich umgehen.
Danke an das Forum, ich lese viel mit.

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Re: Neuvorstellung und Frage Therapie

Beitragvon DonQuixote » 3. September 2014, 17:24

[good]
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