Liebe Forumsmitglieder,
ich bin als Frau eines Alkoholkranken mitbetroffen und habe inzwischen verschiedenste "Phasen" durchlaufen. Mein Mann hat aufgrund von Vorerkrankungen ca. 30 Jahre keinen Alkohol getrunken, ab und zu mal einen Schluck Wein von mir probiert, das war es. Ich habe ihn abstinent kennengelernt, es war einfach kein Thema bei uns.
Er ist dann durch einige Verlusterlebnisse in eine Depression gerutscht. 2019 fing er an sich seltsam zu verhalten, sehr viel Wut, sehr viel verbale Aggression, auch gegen mich. Und immer auf der Flucht. Bis heute weiß ich nicht, wann er eigentlich mit der "Kompensation" durch Alkohol angefangen hat. Kapiert habe ich es erst letztes Frühjahr. Eigentlich nur, weil ich ihn zu einem Psychiater geschleift hatte, weil ich dachte, da kann massiv was nicht mehr stimmen. Der Arzt fragte mehrmals, ob Alkoholkonsum vorliege, was mein Mann vehement verneinte und ich auch noch so bestätigte, weil ich völlig überzeugt war, dass das nicht sein könne. Danach habe ich einen genaueren Blick auf das Verhalten unserer alkoholischen Getränke gehalten und dabei festgestellt, dass eine Schnapsflasche ständig ihren Pegel änderte. Danach Konfrontation, Verleugnung, Vorwürfe von beiden Seiten, Kontrolle meinerseits, Flucht seinerseits, viel Geschrei und keine Lösung. Leider fährt er alkoholisiert Auto, so dass es zu einigen sehr gefährlichen Situationen kam. Im Herbst nach vielen verzweifelten Versuchen ihn zur Einsicht zu bringen, haben wir in der Familie beschlossen, dass wir alle Fahrzeugschlüssel wegräumen. War keine gute Idee. Nach der folgenden völligen Eskalation habe ich die Notbremse gezogen und bin gegangen. Mit dem klaren Hinweis, dass ich wiederkomme, wenn er Hilfe von außen annimmt. Nach einem viertel Jahr ging er dann für 2 Wochen in eine Entzugsklinik.
Danach schien es dann bis Mitte Februar gut zu sein, dann ging es wieder los, mit dem Ergebnis, dass er gestern angetrunken von der Polizei aufgehalten wurde und nun endlich der Führerschein weg ist.
Ich habe keine Ahnung, ob das jetzt endlich ausreicht, dass er begreift, dass er so nicht weitermachen kann oder will. Angeblich will er weg, wollte nur seinen Kopf "beruhigen", weil er klarer denken könne, wenn er was trinkt. Irgendwie sieht er schon, dass er ein Alkoholproblem hat, aber vorrangig sieht er seine Depression.
Da er die herkömmliche Suchttherapie völlig ablehnt und für sich nicht als passend sieht (er fühlt sich da im Knast, hasst Sport und mag kein "Malen nach Zahlen"), ist es extrem schwierig. Auf der Suche nach Therapiealternativen bin ich auf das Buch von O. Ameisen gestoßen, damit auf Baclofen und damit auf dieses Forum. Ich lese nun schon eine ganze Zeit mit und habe auch mehrmals mit meinem Mann darüber gesprochen.
Ich weiß, dass er das wollen muss und dass er sich selber kümmern muss. Das werde ich ihm auch nicht abnehmen. Immerhin denke ich, ich kann ihn durch Informationen sammeln unterstützen, durch Mut machen und ihn begleiten. Bisher höre ich immer nur, dass ich ihn fallen lassen muss, dass das eh keinen Sinn mehr macht und dass er da sowieso niemals rauskommt. Aber so einfach ist es nicht und ihr macht mir mit euren Beiträgen - auch zu diesen Themen - Mut, mich auf mein Gefühl zu verlassen, dass ich zwar Grenzen setzen und auf mich aufpassen muss, ihn aber nicht aufgeben muss, so lange ich mich dabei selbst nicht verliere. In diesem erkrankten Menschen steckt ein wundervoller Mann, der es verdient hat, dass man ihn nicht einfach aufgibt.
So, das war jetzt eine lange Erzählung, aber kürzer kann ich mich da als Frau leider nicht fassen, sorry.
mia22 stellt sich vor
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Re: mia22 stellt sich vor
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen.
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