Baclofen: Zu schön, um wahr zu sein?

[KönigDesBiers]

Hallo zusammen.

Ich (M23) bin so etwas wie ein Quartalssäufer. Ein abstinentes Quartal dauert bei mir aber höchstens zwei Wochen, dann geht wieder die Post ab für eine Nacht. Immer nur Bier, dafür gerne mal sechs Liter oder mehr. Gleichzeitig habe ich eine schlimme Angststörung. Einerseits eine soziale Phobie: Angst vor Menschenmassen, Angst ins Büro zu gehen... Krasser Schwindel und völlige Desorientiertheit während der Raucherrunde oder am Esstisch auf der Arbeit. Etc.

Andererseits Panikattacken: Plötzlich die Überzeugung, dass ich sterben werde. Merkwürdige Zuckungen und Blitze im Kopf. Für mich nicht nachvollziehbare Spasmen: Ständiges Schlucken und komische Töne, die ich von mir gebe. Angefangen hat es vor circa zwei Jahren. Immer nur nach einer durchzechten Nacht. Seit rund zwei Monaten habe ich diese Zustände aber auch wenn ich länger abstinent bin. Hausarzt meint, es sei die Folge von einer chronischen Hyperventilation. Blutwerde, Schilddrüse etc. wurde alles gecheckt, alles unauffällig. Leider konnte ich mir das mit der Hyperventilation mittels Blutgasanalyse nicht "beweisen" lassen. Habe noch immer das Gefühl, dass da irgend etwas anders dahinter steckt.

Anyway: Nachdem ich mich innerhalb weniger Monate mehrere Male auf den Notfall begeben habe, mit der Überzeugung, ich würde jetzt sterben, wenn ich keine Hilfe erhalte, fing ich mit Baclofen an, das mir mein Psychiater verschreibt.

Das nehm ich nun seit 2 Wochen. Angefangen bei 2x10mg täglich - inzwischen sind es bis zu 80mg. Fazit: Praktisch keine Angstattacken mehr. Ich traue mich wieder ins Büro zu gehen und habe so viel Energie wie nie zuvor. Nüchterne Sozialkontakte hatte ich in diesen 2 Wochen mehr als über das ganze Jahr 2020 hinweg. Und das ist keine Übertreibung.

Auch beruflich bin ich mehr oder weniger am Durchstarten. Plötzlich fällt mir alles verdammt leicht und ich erhalte auch positives Feedback. Überhaupt fühlt sich alles sehr intensiv und wunderschön an. Ich bin auf Wolke 7.

Problem: Es fühlt sich zu gut an. Als ich am Samstagmorgen nach vier Stunden Schlaf topfit erwacht bin, realisiere ich: Seit Tagen habe ich nicht richtig gegessen, während ich fast nichts schlafe und sehr viel Sport treibe. Könnte das jetzt noch weiter ausführen aber hab gerade nicht so die Kraft dafür. Bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass das eine hypomanische Phase war. Heute war ich wieder ziemlich in einem Loch.

Theorie: Durch die wegfallende Angst fällt auch eine Barriere, die mein "Ich" Jahre lang darin behinderte, sich selbst "auszuleben". Daran muss es sich erst mal gewöhnen, oder? Und da kann es passieren, dass man mal über die Stränge schlägt und sich etwas "verirrt", richtig?

Aber nun lese ich in zig Foren, dass Baclofen bei vielen zu einem unnatürlichen "Hoch" führt. Ein grosses Suchtpotenzial aufweise. Während in diesem Forum hier Baclofen eigentlich als Wundermittel dargestellt wird, finden sich im Schweizer Drogenforum Eve n Rave fast ausschliesslich Berichte darüber, wie man sich mit Baclofen von der einen in die andere Abhängigkeit gestürzt hat.

Ich würde am liebsten glauben, dass ich ganz einfach eine hypomanische Phase hatte, weil ich eine bipolare Störung habe (ist ein Eintrag auf der ellenlangen Liste an sich widersprechenden Diagnosen. Jeder Arzt findet etwas anderes, darum) oder eben wegen obiger Erklärung von wegen wegfallender Angst und so.

Aber ich muss sagen, dass dieses Baclofen mir ein so gutes Gefühl gibt, dass es mich skeptisch stimmt. Dass ich heute im Loch bin, ist wahrscheinlich nur, weil ich erst vor einigen Stunden das erste Baclofen eingenommen habe.

Und naja... ich hab mir erhofft, von euch eine differenzierte Meinung zu dieser Situation zu erhalten? Meinen Psychiater sehe ich morgen, aber mich interessiert trotzdem, was ihr dazu zu sagen habt. Vielen Dank im Voraus und bitte entschuldigt, falls der Text etwas unstrukturiert ist.

[Chinaski]

Hallo König,

ganz kurz da keine Zeit.
Baclofen ist kein Wundermittel und auch keine Zauberdroge!
Wenn du saufen möchtest hält dich auch Baclofen nicht davon ab.
Aber das wichtigste: Baclofen hat kein Suchtpontential und macht nicht abhängig.

Was auch immer in diesem eve-rave Forum über Baclofen geschrieben steht...es stimmt nicht.
Wenn du seriöse Informationen zu Baclofen vs. Alkohol möchtest dann bist du hier in diesem Forum besser aufgehoben.

Gruß...
Chinaski

[Lucidare]