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Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Endlich frei!
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Beitragvon Endlich frei! » 19. Mai 2020, 20:28

Hallo zusammen,

über erneute Suche (wie so oft) nach Hilfe aus meiner Alkoholsucht, bin ich über Baclofen auf dieses Forum gestoßen.

Meine Suchtgeschichte im Allgemeinen liegt lange zurück. Mit 13/14 wurde ich magersüchtig, schnell jedoch dann bulimisch und seit meinem 15./16. Lebensjahr sehr dem Alkohol zugetan - sehr unregelmäßig alles Queerbeet auf Parties in der Clique oder mit den Mädels). Ab meinem 18. dann regelmäßig, anfangs immer am Wochenende und später täglich.

Mit knapp 20 war ich zum ersten Mal in einer psychosomatischen Klinik bezüglich der Essstörung (Auslöser war ein versuchter Suizid). Dort kam ich u. an. mit Menschen in Kontakt, die auch Drogen nahmen. Die Menschen fand ich toll und dachte mir, wenn sie Drogen nehmen (vor allem gekifft), dann kann das ja nicht so schlecht sein. Die nächsten 10 Jahre hab ich sehr viel getrunken, Drogen genommen (alles, was der Markt damals hergab, nur gedrückt habe ich nie! Mit Spritzen/Blut hatte ich große Probleme, zum Glück!).

Dann gab es mal eine Periode, wo ich weniger trank, keine Drogen mehr nahm, selbst mit dem Zig.rauchen aufgehört hatte und ziemlich gesund lebte (habe damals einen Mann kennen gelernt, der mit Drogen und dergleichen überhaupt nichts zu tun hatte). Leider schlich der Alkohol sich wieder ein. 2013 war ich für ca. 9 Monate in einer Suchtklinik. Das war die längste Zeit seit Trinkbeginn in meinem Leben, wo ich abstinent war. Danach hatte ich leider wieder angefangen.

In den letzten Jahren hat es sich so eingependelt, dass ich ca. 1 - 3 Mal pro Woche trinke und das dann bis zum völligen Aus (Filmriss am nächsten Morgen). Meist sind das pro Abend 1 1/2 - 2 Flaschen Wein, am Liebsten ganz starken (Portwein). Selten auch hochprozentigen Likör.

Wenn ich viel Zeit habe (wie zur Zeit), ist es schlimmer. Nach einem Absturz habe ich meist 2 Tage nichts trinken können/wollen, doch das hat sich verändert. Kann dann schon auch mal den Rest am nächsten Tag trinken.

Bin jetzt 46 und habe das Gefühl, mein halbes Leben verschenkt zu haben. Ich bin verzweifelt, kann und mag so nicht weiterleben. Doch ich weiß, dass ich es nicht alleine schaffe. (Kurz vor dem Lockdown hatte ich mir auch schon Adressen für Gruppen rausgeschrieben, aus denen dann aber leider nichts wurde.)

Würde mich sehr über Hilfe freuen! Vor allem natürlich auch in Bezug auf Baclofen (Ärzte in meiner Nähe).

Vielen Dank.

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Papfl
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Re: Neu hier

Beitragvon Papfl » 19. Mai 2020, 21:36

Hallo Endlich frei!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Baclofen kann diese Drehtür-Tortur zwischen Entgiftung, Entwöhnung, Therapie, ein paar Wochen/Monaten Abstinenz und dann alles wieder von vorn...in der Tat beenden. Warum und wodurch das möglich wird, ist und erklärt.

Leider vergessen Ärzte und Therapeuten allzu oft die Biochemie, die sich bei abhängigen Menschen über die Jahre verändert hat und die sich als scheinbar unüberwindbare "Hürde" beim Kampf um die Abstinenz entpuppt. Oder sie wissen es einfach nicht [unknown] , weil sie in punkto Sucht auf dem Stand ihrer Approbation stehen geblieben sind und die neuen Entwicklungen im Bereich Hirnchemie, Stoffwechsel, Neurobiologie etc. seit der Jahrtausendwende nicht mehr verfolgt haben.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Wenn Du momentan noch trinkst, an dieser Stelle der Hinweis, dass abruptes Absetzen von Alkohol gefährlich sein kann (Stichwort: Krampfanfall, Delir).

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik , konkreter im und . Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel , den man auch finden kann.

Da wir die aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann mit allen Infos bei Dir melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Neu hier

Beitragvon Endlich frei! » 19. Mai 2020, 21:58

Vielen Dank dir Papfl für´s Willkommenheißen und deine Infos!


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