Vorstellung und Suche nach Möglichkeiten in Wien

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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elf
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Vorstellung und Suche nach Möglichkeiten in Wien

Beitragvon elf » 8. Mai 2019, 18:04

Ha [stern] llo an allen Anwesenden,
ich bin 43 Jahre alt, stamme aus Ungarn und trinke seit 5 Jahren. Davor hatte ich hin und wieder(periodisch) Alkohol mißbräuchlich konsumiert.
Die Probleme habe ich vor ca. 3 Jahren erkannt, aber die Entscheidung steht erst seit 05.05. fest.
Zu meinem Konsum: ich trinke ausschließlich an Abend alleine. Vor 5 Jahren 1,5 Flaschen Sekt oder 1 L. Wein, letztlich 2- 3 Flaschen Sekt und das je nach Lust und Laune beliebig oft in der Woche. Ich bin ein sehr zuverlässiger Arbeitnehmer, also mir war es kein Problem Mal nicht zu trinken, wenn ich Leistung liefern musste. Mein Problem, dass ich es mir nicht wert bin nicht zu trinken. Also Abstinenz wird bei mir unterbrochen, wenn die Frage in meinem Kopf unüberhörbar wird: Warum nicht? Wofür willst du nüchtern sein? Für wen?
Ich bin ein völlig vereinsamter Mensch. War schon immer. Ich glaube, dass bei mir (wie bei so vielen) eine Persönlichkeitsstörung und/oder eine Affektive Störung die Auslöser für meine Selbstmedikation(Alkohol) war.
In den letzen Monaten wurden meine trockene Perioden immer länger oder immer öfter praktiziert, somit konnte ich die Kostbarkeit des Lebens spüren. So ist die Entscheidung geboren: ich höre auf.
Was ich bisher unternahm: wenig. (Typisch, wieder Mal keine Hilfe holen, alles alleine. Und ich weiß eine dauerhafte Abstinenz so kann nicht gelungen! Ich arbeite daran.) 1x AA, paar Male Suchtberatung und seit Wochen alles über Baclofen lesen und täglich Yoga. (z.Z. das ist meine AA-Gruppe:))
Und warum bin ich hier?
Ich möchte in Wien einen Arzt finden und aufsuchen, der mich mit einer Baclofen Therapie unterstützen kann. Hier brauche ich eure Hilfe!

Vielen Dank, dass ihr existiert und so viel über dass Thema Sucht zusammengeschrieben habt. Mir habt ihr unglaublich viel Kraft geschenkt!
Alles Liebe(weil wir das so dringend brauchen), Anna

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Lucidare
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Re: Vorstellung und Suche nach Möglichkeiten in Wien

Beitragvon Lucidare » 8. Mai 2019, 18:42

Hallo Elf,

herzlich willkomen im Forum! Schön, dass Du da bist. [hi_bye]

elf hat geschrieben:Mein Problem, dass ich es mir nicht wert bin nicht zu trinken. Also Abstinenz wird bei mir unterbrochen, wenn die Frage in meinem Kopf unüberhörbar wird: Warum nicht? Wofür willst du nüchtern sein? Für wen?


Ich nenne es Grenzgängertum. Etwas zwickt, aber nicht richtig. Wie, wenn man etwas zugenommen hat und eine Hose nicht mehr richtig passt. Ein Teil, Dein Gewissen, warnt Dich etwas Falsches zu tun. Das Gewissen wir dann beruhigt, in dem 3 Tage, 1 Woche, oder, oder nicht getrunken wird... dann ist alles nicht mehr so schlimm...

Die Frage für wen? Herausgefunden kann es nur werden, indem eine längere Phase des "Nichtrinkens" durchlebt und erlebt wird. Vielleicht ergeben sich dann ganz neue Erkenntnisse. [smile] Wenn es nichts bringt, kann man immer wieder mit dem Alkohol anfangen. Man hat an der Stelle wenig zu verlieren. :wink:

elf hat geschrieben:Ich bin ein völlig vereinsamter Mensch. War schon immer. Ich glaube, dass bei mir (wie bei so vielen) eine Persönlichkeitsstörung und/oder eine Affektive Störung die Auslöser für meine Selbstmedikation(Alkohol) war.


Um das festzustellen muss eine saubere Diagonistik durchlaufen werden. Der Alkohol, vor allem wenn er fehlt, flüstert einem auch vieles zu.

elf hat geschrieben:In den letzen Monaten wurden meine trockene Perioden immer länger oder immer öfter praktiziert, somit konnte ich die Kostbarkeit des Lebens spüren. So ist die Entscheidung geboren: ich höre auf.


Guter Plan! [good]

elf hat geschrieben:Alles Liebe(weil wir das so dringend brauchen), Anna


Dito und Retour! [smile]

Auch wenn Du Dich vielleicht schon "eingelesen" haben solltest, für Dich auch noch einige wertvolle "Basisinformationen" in der Übersicht. Man muss nicht alles auf einmal lesen und wenn Fragen aufkommen einfach fragen. :wink:

Hier sei auf die Dosierungstabellen hingewiesen:

Dosierungstabellen

Diese sind recht konservativ gehalten, um Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen. Wenn man das Medikament gut verträgt, kann man u. U. auch schneller aufdosieren. Die Dosierung wirst Du dann aber auch gegebenfalls mit Deinem Arzt besprechen.

Craving und Die Rolle von Baclofen

Dort findest Du Näheres zum Thema Craving (Verlangen) und der Wirkungsweise von Baclofen.

Baclofen-Therapie vs. traditionelle Suchtbehandlung

erklärt den Unterschied zur traditionellen Suchttherapie und hier wird erkärt

warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet die Rubrik

Baclofen erste Schritte,

konkreter im

Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Die besten Erfolge erzielt man, wenn man abstinent geginnt. Bitte den Alkohol nicht ohne ärztliche Aufsicht selbständig abrupt absetzen, da dies gefährlich sein kann (Stichworte: Krampfanfall, Delir). Wer das nicht schafft, kann auch - vorausgesetzt, der tägliche Alkoholkonsum ist nicht zu hoch, zweigleisig fahren. Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung oder die auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten oder das Craving verschwindet. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes.

Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter [schritte] .

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis. Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht einfach so aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurückgeben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Die Arztadressen werden aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich herausgegeben. Daher möchte ich Dich bitten, unseren Administrator @DonQuixote mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Bis dahin alles Gute für Dich!

LG
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Re: Vorstellung und Suche nach Möglichkeiten in Wien

Beitragvon elf » 8. Mai 2019, 23:11

Lieber Lucidare, vielen Dank für den herzlichen Empfang! PN habe ich bereits geschrieben.

Um das festzustellen muss eine saubere Diagonistik durchlaufen werden. Der Alkohol, vor allem wenn er fehlt, flüstert einem auch vieles zu.


Also ich habe psychiatrische Diagnose, als ich noch nicht getrunken habe. Mit 18 hatte ich eine schwere depressive Episode, die in einem Suizid-Versuch mündete. Allerdings glaube ich, dass ich pers.Störung hatte/habe?. Und da hast du recht, das gehört nach einer längeren Abstinenz abgeklärt. Ich peile schon meinen Therapieanfang für Oktober an.
Danke für die Zusammenfassung der Lektüre, werde ich nochmal nachlesen.

Ich melde mich, wenn sich etwas bei mir ändert.
Vielen Dank, dass es euch gibt.

Alles Liebe,

elf/A.

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Re: Vorstellung und Suche nach Möglichkeiten in Wien

Beitragvon Lucidare » 9. Mai 2019, 17:20

Hallo elf,

elf hat geschrieben:Ich melde mich, wenn sich etwas bei mir ändert.


Tue das, auch gerne wie es zu Veränderungen kommt! [good]

LG
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Re: Vorstellung und Suche nach Möglichkeiten in Wien

Beitragvon DonQuixote » 9. Mai 2019, 20:43

Hallo Anna

Danke für Dein Interesse an unseren Forum, und Danke, dass Du Dich uns anvertraust. Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes habe ich erhalten, eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <gmx.at>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest. Ganz viel Erfolg bei Deiner nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote


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