Hallo Shelf,
ich muss nochmal auf Deine Meinung über das Suchtgedächtnis zurückkommen...
Shelf: "Ich habe es an anderer Stelle bereits geäußert. Ein "Suchtgedächtnis" gibt es nicht!
Was sollte das denn sein? Ein Organ? Eine "Trinkerdrüse"?
Shelf: "Natürlich spreche ich niemand das Recht ab an ein übermächtiges Suchtgedächtnis zu glauben dem man völlig ausgeliefert ist."
Bin darüber sehr erstaunt, dass Du das anzweifelst...!!? Kann es gar nicht glauben, denn es ist einfach Fakt.
Jeder Arzt, Suchttherapeut oder Psychiater kann dir bestätigen, dass ein Suchtgedächtnis existiert!
In diesem sind alle unsere Erinnerungen, die wir mit Alkohol in Verbindung bringen, gespeichert.
Suchtgedächtnis:
Nur ein paar Millimeter neben dem Belohnungszentrum liegt das ebenfalls sehr kleine Suchtgedächtnis. Dieser Bereich des Gehirns arbeitet autonom, ist also nicht mit unserem Verstand beeinflussbar. Hier sind bestimmte Hinweisreize gespeichert, die dem Hirnstamm in Situationen, in denen man früher zu seiner Droge gegriffen hat, andeuten: „bereite dich schon mal vor, es gibt gleich wieder was für die Dopaminausschüttung“.
Im Suchtgedächtnis sind die schönsten Trinkerlebnisse, die aufregendsten Abenteuer unter Alkohol sowohl inhaltlich als auch emotional gespeichert. Darüber hinaus gibt es direkte und indirekte Hinweisreize, durch die das Gehirn gelernt hat, dass zeitnah ein Suchtmittelkonsum zu erwarten ist. Bei Alkoholkranken kann dies das Ansehen einer Bierflasche, Alkoholwerbung im Fernsehen, der Besuch eines Grillfestes oder ähnliches sein. Bei heroinabhängigen Menschen könnte es das Finden eines Spritzenbesteckes, Aluminiumfolie, Löffel, Kerze und Feuerzeug bedeuten. Glücksspielsüchtige Menschen reagieren womöglich auf blinkende Lichter an einem Wandgerät, Spielhallenatmosphäre oder eine bestimmte Geräuschkulisse. Diese im Suchtgedächtnis gespeicherten Hinweisreize erzeugen im Sinne eines Erwartungsbelohnungssystems eine entsprechende Ausschüttung von Neurotransmittern (Dopamin), die das erwartete ‚Hurragefühl‘ erzeugt.
Wenn dieses erwartete ‚Hurragefühl‘ nicht eintritt, kommt es kurzfristig zu einer negativen Stimmungslage mit Gereiztheit und Unzufriedenheit, die dann wie zuvor beschrieben, suchtmittelkonsumauslösend wirken kann. Auch hier benötigt das Gehirn mehrere Monate, um Veränderungen in der Wahrnehmung und Bewertung von Hinweisreizen vorzunehmen.
Dr. med. Dipl.-Psych. Thomas Redecker
Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
Bist Du jetzt immer noch der Meinung, dass das Suchtgedächtnis überhaupt nicht existiert?
Schöne Grüße
Anemone
Vertrauen ist die Stillste Art von Mut.