ich lese (unregelmäßig) bei Euch mit und bin heute ganz offziell "beigetreten".
Ganz kurz zu mir: Ich bin w51 und seit mind. 20 Jahren alkoholabhängig. Seit ca. 4 Monaten mache ich eine Baclofentherapie; nach einigem Zögern hat meine Ärztin mich ohne "Entgiftung" auf die allmähliche Reise geschickt.
Das große Glück, das mit Nüchternheit und Katerfreiheit einhergeht, muss ich Euch wohl nicht beschreiben. Und die Zweifel und Ängste vor dem "neuen Leben" (so ein Quatsch, eigentlich, man hat ja nur eins) auch nicht. Ich bin unendlich dankbar, dass ich diese Chance habe, und behaupte mal schlicht, das war lebensrettend.
Leider bin ich erst wenige Tage komplett abstinent gewesen; das will ich nun verstärkt angehen. Aktuell bin ich bei 85 mg/d. Von den letzten 0,1- 0,2 l Wein mich zu verabschieden, ist schwierig. Obwohl ich bei der Menge natürlich weder eine Wirkung spüre (weil man ja ganz anders gewohnt ist), noch schmeckt es mir! Da merke ich schon, wie sehr das Trink-Ritual mir vorgegaukelt hat, was ein "schöner Feierabend" sei - das sitzt echt tief.
Was mich im Moment besonders umtreibt, ist eigentlich weniger meine private Situation, als die unglaubliche Ignoranz und Diskriminierung, die Menschen mit Sucht erfahren. Besonders die Stereotype "selbst schuld", "eine Willensfrage" und "das kann doch keine lebenslange Therapie sein" (die ich übrigens auch von Medizinern höre, mit denen ich ab und zu beruflich zu tun habe) regen mich extrem auf. Übrigens weiß auch mein engstes Umfeld weder von meiner Krankheit (also man spricht nicht darüber, ahnen tun es bestimmt einige) noch von der Therapie.
So viel zu mir. Ich freue mich, hier zu sein, und bin gespannt, wie es wird. Normalerweise bin ich gar nicht so der online-Quatsch-Typ, weil es mir auf den Zeiger geht, wenn in Threats und Kommentaren spätestens ab dem dritten Post nur noch rumgepöbelt wird. Aber hier scheint das verbindende Element doch stärker zu sein.

Liebe Grüße
Antilopin