neu hier

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
Benutzeravatar

Thread-Starter
suffkopp_69
Beiträge: 2
Registriert: 24. April 2018, 15:57
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

neu hier

Beitragvon suffkopp_69 » 24. April 2018, 16:07

Ja hallo erstmal,

ich weiß nicht, ob sie es schon wussten, aber ich habe mich hier angemeldet, weil mich die Baclofengestützte Therapie interessiert.
Ich bin nämlich ein Trinker seit nunmehr ca. 34 Jahren. Ich bin noch(?) verheiratet und habe zwei pubertierende Kinder. Arbeiten tue ich als Netzwerk & Serveradmin, vorrangig Linux. Ich trinke eigentlich ganz gern, aber der Kontrollverlust was die Mengen und die Regelmäßigkeit betrifft (2 Buddeln Wein am Abend), gehen mir - und meiner Frau - schon länger auf den Senkel. Die Fremdbestimmtheit ist mir zuwider. Ich habe etliche Alleingangversuche mit bescheidenem Erfolg und zwei ambulante Therapien hinter mir - mit genauso bescheidenem Erfolg, sonst wäre ich nicht hier.
Jetzt muss ich erstmal einen Arzt finden und hoffe, das Licht am Ende des Tunnels ist kein Irrlicht.

Benutzeravatar

Papfl
Beiträge: 2509
Registriert: 28. Juli 2012, 14:25
Hat sich bedankt: 284 Mal
Danksagung erhalten: 736 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: neu hier

Beitragvon Papfl » 24. April 2018, 19:29

Hallo suffkopp_69!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Die besten Erfolge erzielt man mit Baclofen, wenn man abstinent beginnt. Wer das nicht schafft, kann auch - vorausgesetzt, der tägliche Alkoholkonsum ist nicht zu hoch - zweigleisig fahren. Das heißt, den Alkohol langsam ausschleichen und Baclofen parallel dazu langsam gemäß Leitfaden für die Anwendung bzw. den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum einschleichen. Bitte den Alkohol nicht abrupt absetzen, da dies gefährlich sein kann (Stichworte: Krampfanfall, Delir).

Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten oder das Craving verschwindet. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes.

Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter [schritte] .

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis. Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Einen guten Start wünscht
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

Benutzeravatar

Thread-Starter
suffkopp_69
Beiträge: 2
Registriert: 24. April 2018, 15:57
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: neu hier

Beitragvon suffkopp_69 » 25. April 2018, 11:37

Danke für die ausführlichen Infos! DonQuixote habe ich bereits angeschrieben und harre der Antwort. Das mit der Abstinenz, mindestens bis man kein Craving mehr verspürt ist mir klar. Das erscheint mir auch der schwerste und langwierigste Teil. Mein Problem: Ich bin sehr intrinsisch veranlagt (Schon immer). Das heißt Therapien durch Therapeuten können bei mir kaum eine Wirkung entfalten, weil ich unterschwellig eh immer denke "Laber nisch, isch weiß am besten, was gut für misch is".
Wenn ich aber motiviert bin, weil etwas mich interessiert oder umgekehrt stört, kann ich Kräfte entwickeln. Hoffentlich reicht meine eigene Motivation - ohne Baclofen tut sie es jedenfalls immer nach 3-4 Tagen nicht mehr. Über die Entgiftungsrisiken bin ich informiert - bei den in ca. vvierteljährlichen Abständen durchgeführten Selbstversuchen der Abstinenz ist bis jetzt außer Kaltschweiss und Nervosität eigentlich nichts aufgetreten.

Suffkopp

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 832 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: neu hier

Beitragvon DonQuixote » 25. April 2018, 20:56

Hallo Suffkopp

Danke für Dein Interesse an unseren Forum, und Danke, dass Du Dich uns anvertraust. Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes habe ich erhalten, und eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <web.de>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest. Ganz viel Erfolg bei der nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht Dir

DonQuixote


Zurück zu „Mitglieder stellen sich vor“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 8 Gäste