Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Bine13
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Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Bine13 » 23. Februar 2018, 03:07

Hallo Zusammen,

erstmal will ich mich bei diesem Forum schon mal bedanken. Ich habe hier schon öfters mal ab und zu reingelesen und Eure Excelliste mit der Wirkung des Baclofens hat mir bei dem Versuch das Bac zu dosieren auch gut geholfen. Ich finde es toll, dass es sowas gibt...ich war auch noch nie in einem Forum unterwegs, also bitte entschuldigt, falls ich was verkehrt machen sollte, ich lerne aber gerne dazu? Habe gelesen, dass ne Vorstellung wichtig ist, wie soll man sowas kurz halten?

Nun zu mir...ich bin 51 Jahre alt. Mein Vater war Alkoholiker, habe ich aber damals nicht gecheckt und er auch nicht, denke ich. Ich habe als junger Erwachsener damals schon mal getrunken, um auf Parties lockerer zu sein usw.. Ich vermute, dass viele von Euch das kennen. In den Beziehungen auch, um den Mann gerecht zu werden. Dann, mit beruflicher Weiterbildung, wurde ich krank. Depression. Das Ergebnis war damals, dass ich mich überfordert habe. Dann 2000 ist meine Mutter überraschend gestorben mit 50. Ist auch ne lang Geschichte..aber ich habe mich davon lange ned erholt..2010 in ner Klinik, war klasse, weil ich unter einer „Glocke“ gehalten wurde. Fern von der Aussenwelt, perfekt. Aber genau wie ich drauf kam, dass er mich betrogen hat, wurde ich entlassen. Und hier begint mein Schwerpunkt. Davor habe ich getrunken, in der Klinik ohne Probleme 4 Monate lang nix, aber danach..ich kämpfte um unser gemeinsames Leben. Er hat mich im Stich gelassen..trotzdem ist das inzwischen 5 Jahre her. Ich habe mich zumindest sexuell ausgelebt, auch jetzt, ich suche..aber auch diese Suche heisst, ich suche ned nach Sex, sondern nach Verständnis und Anerkennung Ich bin schon recht weit, wegen meinem Therapeuten. Er ist sehr gut und hat mir dann auch Baclofen empfohlen und verschrieben...hat aber keine Erfahrung..
Ameisenbuch gelesen, verzweifelt und Baclofen versucht..inzwischen bei 4x 25 mg angelangt, dank Euer Excelliste. Mit dem Halbwertszeitrechner usw. und für mich umgestellt..
Und nun zu Euch..
Ich brauche Hilfe...Baclofen hilft mir, dass ich nicht mehr aus Verzweiflung Räusche habe, aber..trotzdem muss ich noch „heimlich“ Vorrat haben, trinke den auch mit Gelegenheit..Nicht zuviel, aber es reicht, um meine Gedanken zu bewegen..
Inzwischen ist mein Partner fertig. Er „kann nimmer“ und ich verstehe ihn..
Wie bekomme ich das weg, dass ich trotzdem noch „heimlich“ trinke und mir es kacke geht? Ich weiss nämlich, dass ich was ändern muss? Meine Beziehung? Glaub ich ned, es würde sich nie was ändern, ich muss mich ändern?Zuviel Empathie? Ich weiss schon viel, aber wie umzusetzen?Und wie heimlichen Alk verbannen?
Wer bis dahin gelesen hat, Respekt. Aber kann mir Jemand helfen?

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Lucidare
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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Lucidare » 24. Februar 2018, 09:25

Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen.

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Bine13 » 24. Februar 2018, 18:16

Hallo Lucidare,
also erstmal Danke für die Antwort! Und dann auch noch für diese Antwort..

Ich sag ja, ich versuche immer Alles kurz zu halten und diese „Vorstellung“ war auch nicht einfach, will ja nicht 5 Seiten schreiben...

„Vorher“ gab es auch Unterschiede. Ich habe in der Zeit der Trennung jeden Tag und viel getrunken. Wie viel genau, kann ich nicht sagen, aber so viel, dass ich im Rausch gelandet bin. Vermutlich 1-2 Flaschen Wein und auch Schnaps. Und mit der Zeit verträgt man ja auch mehr und trinkt mehr..Ich war aber nie so, dass ich morgens schon was brauchte und nur Schnaps getrunken habe. Nach meiner Trennung war es weniger, aber Alkohol habe ich fast jeden Tag getrunken (ich vermute eine halbe bis eine Flasche Wein) und spätestens am Wochenende wieder im Rausch gelandet. Weg gegangen, mind. 4 Weißbier und danach etliche Jackie.Und ich habe in beiden Zeiten auch viel Ramazotti getrunken. So was ist besonders gefährlich, weil man es nicht abschätzen kann. Man trinkt und auf einmal kommt der Buff, ich hatte da so einige Unfälle. Scherben im Fuß, gebrochener Fuß und Krankenhausaufenthalte, aber wem erzähle ich das, kennen hier wahrscheinlich Viele. In der Zeit ohne Bac, in der ich schon selbst immer versucht habe, abstinent zu sein, habe ich es wenigstens geschafft, keinen Schnaps mehr zu trinken und das bis heute.
Jetzt mit Bac trinke ich manchmal ein paar Tage gar keinen Alkohol. Aber meist dann immer wieder mit Genuss 1-2 Gläser Wein abends (ein Glas hat 150 ml) . Da ist es aber so, dass ich sogar Reste stehen lasse, im Gegensatz zu früher. Also sehe ich das erstmal nicht so schlimm. Trotzdem frage ich mich warum ich trotzdem überhaupt was „brauche“ oder „will“. Da verändern sich auch nicht meine Gefühle oder Gedanken, also erstmal okay. Theoretisch. Damit kann ich umgehen und ich bin sehr froh, wenn es eben nicht mehr so wie früher ist. Ich riskiere keine Krankheitstage mehr in der Arbeit und ich bin auch nicht mehr böse. Denn wenn ich getrunken habe, verletze ich Menschen mit Worten, die mir wichtig sind und darunter leide ich auch dann tagelang...
Was jetzt noch mein Problem ist, ist eben das Geschriebene. Richtige Abstinenz ohne Genußtrinken. Aber wie gesagt, das Genußtrinken ist nicht richtig, aber damit würde ich klar kommen.
Das Zweite ist, dass ich trotzdem immer wieder das Bedürfnis habe, dass ich „heimlich“ mir was rein schütten muss. Also, mein Partner ist in der Küche und ich greife zur Flasche ( auch hier unterschiedlich, ich würde sagen, meist ein halber Liter?) und litere mir was rein. Im Gegensatz zu früher, nicht mehr so oft und weniger. Aber das ist so erbärmlich. Und hier verändert mich eben auch der Alkohol...sehr schnell mein Denken und meine Gefühle...und dann will ich eben auch „mehr“. Also trinke ich danach auch dann offiziell meinen Wein. Wobei es auch hier mit Bac Unterschiede gibt. Früher habe ich bis zum Rausch getrunken. Hier trinke ich trotzdem vorsichtiger und habe irgendwann eine Sperre, d.h. ich kann nicht mehr weiter trinken. Besser wie früher, aber eben nicht gut. Ich weiss das und trotzdem kann ich meine Finger nicht ganz vom Alkohol lassen..
So war ich auch in der Nacht unterwegs als ich endlich hier im Forum mich getraut habe zu schreiben. Angemeldet hatte ich mich ja schon länger..

Und auch Danke für das Zitat von Papfl. Ich habe mir dann auch vorhin seine ganze Antwort damals durch gelesen. Ich habe ja schon gesagt, dass ich hier im Forum vorher schon ein paar Mal mitgelesen habe. Unter Anderem habe ich das mal mit dem „Neutralisieren“ gelesen. Aber Papfl hat es so direkt und verständlich geschrieben, der Hammer.
Trotzdem wird es auch hier bei mir Probleme geben. Auch wenn ich es weiss, will ich zumindest in Maßen den Stoff haben. Das was Du geschrieben hast, dass man den Konsum von Alkohol verringern soll, das habe ich definitiv. Aber ich schaffe keine Abstinenz...
Vor ein paar Wochen habe ich meinen Therapeuten, der mir auch das Bac verschrieben hat, gefragt, ob ich weiter erhöhen soll, um eben nicht mit Genuß oder heimlich zu trinken. Er meinte, er würde es nicht empfehlen, den Rest sollte ich mit meinen Willen machen. Aber das ist schwer. Und wenn ich das jetzt mit dem Neutralisieren lese, bin ich der Meinung, dass Bac zwar das Craving nimmt, theoretisch, aber trotzdem noch die Sucht da ist? Denn ich will ja trotzdem zwar weniger und seltener, aber ich will noch Alkohol?
Also wie da rauskommen? Mein normales Denken hatte ich doch früher schon. Trotzdem bin ich nachts zur Tanke gelaufen..Und auch jetzt. Ich weiss nun, dass jeder Tropfen Alkohol das Bac aufhebt. Reicht das oder trinke ich trotzdem weiter Alkohol? Das Bedürfnis ist auch jetzt da...
Es ist einfach nur blöd. Ich bin schon soweit und das endgültige Ziel ist so schwer..

Sorry, jetzt habe ich doch wieder so viel geschrieben..
LG Bine

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Lucidare » 24. Februar 2018, 19:05

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Bine13 » 8. März 2018, 14:40

Also erstmal nochmals danke für Deine Worte. Inzwischen habe ich alle von Dir zitierten Aussagen auch komplett gelesen und sehr viel erfahren. Ich will nun sehen, dass auch ich die Abstinenz schaffe. Ich habe mir tatsächlich aufgeschrieben, wann und warum ich trinke und versucht Ersatzlösungen zu eruieren. Wird nicht leicht sein, aber zumindest mein Ziel ist klar. Und um die "Gewohnheit" bei schlechten Gefühlen zur Flasche zu greifen, versuche ich nun durch andere Sachen zu ersetzen. Bin gespannt, ob ich das so schaffe, wie ich es mir wünsche. Zumindest kann ich schon einige Tage mit null Alkohol...
Das Bac hilft mir schon enorm für das physiche Craving. Und das psychische Craving muss ich nun extremst in Angriff nehmen.
Ich hatte heute morgen Therapie und habe meinen Therapeuten gefragt, ob ich ihn weiter empfehlen darf. Er verneinte, weil er jetzt schon kaum mit der Menge seiner Patienten zu recht kommt. Tut mir leid.

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon laggard » 9. März 2018, 20:16

Zuletzt geändert von laggard am 10. März 2018, 22:25, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Lucidare » 9. März 2018, 20:51

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon laggard » 9. März 2018, 20:55


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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Lucidare » 9. März 2018, 21:04

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Bine13 » 14. März 2018, 15:56

Hi Laggard,
danke für Deine Worte. Hier kamen endlich mal wieder Tränen an meine Oberfläche...
Ich habe am Samstag wieder mal heimlich was reingeschüttet. Diesmal zu viel (1l Rotwein). Mit dem Ergebnis, dass mein Partner ging, ich verzweifelt war und mich ein paar Tage auf dem Sofa mit dauerndem Dösen vor der Welt versteckt habe. Dann wieder Krankschreibung und schlechtes Gewissen und Verzweiflung...ich hasse es!!!

Du hast geschrieben:
„Es wurde viel geredet
Der Absprung ist für mich immer noch nicht in Sicht
Positiv sehe ich bei mir die reduzierte Trinkmenge und die Möglichkeit ,tageweise nicht trinken zu müssen (Bac sei Dank)“
Ja, so sehe ich es auch. Ich beame mich nicht mehr oft weg. Aber ich brauche dennoch noch Alk. 1-2 Gläser für einen gemütlichen Abend? Oder vor Stresssituationen um locker zu sein. Die Menge ist nicht mehr vergleichbar wie früher. Aber dennoch. Auch das will ich nimmer. Also hilft mir Bac enorm, aber der Rest. Den bekomme ich nicht in den Griff. Mein Therapeut meint, nicht weiter erhöhen (nehme 4x25mg), sondern den Rest mit Willen hin bekommen. Ich finde, das hört sich immer so leicht für Andere an. Ich muss aber auch dazu sagen, dass mein Therapeut nicht viel Erfahrung mit Bac hat. Froh bin ich dennoch, dass er mich darauf gebracht hat...
Du hast geschrieben: „Das ist deine benötigte Trinkmenge
Die Angst ,das es "offiziell" nicht reicht
Ich erkenne mich da wieder „
Ich bin immer wieder froh zu hören, dass ich nicht so ein „ausserirdischer“ Mensch bin. Ich verzweifel immer, weil andere Menschen doch auch Ihre Probleme und ihr Leben ohne Alk schaffen, warum ich nicht? Warum ist für mich das Leben so unendlich schwer?
Ja und mit benötigter Trinkmenge usw., da scheinst Du recht zu haben. Wobei ich „offiziell“ schon trinken könnte. Ich muss nur damit zurecht kommen, dass mein Freund Bemerkungen macht und das Gesicht verzieht, was ich auch verstehen kann, er hat mit mir schon viel mitgemacht. Also ist dann heimlich etwas leichter....aber auch ziemlich erbärmlich. Er kocht für mich und ich kippe mir heimlich was rein, immer in habacht, ob er gerade kommt.
Auch das mit Deinen Kifferzeiten...ich habe als junger Erwachsener damit angefangen mich vor gewissen Ereignissen „in Fahrt“ zu bringen. Vorm Weggehen oder vorm Sex usw....so fing es an....und dass ausgerechnet ich, der so unter meinen alkoholkranken Vater gelitten hat, jetzt alkoholkrank ist, ist schon erschreckend...
Du hast geschrieben: „Meine Hausaufgabe für die nächste Therapiestunde :
Was halt mich davon ab nüchtern zu bleiben ?
Warum kann ich es mir nicht vorstellen dauerhaft ohne Alk zu leben
Was gibt mir der Alk ,das ich mir ein Leben ohne nicht vorstellen kann ?

Hierfür werde ich mich vor meiner nächsten Therapiestunde mit einem Dina 4 Block hinsetzen und alles aufschreiben

Machst du mit ?
Wer macht mit ?“

Ich finde diese Gedanken eine gute Idee. Zum Teil hat man sie sich ja schon gemacht. Auch ich werde mich mal hinsetzen und genau dazu meine Gedanken aufschreiben. Danke Dir.
Wie gesagt, ich bin dabei, sehr gerne.
Was ich nur nicht weiss, ob mir da mein Therapeut noch helfen kann. Was er mir sagt, das weiss ich längst. Nur die Umsetzung ist schwer. Und da habe ich das Gefühl, dass ich immer alleine bin. Ich bin auch eine Kämpferin, sonst wäre ich gar nicht so weit gekommen..Aber dann geht mir halt wieder die Kraft aus in diesem ewigem Hamsterrad..

Es würde mich freuen, wenn wir diese Gedanken, die Du angesprochen hast, mal austauschen können. Ich fange gleich an, mir diese Fragen zu stellen.
Danke Dir.
LG Bine

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon laggard » 15. März 2018, 21:38


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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Bine13 » 16. März 2018, 13:23


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Psychisches Craving!

Beitragvon Bine13 » 30. März 2018, 01:16

Hallo liebe Leidensgenossen,
ich will hier mal auf was anderes hinaus. Vielleicht bin ich nicht die Einzige, aber auf Anhieb habe ich sowas nicht im Forum gefunden..
Gut, das ist ein Baclofen-Alkoholforum. Aber Einige von Euch nehmen Baclofen und bekommen es doch ned auf die Reihe?
Mir hilft Baclofen sehr viel. Seit ich es nehme, trinke ich es nimmer bis zum Rausch...aber..ich trinke immer noch..zwar weniger... auch jetzt gerade..ich wurde enttäuscht...
Was meiner Meinung nach stimmt und was ich aus dem Forum habe (danke DonQuichote und Papfl) ist, dass Baclofen gegen die körperliche Sucht hilft. Aber das psychische Craving bleibt, nur mit Bac kann man es besser eruieren.
Das sehe ich auch so.
Ich bin klarer wie früher...
Trotzdem trinke ich noch heimlich und in gewissen Situationen.Selten zuviel, aber ich trinke....
Und auch jetzt...ich sitze hier und trinke.
Warum?
Ich habe das Alles schon durch..Warum oder wozu trinke ich? Welche andere Möglichkeiten (Trampelpfade) gibt es?
Hilft zum Teil..
Aber ich glaube, dass es daran liegt, dass man gewisse Vorstellungen hat und enttäuscht wird..
Und das glaube ich. Eigentlich habe ich ein gutes Leben. Aber...
Ich habe mir auch schon ein Buch über hochsensible Persönlichkeiten gekauft. Aber ich glaube, das bin ich nicht. Ich bin ein einfacher Mensch, der sich Liebe und Anerkennung wünscht. Der sie sehr gibt und etwas zurück haben will. Und so suche ich und suche ich....vergebens..statt mich mit dem zufrieden zu geben, was ich habe und das ist schon viel...werde nur immer verletzt..weiss schon Eigenliebe, ist aber schwer..
Würde mich über Austausch freuen..
LG Bine
Zuletzt geändert von Bine13 am 1. April 2018, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Psychisches Craving

Beitragvon Papfl » 30. März 2018, 10:21

Zuletzt geändert von Papfl am 30. März 2018, 12:07, insgesamt 1-mal geändert.
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Psychisches Craving

Beitragvon shelf » 30. März 2018, 11:44

Hallo miteinander,

Wertschätzung zu "erfahren" (damit meine ich das persönliche Empfinden, nicht das "bloße Bekommen" einer Wertschätzung) ist eine ziemlich fette Baustelle.
Ich hatte damit von Kindheit an große Probleme.
Oft wurde ich "für die falschen Dinge" gelobt. Ich bekam Lob für Sachen die mir sehr leicht fielen.
Für "weniger Gute" Leistungen, welche mir aber viel mehr abverlangt hatten, gab es kein Lob.
Es war mir nie möglich meinem Umfeld diese Misere begreiflich zu machen.

Beispiel:
Ein Gedicht auswendig zu lernen weil ich es musste (Schule) war mir ein Greuel.
Andererseits konnte (und kann) ich ganze Geschichten aus Büchern nacherzählen ohne mir einen Abzubrechen.
Dies allerdings nur wenn die Bücher mich angesprochen/beeindruckt hatten.
Auch konnte ich zur Einschulung bereits sehr gut lesen - aber nur Altdeutsche Schrift, weil ich immer mit in die Bücher geguckt hatte wenn Opa abends vorgelesen hatte.
"Moderne" Schrift konnte ich nur spiegelverkehrt lesen, weil ich auf längeren Fahrten mit Bus/Bahn/Zug immer die Beschriftungen an den Glastüren und Fenstern gelesen hatte. (sind ja nur von außen "richtig rum")
Und schon war ich in der Schule "schlecht im Lesen"...

Später habe ich mich dann eben mit Alkohol "belohnt" und mir die Enttäuschung kleingesoffen.

Heute sieht es anders aus. Ich definiere mich ausschließlich über meine eigenen Leistungen und deren Wert für mich. (nicht im Job, denn dafür gibt's ja Geld - nee, privat/Hobby/ do it yourself)
Wenn ich auch anderen (Freunden/Verwandten/Kollegen) damit das Leben angenehmer machen kann freut mich das zusätzlich.

"Da nicht für, hab ich doch gern gemacht" ist "doof", da durch das "da nicht für" (siehe @Papfl) eine Entwertung stattfindet.
"Hab ich gerne gemacht" (also ohne "da nicht für") klingt schon ganz anders.
"Nicht für jeden, aber für dich gerne" bringt dabei noch eine persönliche Nuance ins Spiel die für den "Dankenden" zugleich wieder eine Wertschätzung darstellt.

Ich war früher bedeutend zynischer als heute. Die Bezeichnung "Menschenfeind" wäre durchaus zutreffend gewesen.
Heute (lange genug ohne Alkohol unterwegs) sehe ich es anders.
Menschen sind oft sehr traurige und einsame Wesen. Ihnen hin und wieder ein Lächeln zu entlocken ist vielleicht gar nicht so verkehrt. [smile]

Das geschieht ganz zufällig. Ich habe an manchen Tagen ein derart "sonniges Gemüt" dass ich es sogar "ausstrahle" sodass mich "wildfremde Menschen" auf der Straße anlächeln und freundlich grüßen.
Sie tun dies dann auch an Tagen wenn ich mich nicht so gut fühle und eben nicht so "sonnig" daherkomme.
Was passiert? - Ich fühle mich sofort besser.

Je nach dem wie man sich selber gibt (die Sache mit dem Wald...) wird "man" früher oder später feststellen dass "man" keine 15 Minuten zu Fuß unterwegs sein kann ohne auch nur EINEM freundlichen Gesicht zu begegnen.

Miss dich und deine Existenz nicht an "der Welt".
Schlechte Menschen machen die Welt seit Jahrtausenden zu einem "schlechten Ort".
Es genügt EIN Bitterling um ein ganzes Pilzgericht zu verderben, und so ist es auch mit Menschen.
Es gibt viel mehr "gute" als "schlechte" und viele von den "guten" sind lediglich aufgrund schlechter Erfahrungen verbittert so dass sie wirken als wären es "schlechte".

Da ich die "wirklich schlechten" nicht bessern kann, öffne ich meine Sinne und "mein Herz" für die "guten" - und da kommt immer auch "was gutes" zurück.

Ohne "flower-power"-mäßige Übertreibung natürlich, denn "zu viel" ist auch hier wiederum "ungesund".

Klar gibt es da auch Enttäuschungen, aber das ist nunmal "das Leben" - und kein Vergleich zu früher, als ich noch fast permanent von allem und jedem (ja auch von mir selbst) enttäuscht war. [shok]

Manche Menschen würden sich gerne bedanken, bringen es aber einfach (aufgrund einer diffusen Angst) nicht fertig.
Werte das nicht sofort als "Undank". Hilf ihnen trotzdem - irgendwann "trauen" sie sich.
Es gibt auch Menschen die es auch "nach Wiederholungen" nicht über die Lippen bringen - sie tun es dann oft mit "kleinen Gesten".
Wenn man selbst "verbittert" ist "sieht" man es einfach nicht und fühlt sich in der Annahme "Undank ist der Welt Lohn" bestätigt.

Alkohol kann zwar (kurzzeitig) ein "angenehmeres Gefühl" bescheren, trübt aber im Nachgang auch den Blick für das "wirklich gute".

Es kann jeder für sich selbst entscheiden ob er/sie sich lieber "über das Gute freuen" oder "über das Schlechte ärgern" will.

Noch ein kleiner (freundlicher!!!) "Seitenhieb" an Bine:
Wenn dir im Alltag so viel "schlechtes" begegnet und du das Gefühl hast dass andere die Dinge die du tust für "selbstverständlich" nehmen, dann ist nicht auszuschließen dass du selbst die vielen guten "kleinen Dinge" die andere tun für "zu selbstverständlich" nimmst - die Sache mit dem Wald...
Wenn dich jemand tatsächlich nur ausnutzt, dann hat er/sie den "Vertrauensvorschuss" verballert und somit deine Zuwendung auch nicht mehr verdient. [black_eye] Auch das ist "das Leben".

LG

Edit: Ganz vergessen - psychisches craving ist ein Zeichen dafür dass dir "was fehlt", aber das was dir fehlt ist NICHT der Alkohol! Alkohol verändert die Wahrnehmung, nicht die Umstände.
Gemeiner Weise verändert "er" sogar wie du den Alkohol "an sich" wahrnimmst.
"Er" lässt dich glauben dass "er" dir hilft... - gruselig...

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Bine13 » 2. April 2018, 19:06

Hallo Miteinander,
erstmal bin ich erschrocken, weil ich meinen Threat mit „psychischem Craving“ nicht mehr gefunden habe und dann gesehen habe, dass er dann unter meinem ersten Threat (Vorstellung) war. Ist das normal?

Nun denn..lieben Dank an Papfl und Shelf für Eure hilfreichen Beiträge!
Ich möchte hier nicht zu Jedem von Euch extra schreiben, weil es viele Gemeinsamkeiten in Euren Antworten gibt für mich.

Also ähnlich wie bei Shelf ist die Ursache meines Verhaltens, also meine Prägung in meiner Kindheit zu finden.
Meine Eltern hatten selbst so ihre Probleme (habe ich später erkannt). Mein Vater ist damals von seiner Mutter zur Adoption frei gegeben worden und hat ewig darunter gelitten. Mutti war gerade 17 als ich kam, war viel allein und hat das Meiste erledigen müssen. Geld war nie genügend da. Ich kann mich an meine Kindheit richtig erst ab 9 Jahren erinnern (hat vielleicht auch einen Grund?). Und sexuellen Missbrauch gab es leider auch von mehreren Personen in meiner Familie. Jedenfalls hatte mein Vater immer heftige Stimmungsschwankungen, ich hatte sehr viel Angst vor ihm, sogar noch als Erwachsene und war meiner jetzigen Meinung nach auch Alkoholiker und ich war immer auf Habachtstellung um ihn ja nicht zu verärgern, denn er konnte sehr verletzend sein. Da meine Mutter es immer schwer hatte, habe ich ihr versucht viel abzunehmen. Zuhause war es für mich also oft der Horror und ich war froh in den Ferien bei den Großeltern zu sein, die mich geliebt haben wie ich bin. In der Schule wurde ich gehänselt und war immer Aussenseiter. Auch später oft noch in den vers. Arbeitsstellen.
Und so bin ich unter anderem zu dem Menschen geworden, der ich heute bin.
Ich bin sehr fürsorglich, liebevoll, hilfsbereit, harmoniebedürftig, sensibel, empathisch, teilweise noch schüchtern und extrem kreativ (was mir bei meinen Trampelpfaden gerade viel hilft!).
Ich finde sehr gute Eigenschaften, aber eben auch Eigenschaften unter denen ich auch leide.
Was aber das Schlimmste ist ist, dass ich einen großen Bedarf an Anerkennung und Liebe habe. Ich „brauche“ immer von aussen diese Bestätigung, dass ich in Ordnung bin, gemocht werde usw..Und so bin ich halt auch immer die „liebe Bine“. Nur wenn ich getrunken habe, dann werde ich böse und beleidige auch die Menschen, die ich liebe.
Also "Geliebt-werden-wollen" und "Anerkennung-erfahren-wollen" und Wertschätzung bekommen wollen, was ja normale Bedürfnisse sind, sind bei mir extremst ausgeprägt. Ich weiss schon, dass ich lernen muss, dass ich mir das nicht von anderen holen soll, nicht weiter von anderen abhängig sein sollte, sondern mir das selbst geben müsste, ist aber wahrscheinlich noch ein ewig langer Prozess...

Papfl hat geschrieben:
„Es wird halt immer ein Weg gesucht, das Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung zu stillen. Dass das bei Dir (noch) über Alkohol funktioniert, ist ein Stück weit normal. Du hast damit in der Vergangenheit positive Erfahrungen gemacht, und das vergisst "Dein Hirn" nicht so schnell. Finde ich jetzt aber auch nicht tragisch. Zumal Du ja parallel auch nach anderen Strategien suchst (Trampelpfade etc.) und Dein Alkoholkonsum sich in Grenzen hält. Ich würde es als allmählichen Abkapselungsprozess sehen, der halt noch ein bisschen Zeit braucht.“

Ja, das habe ich lange Zeit gemacht. Inzwischen wird es besser.
Mein Therapeut hat mich damals darauf gebracht, dass es die Große gibt, die einfach lebt und weiss was gut für sie ist. Aber es gibt auch die Kleine, die eben alte Bedürfnisse befriedigt haben will usw.. Zur Zeit schaffe ich es viel in der Großen zu sein. Aber manche Sachen bringen mich eben immer noch durcheinander und zum trinken...
Und ja, das mit dem Abkapselungsprozess ist ein sehr guter Satz. Ich muss mir mehr Zeit geben und immer sehen, was ich schon geschafft habe...danke Papfl...

Und auch was Papfl und Shelf geschrieben hat, stimmt. Ich tue Lob leider tatsächlich oft ab statt es anzunehmen. Ich finde es peinlich oder so. Darüber muss ich noch nachdenken und auch mal in der Therapie sprechen...
Dabei war ich aber immer sehr sensibel was ich als „Ablehnung“ empfinde. Hatte ich ja so oft in meinem Leben....Wobei ich hier auch schon viel verändert habe. Ich gehe immer erstmal positiv auf andere zu. Auch ich kenne das wie Shelf mit dem „Echo“ der Menschen. Und ich finde es immer interessant, wenn sich meine Kollegin immer aufregt, weil eine andere nicht gegrüsst hat usw.. Ich denke mir bei sowas halt, sie war wahrscheinlich in Gedanken...und das andere Menschen mir absichtlich was Böses wollen ist ziemlich unwahrscheinlich, lach...aber so dachte ich früher...

Aber von Menschen, die mir nahe stehen „erwarte“ ich immer sehr viel.
So z.B. von einem Menschen, den ich liebe (nicht mein Partner) und wir meiner Meinung nach auch von Anfang an eine Freundschaft hatten. Er war früher für mich da, zwar im Rahmen, aber er war da und hat unter meinen Alkoholbeschimpfungen auch immer sehr gelitten und mich trotzdem nie verlassen. Vor ein paar Wochen hätte ich öfters seine Hilfe gebraucht und auch wegen dem Alkohol mir Gedankenaustausch gewünscht. Aber er hatte ein anderes Problem und meinte, er wäre im Ausnahmezustand. Ich habe das nicht verstanden, ich bin doch auch immer für alle da, warum er nicht für mich, wenn ich ihn brauche? Ich kam mir als Belastung vor, wollte aber trotzdem wahr und ernst genommen werden...dass hat mich auch wieder öfters zum Trinken gebracht..
Das enttäuscht mich übrigens heute noch..Ich versuche heute halt zu denken, naja, er war/ist nicht belastbar und er schützt sich (vielleicht sollte ICH auch mal lernen mich zu schützen? Und nicht jeder ist wie ich...
Aber die Realität ist ja auch, dass man sich nur wirklich SELBST helfen kann...
Ich weiss, ich bin auf einem guten Weg, aber es gibt noch viel zu tun, denn da wo ich mal war will ich nicht mehr zurück.

Ach ja noch zu Shelf:
„psychisches craving ist ein Zeichen dafür dass dir "was fehlt", aber das was dir fehlt ist NICHT der Alkohol! Alkohol verändert die Wahrnehmung, nicht die Umstände.
Gemeiner Weise verändert "er" sogar wie du den Alkohol "an sich" wahrnimmst.
"Er" lässt dich glauben dass "er" dir hilft... - gruselig...“

Interessant, ein Zeichen, dass Dir „was fehlt“!!!. Das finde ich extrem wichtig, sich das bewusst zu machen. Klar habe ich schon eine Liste gemacht, warum und wozu trinke ich. Aber ich denke, man müsste sich genau in dem Moment des psychischen Cravings fragen, was fehlt mir jetzt gerade (wenn man es noch schafft)!!!!
Danke Shelf!

LG Bine

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon shelf » 5. April 2018, 23:14


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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon Bine13 » 11. April 2018, 00:29

Hi Shelf,
was sind Spiegeltrinker?
Das ist eine sehr gute Idee! Vielen Dank dafür!
LG Bine

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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon shelf » 11. April 2018, 19:04


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Re: Baclofen, Erfahrungsberichte und Hilfe?

Beitragvon DonQuixote » 11. April 2018, 19:37

Hi Shelf

"Alkohol-Spiegel" kann man vielleicht auch mit "Alkohol-Pegel" erklären. Der "Spiegeltrinker" versucht also ständig, einen gewissen Pegel an Alkohol im Blut aufrechtzuerhalten. Damit muss nicht zwangsläufig eine dauerhafte "Sturzbetrunkenheit" einhergehen. Nur schon um täglich während 18 Stunden einen "moderaten" Blutalkoholwert von 0,5 Promille aufrechtzuerhalten, sind über den ganzen Tag verteilt erstaunlich große Alkoholmengen erforderlich. Entsprechende Szenarien kann man sehr gut mit durchspielen.

DonQuixote
/ / / / /


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