Karsten stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Karsten
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Karsten stellt sich vor

Beitragvon Karsten » 21. November 2017, 11:09

Hallo zusammen,
Ich weiss eigtl nicht genau was ich schreiben soll. Ich weiss nur dass ich die Schnauze vom Alkohol voll habe. Ich bin 41 Jahre alt und hab es bereits des Öfteren versucht ua 2 Kuraufenthalte aber eben leider ohne Erfolg.
Ich bin wohl das was man einen Quartalssäufer nennt, nicht ständig drauf aber wenn dann richtig. Sonntag war es mal wieder soweit, mit 3,0 ins Krankenhaus eingeliefert, erneut ein vollkommen sinnloses Besäufnis.
Mein Umfeld ist zum Trinken perfekt. Niemand der nicht trinkt , keine familiären Bindungen, mein Vater ist letztes Jahr an Krebs verstorben, ich selbst bin seit April aufgrund von Depressionen krank geschrieben.
Ich hab jetzt zwar seit Sonntag nichts mehr getrunken, aber das Gefühl wird wieder kommen und darauf hab ich keinen Bock.
Mit einem Arzt in meiner Region der Baclofen verschreibt wäre mir schon weiter geholfen.

Danke erstmal, ich hoffe der Text war einigermaßen informativ.

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Papfl
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Re: Karsten stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 21. November 2017, 12:22

Hallo Karsten!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im weiter oben bereits auszugsweise (Tabelle) genannten Leitfaden für die Anwendung. Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

So, wie Du Deine Trinkgewohnheiten beschreibst, könnte man Dich tatsächlich als „Quartalstrinker“ bezeichnen. Die meisten unserer Forumsmitglieder haben indes mit täglichem Craving und Alkoholkonsum zu kämpfen. Das klassische Schema der Baclofen-Einnahme sieht dann so aus:

  • Baclofen langsam in kleinen Schritten und in Anlehnung an diese Tabellen aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten oder das Craving verschwindet. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes. Parallel dazu versuchen, den Alkohol nach und nach auszuschleichen.

    Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter.

    Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis. Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.
Bei sogenannten (umgangssprachlichen) „Quartalstrinkern“ funktioniert Baclofen zwar auch, nur ist dort die individuelle Dosisfindung ungleich schwieriger, da man ja nicht täglich in sich hineinhorchen und sein Craving „fühlen“ und „messen“ kann. Man muss also einfach mal auf gut Glück und langsam einschleichend eine gewisse Baclofen-Dosis vorlegen und danach unter Umständen abwarten, ob sich die Abstände zwischen solchen Trinkvorfällen verlängern, ob sich deren Intensität abmildert oder ob sie sogar ganz ausbleiben. Eine Prozedur, welche viel Disziplin und Geduld verlangt.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Einen guten Start wünscht
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Karsten stellt sich vor

Beitragvon Karsten » 21. November 2017, 13:04

Nochmals Hallo und Danke für die zeitnahe Antwort,
die Mail bzgl der Adresse hab ich schon verschickt. Ich hoffe echt es hilft!


Grüsse

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Re: Karsten stellt sich vor

Beitragvon Luphan » 21. November 2017, 17:28

Hallo Karsten,

unser Forum-Administrator wird sich sicherlich bald hier bei dir melden. Er kann dir Ärzte in deiner Umgebung geben, die mit dir gemeinsam die Baclofen-Therapie angehen würden. Papfl hat dir schon alle wichtigen Informationen bezüglich Baclofen aufgezeigt. Eine ganze Menge zum Lesen!

Bis dahin kannst du aber auch gerne hier lesen:

Erfahrungsbereichte

Das hat mir in meiner Anfangszeit viel Kraft gegeben. Konnte mich in der einen oder anderen Person selbst wiederfinden und sah, viele haben einen ähnlichen Leidensweg hinter sich.

Aber vor allem auch:

Wie gut Baclofen wirklich helfen kann!

Gruß

Luphan
"Es ist einfach Feeling pur, ich will die negativen Gedanken vertreiben, wie Schmutz um es als Vergleich von mir wegstreichen. Muss die Stimme dämpfen, diesen Text beenden und euch bitten nicht nach jedem Satz Kritik an mich persönlich zu wenden."

Mein Tagebuch: => Luphan und sein Weg mit Baclofen =<

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Re: Karsten stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 21. November 2017, 23:13

Hallo Karsten

Danke für Dein Interesse an unseren Forum, und Danke, dass Du Dich uns anvertraust. Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes habe ich erhalten, und eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region habe ich soeben abgeschickt, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <gmail.com>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest. Viel Erfolg bei Deiner nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote

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Re: Karsten stellt sich vor

Beitragvon Karsten » 22. November 2017, 14:26

Vielen Dank,
die Email ist angekommen.

Grüsse

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Re: Karsten stellt sich vor

Beitragvon Purzelbaum » 22. November 2017, 15:41

Ich will das mal aus dem anderen Thread raus nehmen. Du hast dort geschrieben:

Karsten hat geschrieben:Hi Markus,
ich bin nun auch "erst" seit Montag mal wieder trocken. Und mir ist seit Jahren bewusst dass der Alk mich in die Scheisse zieht weshalb für mich nur die Abstinenz in Frage kommt, trotzdem hab ichs über die Jahre nicht hingekriegt. Schon seltsam, deswegen finde ich es immer krass wenn mir andere sagen , " du weisst doch bla bla bla , dann lass es doch bla bla bla. "
Wer sich selbst Alki nennt und einem anderen sowas Ernsthaft sagt, muss schon sehr egoistisch bzw kein Alkoholiker sein.
Der Punkt ist ja wohl, dass man immer wieder versucht gegen die Krankheit anzukämpfen und zwar mit allen Mitteln.
Obwohl ich mich als Quartalssäufer bezeichnen würde, versuche ich es trotzdem mit Baclofen, soll ja da schwieriger sein.
Vollkommen wurscht, Hauptsache ich komm weg von dem Dreck.
Abschließend wollte ich sagen, es gibt sehr wohl Menschen für die ein gewisser Konsum funktioniert.
Vielleicht auch bei Dir.

Grüsse


Wie das mit dem Trockenwerden bei anderen Alkis funktioniert oder was hilft oder sonst was kann ich nicht schreiben und das schreibe dir auch nicht. Ich kann dir nur schreiben, wie das bei mir funktioniert hat – bis jetzt jedenfalls.

Nach zwei LZT habe ich immer noch gesoffen – von paar Trinkpausen mal abgesehen, ich hab jedem erzählt, dass ich ja aufhören will aber aus was weiß ich für Gründen ja nicht kann wegen dem Alk, der mich nicht lässt und bla bla bla …

Weißt du warum ich weiter gesoffen habe, mir ging es einfach noch zu gut dabei. Ich hatte wieder Arbeit, ich hatte meine Frau (Co durch und durch), bis auf Kleinigkeiten fühlte ich mich gesund, finanziell gab‘s keine Schwierigkeiten. Von der Welt fühlte ich mich unverstanden oder irgendsowas – irgendeinen Grund zum Jammern gab es immer und deshalb musste ich ja saufen. Ich hatte ja so viel Mitleid verdient. So ging das jahrelang. Teilweise täglich mit drei Flaschen Weinbrand oder Rum oder Wodka oder irgendwas, was reichlich Umdrehungen hatte und im Discounter wenig kostete. Zum Schluss hab ich früh wenn ich aufstand ein Tetrapack Wein gesoffen und bin auf Arbeit. In der Mittagspause hab ich mir wieder einen Liter Wein geholt und hab den auf Arbeit gesoffen (Publikumsverkehr war nur bis 12:00 Uhr). 16:00 nach Hause und eine Flasche Wodka gesoffen, ins Bett und am nächsten Morgen ging das wieder los. Du denkst doch nicht, dass irgendjemand was zu mir gesagt hat – kein Kollege, meine Frau nicht – Niemand.

Irgendwann kam ich früh nicht aus dem Bett, da hab mir im Bett ein Tetrapack Wein eingefüllt, hab das Telefon genommen und auf Arbeit angerufen und gesagt, dass ich eine Woche Urlaub brauche – hab ich bekommen. Mein Chef wusste genau was los war, er ist trockener Alkoholiker.

In der Woche hab ich mich 24 Stunden lang zu gelötet. Warum – weil es nicht mehr anders ging, ich war körperlich ohne Alk nicht mehr lebensfähig. Nach der Woche hätte ich ja wieder arbeiten müssen also kalter Entzug. Das hat ja schon paar Mal funktioniert, dieses Mal ging das schief und ich bekam Halluzinationen. Meine Frau hat den Rettungswagen gerufen weil ich es wollte, ich wär sonst verreckt. Nach einer Woche Krankenhaus und Distra kam ich zur qualifizierten Entgiftung. Als der Alk raus war hab ich mir gesagt: Das willst ich nie wieder haben. Dabei ist es bis jetzt geblieben.

Nach zwei trockenen Jahren bin ich dann in eine Selbsthilfegruppe gegangen, weil ich gemerkt habe, dass ich leichtsinnig wurde und weil ich nicht vergessen wollte, dass ich Alki bin.
Deshalb hab ich mir auch eine Selbsthilfegruppe gesucht in der nicht nur über irgendwelchen Familientratsch gesprochen wird sondern auch darüber, wie wir zum Beispiel irgendwelche Trigger vermeiden können und Ähnliches. Außerdem kommen in diese Gruppe immer wieder Gäste, die während der Entgiftung in der Psychiatrie solche Gruppenbesuche verordnet bekommen, als Schnupperkurs sozusagen. Glaub mir, ohne das abwertend gegenüber den Patienten zu meinen, der Anblick hilft ungemein gegen das Vergessen- bei mir jedenfalls.

Ich kann und will dir keine Vorschriften darüber machen, was du zu tun hast, das steht mir nicht zu. Was ich dir aber schreiben kann ist, dass du vielleicht eine Chance nach einer Entgiftung nutzen kannst um vom Alk wegzukommen. Und was ich immer wieder schreibe - eben weil es bei mir funktioniert hat - dein Leben, dein Umfeld ändern. Keinen Alk im Haus - jedenfalls die erste Zeit nicht - keine Kneipen- oder Gaststättenbesuche, vertraute Menschen einbeziehen, Freizeit ändern ...

Und nochmal: Das ist nur mein Weg und kein Mensch wird gezwungen, irgendetwas davon nach zu machen.

Ich wünsch dir viel Glück auf deinem Weg - mit oder ohne Baclofen.

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Re: Karsten stellt sich vor

Beitragvon Luphan » 22. November 2017, 18:34

Hallo alle zusammen,

Purzelbaum hat geschrieben:Wie das mit dem Trockenwerden bei anderen Alkis funktioniert oder was hilft oder sonst was kann ich nicht schreiben und das schreibe dir auch nicht. Ich kann dir nur schreiben, wie das bei mir funktioniert hat – bis jetzt jedenfalls.
...

Danke für den von dir gewährten Einblick Purzelbaum!

Das klang ja wirklich erschreckend!

Gruß

Luphan
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Re: Karsten stellt sich vor

Beitragvon Chinaski » 22. November 2017, 19:07

Hallo Purzelbaum,

danke für deinen ausführlichen Beitrag.

Da ich auch 5 Jahre Rückfallfrei Abstinent bin würde mich noch folgendes interessieren.

Wie erging es dir in den 5 Jahren und wie geht es dir heute?
Hast du in dieser Zeit um die Abstinenz gekämpft und kämpfst du noch heute?
Lässt der Alkohol dich heute komplett kalt?
Bist du zufrieden Abstinent?

Gruß...
Chinaski


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