In Langzeit mit Baclo

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Aiolos
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In Langzeit mit Baclo

Beitragvon Aiolos » 21. Mai 2016, 12:29

Hallo mal wieder, ich bin der mit der Phenibut-Geschichte, wenn ihr euch erinnert. [hi_bye]
Bin seit 9 Wochen in der Langzeit und bekomme 3x25 pro Tag. Hier in der Klinik glauben sie zwar alle,
dass es nix bringt, aber wenn ich so mit den Ärzten spreche, habe ich das Gefühl, dass die keinen
Plan haben: einer drückte mir einen Bericht aus dem "bayerischen Ärzteblatt" in die Hand, in dem es um
Medikamente während der Entgiftung ging. Baclo: nicht empfehlenswert. Dummerweise handelt es sich
ja in der Langzeit und danach nicht um Entgiftung sondern um Entwöhnung...insofern habe ich wenig Vertrauen,
in die Kompetenz hier. Von Ameisen haben sie zwar alle gehört, aber noch nicht gelesen. [blus]

Jedenfalls ziehe ich das bis Ende jetzt durch und sobald ich aus der Langzeit raus bin, werde ich zu einem Doc
gehen, der sich traut, über die magische 75mg-Marke zu gehen, so dass ich das endlich mal wirksam testen kann.

Von meinen Ängsten her kann ich die Wirkung der 75mg noch nicht richtig zuordnen. Ich bin auf der
Depressions und Sozphobie-Schiene angesiedelt und habe mich zwar verbessert was Kontakt zu Menschen
angeht, aber oft ziehe ich mich noch zurück und habe die Tendenz, mich zu isolieren, weil ich das "gesellige
Beisammensein" eher fürchte. Was mit Phenibut anders war, da habe ich Kontakte richtiggehend gesucht.
Daher habe ich auch öfters eine Art Suchtdruck nach Pheni, weil dann im Kopf Ruhe herrscht und ich entspannt
und ausgeglichen bin.

Es geht mir aber jedenfalls viel besser als bei meinem Absturz im Januar, nur habe ich das Gefühl, dass ich in
meiner Therapie das meiste selbst organisieren muss. Von Freizeitaktivitäten bis hin zu Recherchen über
Medikamente!

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Aiolos
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Re: In Langzeit mit Baclo

Beitragvon Aiolos » 25. September 2016, 13:32

Hallo mal wieder!
Habe seit einer Weile die Langzeit beenden und bei einem Doc untergekommen, der voll hinter Baclo steht.
Wir haben dann die 75mg Grenze schrittweise nach oben verlegt, so daß ich jetzt bei mindestens 175, manchmal auch 225 bin. Die Nebenwirkungen sind verschwunden, sprich die ständige Müdigkeit.

Nun aber meine Frage die mich umtreibt. Ich fange mittlerweile relativ spät an, so gegen 12:00-14:00 mit 3x25. Gegen 18:00 nochmal meistens 3x25 und abends dann nach Bedarf nochmal 1-3 x 25.
Insbesondere, und das macht mich etwas unsicher, ich setze es gezielt ein, um mich gut drauf zu bringen. So ähnlich wie die Partygänger mit Alk "vorglühen". Das hat den Hintergrund, dass ich in der Langzeit auf sozialem Gebiet sehr sehr gute Fortschritte gemacht habe und erkannt habe, dass ich Menschen um mich brauche.
Da ich deswegen auch zZ das örtliche Nachtleben ausprobiere, verwende ich das Baclo zur Unterstützung. Und zwar nicht nur gegen Suchtdruck, sondern weil ich dann einfach besser drauf, also entspannter und gut gelaunter bin.

Ist das legitim, oder steuere ich langsam in eine neue Sucht rein?
Ich habe das Ameisen Buch nochmal zur Hand genommen und er hat ja bei Bedarf auch Extradosen eingenommen. Versteht mich nicht falsch, ich möchte das Baclo richtig verwenden, und bei den "Partydosen" die ich mir genehmige, spüre ich manchmal schon ein recht angenehmes Gefühl...also etwas "angetörnt". Ist das OK?

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Papfl
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Re: In Langzeit mit Baclo

Beitragvon Papfl » 25. September 2016, 14:02

Hallo Aiolos!

Schön, wieder von Dir zu lesen [good] !

Aiolos hat geschrieben: Ich fange mittlerweile relativ spät an, so gegen 12:00-14:00 mit 3x25. Gegen 18:00 nochmal meistens 3x25 und abends dann nach Bedarf nochmal 1-3 x 25.

Weiß Dein Doc, dass Du die Einnahmezeitpunkte nach hinten "verschoben" hast? Du hast ja jetzt gegen Abend einen ziemlichen "Wirkungsschub":

Bild

Eigentlich ist Baclofen ja dazu da, etwas "ABzubauen" - nämlich Craving (Trinkverlangen). Du hingegen versuchst Dir mit Baclofen etwas "AUFzubauen" - nämlich eine Art "Ersatzrausch", um besser drauf zu sein.

Nun verursacht Baclofen kein klassisches Rauschgefühl (was Du empfindest, würden andere vielleicht als unangenehme Nebenwirkungen im Sinne von "Neben-sich-stehen" oder "wie in Watte gepackt" etc. bezeichnen).

Fakt ist, dass Du das Medikament - so wie Du es schilderst - inzwischen nicht mehr als Unterstützung gegen das Alkoholverlangen einsetzt, sondern versuchst, die Zustände, die Dir früher die Rauschmittel verschafften, mit Baclofen herzustellen.

Die Gefahr, die ich sehe, ist, dass Du ins "Mehr-ist-besser"-Denken verfällst und Baclofen unnötigerweise viel zu hoch dosierst. Ganz abgesehen davon kann es auch ins Auge gehen, wenn Du bei Deinen nächtlichen Partygängen - aus welchem Grund auch immer - bei so viel Baclofen mal "aus Versehen" wieder ins maßlose Trinken abrutschst.

Hast Du denn mal probiert, ganz "normal" abends weg zu gehen? Oder noch trivialer gefragt: Wie viel Baclofen am Tag brauchst Du eigentlich, um vollkommen "craving- bzw. angstfrei" zu sein?

Wenn dafür - sagen wir mal - bereits 100 mg/Tag ausreichen würden, dann ist alles, was Du drüber dosierst, eigentlich Missbrauch :wink: .

Da würde ich an Deiner Stelle ansetzen: Also schauen, wie viel Baclofen ich tatsächlich benötige, um craving- und angstfrei zu sein. Für einen offenen und entspannten Umgang im sozialen Umfeld gibt es andere, mitunter geeignetere Strategien als eine Baclofen-Überdosierung.

Und Achtung (falls Du das jetzt vorhast): Auch das Abdosieren von Baclofen muss langsam und in kleinen Schritten erfolgen.

Halt die Ohren steif!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Baclo-Tagebuch

Beitragvon Aiolos » 17. Oktober 2016, 11:46

Hallo zusammen,
möchte mal anfangen, meine Baclo-Reise zu dokumentieren. Gedanken, Dosen, Wirkungen notieren.

Bin seit Januar 16 stationär. Erst Entgiftung, dann Tagesklinik, dann Langzeittherapie, jetzt Adaption.
Bin abhängig von Alkohol, Sedativa, v.a. Opiate. Zuletzt Kratom, ca 30gr / Tag.
Sehr sehr sehr gut getan hat mir immer Phenibut, der kleine Bruder von Baclofen. Der Psychiater in der Entgiftung hat mir daher damals vorgeschlagen, statt Phenibut Baclofen auszuprobieren. So kam ich überhaupt erst zu Baclo.
Das bekomme ich seit Februar. Zuerst aufdosiert auf die berühmten 75mg max-Dosis. Dies habe ich während der
gesamten Langzeit weiterbekommen. Danach durch einen neuen Doc "richtig" begonnen. Momentan bin ich bei 7-10 x 25mg / Tag, also minimum 175 bis max 250mg. Die höhere Dosis nehme ich, analog zu Ameisen, wenn ich erhöhten Suchtdruck habe und / oder schwierige Situationen erwarte.

Was ich mich immer frage, und was zwischen Ärzten und Ameisen m.E. eine gewisse Diskrepanz darstellt:
es heißt, der "Suchtdruck" würde durch Baclo weggehen. Aber Ameisen, und ich empfinde das genauso, sagte, daß es darum geht die Komorbidität (Angst / Depression) in den Griff zu bekommen, um überhaupt erst für psychotherapeutische Maßnahmen empfänglich zu werden.
Daher, und ich gebe das ganz offen zu, nehme ich Baclo um mich besser zu fühlen. Sprich "besser drauf zu sein". Dadurch nimmt für mich der "Suchtdruck" ab. Weniger Depressionen, weniger Angst. Ich empfinde Baclo dann als Erfolg, wenn ich deutlich spüren kann, daß es mir besser geht.

Als Nebenwirkungen habe ich ab und zu die bekannte Schläfrigkeit - tendenziell ist diese aber besser geworden.

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DonQuixote
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Re: In Langzeit mit Baclo

Beitragvon DonQuixote » 17. Oktober 2016, 19:33

Hallo Aiolos

Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Ich würde mir da aber nicht so dolle Gedanken machen, was da zuerst war und gegen was das Medikament Baclofen am ehesten hilft: Angst und Depression oder Alkoholmissbrauch, Huhn oder Ei. Wichtig ist doch, dass Du Dich wie Du schreibst besser fühlst. Nimm das für den Moment einfach aus der Baclofen-Therapie mit. Weiterhin viel Erfolg wünscht somit der

Meint DonQuixote

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Re: In Langzeit mit Baclo

Beitragvon Aiolos » 21. Oktober 2016, 13:45

Habe mir jetzt den Excel-Kalkulator geholt. Um damit einen gleichmäßigeren Tagesverlauf zu dosieren.
Denn es passierte bisher schon mal, daß ich in Abendveranstaltungen mal kurz wegnickte.
4 x 50mg. 8:30, 12:30, 17:00, 21:00

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Re: In Langzeit mit Baclo

Beitragvon andi » 21. Oktober 2016, 21:21

Hallo Aiolos,

Interessanter Erfahrungsbericht. Scheinbar verträgst du Baclofen problemlos.
Wie sieht's mit dem Trinken aus?

Gutes Gelingen auf jeden Fall mal!

lg
andi


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