Stefan stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Steppo
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Stefan stellt sich vor

Beitragvon Steppo » 3. September 2016, 15:11

Hallo zusammen

Ich bin Stefan und bin 44 Jahre alt. Ich trinke seit meiner Jugend etwa seit dem 14. Lebensjahr regelmäßig und auch zuviel Alkohol. Ich habe wie wahrscheinlich alle mit Bier angefangen bin dann aber schnell übergegangen hochprozentiges zu trinken, das über viele Jahre und auch fast täglich.
Mit Anfang 30 habe ich dann meinen Job verloren und auch privat lief irgendwie alles schief. Das hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen. Ich hab mich dann mit schlecht bezahlten Jobs durchs Leben geschlagen, wurde depressiv und der Alkohol war der einzige Lebensinhalt.

Ihr wisst ja wie das ist, irgendwann kommt der Punkt wo man nichts mehr gebacken bekommt, so ging es auch mir. Ich hab die Kontrolle verloren und schon tagsüber getrunken. Es kam wie es kommen musste ich geriet in eine Polizeikontrolle und verlor nun auch noch meinen Führerschein. Der Arzt, der die Blutprobe genommen hat war zufällig mein Hausarzt, der mich dann zu einer Suchtberatung geschickt hat. Es folgte die erste Entgiftung und im Anschluss direkt eine Langzeitentwöhnung. Danach war ich etwa 3 Jahre trocken, habe mich ambulant betreuen lassen und positiv nach vorne geblickt. Tja, bis dann der nächste Tiefschlag kam. Ich hatte mühselig für eine Umschulung gekämpft und schließlich auch bekommen. Nur machte der Betrieb in dem ich meine Umschulung begann nach einem halben Jahr zu und ich stand wieder mit nichts da. Dann begann ich wieder depressiv zu werden und hab auch wieder angefangen zu trinken. Das geht schon wieder einige Jahre so.

Vor kurzem habe ich dann einen Fernsehbericht über Baclofen gesehen und schöpfe nun wieder Hoffnung trocken zu werden und zu bleiben. Ich komme aus Kiel in Schleswig-Holstein und suche nun einen Arzt, der mir Baclofen verschreibt. Könnt ihr mir dabei helfen?

Das soll es erstmal gewesen sein von mir

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Papfl
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Re: Stefan stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 3. September 2016, 16:10

Hallo Stefan!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Wie sieht's denn aktuell bei Dir aus?

  • Wie viel trinkst Du zurzeit pro Tag?
  • Trinkst Du im Moment auch wieder Hochprozentiges?
  • Nimmst Du aktuell ein Antidepressivum oder andere Medikamente?
Das soll keine Schikane sein, aber das sind wichtige Infos, um zu eruieren, welcher Arzt in Deiner Umgebung für Dich am ehesten in Frage käme, ob eine Baclofen-Therapie für Dich das richtige wäre und wenn ja, wie diese am besten angegangen werden könnte. Je nachdem, ob Du im Moment abstinent bist oder noch trinkst, gibt es nämlich verschiedene Strategien, mit der Baclofen-Therapie zu beginnen.

Die besten Erfolge erzielst Du mit Baclofen, wenn Du abstinent beginnst. Das Medikament wird langsam in kleinen Schritten in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung bzw. die angepassten Dosierungstabellen hier im Forum eingeschlichen. Man hält sich solange an das Aufdosierungsschema, bis erste Nebenwirkungen auftauchen oder das Craving (Trinkverlangen) verschwindet. Bei den Nebenwirkungen handelt es sich meist nur um erhöhte Müdigkeit oder ein leichtes "Neben-sich-stehen", also nichts Weltbewegendes. Dann auf dieser Stufe verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Dann überprüfen, wie's um das Craving bestellt ist: Besteht nach wie vor Verlangen, dann sollte die Dosis wieder langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter. Schritt für Schritt [schritte] .

Irgendwann kommst Du an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann Deine individuelle Erhaltungsdosis [smile] .

Wenn Du momentan noch trinkst, an dieser Stelle der Hinweis, dass abruptes Absetzen von Alkohol gefährlich sein kann (Stichwort: Krampfanfall, Delir). Eventuell müsste man bei hohem Alkoholkonsum auch eine vorherige Entgiftung im Krankenhaus/Klinik in Erwägung ziehen. Wenn der Konsum aktuell nicht ganz so hoch ist, gibt es alternativ auch die Methode "So viel Alkohol wie nötig, so wenig wie möglich". Das würde bedeuten, dass Du Baclofen langsam einschleichst und parallel dazu versuchst, den Alkohol zu reduzieren (jeden Tag ein bisschen weniger). Da Alkohol und Baclofen - vereinfacht gesagt - biochemische Gegenspieler sind und sich gegenseitig antagonisieren ("neutralisieren"), kann es auf diesem Weg zwar ein bisschen länger dauern, bis sich erste Erfolge abzeichnen, aber das ist denke ich auch kein Beinbruch. Zumal man für die Baclofen-Therapie ohnehin ein bisserl Geduld mitbringen sollte :wink: . Höher, schneller, weiter...ist hier IMMER kontraproduktiv. In der Ruhe liegt die Kraft.

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen".

So wie Du Deine Situation schilderst, könnte Baclofen Dich wahrscheinlich schon unterstützen. Das Medikament hat neben seiner Craving-hemmenden Wirkung auch anxiolytische ("angstlösende") und antidepressive Eigenschaften.

Sei bitte so nett und ergänze die Angaben zu Deinem aktuellen Konsum und zu eventuellen Medikamenten noch kurz, damit @DonQuixote das bei der Suche nach einem passenden Ansprechpartner berücksichtigen kann.

Bis gleich!

Papfl
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Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Stefan stellt sich vor

Beitragvon Steppo » 4. September 2016, 13:46

Hallo Papfl,

ich trinke zur Zeit etwa 2 Liter Wein am Abend und zwar nur abends. Tagsüber gibt es keinen Konsum. Hochprozentiges trinke ich im Moment nicht.
Als Medikation gibt es momentan nur Metformin wegen Diabetis und Valsartan gegen Bluthochdruck. In den letzten Jahren habe ich auch Antidepressiva bekommen, solche nehme ich im Moment aber nicht.
Ich war in der Vergangenheit bei etlichen Fachärzten in Behandlung und habe zuerst Citalopram und später dann eine Kombination aus Fluoextin und Melperon bekommen, beides hatte nicht den gewünschten Effekt. Aktuell habe ich eine neue Facharztanbindung allerdings sind wir da noch in der Anfangsphase so das sich noch keine Medikation ergeben hat.

Vielen Dank für deine Antwort und viele Grüße
Stefan

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Re: Stefan stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 4. September 2016, 14:14

Hallo Stefan!

Danke für die Ergänzungen [good] !

Baclofen kann "blutdrucksenkend" wirken, daher sollten Du und Dein Arzt den Blutdruck auf jeden Fall im Auge behalten. Gegebenenfalls halt die Dosierung des Antihypertonikums anpassen. Ferner kann Baclofen den Blutzuckerspiegel bei Diabetes mellitus erhöhen, deshalb sollte auch das kontrolliert werden. Es wäre gut, wenn Du diese Begleitumstände beim verschreibenden Arzt thematisierst.

Baclofen ist darüber hinaus mit den meisten Antidepressiva kombinierbar und hat auch selbst anxiolytische ("angstlösende") und antidepressive Eigenschaften.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen - auch, wenn Du vorwiegend "nur" abends trinkst (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Als Orientierunsghilfe für die Dosierung haben sich der Leitfaden für die Anwendung bzw. die auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum bewährt.

Da Du momentan noch trinkst, an dieser Stelle der Hinweis, dass abruptes Absetzen von Alkohol gefährlich sein kann (Stichwort: Krampfanfall, Delir). Wenn Du also den "Königsweg" mit Baclofen gehen möchtest (das heißt Beginn der Therapie bei Abstinenz), wäre eventuell eine vorherige Entgiftung in Betracht zu ziehen.

Alternativ kannst Du auch nach der Methode "So viel Alkohol wie nötig, so wenig wie möglich" vorgehen. Das würde bedeuten, dass Du Baclofen langsam in Anlehnung an die oben erwähnten Dosierungsanleitungen einschleichst und parallel dazu versuchst, den Alkohol zu reduzieren (jeden Tag ein bisschen weniger). Da Alkohol und Baclofen - vereinfacht gesagt - biochemische Gegenspieler sind und sich gegenseitig antagonisieren ("neutralisieren"), kann es auf diesem Weg ein bisschen länger dauern, bis sich erste Erfolge abzeichnen. Das ist aber auch kein Beinbruch, zumal GGG (Geduld, Geduld, Geduld) eine Grundvoraussetzung für die Baclofen-Therapie ist :wink: .

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich gegen Abend bei Dir mit allen Infos melden.

Einen guten Start wünscht

Papfl
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Re: Stefan stellt sich vor

Beitragvon Steppo » 4. September 2016, 14:39

Hallo Papfl,

meine Güte das ging ja schnell. Vielen Dank!

Viele Grüße
Stefan

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Re: Stefan stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 4. September 2016, 18:48

Hallo Stefan

Eine Mail mit Arztvorschlag ging soeben raus. Ganz viel Erfolg mit der Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote [good]

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Re: Stefan stellt sich vor

Beitragvon Steppo » 5. September 2016, 15:42

Hallo DonQuixote,

vielen dank für deine schnelle Antwort.
Schauen wir mal was draus wird.

Viele Grüße
Stefan


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