Leben mit einem Alkoholkranken

Hier erhalten Angehörige von Alkoholabhängigen Rat und Hilfe sowie auch Arztvorschläge. Und sie können dort lesen, wie andere mit dem Problem umgehen.
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gretikatz
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Leben mit einem Alkoholkranken

Beitragvon gretikatz » 7. Februar 2015, 08:18

Praktische Ratschläge für Angehörige

Übernommen von www.alkoholsucht.eu

Ich habe von dieser Seite hauptsächlich Beiträge herausgepickt, die Angehörige, Freunde und Kollegen von Alkoholkranken betreffen. Die Seite ist aber auch für uns Betroffene hilfreich.


Disziplinarmaßnahmen
Den Betroffenen von Anfang an schwerste Konsequenzen ("Disziplinarmaßnahmen") anzudrohen (z.B. Kündigung, Scheidung) ist deshalb meist falsch!


Einsetzen der Alkoholismusbehandlung
Der erfolgversprechendste Zeitpunkt für das Einsetzen der Therapie ist vielfach erst dann gekommen, wenn der Alkoholmissbrauch zu einem Tiefpunkt in gesundheitlicher, familiärer und beruflicher Hinsicht geführt hat und der Alkoholkranke "reif" geworden ist für die Einsicht, dass er sein Leben grundlegend ändern muss, um sein Alkoholproblem zu lösen.


nach der Entwöhnung
In der Regel kann man davon ausgehen, dass der (ehemals) Alkoholkranke mit dem Willen zur Alkoholabstinenz und mit festen Plänen für eine Umgestaltung seiner Lebensführung heimkommt. Ob er diese Vorsätze verwirklichen bzw. durchhalten kann, hängt nicht zuletzt vom Verhalten der Umgebung ab. Angehörige, aber auch Arbeitskollegen, sollen die Alkoholprobleme des Betroffenen kennen und sich danach richten.


Rolle von Angehörigen
Zum anderen hat sich gezeigt, dass die Angehörigen, insbesondere die Partner, oft eine verhängnisvolle Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung des Alkoholismus spielen. Dabei ist ihnen dies manchmal gar nicht bewusst. Es kann z. B. vorkommen, dass der Betroffene aus Trotz gegen das häufige Herumnörgeln seines Ehepartners noch mehr trinkt. Deswegen kommt es bei der Behandlung auch sehr auf das entsprechende Verhalten des Partners an.


Ratschläge
Zu viel Aufdringlichkeit seitens der Verwandten und Freunde führt nur dazu, dass sich der Süchtige gedemütigt fühlt und negative Emotionen auf eine gewohnte Weise abzubauen versucht – durch Alkohol.

Der dritte Schritt, der erstaunlicherweise oft am schwersten fällt, besteht darin, ihr Familienmitglied ohne seinen Alkoholismus anzunehmen. Die Familie und Freunde sind nicht immer bereit, seine wahre Persönlichkeit zu entdecken, die sich lange Zeit hinter der Flasche versteckt hat.

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simplyme
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Re: Leben mit einem Alkoholkranken

Beitragvon simplyme » 18. Februar 2015, 08:29

Liebe Gretikatz,
Liebe Angehörige,
ich hatte mich ja bereits im letzten Jahr vorgestellt, da allerdings gab es diesen thread speziell für Angehörige noch nicht.
Diese herausgepickten Aussagen möchte ich ( Lebensgefährtin eines Betroffenen) unbedingt unterstreichen!
Als T. sich an seinem persönlichen Tiefpunkt befand, wurde mir in der Angehörigengruppe der anonymen Alkoholiker geraten, T. fallen zu lassen [ireful] , ich würde sonst mitsamt Kindern sang und klanglos mit ihm untergehen, gäbe keine Alternative! Ich war allerdings nicht bereit, T. aufzugeben, uns aufzugeben. Das recherchieren, lesen hier im Forum begann...und Hoffnung keimte, dass es doch einen anderen Weg geben kann...wenn T. ihn gehen will, vorausgesetzt. Ich begenete meinem Partner weiterhin mit Respekt, Liebe, Vertrauen und Glaube an das Gelingen der Abstinenz. Keine Vorwürfe, keine Schelte, keine Drohgebärden, jemandem der an Diabetes leidet, macht man ja auch keine Vorwürfe...
Fazit: T. entschied sich, trocken leben zu wollen. Es folgte die Einnahme vom Baclofen, unterstützend ein Aufenthalt in einer 12 Schritte Klinik ( Hochgratklinik im Allgäu ). Durch die Therapie weiß T. besser auf sich acht zu geben, durch das Baclofen ist er relativ angstfrei geworden! Eine gute Basis also!
Stand heute ist T. seit 11 Monaten trocken, und nicht krampfig, sondern richtig zufrieden!
Ich bin furchtbar stolz, das T. es nochmals versucht hat und so erfolgreich ist.
Bei den AA's habe ich nicht ganz so viele wertvolle Dinge mitnehmen können, einen Leitsatz finde ich allerdings sehr treffend : " schaffen, abstinent zu werden, das kannst nur du alleine, aber du musst das nicht alleine schaffen!"
Viele liebe Grüße
simply
Fange nie an aufzuhören, höre nie auf, anzufangen!

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gretikatz
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Re: Leben mit einem Alkoholkranken

Beitragvon gretikatz » 18. Februar 2015, 16:31

Liebe simplyme,

simplyme hat geschrieben:Stand heute ist T. seit 11 Monaten trocken, und nicht krampfig, sondern richtig zufrieden!
Ich bin furchtbar stolz, das T. es nochmals versucht hat und so erfolgreich ist.

Das hört man doch sehr gerne! Und es ist im höchsten Grade motivierend für uns Betroffene!

Danke, dass Du Deine Erfahrung mit dem Forum teilst und Glückwunsch an T. zu fast einem Jahr Abstinenz!

Die Baclofen "off label" verschreibenden und hier mitlesenden Ärzte bestätigt sein Erfolg sicher auch in ihrem Tun!

simplyme hat geschrieben:... schaffen, abstinent zu werden, das kannst nur du alleine, aber du musst das nicht alleine schaffen!

Gut, dass T. eine so verständnisvolle Partnerin an Dir hat.

Alle meine guten Wünsche begleiten Euch!
LG gretikatz

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Re: Leben mit einem Alkoholkranken

Beitragvon ruhleben1 » 2. September 2016, 22:07

Liebe Simplyme,

Ich bin wahnsinnig gerührt,musste weinen ,ich habe leider nicht so ein glück wie T. Ich bin auch Alkoholikerin und habe alles verloren.Mein Mann ,meine Söhne mein Haus.Habe schon 6 Entgiftungen und eine Langzeittherapie.Jetzt ist auch das Jugendamt mit dabei.Mein Mann hat sich niemals richtig informiert ,nur Druck von aussen.Es ist so wahnsinnig schwer Abstinenz zu bleiben ,bei soviel Druck.Meine letzte Entgiftung ist jetzt 1 Woche her ,seid dem nehme ich Bactofin 0,25mg aber der gewünschte erfolg blieb aus.Seit 2 Tagen habe ich die Doses für mich erhöht und der Suchtdruck ist weg.Ich wünschte mein Mann hätte niemals diesen Druck so ausgeübt.Vieleicht wäre alles ganz anders gekommen.Aber trotz allem werde ich mich nicht unterkriegen lassen. [good] Ich möchte Dir meine Bewunderung aussprechen und wünsche Euch alles liebe.


Lg Ruhleben1

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timmbb
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Re: Leben mit einem Alkoholkranken

Beitragvon timmbb » 3. September 2016, 09:26

Es ist wirklich unmenschlich, was von sogenannten Fachkreisen, Angehörigen von alkoholkranken Menschen geraten wird.

Ich habe mal während einer stationären Reha erlebt, dass ein junger Mitpatient rückfällig wurde. Dieser konnte sich aufgrund seiner Sprachbarriere kaum artikulieren, da er hauptsächlich russisch sprach.
Im Nachhinein ist es erschütternd, wie er unter Druck gesetzt worden ist von der Klinik ( wegen Arbeitgeber und Frau).

Ganz davon abgesehen, dass er in der Gruppentherapie, von fast allen völlig zerlegt worden ist....Therapeutin vorne weg.

Eine der schlimmsten Erfahrungen aus dem Kapitel klassische Suchttherapie für mich.......
Morgens Elmex abends Aronal. Heute riskiere ich mal was [dance] .


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