Neuvorstellung René

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Anika
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Neuvorstellung René

Beitragvon Anika » 23. August 2016, 21:28

Hallo,
mein Name ist René, ich bin 33 Jahre alt und ich habe ein Alkoholproblem.
Bisher habe ich 4 Entgiftungen hinter mir und bis vor 3 Wochen war ich in einer Entwöhnungsklinik. Leider habe ich es nicht geschafft abstinent zu bleiben und bin wieder rückfällig geworden. [sad]
Momentan bin ich arbeitslos, was die Situation für mich schwieriger macht und in den letzten 2 Wochen gemacht hat nicht zu trinken. Ich habe zu viel Zeit und komme aus dem Kreislauf nicht raus. Deswegen bin ich zur Zeit bei meiner Freundin in Köln, damit ich aus dem gewohnten Umfeld rauskomme. Hier kann ich den Konsum mit Hilfe meiner Freundin auf 1 Flasche Hochprozentiges reduzieren. Die letzten 2 Wochen habe ich ununterbrochen gebrochen und hatte mit Krämpfen zu kämpfen. Ich will unbedingt trocken werden, denn so will ich nicht weiter leben. Ich habe mein Leben noch vor mir. Ich habe durch einen Bekannten erfahren, dass es Baclofen gibt. Für mich ist es momentan meine letzte Chance, die ich für mich sehe. Zeitgleich möchte ich mir dann therapeutische Hilfe suchen um Dinge aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Ich wäre sehr dankbar, wenn mir das Forum Adresse aus Köln zur Verfügung stellen könnte, damit ich dies mit meiner Freundin in Angriff nehmen kann. Ich bin traurig, verzweifelt und habe Angst, dass ich alles verlieren könnte, wenn ich so weiter mache.
Ich hoffe sehr, dass mir dieses Forum helfen kann, bin undenkbar froh, diese Seite gefunden zu haben und sehe nun eine Chance ein glückliches Leben führen zu können.

Vielen Dank
René

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Papfl
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Re: Neuvorstellung René

Beitragvon Papfl » 23. August 2016, 22:02

Hallo René!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Ich glaube, viele hier im Forum können nachvollziehen, wie Du Dich im Moment fühlst.

Man stellt sich immer wieder verzweifelt die Frage: "Warum schaffe ich es nicht, die Finger von der Flasche zu lassen? Ich kämpfe doch mit aller Kraft, die ich habe, dagegen an, aber es geht einfach nicht...". Nicht mal ungezählte Entgiftungen, Therapien, Psychologen, Gespräche etc. können mir helfen.

Baclofen kann diese Drehtür-Tortur zwischen Entgiftung, Entwöhnung, Therapie, ein paar Tagen/Wochen Abstinenz und dann alles wieder von vorn...in der Tat beenden. Warum und wodurch das möglich wird, ist hier und hier erklärt.

Leider vergessen Ärzte und Therapeuten allzu oft die Biochemie, die sich bei abhängigen Menschen über die Jahre verändert hat und die sich als scheinbar unüberwindbare "Hürde" beim Kampf um die Abstinenz entpuppt. Oder sie wissen es einfach nicht [unknown] , weil sie in punkto Sucht auf dem Stand ihrer Approbation stehen geblieben sind und die neuen Entwicklungen im Bereich Hirnchemie, Stoffwechsel, Neurobiologie etc. seit der Jahrtausendwende nicht mehr verfolgt haben.

Max Planck hat geschrieben:Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, dass ihre Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist.

Mit Hilfe von Baclofen kann diese "Hürde" überwunden werden. Und wenn das geschafft ist, funktioniert im Idealfall auch das "Wollen" wieder. Dann entscheidet nicht mehr die Biochemie, ob ich trinke oder nicht - sondern wieder ich selbst.

Eine Flasche Hochprozentiges am Tag ist natürlich schon noch 'ne Hausnummer. Dazu musst Du wissen, dass Alkohol und Baclofen - vereinfacht gesagt - biochemische Gegenspieler sind und sich gegenseitig antagonisieren ("neutralisieren"). Oder anders ausgedrückt: Bei Deiner jetzigen Alkoholmenge kann Baclofen nicht viel ausrichten.

Was natürlich nicht heißt, dass Du jetzt sofort und abrupt mit dem Trinken aufhören solltest. Wie gefährlich das wäre, weißt Du selbst (Stichwort: Krampfanfall, Delir). Käme denn eine nochmalige Entgiftung für Dich in Frage? Eine Woche Krankenhaus mit Diazepam oder Distra? Und dann ein nahtloser Übergang in eine ambulante Baclofen-Therapie? Deine Freundin könnte in der Zwischenzeit mit einem von uns vermittelten Arzt einen Termin vereinbaren, so dass Du unmittelbar nach der Entlassung loslegen könntest. Das wäre sicherlich die angenehmste Variante :wink: .

Alternativ kannst Du natürlich auch zweigleisig fahren - also Baclofen langsam in kleinen Schritten aufdosieren und den Alkohol parallel dazu langsam reduzieren (jeden Tag ein Glas Schnaps weniger) - aber das dauert dann länger. Bei abstinentem Beginn kommen erste Erfolge erfahrungsgemäß schneller.

Das wären die beiden Optionen, die ich für Dich im Moment sehe. Kannst ja mal drüber nachdenken.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich bei Dir mit allen Infos melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Neuvorstellung René

Beitragvon Anika » 23. August 2016, 22:25

Wow...vielen vielen Dank für diese tolle, ehrliche und auch aufmunternde Antwort! Damit habe ich nicht gerechnet.

Ja, das meiste davon trinke ich abends. Die meisten Tage davon habe ich es mit Hilfe auch geschafft weniger zu trinken, aber was soll ich es hier verschönigen? Es gibt einfach Tage, nach vorwurfsvollen Gesprächen der Familie wo es dann mehr wird. Nicht mehr als die Flasche, aber an diesen Tagen ist es eben diese Flasche!

Ich bin bereit für eine weitere Entgiftung, jedoch habe ich grausame Erinnerungen damit gemacht! Nicht wegen des Entzugs selber, aber den Erlebnissen dort. Ich werde es mir sehr gut überlegen. Ich wünsche mir so sehr diesen Kreislauf zu durchdringen. Ich fühle mich durch deine Antwort sehr gut verstanden.

Vielen Dank

Alles Gute auch dir!

LG
René

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Re: Neuvorstellung René

Beitragvon DonQuixote » 24. August 2016, 20:58

Hallo Anika

Die möglichen Alternativen hat Dir unser @Papfl ja weiter oben schon aufgezeigt. Wenn es auf eine wahrscheinlich notwendige weitere Stationäre Entgiftung hinauslaufen sollte, dann wäre es unheimlich gut, wenn Du dann daran gleich nahtlos eine ambulante Baclofen-Therapie anschließen könntest. Um diese Termine zu koordinieren, habe ich soeben eine Arztempfehlung an Deine Mail-Adresse a*******3@gmail.com abgeschickt.

DonQuixote


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