Meine Geschichte

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
Benutzeravatar

Thread-Starter
leilani
Beiträge: 2
Registriert: 27. Mai 2016, 22:43
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Meine Geschichte

Beitragvon leilani » 27. Mai 2016, 23:08

Hallo zusammen,

bevor ich anfange, meine Geschichte hier zu schreiben, möchte ich erwähnen wie ich auf euch bzw. Baclofen aufmerksam geworden bin. Ich habe tatsächlich "Wundermittel Alkoholismus" gegoogelt. Habe Berichte zu dem Medikament "Baclofen" gelesen und mir TV-Reportagen angeschaut. Schließlich bin ich hier gelandet und wollte eigentlich nur eines: die Kontaktdaten von einem Arzt, der dieses Medikament verschreibt. Zuerst war ich enttäuscht, dass dies nicht so einfach funktioniert. Nach genauen Überlegungen stelle ich fest, dass es nur fair ist, wenn auch ich meinen Beitrag leiste. Schließlich haben mir eure Erfahrungen Mut gemacht.

Seit knapp 9 Jahren trinke ich regelmäßig und kann das Trinken dann auch nicht kontrollieren. Habe mir und anderen sehr viel Leid zugefügt.

Bereits im Jahr 2008 habe ich bemerkt, dass etwas gravierend nicht "richtig" läuft was mein Trinkverhalten anbetrifft. Da ich genetisch die "besten" Voraussetzungen für eine Alkoholerkrankung habe, durch Erlebnisse in meiner Kindheit und aufgrund einer Zwangsstörung mein Leben sich nie "leicht" angefühlt hat, habe ich sehr schnell (bereits nach einem Jahr des regelmäßigen Trinkens) psychologische Hilfe gesucht. Ich habe seitdem alle Psychologen im Umkreis von 50 km kontaktiert und bin auf Arroganz, Desinteresse und Überforderung gestoßen. Die häufigste Aussage war: "Wir haben momentan keine Therapieplätze frei". Irgendwann hatte ich dann einen epileptischen Anfall.

Alkoholismus ist in Deutschland eine anerkannte Krankheit. Aber für wen? Anscheinend nur für die Betroffenen. Denn selbst Mediziner haben mir verdeutlicht: "du bist doch selbst schuld".

Ich hoffe sehr, dass unsere Gesellschaft sich auch bezüglich Alkoholismus in den nächsten Jahren weiterentwickelt. Sehr traurig finde ich, dass dies nicht jetzt zu "meiner" Zeit so ist.

Und wenn ich darüber nachdenke, wer alles aus all unserem Leid / unserer Sucht finanziell Profit macht, verliere ich jeden Glauben an das Gute in Menschen.

Mittlerweile habe ich privat fast 2000 € für "Heilpraktiker" und sogar Hypnosetherapie ausgegeben.

Ich habe für mich selbst festgestellt, dass man in Deutschland anscheinend nur Hilfe bekommt, wenn es längst zu spät ist, und dann auch nicht die richtige, sondern die, die gut bezahlt wird.

Leilani

Benutzeravatar

Papfl
Beiträge: 2509
Registriert: 28. Juli 2012, 14:25
Hat sich bedankt: 284 Mal
Danksagung erhalten: 736 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Meine Geschichte

Beitragvon Papfl » 28. Mai 2016, 09:48

Guten Morgen Leilani!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] . Schön, dass Du da bist [smile] .

Was Du schilderst, ist leider immernoch häufig Alltag in deutschen Arzt- und Therapiepraxen bzw. -kliniken [pardon]
In meinen Augen liegt der größte Fehler der traditionellen Suchttherapie darin, dass dort die physischen Aspekte der Krankheit (bis auf die kurzzeitigen Entzugserscheinungen nach Absetzen des Alkohols) zu wenig berücksichtigt werden. Langer Alkoholkonsum verändert die Biochemie nachhaltig. Und die muss erst wieder in "Balance" gebracht werden, bevor sich ein(e) Patient(in) auf die zweifelsohne ebenfalls wichtigen psychotherapeutischen Maßnahmen einlassen kann. Hier setzt Baclofen an.

Vielleicht magst Du diesbezüglich mal einen Blick in diesen und diesen Beitrag werfen.

ACHTUNG: Ein ganz wichtiges Detail gilt es unbedingt ärztlich abzuklären, bevor Du überhaupt eine Baclofen-Therapie in Erwägung ziehst: Du schreibst von einem EPILEPTISCHEN ANFALL, den Du hattest. Handelte es sich dabei um einen einmaligen Krampfanfall auf Entzug, oder bist Du Epileptikerin? Das MUSST Du unbedingt von einem Mediziner abklären lassen. Epilepsie kann nämlich ein Ausschlusskriterium für Baclofen sein.

Deshalb ist es umso besser, dass Du Dich hier nach einem baclofenerfahrenen Arzt erkundigst und nichts auf eigene Faust unternimmst [good] . Ich will Dir die Hoffnung natürlich nicht nehmen: Wenn es sich lediglich um einen einmaligen entzugsbedingten Krampfanfall gehandelt hat, stehen die Chancen nicht schlecht für Baclofen. Aber bitte: UNBEDINGT vorher neurologisch abklären lassen.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich gegen Abend bei Dir mit allen Infos melden.
Sorry, aber ich muss Dir das so deutlich schreiben [pardon] . Will ja noch nichts heißen, aber Du solltest halt auf Nummer sicher gehen.

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

Benutzeravatar

Thread-Starter
leilani
Beiträge: 2
Registriert: 27. Mai 2016, 22:43
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Meine Geschichte

Beitragvon leilani » 30. Mai 2016, 18:39

Hallo Papfl,

vielen Dank für deine Rückmeldung und die damit verbundene Mühe, die du dir gemacht hast. Diese halte ich nicht für selbstverständlich! Ich werde bei dem jeweiligen Arzt das Thema mit dem epileptischen Anfall ansprechen. Danke für den Hinweis! Wobei: "Baclofen wurde ursprünglich als Medikament zur Behandlung der Epilepsie entwickelt." Auch interessant ;-) Dennoch: Ich bin kein Mediziner und werde dies dann den jeweiligen Arzt entscheiden lassen.

Nochmals vielen Dank!
Leilani

Benutzeravatar

Papfl
Beiträge: 2509
Registriert: 28. Juli 2012, 14:25
Hat sich bedankt: 284 Mal
Danksagung erhalten: 736 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Meine Geschichte

Beitragvon Papfl » 30. Mai 2016, 20:51

Hallo Leilani!

leilani hat geschrieben:Danke für den Hinweis! Wobei: "Baclofen wurde ursprünglich als Medikament zur Behandlung der Epilepsie entwickelt." Auch interessant ;-) Dennoch: Ich bin kein Mediziner und werde dies dann den jeweiligen Arzt entscheiden lassen.

Du hast schon recht: Ursprünglich wurde das Medikament zur Behandlung der Epilepsie entwickelt, hat aber diesbezüglich nicht die erwünschte Wirkung erzielt. Im Gegenteil: Es hat sich heraus gestellt, dass Baclofen die Krampfschwelle senken kann, was für Epilepsie-Patienten mitunter fatale Folgen hat. Als Muskelrelaxans aber hat sich das Medikament bewährt, z. B. bei Multipler Sklerose, Rückenmarksverletzungen und anderen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Bei Epilepsie wird es gemeinhin nicht mehr verschrieben. Wenn das in Ausnahmefällen trotzdem nötig sein sollte, dann meist in Verbindung mit einem zusätzlichen Krampfschutz.

Super kann Baclofen übrigens auch als Anti-Craving-Medikament bei Abhängigkeitserkrankungen, als Anxiolytikum ("Angstlöser") und bei depressiver Verstimmung helfen. Aber das steht leider (noch) in keinem Beipackzettel :wink: .

Ich wünsche Dir, dass Du möglichst zeitnah einen Arzttermin bekommst und dass der Verschreibung nichts im Wege steht. Ein EEG (Hirnstrommessung) sollte Aufschluss geben können, ob bei Dir ein erhöhtes "Krampfpotential" vorliegt.

Alles Gute!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)


Zurück zu „Mitglieder stellen sich vor“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste