Hallo zusammen, ich bin Monika ...

[Monika]

und möchte mich kurz vorstellen:
Ich möchte das sehr gerne versuchen, mit Baclofen meine Sucht zu bekämpfen, da ich sie nicht mehr ertragen kann.
Sie macht mich fertig, körperlich und seelisch !!
Bin schon mein ganzes Leben alkoholkrank (seit dem 17. Lebensjahr) und habe nach stationärer Entzugstherapie und 11jähriger Abstinenz (von 1991 - 2002) leider wieder angefangen zu trinken.
Seit 4 Jahren kämpfe ich, das wieder zu lassen - bin der Ansicht, das müsse doch möglich sein, weil ich ja weiß wie es geht - nur leider geht es nicht mehr.
Eine weitere stationäre Maßnahme kommt nicht infrage. Ich bin 62 Jahre alt.
Vor geraumer Zeit las ich einen Bericht über Baclofen.
Leider hat meine Ärztin eine Behandlung damit abgelehnt, da sie noch nichts davon gehört hatte.
Die vielen positiven Erfahrungsberichte hier im Forum machen mir Mut und Hoffnung, dass ich doch noch die Kurve kriege.
Deswegen hoffe ich sehr, dass mir hier ein Arzt in meiner Nähe vermittelt werden kann, der mir Baclofen verschreibt.
Vielen Dank und liebe Grüße
Minkah

[Papfl]

[Monika]

Hallo Papfl,

herzlichen Dank für die liebe Begrüßung und deine ausführliche Antwort!

In den 11 abstinenten Jahren war ich eigentlich ganz zufrieden, da ich mir sicher war, dass ich niemals wieder trinken würde.
Hatte in der Zeit auch einige persönliche Schicksalsschläge zu bewältigen, die ich unter Alkohol und Zigaretten niemals geschafft hätte. Vielen geselligen Situationen bin ich dennoch aus dem Wege gegangen.... ja sicher, insofern igelt man sich schon ein bzw. distanziert sich von anderen.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr den Anlass, warum ich 2002 wieder angefangen habe ... es war der pure Leichtsinn.
Und in den ersten vier Jahren ging es ja auch ganz gut. Alle 4 Wochen einen Rausch - das fand ich okay. Muss dazu sagen, dass ich das ausschließlich mit mir allein mache, seitdem ich rückfällig bin. Niemals in Gesellschaft, niemand weiß davon außer meiner Familie und meiner Ärztin. ich konnte damals in den ersten 4 Jahren also noch die Häufigkeit kontrollieren, nicht aber die Menge. Die Menge war immer bis zur vollständigen Betrunkenheit ... wie auch heute.
Ich trinke entweder 2 Liter Bier oder 0,75l Martini, selten mehr, weil nix mehr geht ... und nur abends. Dementsprechend schlimm sind die Kater am folgenden Tag und ich verstehe nicht, wieso ich das immer wieder mache.
Seit 2006 entglitt mir dann auch die Kontrolle über die Häufigkeit, aus 1x pro Monat wurde 1x in der Woche, dann 2x usw.
Seit fast 4 Jahren erzähle ich meinem Mann (der sich natürlich sehr sorgt um mich - sind ja nicht mehr die Jüngsten): nur noch dieses 1x .. morgen ist Schluss ....und das 4x in der Woche !!
Es geht mir mittlerweile sehr schlecht am nächsten Tag mit Blutdruck von ca. 170/100 und Kribbeln in den Händen und massiven anderen Problemen. Hhhmmm, und nun muss ich schlucken, während ich dieses schreibe und nachlese...

und sage erstmal Tschüss
minkah

[Papfl]

[Monika]

Ganz lieben herzlichen Dank Euch Beiden,

Dir Papfl für die ausführlichen Informationen und Deine schnell und wohlüberlegten Ratschläge.

Und das gleiche für Dich Don Quixote, danke für den Arzttipp, ich werde mich wieder melden!
Egal wie. Bin echt beeindruckt von dem, was Ihr leistet.

Danke, Monika

PS: stehe nicht zu dem Nicknamen ... war etwas neben mir bei der Anmeldung ... krieg ich den wieder raus?

[DonQuixote]

[Monika]

.... na Monika halt ....
was soll es mit der Anonymität ... ich hab n Problem und brauche Hilfe! Da können doch alle, die es interessiert, meinen Vornamen wissen. Oder??
Schlussendlich interessiert es doch eh kaum jemanden ... wir kämpfen ... unseren einsamen (aussichtslosen? vllt nicht!) Kampf.

Diese Krankheit Alkoholismus ist doch wirklich eine Volkskrankheit, eine Volks-Seuche!!!! Und ganz besonders hier in Deutschland!
Ehrlich gesagt verstehe ich das nicht, wenn dieses Baclofen wirklich so hilfreich ist (was ich wirklich glaube, wenn ich all eure Erfahrungsberichte lese), warum es den Betroffenen soo schwer gemacht wird, es ausprobieren zu können.
Gerade unsere ältere Generation mit der Hochachtung vorm weißen Kittel ... also ich tu mich da schon schwer, nen Arzt um etwas zu bitten, von dem er noch nie gehört hat ... um dann ne Abfuhr zu kassieren.
Nun ja ...
LG, Monika

[andi]

[Monika]

danke andi,

ich werde dann berichten ...
gruß
monika

[DQA (Administrator)]

[Monika]

Guten Abend,

also erst mal danke an DQA für die Änderung des Nicknamen.

Und dann nochmal ganz lieben herzlichen Dank Dir DonQuixote für die Arztadresse:
das hat suuuper geklappt ... ich bin happy

Der Arzt ist sehr verständnisvoll und freundlich und kompetent. Er ist nicht nur Allgemein- und Sportmediziner sondern auch Suchttherapeut.
Die Entfernung von meinem Wohnort ist so gering ( 15 km), dass ich sogar selbst hinfahren kann und einen Termin braucht man auch nicht.
Ich brauchte nicht zu betteln und als ich sagte, dass ich erfahren hätte, dass er Baclofen "Off Label" verschreibe, hat er nur geschmunzelt und gesagt: Soso, erzählt man sich das? ... Brauchte also das Forum nicht zu erwähnen.

Er erwartet auch keine weiteren Arztbesuche, erst wenn die verordneten 100 Stück alle sind, soll ich wiederkommen.
Allerdings sei seiner Meinung nach eine Behandlung mit Antabus wirkungsvoller nach vorheriger Entgiftung.
Nun ja ... wir haben uns dennoch auf Baclofen geeinigt.
Seine Verordnung ist 3 x täglich 10 mg ... das werde ich natürlich langsamer angehen lassen, da ich überaus empfänglich bin für Nebenwirkungen.
Morgen vormittag werde ich mit 5 mg beginnen ... und sehen was passiert.
Drückt mir bitte die Daumen !!!
Schönes WE und liebe Grüße an alle
Monika

[Monika]

Guten Morgen,

dann will ich mal berichten:

habe Samstagvormittag mit 5 mg begonnen und fast umgehend eine Wirkung verspürt.
Starke Sedierung und Benommenheit, dann folgten Übelkeit, Bauchschmerzen, leichter Brechreiz.
Diese Nebenwirkungen haben sich von Stunde zu Stunde reduziert und sind im erträglichen Bereich geblieben.
Abends weitere 5 mg mit gleichen NW.
Der Suchtdruck, den ich die letzten Monate am Wochenende IMMER verspürte, war minimal - eigentlich nur so eine Idee, die ich sofort verworfen habe: dann wäre ja alles umsonst!!!
Nachts dann die nächste NW: schlaflos!
Da das schon seit vielen Jahren mein weiteres großes Problem ist - Schlafstörungen - und ich leider damit überhaupt nicht umgehen kann, habe ich eine halbe Schlaftablette genommen.
Mit der Folge sehr starker Nachwirkungen am Sonntag. Deswegen an dem Tag nur 2,5 mg um 18 Uhr und weitere
2,5 mg um Mitternacht, als ich wieder nicht einschlafen konnte. Das war hilfreich und viel besser, als die Schlaftablette.
Montag und Dienstag tagsüber 5 mg und nachts 5 mg ... und dabei werde ich erst mal bleiben.

Dieses Baclofen hat, trotz der geringen Dosis, eine erstaunliche Wirkung auf mich:
Ich fühle mich ausgeglichener und gelassener und habe kein Interesse mehr an meinen Suchtmitteln, weder an Alkohol und Zigaretten, noch an Süßigkeiten oder abendlichem Fressgelage.
Habe in den letzten 40 Jahren alle möglichen Pillen ausprobiert: Sedativa, Hypnotika, Psychopharmaka, Antidepressiva. Da ich diese nach wenigen Tagen wegen der unerträglichen NW wieder absetzen musste, kam ich nie in den Genuss einer "positiven" Wirkung .... konnte das einfach nicht abwarten ... nicht soo leiden für eine eventuelle Besserung in ein paar Wochen.

Bei Baclofen habe ich sofort die positive Wirkung und weiß, wofür die die NW ertrage.
Und vor allem: KEIN Suchtdruck mehr! D.h.: schon 5 (in Worten fünf) Tage ohne Alk !!!!!

@andi: ja danke noch mal, das ist mir schon klar, dass die Ärzte sich absichern müssen und sich schwer tun mit einer "Off Label"- Verordnung. Dass eine offizielle ZULASSUNG von Baclofen für die Behandlung der Suchtkrankheit und ggf. anderer psychischer Erkrankungen noch immer nicht erfolgt ist, DAS erstaunt mich!!!

Liebe Grüße, Monika

[Papfl]

Hallo Monika!

Gratulation zu Deinen ersten Erfolgen . Das hört sich gut an .



Falls Du noch Nebenwirkungen haben solltest, lassen die in den nächsten Tagen mit großer Wahrscheinlichkeit nach. Über Schlafstörungen in der Anfangsphase wird ebenfalls häufiger berichtet, auch das legt sich mit der Zeit.

Wenn Du jetzt schon kein Craving mehr hast, super . Ansonsten kannst Du in ein paar Tagen auch nochmal 5 mg draufpacken (also 3 x 5 mg/Tag). Oder gegebenenfalls langsam weiter aufdosieren, bis das Craving verschwindet. Das liegt jetzt ganz bei Dir.

Ich freu' mich für Dich!

Papfl

[Monika]

Hallo Papfl,

huuuch ... ja sicher meine 5 mg und 2,5 mg *griiins* ...bin immer noch leicht neben mir ..
... sorry und danke für´s richtig stellen.
Diese NW sind ja nix gegen den Kater ....
.... und Schlafstörungen hatte ich nach dem Alk-Genuss auch .. das war ja nur mit Schlaftablette machbar ...
eigentlich unfassbar!!!

Danke, Monika

[Monika]

Hallo Papfl,

habe festgestellt, dass ich meine Beiträge im Nachhinein ändern kann und habe das mal hinsichtlich meines Dosierungs - Fehlers bei meinem gestrigen Bericht gemacht. Konnte das soo nicht stehenlassen .

Eine Aufdosierung sehe ich derzeit nicht, da ich weiterhin unter 4 x 2,5 mg täglich ziemlich benommen bin .
Glücklicherweise sind die anderen Nebenwirkungen weg, keine Übelkeit mehr und ich schlafe wie ein Stein nach dem Viertelchen zur Nacht.

Es ist nicht so, dass ich gaar kein Craving mehr habe - aber ich habe es da ja recht einfach mit meiner Mini-Dosierung: nehme dann einfach eine Viertel-Tablette = 2,5 mg .... und gut ist ..... echt irre !!!
Bin gespannt, wie´s weitergeht
GlG, Monika