Ein optimistisches Hallo von Debbie...

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Debbie35
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Ein optimistisches Hallo von Debbie...

Beitragvon Debbie35 » 28. März 2016, 18:24

Hallo liebe Leute,

ich habe schon ein paar Mal hier im Forum vorbeigeschaut - meistens aber mit Alkohol im Blut und da wollte ich mich nicht vorstellen. Jetzt ist es aber soweit...

Inzwischen bin ich fest entschlossen, Baclofen auszuprobieren, obwohl ich eigentlich kein so gutes Gefühl habe, starke, verschreibungspflichtige Medikamente zu nehmen. Aber mein Alkoholkonsum steigt und steigt... Deshalb will und muss ich etwas tun.

Ich bin Mitte 50 und trinke seit ca. 25 Jahren, allerdings so, dass ich immer funktioniert habe. Aber: Nun bin ich bei einer bis 1,5 Flaschen Wein angelangt. Das passiert im Schnitt etwa einmal pro Woche. Mal häufiger, mal seltener. Ich weiß, dass es viele Alkoholiker gibt, die sehr viel mehr (auch härteren Stoff) trinken. Allerdings geht es mir am nächsten Tag so schlecht, dass ich schon einige Male nicht arbeiten konnte... Oft ist es passiert, dass ich völlig die Kontrolle über mich bzw. mein Handeln verloren habe. Am nächsten Tag quäle ich mich dann mit Scham und schlechtem Gewissen ab...
Es fällt mir leichter, gar nichts zu trinken, als nach einem oder zwei Gläsern aufzuhören. In den letzten Jahren habe ich immer wieder ganz bewusst "Saufpausen" von 4 Wochen bis zu 6 Monaten eingelegt. Damit habe ich mir beweisen wollen, dass ich ja nicht abhängig bin. Das ist allerdings hübsch kaschierter Selbstbetrug.

Ich kann mich aber nicht an den Gedanken gewöhnen, gar nichts mehr zu trinken, deshalb hoffe ich so sehr, dass mir Baclofen hilft. Könnt ihr mir einen Arzt in Berlin empfehlen, der Baclofen verschreibt?

Den Ärztekoffer habe ich gelesen - Vielen Dank für diese Zusammenstellung und euer Engagement! Das Buch von Ameisen werde ich mir auch besorgen.

Viele Grüße

Debbie

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Papfl
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Re: Ein optimistisches Hallo von Debbie...

Beitragvon Papfl » 28. März 2016, 19:22

Hallo Debbie!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] . Schön, dass Du da bist [smile] .

Debbie35 hat geschrieben:Ich kann mich aber nicht an den Gedanken gewöhnen, gar nichts mehr zu trinken...

Das ist für die meisten abhängigen Menschen erstmal unvorstellbar. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das bei mir am Anfang war :L . Die Vorstellung war Horror.

Vielleicht sollte man sich zu Beginn der Therapie einfach noch gar nicht so viele Gedanken über die Zukunft machen, sondern das Ganze erstmal Schritt für Schritt, einen Tag nach dem anderen, angehen und dann sehen, wie sich die Dinge entwickeln.

Fakt ist, dass Baclofen erfahrungsgemäß am besten wirkt, wenn man die ersten Monate abstinent bleibt. Manchmal ist der Druck, ganz ohne Alkohol auszukommen, aber noch zu groß bzw. der tägliche Konsum noch so hoch, dass an ein abruptes Aufhören gar nicht zu denken ist. In solchen Fällen empfiehlt sich dann eine professionelle Entgiftung (ist am einfachsten) oder eben ein paralleles Vorgehen: Alkohol langsam ausschleichen bzw. reduzieren, Baclofen langsam einschleichen. Bei letzterer Variante kann es halt unter Umständen etwas länger dauern, bis erste spürbare Erfolge einsetzen, weil Alkohol und Baclofen in gewisser Weise biochemische Gegenspieler sind und sich gegenseitig antagonisieren ("neutralisieren").

Du schreibst:

Debbie35 hat geschrieben:Es fällt mir leichter, gar nichts zu trinken, als nach einem oder zwei Gläsern aufzuhören. In den letzten Jahren habe ich immer wieder ganz bewusst "Saufpausen" von 4 Wochen bis zu 6 Monaten eingelegt.

Meinst Du, eine solche Pause könntest Du jetzt auch nochmal einlegen, während Du Baclofen langsam einschleichst? Das wären dann ideale Voraussetzungen. Erfahrungsgemäß merkt man gerade in der Anfangsphase dann sehr schnell, wie Baclofen das Craving beruhigen kann und der Griff zur Flasche nicht mehr zwingend und alternativlos ist.

Aber wie gesagt: Wenn's am Anfang noch zu viel verlangt ist, komplett auf den Alkohol zu verzichten, dann eben nach der Devise "So wenig wie möglich, so viel wie nötig". Und wie Du das dann in ein paar Monaten handhaben wirst (komplette Abstinenz, Trinken nur zu besonderen Anlässen wie Geburtstag/Silvester etc. oder kontrolliertes Trinken) sollte jetzt zu Therapiebeginn noch nicht im Vordergrund stehen.

Jetzt gilt es erstmal, Deiner Biochemie die Chance zu geben, wieder in die Balance zu finden.

Natürlich helfen wir Dir gerne bei der Suche nach einem baclofenerfahrenen Arzt: Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Auch wenn Du unseren Arztkoffer schon gefunden hast [smile] , hier nochmal alle Einsteigerlinks auf einen Blick:

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen ist sein Geld auf jeden Fall wert. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Wenn Du vorab schon ein bisschen drin schmökern möchtest, kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Einen guten Start wünscht
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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DonQuixote
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Re: Ein optimistisches Hallo von Debbie...

Beitragvon DonQuixote » 28. März 2016, 19:41

Hallo Debbie

Schön, dass Du zu uns gefunden hast und Danke, dass Du Dich uns anvertraust [good] .

Mit einer wie von Dir beschriebenen „Saufpause“ die Baclofen-Therapie zu beginnen, ist natürlich optimal. Arztadressen bringe ich noch heute per Mail an <d*******@***.de> auf den Weg. Dann freue Dich schon mal auf Deine hoffentlich bald beginnende und hoffentlich sehr erfolgreiche Therapie mit Baclofen.

DonQuixote

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Debbie35
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Re: Ein optimistisches Hallo von Debbie...

Beitragvon Debbie35 » 28. März 2016, 20:16

Hallo Papfl und DonQuixote,

ein herzliches Dankeschön für eure schnelle Antworten!

Ich werde euren Hinweis, zunächst ganz auf Alkohol zu verzichten, aufgreifen. Gar nicht zu trinken fällt mir ja nicht sooo schwer. Ich habe ja schon im Januar nichts getrunken, habe danach allerdings gleich wieder mit einer ganzen Flasche Wein losgelegt...

@DonQuixote: ich freue mich auf die Adressen.

@Papfl: Vielen Dank für die ausgewählten Links. Einiges kenne ich schon, anderes lese ich demnächst. Ich würde gern dahin kommen, nicht mehr als 2-3 Gläser Wein pro Abend zu trinken. Aber mal sehen, wo es hingeht.

Mein Vater ist am Alkohol zugrunde gegangen,. Ich will nicht so enden...

Viele Grüße und noch einen schönen Abend

Debbie


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