Baclofen meine letzte Chance

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Angel16
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Baclofen meine letzte Chance

Beitragvon Angel16 » 20. März 2016, 20:11

Hallo an alle,

ich bin die Myriam, 28 Jahre alt und trinke seit meiner Jugend (mit 14 den ersten Vollrausch gehabt).
Auf Entgiftungen war ich ca 6 mal und einmal in einer Langzeitklinik.
Es half mir zwar, nicht mehr täglich zu trinken aber der Saufdruck brachte mich immer wieder zu einem Rückfall.
Momentan halte ich ein bis zwei Wochen ohne trinken aus, doch dann trinke ich wieder zwei bis drei Tage durch.
Habe einiges über die Baclofentherapie gehört und sehe es als einzigste Hoffnung, endlich alkfrei leben zu können.
Gibt es vielleicht Ärzte in Berlin oder im Brandenburger-Land die mit Baclofen arbeiten?

LG

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Papfl
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Re: Baclofen meine letzte Chance

Beitragvon Papfl » 21. März 2016, 08:40

Guten Morgen Myriam!

Was soll ich sagen: Willkommen im Club [hi_bye] . Ich glaube, fast alle hier können nachvollziehen, wie Du Dich im Moment fühlst. Vielen ging es genau so oder ähnlich, bevor sie mit Baclofen den "Einstieg in den Ausstieg" schafften.

Ich schreibe bewusst vom "Einstieg in den Ausstieg", weil es mit der bloßen Einnahme des Medikaments natürlich nicht getan ist. Vielleicht hast Du Dich schon soweit im Forum eingelesen, dass Du weißt, dass es zwei unterschiedliche Formen des Cravings ("Trinkverlangen") gibt: Das physische ("Trinkzwang") und das psychische ("Trinkdrang") Trinkverlangen. Craving ist der Hauptgrund, warum das mit dem Aufhören trotz größter Mühe, Kraftanstrengung, Disziplin und Durchsetzungsvermögen einfach nicht gelingen will. Genaueres dazu findest Du hier in unserem Craving-Thread. Bei der Bewältigung des physischen Cravings kann Baclofen eine große Hilfe sein, beim psychischen Craving ist Eigeninitiative gefordert :wink: .

Angel16 hat geschrieben:Momentan halte ich ein bis zwei Wochen ohne trinken aus, doch dann trinke ich wieder zwei bis drei Tage durch. Habe einiges über die Baclofentherapie gehört und sehe es als einzigste Hoffnung, endlich alkfrei leben zu können.

So viel vorneweg: Es liegt nicht an DIR und mangelndem Durchsetzungsvermögen oder fehlender Selbstdisziplin etc.. Durch den jahrelangen Alkoholkonsum ist Deine Biochemie aus dem Gleichgewicht geraten. Dein "Hirn" hat bezüglich des Suchtmittels in gewisser Weise ein Eigenleben entwickelt, das Du willentlich nicht mehr beeinflussen kannst. Ständig wiederkehrendes Gedankenkreisen um Alkohol ist die Folge.

Dagegen kannst Du einen Tag, eine Woche, vielleicht auch Monat(e) ankämpfen, aber irgendwann holt Dich Dein "alter Freund" doch wieder ein. Ganz abgesehen davon, dass so ein ständiger Kampf um die Abstinenz auch nicht gerade das ist, was man sich unter angenehmem Leben für gemeinhin so vorstellt.

Hier setzt Baclofen an: Durch die entspannende, hemmende Wirkung des Medikaments kann im Idealfall das physische Craving eingedämmt werden, d. h. Du musst nicht mehr ständig an Alkohol denken und gewinnst ein Stück weit Deine Entscheidungsfreiheit zurück:

Aus dem Trinkzwang "Ich MUSS jetzt unbedingt etwas trinken, koste es was es wolle" wird ein "Ich KÖNNTE jetzt etwas trinken, kann's aber auch lassen oder auf später verschieben."

Baclofen "schlägt Dir also das Glas nicht aus der Hand", aber es hilft Dir dabei, wieder eigene Entscheidungen zu treffen und nicht mehr "fremdbestimmt" zu sein. Das ist ein wichtiger erster Baustein auf dem Weg aus der Abhängigkeit. Wenn das Denken nicht mehr ständig vom Suchtmittel bestimmt ist, wird der Kopf frei, um Maßnahmen gegen die andere Komponente des Cravings - den "Trinkdrang" (psychisches Craving) zu entwickeln. Oft können die Strategien, die man beispielsweise in einer Langzeittherapie mit auf den Weg bekommen hat, erst dann sinnvoll umgesetzt werden.

Erfahrungsgemäß erzielt man den besten Erfolg mit dem Medikament, wenn man abstinent beginnt und dann langsam angelehnt an das Schema im Leitfaden für die Anwendung die Dosis steigert (s. auch hier im Forum).

Aber soweit sind wir ja noch gar nicht... [smile] ...

Erst mal bräuchtest Du einen Arzt, der Dir das Medikament verschreibt. Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Einen guten Start wünscht
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Angel16
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Re: Baclofen meine letzte Chance

Beitragvon Angel16 » 21. März 2016, 09:09

Danke Papfl für die vielen Infos [smile]


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