Das ist alles leider (noch) sehr relativ
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Dazu muss man vielleicht wissen, dass Abhängige nicht unbedingt zur beliebtesten Klientel der Hausärzte gehören. Oder anders ausgedrückt: Sie machen Stress, sind mitunter extrem nervig und bisweilen auch teuer. Leider bestätigen zudem viele Patienten die alten Vorurteile der Unzuverlässigkeit, indem sie sich nicht an Absprachen oder vereinbarte Termine halten. Die Frage, warum sich diese Menschen zum Teil so verhalten (Stichworte: Machtlosigkeit, physisches Craving), wird selten erörtert. Viele Hausärzte haben vom physischen Craving und den biochemischen Zusammenhängen, wie wir sie hier aufschlüsseln, auch noch nie etwas gehört. Man ist sehr schnell beim "Die wollen doch alle gar nicht aufhören, selber schuld".
Ärzte mit einer solchen Einstellung kann man (als Betroffener) mitunter nur schwer dazu bewegen, ein Medikament zu verschreiben, das für die zu behandelnde Krankheit offiziell (noch) gar nicht zugelassen ist und die Gefahr einzugehen, dass damit verantwortungslos umgegangen wird (Stichwort: Gleichzeitiger Konsum von viel Alkohol und viel Baclofen mit den zum Teil gravierenden Folgen) und im schlimmsten Fall der Verlust der Approbation drohen kann.
Da liegt leider noch viel im Argen. Ich bin aber recht zuversichtlich, dass sich da etwas entscheidend ändern wird, wenn Xylka® demnächst auf den Markt kommt. Ein "Baclofen", das offiziell zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit zugelassen ist, verliert etwas von seinem "Schrecken" und Ärzte bekommen ein Stück weit Rechtssicherheit.
Ganz anders sieht es meiner Erfahrung nach aus, wenn begleitend eine Psychotherapie stattfindet. Da Du mich konkret ansprichst: Meine Patienten bekommen zurzeit allesamt Baclofen von ihren ganz normalen Hausärzten verschrieben, mit denen ich in regem Kontaktaustausch stehe. Das funktioniert eigentlich inzwischen ziemlich reibungslos. Ich bitte quasi die jeweiligen Hausärzte um Mithilfe bei der psychotherapeutischen Behandlung des Patienten XY. Ich weiß auch von Kollegen, dass dieser Weg in der Regel recht zuverlässig funktioniert.
Die Krux ist: Es ist schon immens schwer, überhaupt zeitnah an einen Psychotherapieplatz zu kommen. Dann noch einen Kollegen zu finden, der sich mit Baclofen auskennt und diese Therapieform unterstützt...
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Momentan hängt schon noch sehr viel von der Überzeugungskraft, dem Vorgehen und dem Auftreten des Patienten ab, der sich um eine Baclofenverschreibung bemüht. Weniger bei den Ärzten unserer Ärzteliste (die wissen alle um die Wirksamkeit und die Erfolge des Medikaments), aber wenn es darum geht, den eigenen (oft unbedarften) Hausarzt zu einer Verschreibung zu bewegen.
Wie gesagt: Ich setze in diesem Zusammenhang große Stücke auf die Sogwirkung von Xylka® und die damit einhergehende erlaubte Verschreibung von Baclofen bei Alkoholabhängigkeit. Das muss ja dann nicht zwingend Xylka® sein - Baclofen ist Baclofen.
Kurzum und auf Deine Ausgangsfrage zurück kommend: Es ist im Großen und Ganzen schon etwas besser geworden. Nicht zuletzt dank des umfangreichen Materials, das es mittlerweile gibt. Da fällt die Überzeugungsarbeit mitunter leichter aus. Von Selbstverständlichkeit sind wir aber noch weit entfernt.
Leider,
Papfl