Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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DonQuixote
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon DonQuixote » 8. Juni 2015, 22:43

Hi Jimmy

Ich würde auf Träume nicht allzu viel geben. Achte lieber darauf, wie es Dir im Alltag und im Wachzustand geht. Mach mal wie Du geschrieben hast auf „gehorsamer Patient“, das scheint ja bis jetzt sehr gut zu funktionieren. Und sonst sehen wir dann

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Mellchen
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Mellchen » 9. Juni 2015, 06:19


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Eva
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Eva » 9. Juni 2015, 09:04

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe, bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in Andere, neue Bindungen zu geben. Und jeden Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben (aus Hesse' Stufenlied).

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Papfl
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Papfl » 9. Juni 2015, 10:22

Hallo Jimmy!

Ich verstehe Deinen Zwiespalt: Einerseits hast Du das Gefühl, dass das Ganze etwas zu langsam geht, andererseits willst Du Deinen Neurologen nicht vor den Kopf stoßen. Und eigenmächtiges Aufdosieren würde spätestens dann auffallen, wenn Dir die Tabletten ausgehen, bevor Du Deinen nächsten Termin hast.

Mein Tipp an dieser Stelle ist ganz pragmatisch: Mach' es vom Craving abhängig. Bevor Du wieder anfängst zu trinken, ist es allemal besser, etwas mehr Baclofen zu nehmen. Deine jetzige Dosierung ist wirklich sehr gering, und es spricht im Grunde nichts gegen eine Erhöhung auf 3 x 10 mg pro Tag.

Allerdings würde ich meinen Neurologen einweihen. Auch wenn Du erst in zwei Wochen Deinen nächsten "offiziellen" Termin hast, kannst Du unangemeldet in die Praxis gehen. Musst halt vielleicht ein bisschen Zeit mitbringen. Und den .

Ich würde dann einfach sagen, dass Du in der ersten Woche eine deutliche Besserung des Craving verspürt hast und Dich - weil Du merkst, dass das Medikament Dir hilft - inzwischen intensiver mit Baclofen als Therapieoption bei Alkoholabhängigkeit beschäftigt hast. Dabei bist Du auf den Leitfaden der französischen Baclofen-Experten und die darin enthaltene Dosierungstabelle gestoßen. Ich würde weiter fragen, ob er etwas dagegen hätte, wenn Du nach dieser Tabelle vorgehst. Gut ist in solchen Fällen immer zu betonen, dass Du diese Entscheidung nicht eigenmächtig fällen wolltest und ihn deshalb außerplanmäßig kontaktiert hast. Anhand der Tabelle könnt Ihr dann ja ausrechnen, wie viel Baclofen Du bis zum nächsten offiziellen Termin brauchst.

Zum nächsten offiziellen Termin würde ich dann z.B. die mitnehmen (nicht alles auf einmal, der arme Mann... [wacko] ). So gewinnt er einerseits einen Eindruck, wie hoch zum Teil bei Alkoholabhängigkeit dosiert wird und sieht andererseits, dass Du am Thema dran bleibst und Initiative ergreifst.

Von dem Traum würde ich ihm auch erzählen und dass er Dir Angst gemacht hat. Den Tipp von @Evas Ärztin, nach solchen Träumen gleich morgens etwas mehr Baclofen zu nehmen, kann ich nur unterstreichen. Nicht nur, weil es das durch den Traum entstandene Craving hemmt, sondern auch, weil es die Angst vorm möglichen Rückfall nimmt.

So oder so ähnlich wäre zumindest meine Strategie :wink: .

Alles Gute weiterhin!

Papfl (ist übrigens ein "Viertel-Schotte"...meine Oma stammte aus Fife)
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon baclofino » 9. Juni 2015, 11:39

Moin Jimmy,
ich kenne und hasse die täglichen Albträume! Nüchtern oder besoffen! Auch die Gerüche morgens, gefühlt verkatert und erstmal ne Stunde brauchen, um ernsthaft zu realisieren, dass man gar kein Rückfall hatte sondern es nur ein böser Traum war.
Ich hatte mich in meinen Träumen oft bei meinen Freunden als Alkoholiker geoutet. Der letzte und vorletzte Therapeut meinten, dass es ein gutes Zeichen sei, da ich "was ändern will und mich mit dem Thema auseinander setze". Ich sehe das ganz anders. Als Angst, momentanen unverarbeiteteten Schaden. Nach 2-3 Monaten Nüchternheit hatte ich diese Träume nicht mehr und konnte wieder friedlich schlafen. So, wollte meine Erfahrungen dazu auch mal preisgeben. Auf das es bald besser wird! LG Andi

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DonQuixote
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon DonQuixote » 9. Juni 2015, 17:36

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Jimmy » 13. Juni 2015, 23:11


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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Mellchen » 14. Juni 2015, 07:22

Lieber Jimmy!

Kein Stress wegen dem Antworten. Klar macht man sich Gedanken (das geht hier sicher den meisten so, wenn man länger nichts von jemandem hört).
Ich finde es total klasse, dass Du bereits jetzt so deutlich körperliche Verbesserungen spürst. Geht mir ja ähnlich. Steigert die Lebensqualität enorm.
Mußt Du die Limptar-Tabletten denn selbst bezahlen?

Was die Dosierungshöhe angeht - vielleicht habe ich einfach Glück, dass es bei mir derart gut anschlägt. Das kann ich nicht sagen. Hinzu kommt, dass ich ein RIesen-Angsthase bin, und die üblen Blutwerte auch dafür sorgen, dass ich mich so diszipliniere. Ich möchte schon noch erleben, wie mein Sohn erwachsen wird. Aber lassen wir die Kirche im Dorf, mit 0,2l Weinschorle am Abend bin ich auch noch nicht wirklich abstinent. Ich vertraue darauf, dass irgendwann dieser Switch kommt.
Dass Baclofen keine "Wunderpille" ist, wird oft genug erwähnt. Ich glaube dennoch, dass ein Erfolg damit viel von der inneren Einstellung abhängt. Stehst Du der Behandlung mit Bac positiv gegenüber, wird das den Erfolg beschleunigen und erhöhen. Ist ja kein Geheimnis, das ist bei fast allen Medikamenten so. Daher: versuche, Vertrauen in Dich und Deinen Körper haben. Versuche zu erspüren, welche Dosierung Dir gut tut. Und wenn sie bei 60 liegt, auch gut. Alles ist möglich!

Ich finde, Du machst das großartig! Bleib am Ball. Niemals aufgeben!
Ich darf einen der großartigsten Männer "unserer" Insel zitieren?:
"Dies über alles, sei dir selber treu!"

Und wie hast Du Dich entschieden?

Fühl Dich fest gedrückt!
Mellchen

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Jimmy » 14. Juni 2015, 20:49


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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Suse » 15. Juni 2015, 01:36

Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Mellchen » 15. Juni 2015, 06:47


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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Mellchen » 15. Juni 2015, 06:48

Äh, nicht "Mellchen hat geschrieben". Wollte eigentlich Dich zitieren.
Gut, wird aus dem Zusammenhang wohl klar.

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Jimmy » 29. Juni 2015, 17:11

Hi, folks

Sorry für meine Abwesenheit: Es gibt einen Grund: PC- und Internetphobie.

Ich litt jahrelang unter Arbeitssucht (seit 1984) und Internetsucht (seit 1992, und sehr schwer nach dem Dot-Com Crash in 2002). Beide Süchte waren Mitreiter. Ich arbeitete für alle meine Kunden per E-Mail, elf Jahre lang zwischen 1998 und 2009: kein Sozialleben, keine Frauen, kein Spaziergänge in der schönen Landschaft in der Nähe von meinem Dorf in Hessen. Nur Arbeit und Info-Junkie-Aktivitäten. Das Internet war meinem Arbeitgeber, meine Frau, meine Geliebte, meine beste Freund, mein Orakel, mein Arzt, mein Berater, meine Mutter, mein Vater, mein Vertrauter, mein ein und alles.

Deshalb fürchte ich dem Net und die Verwendung eines Computers. Nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit (SGB XII für chronisch erkrankte Menschen), erlitt ich einen schweren Nervenzusammenbruch, Selbstmordversuch, und, in der Psychotherapie, lernte ich endlich, die Internet zu vermeiden. Als mein Laptop vor zwei Jahren starb, war ich endlich frei.

Allerdings, seid Ihr meine einzige Online-Freunden, eine Ersatzfamilie. (Absichtlich - da mein Privatsphäre ist heutzutage außerordentlich heilig - habe ich nur zwei gute Freunde in Berlin.) Ihr habt mir sehr geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Eigentlich, zusammen mit meinem Neurologen, habt ihr mein Leben gerettet! Daher ist es mir wichtig, in Kontakt mit euch zu bleiben, wenn auch nur einmal pro Woche oder so.

Weiterhin, müssen wir uns daran erinnern, dass wir alle Baclofen-Pionieren in Deutschland sind. Der Baclofen-Sache ist in Frankreich und anderen Ländern geschlossen. Es ist wichtig für uns, einander zu helfen und die deutschen medizinische Establishment ehrliche Berichte über unsere Fortschritte zu erstatten und weiterleiten.

Hier ist meine Erste, die ich zu meinem Neurologen gab [ich habe die Namen von Ärzten aus Gründen der Anonymität verkürzt.]:
-----------------------------------

Patient: Jimmy M.
Geb. 1959

Baclofen Erfahrung zwischen 3. Juni und 24. Juni 2015


Nebenwirkung

Absolut keine Nebenwirkungen!


Umgang mit den verordneten Anweisungen

Ich habe mein Bestes getan, um die Anweisungen zu beachten. Jedoch, nach 7 Monaten hart erkämpften Abstinenz, stand ich am fünften und achten Tag kurz vor einem potenziellen Rückfall. Um den Verlangen zu beseitigen, kann man nur so viele Süßigkeiten (100% Zucker und Glukose-Sirup Candies) essen vor der Entwicklung einer Hyperglykämie und resultierende Schwindel, Übelkeit und Ohnmacht.

Was zu tun? Mit Hilfe der deutschen Online Baclofen Community (verbesserte Alkoholiker, die erfolgreich von ihren Hausärzten oder Neurologen ambulant behandelt wurden) und deren Feedback per E-Mails, entschied ich mich auf eine gemessene und intelligente Herangehensweise an das Problem. Schließlich war die Lösung direkt vor meiner Nase. Sorgfältig erhöhte ich die Dosis täglich und bemerkte sofort eine sehr kleine aber kritische hilfreich Verminderung der Cravings.


Überraschend positive Wirkungen zwischen 30 and 40 mg pro Tag

1. Mehr Energie und Kraft Tagsüber. Ich habe begonnen, Liegestütze zu machen und mit 10-Kilogramm Hanteln zu üben - und das schon seit vielen Jahren habe ich noch nie getan. Ich kann jetzt bis zu fünf Kilometre spazieren gehen.

2. Fuß- und Wadenkrämpfe sind vollständig verschwunden. Ich nehme keinen teueren Limptar Tabletten mehr! (Bis dahin war es 1 bis 2 Tabletten pro Tag.)

3. Die Migräne, unter denen ich seit dem brutalen Raubüberfall der 6. März 2014 erlitten hatte, sind verschwunden. Aus diesem Grund, nehme ich keine Ibuprofen für Migräne mehr.

4. Eine leichte Verbesserung der Fibromyalgie-Schmerzen (10-15%). Fibromyalgie-Anfälle sind nicht mehr akut, obwohl der chronischen Zustand anhält. Aus diesem Grund, nehme ich viel weniger Ibuprofen. Vielleicht mit einer erhöhten Dosierung von Baclofen kann ich künftig weitere Verbesserungen erwarten.

5. Ich bin tagsüber wachsamer. Ich kann auf Bücher für längere Zeiträume konzentrieren. Deswegen nehme ich meine letzten Baclofen Dosierung am spätestens vor 17.00 Uhr. Nach wie vor, ist meine gute alte Diazepam für Schlaf notwendig, aber nun mit dem zusätzlichen Vorteil, dass mein Schlaf mehr erfrischend als je zuvor ist. (Meine Träume, die vorausschauende sein kann und mir sehr viel im Lauf meines Lebens geholfen haben, sind, wie immer, sehr lebendig und lehrreich. Sie sagen mir alles, was ich über mich selbst und die Welt, in der ich lebe, wissen muss.)

6. Klarer und logischer analytisches Denken, in dem Widersprüche in meinem natürlichen menschlichen Dualität teilweise (in Übereinstimmung mit den Lehren von C. G. Jung) gelöst werden kann.

7. Präziser Entscheidungsfindungen und, endlich, eine vollständige Anerkennung meiner Selbstbild, die, mit der Hilfe einem Verständnis mit Dr. Psychologin H. (in Hessen) und Dr. Psychiaterin LG (in Hessen) im Krisenjahr 2011, neu aufgebaut wurde - ein vollständiger Bruch mit meiner Vergangenheit und alle damit verbundenen Assoziationen: ehemalige Karriere als Texter/PR-Journalist; eine vorliebe für hübsche Frauen; Arbeitssüchtige Lebensstil; Perfektionismus; Schriftstellerei; die englische Sprache; Internet- und Informationssucht; Arbeit am Computer und Laptops; die falsche Selbstbild einer immer noch produktiven, integrierte und teilnehmenden Bürger eines moralisch bankrott und Anti-menschlich Konsumgesellschaft. Stattdessen: ein zurückgezogener, sanftmütiger alter Mann. Ein frührentierter Arbeitsheld in seinen letzten Lebensjahren, der anonym, unauffällig, unbekannt und unbemerkt lebt.

8. Ausgeglichener Stimmung. Baclofen, im Gegensatz zu schon ausprobiert gefährlich und persönlichkeitsverändernde SSRI (Paroxetine, Prozac, Doxepin), SNRI (Mirtazipine, Zoloft), anticholinergischer (Amitriptyline, Imipramine, Trazadone) und antineuroleptischer (Seroquel, Dominal) Medikamenten, ist eigentlich eine wahre Antidepressivum, ohne lebensbedrohlichen physiologischen und psychologischen Nebenwirkungen.

9. Allerdings, bis weit, nur eine leichte Verbesserung in der Behandlung von Whisky-Cravings, welche, danach, wegen Kosteneinsparungen, um Discounter-Wodka Cravings wandeln. (Obwohl ich noch in meinen Träumen „saufen“, habe ich nur in der letzten zwei Tage angefangen, aufzuwachen, mit der Gewissheit dass ich keinen Rückfall erlebt habe. (Oftmals, wache ich auf mit dem Geschmack von Whisky in meinem Mund, mit zitternden Händen und ein Gefühl der reinen Panik - Habe ich eine Vorrat von Whisky/Wodka in der Küche? Dann merke ich mit Erleichterung, es war nur ein Traum.) Wie immer, muss ich auch weiterhin mit täglichen Auslösern kämpfen.

Wenigstens gibt es Hoffnung: Ich habe angefangen, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.


Schlussfolgerung:

Ich bin jetzt 8 Monate frei von Alkohol - eine ausgezeichnete und, seit 1998 (dem Jahr, in dem meine Ex-Frau mich wieder heiraten wollte), beispiellose Leistung.

Es geht um Schicksal und Timing. Ohne dass ich die Arte-Doku im Fernseher sah, das ich „Der Spiegel“ Artikel ließ und, danach, die Hilfe von Dr. L. und der deutschen Online Baclofen Community im Anspruch nahm, hätte ich es sicherlich nicht geschafft.

August ist immer der gefährlichste Monat des Jahres für einen Rückfall. Ich hoffe, dass ich, bei 60 mg Baclofen pro Tag ausreichend geschützt werden soll, obwohl schon bei 40 mg habe ich immer noch nicht die gewünschte Gleichgültigkeit („Indifferenz“) gegenüber Alkohol entwickelt.

Der Anblick einer Flasche Whisky in diesem Internet-Café (in dem ich diesen Bericht schreibe) beunruhigt mich sehr. Ich bin extrem nervös und verdammt eifrig, so schnell wie möglich zu Hause in Sicherheit zu gehen. Ich gehe davon aus, dass vielleicht eine Dosis von 40 mg pro Tag nur einen Placebo-Effekt hat.

Auch gerade jetzt, wäre es immer noch zu einfach zu sagen: "Nur ein Schluck." Aber „nur ein Schluck“ ist allzu schnell eine ganze Flasche, und dann, weil ich ganz genau weiß, dass der nächste Rückfall meine letzte sein wird, würde mein Leben, ohne adäquate Selbstbehandlungsmedikamente (z.B. Chloraldurat), quasi vorbei sein. (Und hier, vor Jahren von meine Mutter, ein erfahrener Gemeindekrankenschwester, im Bereich Detoxologie gut ausgebildet war, bin ich immer noch zu Hause meine eigene beste Arzt.)

Es wird hier in Berlin keine Krankenhaus Aufenthalte mehr geben. Nur als Leiche! Im Gegensatz zu denen von London und Frankfurt, haben Krankenhäuser in Berlin gar keine Ahnung, wie man eines effizienten und schmerzfreien 48-Stunden-Detox durchführt, nachdem der Patient gesund und ohne Delirium Tremens entlassen ist. Ziel ist es, die Patienten so lange wie möglich auf Kosten der Steuerzahler zu halten, und sie dann in kindisch, zeitraubende und Steuer-Geld-zerstörerischen Therapien zu engagieren – sinnlose Therapien, die, seit Jahrzehnte, statistisch and wissenschaftlich als unwirksam sich erwiesen haben (5% Erfolgsrate nach einem Jahr – Bericht: British Medical Journal, 2007).

Deshalb bin ich entschlossen, diesen 40-jährigen Krieg gegen Johnny Walker mit Hilfe von Baclofen endgültig zu gewinnen, auch wenn nur für meine übriggebliebenen drei oder vier Jahre auf diesem gottverlassenen Planeten. (Alle männlichen Rauchern in meiner Familie sterben an Lungenkrebs vor ihrem sechzigsten Jahr.)

Es wäre schön, endlich herauszufinden, wie es ist, das Leben als ein freier Mann zu leben.
-----------------------------------

Wie gesagt, mein Neurologe ist, meiner Meinung nach, die besten in Berlin: sympathisch und sehr professionell. Er schlug vor, dass ich eine höhere Dosis nehme, anfänglich bei 60 mg mit einer wöchentlichen Anstieg von 10 mg.

Allerdings habe ich schnell festgestellt, dass das Whisky-Verlangen blieb unverändert. Ich habe daher die Dosis auf 100 mg mit ein bisschen Erfolg erhöht. Mein Absicht ist es, 120 mg am Tag vor meinem nächsten Termin in zehn Tagen einzunehmen.

Aber es gibt Nebenwirkungen, und, obwohl für die meisten Männer, für mich völlig unerwünscht:

Ist Baclofen eine Art Off-label Alternative zu Viagra?

Nach zwei Jahren ist meine Libido schlagartig zurück. Und wie! Erneut, leide ich wie vor zwei Jahre unter (im italienischen Stil) Nackenschmerzen - da plötzlich, bemerke ich viele hübsche Frauen in kurzen Röcken, als sie an mir wie herrlich wunderschönen Prinzessinnen vorbei in der Straße gehen. Ich habe wieder angefangen, sehr lässig und humorvoll mit Frauen zu flirten: sehr freche "Chat-Ups" nach einer typischen englischen Art, so zu sagen. Vor zwei Tage, trotz meiner sorgfältig gepflegte "Penner-Stil", war ich, nach einer humorvollen Flirt beim Gewürzregal in Edeka, von einer schöne Frau ganz nachweislich angemacht. Ja, es hätte viel weiter gehen konnen. Ich wollte es. Wirklich. Verdammt schwer.

Aber ich habe ein Problem. Ich leide unter Peyrionne-Syndrom, üblich bei männlichen starke Rauchern, die älter als 50 Jahre alt sind. Und es kann sehr unbequem, auch schmerzhaft, sein.

Natürlich, sind meine verdammten feuchte Träume auch wieder da. Gestern Abend sah ich bei Pro7 den vierten Kult "Resident Evil" Film, mit Milla Jovovich. Mein Gott, ich habe mich immer wieder in sie verliebt, mit sofortiger Wirkung in das Gestrüpp, wenn Ihr wisst, was ich meine. Und jede andere Schauspielerin in diesem Film. Und jedes Mädel in die Werbespots. Und, wegen Peyrionne-Syndrom, litt ich schwer darunter.

Was zu tun? Peyrionne-Syndrom ist fast unmöglich zu heilen. Auch wenn es sein könnte, musste ich mich eine Nymphomanin finden. Und zwar schnell!

Die Alternative ist, meinen Neurologen für eine Libido-Unterdrückende Medikamente zu bitten. Das ist meine einzige Option. Und das aus gutem Grund.

Der Verlust meiner Libido war für mich ein Befreiungsschlag. Ich schätze viel meine neue harterkämpfte Selbstbild als ein alter Penner. Ich möchte überhaupt nicht, dass ich wieder eine überhormonellen Teenager bin. Ich möchte kein komplizierter Beziehungen mehr in meinem Leben. Ich habe genug von Frauen und all die Probleme, die sie in mein Leben gebracht haben. Und das Konzept der "Friday Girl" (bedingungslosen Sex auf einer ungezwungenen, unverbindliche Basis) gibt es in Deutschland nicht. Ja, "One-Night-Stands" waren ganz einfach - absolut normal - in England, aber damals war ich ein junger Romeo in den 1980er. Jetzt bin ich 56 Jahre alt und kenne keine typischen englischen Frauen hier in "Parshipping"-besessenen Deutschland. (Zugegeben, hatte ich keine Probleme in Frankfurter Kneipern, aber diese Option ist natürlich "Out".)

Also, ich hoffe, ich habe euch alle zum Lachen gebracht. Aber diese Nebenwirkung ist die einzige ernsthaftes Problem mit Baclofen.

Sonst, befinde ich mich gut auf dem Weg zu einer Heilung. Vielleicht bei 150 mg oder so werden diese schrecklichen Whiskey-Cravings vorbei sein.

Bis bald!

Jimmy

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon DonQuixote » 29. Juni 2015, 18:41

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