give me hope ......

[hope]

Hallo,
ich gehöre zu den jenigen, die einen Alkoholsüchtigen Partner haben und selbst suchtfrei sind.
Im Moment haben wir mal wieder eine "Rückfall-Phase" und ich suche nach einem weiteren Baustein, der mir die Hoffnung gibt, daß wir die Sucht doch noch besiegen können - klingt schei...., ist aber so.

Seit ca. 18 MOnate nimmt mein Partner Campral, weil auch sein Arzt sicht weigert ihm Baclofen zu verschreiben.
Er hält das ganze nur für einen gelungenen PR-Schachzug von Ameisen sein Buch zu vermarkten.
Allerdings stellt sich trotz Campral nicht die gewünschte Wirkung ein - sein Saufdruck ist je nach Gemütslage mal mehr mal weniger groß - zur Zeit so, daß das Wochenende im Zeichen des Alk steht.

Nun habe ich die letzten zwei Stunden in den unterschiedlichen Themen gelesen, auf generic4all.com bereits nach Baclofen gesucht und auch gefunden - aber mich bewegt die Frage, ob Ihr alle ohne oder mit ärztlicher Kontrolle Baclofen nimmt. Ich bin da vielleicht etwas naiv oder eben zu vorsichtig was Mei-Einnahme auf eigene Faust bestrifft und möchte meinen Partner nicht zur Einnahme von Baclofen bestärken, wenn ich das Risiko nicht abschätzen kann.
Was passiert, wenn er während der Einnahme von Baclofen trotztem trinkt - bei Campral ist da die Wirtkung =0.
Vielleicht gibts ja von Euch ein paar Antworten.

Danke Euch
Hope

[Sunny1511]

hallo,
puhhhhh. Ich finde es immer sehr schwierig, Angehörigen da einen Tipp zu geben. Warum erkundigt sich dein Partner nicht selber über Baclofen u. Nebenwirkungen usw.? Du übernimmst leider automatisch seine Aufgaben, wie das so oft ist bei Angehörigen von Suchtkranken.
Er sollte sich selber hier durchlesen, das Buch von Dr. Ameisen lesen und dann entscheiden, ob er Baclofen ausprobieren möchte. Wie das mit anderen Craving-Mitteln verträglich ist, kann wohl nur ein Arzt abschätzen. So viel ich bisher hier gelesen habe, werden einige von ihren Ärzten bei der Einnahme unterstützt und bekommen es auch verschrieben, andere leider nicht.
Aber was kann noch schlimmer sein als immer weiter zu saufen? Baclofen hat vielleicht keine Langzeitstudie, was Alkoholismus betrifft, ist aber zumindest für mich auch eine Unterstützung. Baclofen kann mir nicht helfen, wenn ich gar nicht aufhören will zu saufen.
Sei mir nicht böse aber ich selber weiß, dass es überhaupt nichts bringt, wenn sich Angehörige erkundigen, machen und tun und nur noch für den Abhängigen handeln und/oder denken. Das muss er selber tun.
Du oder alle Angehörigen sollten etwas für sich selber tun. Co-Abhängigkeit ist ebenso schlimm wie die Abhängigkeit selber.
Alles Liebe für dich!

Sunny

[hope]

Hallo Sunny,

vielen Dank für Deine offene Antwort. Ich weiss schon, daß nicht ich sondern mein Partner entscheiden muss.
Als Angehörige ist es nur so verdammt schwer eben nichts tun zu können und zu sehen zu müssen, wie sich jemand systhematisch zu grunde richtet - warum auch immer.
Er hat schon alles mögliche über Baclofen gelesen und auch mit seinem Arzt gesprochen - der aber eben nur Campral verschreibt. Ich versuche gerade nur, mir ein Bild von Baclofen und dessen Wirkung zu verschaffen, was mein Partner letztendlich macht, wird sich zeigen.

Danke für Deine guten Wünsche.

LG
Hope

[Sunny1511]

Liebe Hope,
ich kann dich wirklich sehr gut verstehen. So wie dir als Angehörige, so geht es meinen Kindern auch. Sie konnten nicht mehr sehen, das ich nach einer Therapie doch wieder angefangen hatte zu trinken und auch sie haben einiges unternommen. Sie haben letztendlich das einzig Richtige getan: sie sind ausgezogen. Sie haben mich nicht fallen lassen aber sie kümmern sich mehr um ihr eigenes Leben und da bin ich sehr froh drüber. Ich kann für nix u. niemanden aufhören zu trinken- außer für mich selber und das habe ich einmal geschafft und das möchte ich noch einmal und nun halt mit Hilfe von Baclofen. Es bekommt mir im Moment ganz gut. Ich stehe ja noch am Anfang. Zu der Gleichgültigkeit: so kann ich das nicht ausdrücken. Im Moment ist es bei mir eher ein Zustand von einer inneren Ruhe, die ich so schon lange nicht mehr hatte. Auch müder als sonst aber auch der Suchtdruck nimmt ab und das ist mehr, als ich am Anfang erwartet hätte.

Paß auf dich auf!

Sunny

[GoldenTulip]

Hallo hope,
ich nehme Bac seit vier Wochen und hab als Nebenwirkungen leichten Kopfdruck, Müdigleit und ein bisschen Wuschigkeit. Soweit ich weiß, liegt die Wirksamkeit von Campral weit unter Baclofen. Ob man beides nebeneinander nehmen kann/ darf, weiß ich nicht, im Zweifel Campral ausschleichen und Bac einschleichen. Ich würde deinem Freund zuraten es auszuprobieren, verschlimmern wird es nichts. Ich habs erstmal in Spanien geordert und suche jetzt ohne Zeitdruck nach jemand, der es auch off-label verschreibt, ich wollte unbedingt etwas ändern, und wo ein Wille ist... ich war völlig elektrisiert von dem Gedanken, dass endlich eine realistische Lösung in Sicht ist.
Und da hat sunny Recht, was du hier schreibst und fragst ist lieb von dir, hätte er aber auch gut selbst machen können, oder? Dein Leidensdruck scheint stärker zu sein als seiner?
Sonst hast du nen Fulltime-Job. Ich hoffe, demnächst seinen account hier zu lesen, (natürlich kannst du gern weiter deine Fragen hier stellen! Ohne Unterstützung durch seine Lieben klappt es ja auch nicht) Man kann Bac nicht "beifüttern"; ohne echten Faxen-dicke-Faktor bei ihm seh ich keine Chance auf Wirkung, das ist der Unterschied zwischen Menschen und Laborratten.
Alles Liebe auch von mir
Conny

[hope]

Hallo,

vielen Dank für eure Beiträge. Vielleicht ist mein Leidensdruck wirklich größer als seiner, aber ich denke eben immer, daß auch Alkoholsucht eine Krankheit ist. ich wurde vor vielen Jahren während einer wirklich schlimmen Phase meines Lebens von meinem damaligen Partner verlassen und fühlte mich "nicht mehr gut genug, weil krank". Damals schwor ich mir, daß ich das selbst nie machen werde. Deswegen ist für mich eine Trennung (noch) keine Alternative, obwohl ich oft alles hinschmeissen möchte. Ich verstehe nur selten, was im Kopf meines Partners vorgeht, wenn er seine "Depots" im Haus anlegt und sich betrinkt. Im nüchternen Zustand setzt dann immer die Reue und die Depression ein.
Deswegen hoffe ich, daß er sich für Baclofen entscheidet und gegen Campral ersetzt.
Sein erster Entzug ist jetzt fast genau 10 Jahre her und seitdem geht es immer wieder auf und ab. Job verloren, neuer Job fünf Jahre gemacht, selbst gekündigt, weil Probleme mit seinem Chef. Seit Mai neuen Job, Chef und Kollegen o.k. und trotzdem ist die Sucht wieder stärker und größer als in den letzten 3 Jahren.
Ich frage mich auch, was soll ich für mich denn tun? so von wegen Co-Abhänigkeit ist genauso schlimm. Ausser wenn ich im Büro bin (und wenn ich schlafe) bestimmt seine Sucht meine Gedanken, da halfen auch die al-anons nicht.Dort habe ich mich auch nie wohl gefühlt. Vor seiner ersten Entziehung bin ich aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen, in der Hoffnung er nimmt mich ernst. Nach der Entziehung behielt ich meine Wohnung zwar bei, war aber meistens bei ihm - aus lauter Angst er greift wieder zu Flasche. Was allerdings trotzdem direkt wieder geschah. Einzig die Tatsache, daß der Mann (auch Alk-abhänigig) meiner besten Freundin nach exsessivem, wochenlangem Saufen, an einem Herzstillstand im Alten von 34 gestorben ist, hielt ihn für genau 6 Monate von der Flasche weg. Dann starb sein Vater und alles nahm wieder seinen alten Weg. Seitdem versuche ich so viel Normalität in unserem Leben zu hatlen, wie möglich. Ob das richtig oder falsch ist, weiß ich wirklich nicht, aber ich kann auch nicht anders.
Aber ich weiss auch, daß es vielen Angehörigen so geht wie mir - das ist zwar keine Hilfe, aber man fühlt sich nicht ganz so als Aussi.

Hope

[argentina]

Hallo Hope,
Ich glaube man leidet als Angehöriger mehr als der Kranke. Deine Worte erinnern mich ein bisschen an die meines Lebensgefährten, der mich auch oft etwas fassungslos anschaute und mich fragte WARUM ich trinke....Einen Grund gab es immer, weil es mir gut geht oder schlecht, weil ich Langeweile hatte, weil die Sonne schien, etc. Verstehst du was ich meine?

Eigentlich haben auch die anderen Recht damit das eigentlich er hier schreiben sollte. Nimmt er eigentlich Antidepressivas? Für mich hört es sich ein bisschen so an als wenn er depressiv ist. Depressive neigen ja dazu "andere" die Dinge erledigen zu lassen, weil sie selbst völlig damit überfordert sind.

Was die Nebenwirkungen angeht, da würde ich mir keine Sorgen machen, weil sie eigentlich harmlos sind und ich denke das einen täglicher Rausch mehr Nebenwirkungen hat als Baclofen. Aber ok, die Nebenwirkungen sind auch bei jedem verschieden, aber ich glaube die meisten vertragen Baclofen sehr gut.

Ich persönlich kann Baclofen auf jeden Fall nur empfehlen und ich hoffe das du auch den Weg findest das du wieder ein normales Leben führen kannst.

LG; Argentina