Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Hermann
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Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Hermann » 25. Dezember 2014, 19:43

Hallo an alle!

Ich bin durch die google-Suche auf dieses Forum aufmerksam geworden.

Ich habe ein Benzodiazepinproblem, aus dem ich keinen Ausweg sehe.

Ich leide seit 20 Jahren an einer Angststörung. Habe im Laufe der Jahre diverse stationäre und ambulante Therapien gemacht, welche alle wenn überhaupt nur einen kurzzeitigen Erfolg erbrachten, durch Verhaltenstherapie und Expo-Übungen wurden die Angstzustände teilweise sogar noch schlimmer. Daruafhin habe ich vor ca. 7 Jahren angefangen am Morgen 1 mg Tavor einzunehmen. Anfänglich nur 2- bis 3-mal pro Woche, später täglich 1 mg. Ich habe die Dosis nie gesteigert, aber ohne das 1 mg ging es nicht.

Anfang dieses Jahres, genauer gesagt im Januar, ging es mir nicht sehr gut und ich dachte, ich probiere mal, das Tavor abzusetzen. Vielleicht brauche ich es ja nicht mehr und komme ohne besser zurecht, dachte ich so bei mir. Damit fing für mich die Hölle an.

Ich habe mich erst belesen, bin auf das Ashton-Manual gestoßen und wollte das Tavor langsam reduzieren. Das klappte erst besser als angenommen und ich wurde übermütig. Ich hab innerhalb von 6 Wochen von 1 mg auf 0,25 mg reduziert. Als ich bei 0,25 mg angelangt war, ging es mir schlecht, ich konnte nicht mehr denken, bekam Panik und bin wieder auf 1 mg gegangen. Dann dachte ich, dass das doch irgenwie gehen muss und habe auf Diazepam umgestellt. Das war ein sehr großer Fehler aus jetziger Sicht, denn das Diazepam hat nicht so gewirkt wie Tavor. Ich bekam fürchterliche Panikzustände, konnte nicht mehr allein in meiner Wohnung sein, nirgends mehr hingehen. Ich wollte wieder zurück zu dem Tavor, aber das hat nach dem Diazepam nicht mehr gewirkt. Ich brauchte plötzlich 3 mg Tavor und auch das half nicht mehr. Es ging mir sehr schlecht. Daraufhin bin ich in eine Entzugsklinik gegangen und die 3 mg Tavor wurden relativ schnell runterdosiert. Es ging mir so schlecht, dass ich nach 5 Wochen die Klinik verlassen habe, nach Hause bzw. zu meinen Eltern ging und wieder Tavor nahm. Innerhalb von 2 Wochen musste ich wieder 3 mg nehmen und trotzdem ging es mir hundeelend. Ich konnte nicht mehr allein sein, musste bei meinen Eltern wohnen und durchlitt trotzdem die Hölle. Ich hatte nur noch Panik, hatte Todeswünsche, konnte nicht mehr denken.

Also ging ich wieder in die selbe Entzugsklinik, machte innerhalb von 5 Wochen wieder einen Entzug und danach eine Sucht-Reha. Diese habe ich allerdings nach 10 Wochen abgebrochen (15 Wochen hatte ich bewilligt bekommen), da es mir in dieser Reha ebenfalls hundselend ging. Ich war dort die einzige Benzo-Abhängige und die einzige Angstpatientin. Ich habe dort den Ärzten immer wieder gesagt, wenn wir nichts gegen diese furchtbaren Angstzustände finden, habe ich keine Chance frei von Benzos zu sein. Ich würde nicht mal die Heimfahrt (2 Stunden) überstehen. Aber irgendwie wurde das nicht ernstgenommen. Ich habe also abgebrochen, bin wieder nach Hause bzw. zu meinen Eltern gegangen und nahm wieder Tavor. Innerhalb von 2 Wochen war ich wieder bei 3 mg Tavor, wieder alles ganz schlimm, wieder schlimme Gedanken, so dass mich meine Eltern auf meinen Wunsch hin in die Notaufnahme der Psychiatrie brachten. Denn eines war klar, in die Suchtklinik brauchte ich nicht mehr zu gehen, dort war ich nicht richtig.

Jetzt bin ich 4 Wochen hier im Krankenhaus, bin seit 2 Wochen wieder auf Null mg Tavor und es geht mir nicht gut. In meinem Kopf kreisen die Gedanken wie Geier. Und ich weiss nicht wie es weitergehen soll. Ich kann nicht mehr mit Tavor sein, da es nicht mehr hilft, aber irgendwie geht es ohne auch nicht.

Ich kann nicht mehr zurück, also wieder Tavor nehmen und es selbst langsam runterdosieren. Sobald ich wieder anfange es zu nehmen, brauche ich innerhalb kürzester Zeit 3 mg und das reicht nicht mehr. Ich habe mich belesen und weiss, dass ein Benzo-Entzug sehr, sehr lang dauern kann. Aber es hier im Krankenhaus aussitzen geht auch nicht, da ich zum einen nicht unendlich hier bleiben kann und zum anderen die Ärzte hier der Meinung sind, dass jetzt wieder meine Grunderkrankung da ist, die sie mit Konfrontationstherapie behandeln wollen. Ich schaffe es aber derzeit nicht, diese Konfrontationstherapie zu machen. Ich bin froh, wenn ich die Tage irgendwie überstehe. Außerdem denke ich, dass mir Konfrontationsübungen nicht helfen, haben sie ja bisher auch nicht. Sonst wäre ich ja gar nicht in die Abhängigkeit geraten.

Ich kriege es einfach nicht hin. Ich habe das Gefühl, nicht mehr denken zu können. Ich kann keine positiven Gedanken entgegensetzen. Ich fühle mich hundselend, hab eine Menge Symptome, die nur Entzugserscheinungen sein können. Und ständig habe ich diesen "Suchtdruck". Ich wache auf und habe das Gefühl Tavor zu brauchen um den Tag zu überstehen. Ich habe Weihnachten freiwillig in der Klinik verbracht, weil ich nirgends hingehen kann. Ich bekomme dann Panikattacken und dann ein ganz starkes Verlangen nach Tavor.

Ich weiss nicht wie ich dies durchstehen soll. Wenn ich aber wieder mit Tavor anfange, komme ich aus dem Kreislauf nie raus und fange wieder von vorn an. Aber das Verlangen ist sehr groß. Nur eine Tavor und es würde für den Moment aufhören. Mit dem Tavor konnte ich die letzten 7 Jahre Dinge machen, die ich vorher aufgrund der Angsterkrankung nicht hinbekommen habe. Ich hatte also durch das Medikament eine bessere Lebensqualität. Das macht es noch schwerer, jetzt völlig darauf verzichten zu wollen. Ich weiss, ich kann und darf es nicht mehr nehmen, aber ich bereue den Tag im Januar dieses Jahres, an dem ich den Absetzversuch gestartet habe.

Das war die Kurzfassung meiner Geschichte. Lieben Dank fürs Lesen. Meint ihr, Baclofen wäre auch was für mich?

Viele Grüße
Hermann

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GoldenTulip
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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon GoldenTulip » 25. Dezember 2014, 20:21

Liebe Hermann,

herzlich willkommen hier im Forum [hi_bye]

Habe ich das richtig gelesen, dass Du weiblich bist (Angstpatientin)?
Was Du schreibst klingt wie in hoher Not, darum wollte ich nicht erst morgen ausführlicher antworten.
Du wirst gelesen, und nach aller Erfahrung ist auch Dein Problem lösbar.
Ich melde mich morgen inhaltlich nochmal, ok?!

Lieben Gruß
Conny
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Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Papfl
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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Papfl » 25. Dezember 2014, 20:36

Hallo Hermann(in),

herzlich willkommen im Forum [hi_bye] . Wenn ich das richtig verstanden habe, bist Du momentan immer noch in der Klinik?

Falls ja, bestünde denn die Möglichkeit, in der Klinik (unter ärztlicher Aufsicht) mit Baclofen zu beginnen? Wir wissen aus zahlreichen Studien, dass Baclofen "angstlösend" wirken kann, und dass Baclofen z.T. auch deshalb bei Alkoholabhängigkeit hilft, weil Betroffene oftmals ihre Angst vormals mit Alkohol "betäubt" hatten. Durch Baclofen verschwanden die Ängste und somit die Notwendigkeit, zur Flasche zu greifen.

Deiner Beschreibung nach sprichst Du nach dem jahrelangen Gebrauch nicht mehr richtig auf Benzos an. Baclofen wirkt auf andere Weise, weshalb es auf jeden Fall einen Versuch wert sein sollte. Ob es bei so ausgeprägten Angstzuständen, wie Du sie schilderst, ausreichend ist, müsstest Du ausprobieren.

Baclofen könnte Dich vielleicht soweit stabilisieren, dass Du eventuell für weitere psychotherapeutische Schritte wieder offener wärst.

Was hast Du zu verlieren?

LG Papfl

P.S. Eine aktuelle Studie, die sich unter anderem mit Baclofen und Angststörungen beschäftigt und eventuell als Argumentationsstütze bei den Ärzten in der Klinik helfen könnte, findest Du . Eine ganz kurze Zusammenfassung dieser Studie steht .
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Hermann » 25. Dezember 2014, 22:13


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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon simongg » 26. Dezember 2014, 01:19

Hallo,

das hier ist zwar ein Forum das sich mit Baclofen beschäftigt, aber bei dem was du beschreibst
denke ich direkt an Pregabalin aka. Lyrica.

Ich habe selbst eine recht ausgeprägte Angststörung (15 Jahre) und nehme seit 2 Wochen Lyrica.
Seit dem ist meine Angst weg. Ja! Komplett. Und im Netz kann man viel zum Thema Benzo-Entzug
und Lyrica lesen ... wenn auch oft eher personenbezogene Einschätzungen denn Studien.
Bin aber auch nicht wirklich mit der Materie (Benzos) solide vertraut

Anyway...
Daher könnte das auch etwas sein das du mit deinen Ärzten besprechen könntest.

liebe Grüße
Simon

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Suse » 26. Dezember 2014, 01:29

Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Papfl » 26. Dezember 2014, 10:11

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Hermann » 26. Dezember 2014, 15:32

Danke für die ausführliche Antwort. Ich hab die Ärztin gerade kurz gesprochen. Sie ist nicht bereit mich mit Baclofen oder irgendwelchen anderen Medikamenten zu behandeln. Ich bekomme Cipralex und kann mir bei Bedarf Doxepin holen. Zu mehr ist sie nicht bereit. Ein weiteres Medikament würde nur den Suchtgedanken fördern. Das einzige was mir nach ihrer Meinung hilft, wäre Psychotherapie. Nur dass ich das schon seit Jahren mache. Ich weiss nicht mehr weiter. Ich hab das Gefühl, kurz vor einem Benzo-Rückfall zu stehen. Lang halte ich es so nicht mehr aus. Und Doxepin hilft nicht wirklich. Wo bekommt man das Baclofen denn her? Also, ich meine, gibt es Ärzte, die es verschreiben?

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Papfl » 26. Dezember 2014, 16:07

Hallo Hermann,

die Situation ist echt ziemlich verfahren. Wie ich oben schon geschrieben habe, wird das - selbst wenn Du sehr gut auf Baclofen ansprechen solltest - eine längere Geschichte. Baclofen muss ganz langsam aufdosiert werden, da wirst Du wahrscheinlich die ersten Tage keine oder kaum Wirkung verspüren. Einfach etwas mehr als üblich einwerfen, funktioniert hier nicht.

Zu dumm, dass Deine Ärztin in der Klinik sich auf keinen Versuch einlässt. Sonst wäre mein Vorschlag gewesen, in der Klinik langsam mit Baclofen zu beginnen und parallel dazu von uns einen baclofenerfahrenen Psychiater, Arzt oder Psychotherapeuten in Deiner Nähe genannt zu bekommen, der Deine Behandlung nach der Entlassung aus der Klinik übernehmen könnte.

Eine entsprechende Adresse kannst Du aber auf jeden Fall mittels bei unserem Admin @DonQuixote erfragen. Nenne ihm einfach Deinen Wohnort samt Postleitzahl.

Wenn Du jetzt aus der Klinik "abhaust", wissen wir beide, was eher früher als später passieren wird. Vielleicht kannst Du von der Klinik aus Kontakt mit einem Ansprechpartner aus unserer Ärzteliste aufnehmen und gegebenenfalls eine Art Kooperation in die Wege leiten. So nach dem Motto: "Wenn ich jetzt hier in der Klinik mit Baclofen beginnen könnte, würde mich Dr. XY im Anschluss an den Aufenthalt hier weiter behandeln. Er hat Erfahrung mit Baclofen."

Vielleicht lässt sich die Ärztin unter dieser Prämisse umstimmen ?!? Was Besseres fällt mir im Augenblick auch nicht ein. Ich würde aber an Deiner Stelle wenn möglich in der Klinik bleiben. Da kann Dir im Notfall trotz allem am besten geholfen werden. Und Du hast wahrscheinlich auch ein paar Leute um Dich rum, deren Anwesenheit Dich etwas ablenken kann.

LG Papfl
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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon jivaro » 26. Dezember 2014, 16:12

Lieber Papfl,
DANKE fürs Einstellen.

Liebe Herrmann:

eindeutig JA. Baclofen ist für mich die beste und sozusagen einzigartige Lösung Deines Problems. Es wäre wunderbar, wenn Du die Möglichkeit hierzu erhieltest. Es grenzt an ein Wunder, dass Du offensichtlich nicht in die Abhängigkeit von Alkohol gerutscht bist. Wichtig ist nur eines: Geduld! Und dass Baclofen bei Dir wirkt, was es in sehr, sehr wenigen Fällen einfach nich tut, weder die Franzosen noch "wir" haben dafür eine Erklärung.

Im Übrigen kann ich Dich nur ermutigen, Baclofen zu versuchen. Der Start mit dem langwirksamen Bezodiazepin Diazepam war -nach Ashton- völlig korrekt. Aber auch heute noch streiten sich hier die Geister: Entzug mit lang-oder kurwirksamen Benzodiazepinen; einige Kliniken entziehen ausschliesslich mit Lorazepam (kurzwirksam), andere bekämpfen das erbittert und wählen Diazepam oder Oxazepam (langwirksam, s. auch Holzbach-Schema) . Ich beobachte seit Jahren die Ineffizienz der "normalen" Benzoentgiftung, es ist oft traumatisierend, da die Menschen ja Hilfe suchen und auch bei echter Motivation kaum Erfolg haben.

Mit Lyrica (Pregabalin) ist eine scheinbare Lösung gefunden. Das Medikament hat sogar ganz offiziell die Zulassung zur Behandlung der generalisierten Angststörung. HAMMER, die Kasse zahlt und durch die vielen Generika, die gerade jetzt auf den Markt kommen wird das Problem noch zunehmen. Noch vor 3 Jahren und teilweise bis heute wird das Zeug verharmlost; nur in der Drogenszene waren die Mediziner etwas eher erwacht: nun wird vor Pregabalin bei Abhängigkeitserkrankungen gewarnt.

Dass Baclofen eine angstlösende Wirkung haben muss, wird sogar schon zart in Fachkreisen diskutiert (s. Kommentar Prof. Preuss im Anschluss an den pta-online Artikel). Die Firma Reckitt und Benckieser, die Arbaclofen zur Marktreife bringen will, hat dieses Potential wohl auch schon entdeckt (leider formieren sich die gerade irgendwie neu und es gibt keine neuen statements zu wissenschaftl. Fragestellungen; es wird auch noch mindestens 5-6 Jahre dauern bis ein marktfähiges Produkt zu erwarten ist).

Bitte gib nicht auf! Ich würde Dir empfehlen niedrigdosiert mit Baclofen einzuschleichen, ähnlich wie im Leitfaden. Es gibt Patienten, die selbst nach nur einer Baclofengabe Erleichterung verspüren. Die wenigen vorliegenden Studien hat Dir vor allem Papfl schon eingestellt.

Die Konfrontationstherapie wurde inzwischen von vielen etablierten Psychiatern schon wieder verlassen, zu stark traumatisierend, kein guter Langzeiteffekt. Aktuell finde ich: nicht diskutabel, Du bist einfach viel zu schwach. Klar ist das mit der Angst Deine Grunderkrankung. Kann nur bestätigen, dass hier oft jahrzehntelange PT unterschiedlichster Ansätze rein gar nichts bringen. Medikamentös habe ich ebefalls nichts gefunden, was wirklich hilft; die Wirkung der meisten ADs oder gar Neuroleptika wird oft von Angstpatienten als "beängstigend" empfunden, da rasch Gefühle der "Ichferne" auftreten. Patient fühlt sich fremd, aber nicht erleichtert. Auch Therapieversuche mit dem Hoffnungsträger Elontril (Bupropion) schlagen meist fehl.

In Baclofen sehe ich eine sehr gute, völlig unchädliche Möglichkeit eines Therapieversuchs, Du merkst sehr rasch ob es Dir helfen kann und Du fühlst Dich zu keiner Zeit "unecht".
Du bist nicht alleine: es gibt mehrere Patienten, die hier "NUR" wegen Angsterkrankung mit Baclofen behandelt werden und Erfolg haben.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles Liebe
jivaro

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon jivaro » 26. Dezember 2014, 16:29

Sorry, ich bin einfach zu langsam und habe die Posts mit Cipralex und Doxepin nicht "mitbekommen".
Es ist schade, es ist zum Verzweifeln...
Cipralex und Baclofen können gut miteinander kombiniert werden. Die PN-Lösung bleibt.

Doxepin bei Bedarf hilft hier einfach nicht (evtl. noch Trimipramin oder Promethazin -das alte Atosil- b. Bed.,aber wenn Du jetzt mit noch einer neuen Empfehlung kommst gehen sicher die letzten Türen zu)!

LG jivaro, hilflos

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Hermann » 26. Dezember 2014, 19:06

Danke für die Antworten. Ich habe eine PN an den Admin gesendet.

Jivaro: ich brauche keine weiteren Medikamentenvorschläge zu bringen. Aufgrund meiner Tavor-Niedrigdosisabhängigkeit werde ich hier in die Schiene Medikamentensucht gesteckt. Alle Wünsche meinerseits nach einem medikamentösen Versuch mit diesem oder jenem werden als Suchtverhalten abgetan und dieses möchte die Ärztin nicht unterstützen. Ich fühl mich grad sehr unverstanden und verzweifelt. Dabei möchte ich doch nur etwas finden, was mich bezüglich der Angststörung etwas erleichtert, damit ich das Benzo nicht wieder nehmen muss. Ich will es doch einfach nur probieren. Die blöden Therapien helfen mir nicht wirklich, leider. Ich habe auch versucht ihr zu erklären, dass ich kurz vor einem Rückfall stehe, aber das wird als Erpressung aufgefasst und nicht als Hilferuf. Es wäre meine Entscheidung das Benzo wieder zu nehmen oder mich dagegen zu entscheiden. Ich müsse schon auch wollen. Dazu ist mir dann nichts mehr eingefallen. Weil ich eigentlich ja will. Sonst hätte ich nicht schon die dritte "Entgiftung" dieses Jahr über mich ergehen lassen.

Du hast völlig Recht, ich bin durch die vielen gescheiterten Therapieversuche, insbesondere durch die Expo-Übungen und auch durch die drei Entgiftungen wirklich schon traumatisiert. Ich soll die Angst annehmen und willkommen heißen. Und irgendwie scheine ich total unfähig zu sein, denn das kriege ich einfach nicht hin. Ich weiss mir keinen Rat mehr. Ich weiss nur, dass es mir hundselend geht.

Liebe Grüße an Euch.

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon jivaro » 27. Dezember 2014, 09:35

Liebe Hermann,

Du bist unglaublich stark, dass Du das alles bis jetzt ausgehalten hast. Bitte glaub an Dich!
Ich weiss sehr genau, von was ich spreche. Wie ich den Admin kenne, hast Du schon Post.

Gerade da Du die Benzodiazepine schon komplett abgesetzt hast (wobei die Abhängigkeit von Lorazepam wohl die grösste Herausforderung darstellt), hoffe ich, dass der Mangel am Neurotransmitter Gamma-aminobuttersäure mit Baclofen doch relativ rasch ausgeglichen werden könnte. Gibt es momentan irgendeine Situation, die einigermassen erträglich ist, bunte Bilder im Fernsehen oder ähnl.?

Ich wünsche Dir alles nur erdenklich Gute und rasche Hilfe
herzlichst
jivaro

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon DonQuixote » 27. Dezember 2014, 15:46

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon GoldenTulip » 27. Dezember 2014, 19:37

Liebe Hermann,

ich habe selbst mit Angstgefühlen zu tun, demnach kann ich manches nachfühlen.

Es gibt drei Dinge, für den Übergang, die man tun kann, um zurechtzukommen.

Atmen zwar, aber nicht zu tief; Atemübungen können alles verschlimmern. Besser ist, sich ein Kuschesltier mit ins Bett zu nehmen, und sich darauf zu konzentrieren. Mehr ins Herz- als ins Atemzentrum zu gehen.

Sich ganz feste in eine Decke einwickeln. Der Körper reagiert auf das Umpfangen-Werden. Decke fest um Dich drum. (-<Taping)

Nicht Denken. Das macht alles schlimmer, weil man in einen Kreislauf geraten kann. Denke nicht.

Konzentrier Dich auf einen Ort, an dem es sicher und wohl sich anfühlt. Bisschen Imagination.

Und wenn Du dann - wahrscheinlich und hoffentllich- wieder atmen musst, nur ins Hara atmen, das ist so ca 3 cm über dem Bauchnabel.
dort kann die Verquertheit des Denkens gebündelt werden, und richtet nichts mehr an. Da ist sie sicher und gut aufgehoben.

Das waren meine wirksamsten Anti-Angst-Übungen,
neben meiner Katze, die hat alles zum Guten gewendet [hi_bye]

bis über die Feiertage,

Conny
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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Hermann » 11. Januar 2015, 10:41

Ich danke Euch allen für die Tipps und die Antworten und überhaupt! Ich "arbeite" an meinem Problem und werde zu gegebener Zeit auch hier berichten. Versprochen. Derzeit lese ich ganz viel hier im Forum.

Viele liebe Grüße
Hermann

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Lisa » 12. Januar 2015, 04:19

Liebe Hermann, habe eben Deinen Thread gelesen und nachdem ich mich in der Schilderung Deiner Ängste exakt wiederfinde, wollte ich Dir gerade darauf antworten. Danke für Deine PN! Antwort ist unterwegs!
Soviel noch: auch ich war bis 2002 abhängig von Tavor, meist nahm ich 1 mg, aber es gab auch Tage mit bis zu 3 mg. Wenn Du nun von diesem Teufelszeug weg bist, lass auch weiterhin die Finger davon!! Der Entzug von Tavor erzeugte bei mir massive Angstzustände, mehr noch als vorher. Es dauerte einige Monate, bis ich das überwunden hatte.

Meine Tagesdosis Baclofen liegt seit Wochen konstant bei 62, 5 mg. Meine letzte Panikattacke hatte ich im August 2014. Seither nie wieder!!! Es kommt mir noch immer vor wie ein Traum. Auch wenn ich mich in meiner Abstinenz mittlerweile sehr stabil und sicher fühle, werde ich Bac in dieser Dosis beibehalten. Zu groß ist meine Angst, dass dann die alten Ängste wiederkommen könnten.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft auf Deinem Weg!
Liebe Grüße
Lisa
Wer neues Land entdecken möchte, muss das sichere Ufer verlassen....

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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Hermann » 12. Januar 2015, 07:09

Danke Lisa für die Antwort. Das macht mir große Hoffnung! Auch dass Du es geschafft hast von Tavor wegzukommen. Auf die PN antworte ich im Laufe des Tages!

[hi_bye]

Liebe Grüße
Hermann


Snowman..
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Re: Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit

Beitragvon Snowman.. » 12. Januar 2018, 12:34



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