Ausgekokst. Rainer Meiferts Drogentrip

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DonQuixote
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Ausgekokst. Rainer Meiferts Drogentrip

Beitragvon DonQuixote » 18. November 2014, 23:20

Seid gegrüßt
Dank Hinweisen von Juliasusi und Chinaski bin ich auf eine äußerst bemerkenswerte Reportage bei ZDF_Neo gestoßen:

  • Ausgekokst. Mein Drogentrip.

Die Reportage braucht manchmal ganz schön harte Nerven, und Ihr müsst auch viel Zeit mitbringen, denn die Reportage ist sehr lang und in vier Folgen zu jeweils knapp 45 Minuten aufgeteilt. Nachstehend habe ich den Inhalt dieser vier Folgen jeweils zusammengefasst, die YouToube-Links findet Ihr dann am Ende dieses Postings.
Also, here we go [good]

  • Inhalt Folge 1:

    Schauspieler Rainer Meifert macht mit seiner Kokain-Vergangenheit reinen Tisch. Er liefert intime Geständnisse, wie er sich die Sucht nach zehn Jahren Abhängigkeit erst einmal eingestand, dann aus eigener Kraft überwand und nun seit einem Jahr clean ist. Er stellt sich seiner Vergangenheit, geht in Szenelokale und spricht mit einem Türsteher. Danach besucht er seinen alten WG-Kumpel Mathias, der wegen einer Überdosis Kokain einen Schlaganfall erlitt. Erschüttert muss er den körperlichen und seelischen Zerfall seines Freundes mitansehen.

    Jetzt spricht er mit Ärzten, Therapeuten und Suchtforschern, um seine Krankheit zu verstehen. Er trifft einen ehemals schwer abhängigen Kokainkonsumenten, den er über ein Selbsthilfe-Forum im Internet kennen gelernt hat, der allerding immer wieder mal über Rückfälle klagt, die er jetzt aber Dank einer Selbsthilfegruppe, die er täglich aufsucht, im Griff hat.

    Er trifft Natalia, eine Streetworkerin, die ihn mit einer Clique von Kokainabhängigen in Kontakt bringt und die ihn der schieren Ausweglosigkeit dieser Menschen gewahr werden lässt. Ein Suchtforscher klärt ihn dann über die verschiedenen Formen des Konsums auf: Sniffen, Rauchen, Spritzen oder sog. Basen (Crack).

    Rainer Meifert bezog sein Kokain nie auf der Straße, sondern stets über private Kontakte. Nun kontaktier er einen der zahlreichen Lieferdienste, die im Prinzip so funktionieren wie ein Pizza-Service und begibt sich mit einem solchen Kurier auf eine nächtliche Berliner Tour, dabei ständig in der Angst natürlich, erwischt zu werden.
  • Inhalt Folge 2:

    Rainer Meifert informiert sich beim Berliner Landeskriminalamt (LKA) über den Umfang des Straßendeals und macht dort einen Selbstversuch.

    Dann erfährt er vom LKA so einiges über die Formen von Schmuggel in großem Stil und gesundheitsgefährdende Streckmittel, hauptsächlich Levamisol (bis zu 20-30 %). Auf Anraten des Bundeskriminalamtes reist er nach Den Haag (Holland) und wird dort von Europol über die internationalen Schmuggelrouten nach Europa und Deutschland aufgeklärt.

    In Rotterdam trifft er einen Großdealer, der jeweils 50 Kg einführt, den Stoff mit Creatin streckt und dann in Portionen nicht unter einem Kg weiterverkauft. Dieser erzählt von Auseinanderstzungen mit Konkurrenten, an denen auch Schusswaffen eingesetzt wurden und dass er nur dank einer schusssicheren Weste überlebt habe, die er dann auch vorzeigt. Dass er sich dabei nur Quetschungen und Rippenbrüche davongezogen hat, grenzt an ein Wunder. Seine Freunde sind tot. Doch schon bevor der Stoff nach Europa komme, seien bereits in den Ursprungsländern viele Menschen dafür gestorben.

    Jetzt begleitet er einen ehemaligen professionellen Drogenkurier. Gemeinsam und mit wenigen Handgriffen verstecken sie Attrappen von insgesamt fünf Kg Mehl in einer Türverkleidung. Sie fahren gemeinsam von Holland nach Deutschland und nehmen dabei absichtlich die am meisten kontrollierte Hauptroute. Obwohl sie eigentlich nichts zu verbergen haben, ist ihnen die Anspannung deutlich anzumerken.

    Als letztes trifft er einen älteren Herrn, Blacky Mieling, ehemaliger Hamburger „Kokain-König“, nach 28 Jahren immer noch in Haft, der sich jedoch an einem freien Ausgang für das Interview zur Verfügung stellt. Vor Rainer Meiferts bereits geplanter Abreise nach Kolumbien, erfährt er von Blacky off the record noch einige Tricks und Kniffs über dieses Haupt-Ursprungsland von Kokain.
  • Inhalt Folge 3:

    Rainer Meifert reist nach Bogotá in Kolumbien, in die Welthauptstadt des Kokains. Als erstes trifft er den Dänen Sune Lolk, ein Insider, der seit sieben Jahren in Kolumbien lebt und über viele Kontakte zu Politik, Polizei, Händlern, Produzenten und Opfern verfügt. Dieser vermittelt ein Treffen mit dem ehemaligen kolumbianischen Staatspräsidenten (1990 bis 1994,) Cesar Gaviria Trujillo, der als Erster den Drogenkartellen den Krieg erklärte und den international berüchtigten Drogenkönig Pablo Escobar, zu seiner Zeit siebtreichster Mann der Welt, zu Strecke brachte. Vom ehemaligen Politiker muss er erfahren, das sein, Rainer Meiferts damaliger Kokainkonsum indirekt für den Tod vieler Menschen in den Ursprungländern verantwortlich war.

    Als nächstes fährt er zu den Leidtragenden des Drogenkrieges. Man spricht von sechs Millionen Vertriebenen alleine in Kolumbien. Als erstes wird er zu einer 23-köpfigen Familie geführt, welche in extrem beengten Verhältnissen in Ciudad Bolívar lebt, einem Slum der Hauptstadt Bogotá, der laut Wikipedia weltweit als einer der größten seiner Art gilt. Die Hälfte der dortigen Einwohner seien Flüchtlinge, sagt sein Begleiter Sune Lolk. Das Familienoberhaupt erzählt, wie sie von den Drogenkartellen von ihrer Farm mit fast 8700(!) Hektar vertrieben wurden und von der extremen Gewalt, die dort herrscht.

    Rainer Meifert möchte nun die Straßen- Szene kennen lernen, wo Kokain gehandelt und konsumiert wird. Sein Begleiter klärt ihn auf, dass nicht Kokain das Problem sei, sondern Bazuko, welches ein Nebenprodukt der Kokainproduktion ist, sozusagen die kolumbianische Variante des Crack, nur schlimmer. Erst nach Sonnenuntergang kommen alle diese aufgeputschten und gewaltbereiten Gestalten „aus ihren Löchern“, und eine Ermittlung auf eigene Faust sei undenkbar. Mit dem örtlichen Polizeikommandanten begeben sie sich also auf eine nächtliche Patrouille durch die gefährlichste Gegend Bogotás, und es gibt dort Filmeinstellungen, die Rainer Meifert sichtlich irritieren.

    Eine wichtige Rolle in der gesamten Gemengelag sielt auch die FARC, einene kolumbianische marxistisch revolutionäre Befreiungs- und Guerilla-Armee, welche sich hauptsächlich mit den Einnahmen von Anbau, Herstellung und Handel von Kokain finanziert. Er trifft sich konspirativ mit einem Aussteiger dieser Organisation und erfährt, wie die lokalen Bauern manipuliert und zum Anbau der Koka-Pflanze gezwungen werden und dass das viele Geld aus Europa nur Schaden anrichtet. Er selbst, der FARC-Informant, war zuständig für die Logistik, importierte Chemikalien für die Herstellung von Kokain auf die Plantagen und in die Kokain-Labors zu bringen.

    Am Ende dieser dritten Folge berichtet Rainer Meifert von einem Treffen mit der Nationalen Kolumbianischen Anti-Drogen-Polizei. Dort wird ihm auf einem riesigen Testgelände gezeigt, wie die Pflanze angebaut wird und wie die Anti-Drogen-Polizei ihre Leute trainiert.
  • Inhalt Folge 4:

    Es geht weiter auf dem Testgelände der Nationalen Kolumbianischen Anti-Drogen-Polizei. Rainer Meifert lernt, wie die Koka-Plantagen vermint werden, um deren Zerstörung zu erschweren und wie der chemische Prozess zur Gewinnung des Rohstoffs, der sogenannten Kokain-Paste von statten geht. Die Zutaten sind Koka-Blätter, Zement, Natriumhydroxyd, Benzin, Schwefelsäure, Kaliumpermanganat und Ammoniak. Dieser Prozess findet in Dschungel-Laboren statt, die sich immer in unmittelbarer Nähe zu den Anbaufeldern befinden. Im Jahre 2013 hat die Anti-Drogen-Polizei 1‘100 solche Labore zerstört. Wobei man sich unter „Dschungel-Labor“ nichts Großartiges vorstellen darf, die Arbeitsgeräte bestehen im Wesentlichen aus Holztrögen, Kunststoffkanistern, Blechfässern, Gummistiefeln und groben Stoffen als Filter. Die weitergehende Kristallisation zum Kokain, wie man es in Europa kennt, erfolgt dann in anderen, dann weiter spezialisierten Laboren.

    Gezeigt wird von der Anti-Drogen-Polizei auch ihr Waffenarsenal, oder wenigstens Teile davon, darunter Apache-Kampfhubschrauber, schwere Maschinengewehre und Granatwerfer. Eingesetzt wird auch modernstes Minenräumgerät, welche benötigt wird, um in die oft verminten Plantagen überhaupt vordringen zu können. Anschließend trifft er sich in einem Reha-Zentrum der Polizei mit einem Polizisten, der bei einem Einsatz schwer verletzt wurde, auch ein Bein verlor, und der ihm seine Geschichte erzählt.

    Anschließend reist Rainer Meifert tief ins Landesinnere, um Bauern zu treffen, welche mit staatlicher Unterstützung auf den Anbau von Kaffee umgestiegen sind und vom Militär geschützt werden müssen, weil sonst die Morde und Vertreibungen weitergingen.

    Als letztes widmet sich Rainer Meifert den sog. Kindersoldaten in den Reihen der Drogenkartelle und der FARC, die oft bereits im Alter von 10 – 12 Jahren entführt werden und wie Gefangene gehalten werden. Menschenrechtsorganisationen gehen mittlerweile von 14‘000 Minderjährigen aus, die in Kolumbien zum Töten gezwungen werden. Er trifft eine junge Frau, die dieses Schicksal hinter sich hat, ihre Erzählungen gehen einem durch Mark und Bein.
Die Arbeit an diesem Video, d.h. die Inhalts-Zusammenfassungen und das Schneiden, hat mich echt nachdenklich gestimmt. Einerseits das persönliche Schicksal und Bekenntnis des Autors, Rainer Meifert, und dann besonders die Umstände, unter welchen Produktion, Handel und Konsum stattfinden. Dem Team um Rainer Meifert ist mit dieser vierteiligen Reportage etwas ganz Großartiges Gelungen! Ich bewundere seine Courage und die Konsequenz, mit denen er das durchgezogen hat!

Und hier also wie versprochen die Videos auf unserem YouTube-Kanal die ich leider wieder in 15-Minutenhäppchen aufteilen musste, also in drei Teile pro 45-minütiger Folge.

DonQuixote

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