Aloha

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
Benutzeravatar

Thread-Starter
Ede
Beiträge: 3
Registriert: 19. Juni 2014, 13:35
Danksagung erhalten: 3 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Aloha

Beitragvon Ede » 20. Juni 2014, 13:14

Liebe Forumsgemeinde,

ich habe mich gestern hier angemeldet und möchte mich kurz vorstellen. Ich nenne mich mal Ede. Hat irgendwie einen kleinen Bezug zu der Stadt aus der ich komme. Eine Stadt in der man von Morgendämmerung zu Morgendämmerung nie weiter als 100 Meter laufen muss um sich Alkohol zu besorgen. Vierundzwanzig Stunden, 7 Tage die Woche. Die staatlich legitimierten Drogendealer schlafen hier nie und veranstalten eine Menge Trara und Hallo um ihre Ware. Man kann ihnen kaum entkommen, die Stadt lebt von der Gastronomie und Spätverkaufsstellen... Nicht gerade die besten Voraussetzungen um Abstinent zu leben. Ich weiß: Keiner von denen bindet einen fest und flösst Dir den Dreck ein. Trotzdem macht eine ständige Verfügbarkeit es nicht gerade leichter.

Ich werde 43 Jahre und habe nun schon mehrere Trockenphasen hinter mir. Die längste betrug mal 3 Jahre mit einem schweren Rückfall. Ansonsten mal 1 Jahr und einmal 1,5 Jahre.
Ich bin (noch) kein Spiegeltrinker sondern eher ein Rausch bzw. "Quartalstrinker". Wobei das ja nicht stimmt. Denn ein Quartal hat vier Monate. Dummerweise werden die Trinkabstände nach Trockenheit aber immer kürzer und die Trinkphasen länger. Das kann mal ein halbes Jahr gut gehen, daß ich dann regelmäßig Freitags 10 Bier und ein paar Schnäpse trinke (unter der Woche nie wegen der Arbeit) und Samstag tatsächlich nicht weiter mache. Allerdings ist es absehbar, daß der Crash dann irgendwann doch kommt. Dann trinke ich fünf bis acht Tage durch bis nichts mehr geht. Meistens bin ich dann bei 2 Liter Wodka am Tag. Bisher habe ich es immer noch irgendwie geschafft wieder auf zu hören. Irgendwann werde ich es aber nicht mehr können. Das weiß ich.
Ich habe in Gruppen Menschen kennen gelernt, die noch massivere Probleme mit ihrer Krankheit haben.Dennoch, diese exzessiven Trinkphasen führen immer wieder zu massiven Einbrüchen im sozialen Gefüge. Jobverluste, Familie und Partnerschaften sind daran kaputt gegangen. Früher bin ich auch schon mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Auch gesundheitlich hat es mich angegriffen. Vor allem dann auch psychisch. Depressionen und anhaltende Angstzustände vor allem nach Trinkphasen. Das erhöht dann natürlich den Druck irgendwann wieder weiter zu trinken, weil man denkt, daß man sonst wahnsinnig wird und keinen Fuß mehr auf diesen Planeten bekommt. Trotzdem muss man ja wieder funktionieren. Ein beschissener Kreislauf das Alles. Aber zu Alkohol und Depression hat sicher jeder seine eigenen Erfahrungen.

Warum bin ich nun hier ? Ich hatte vor fünf Wochen wieder eine lange Trinkphase bis zum Punkt an dem mich meine Partnerin ( getrennt lebend) nur noch ins Krankenhaus bringen konnte. Seit dem bin ich nun wieder ohne Alkohol. Ich habe mir mit ca. 30 Jahren eingestanden, dass ich Alkoholkrank bin. Ich habe mich mit der Thematik sehr viel auseinandergesetzt. Habe auch an Gruppen teilgenommen, war wie schon geschrieben auch phasenweise trocken.
Irgendwie hatte ich bis Dato die Hoffnung allerdings schon aufgegeben, hatte es zuletzt mit "kontrollierten" Trinken versucht. Was für ein Selbst und Fremdbetrug. Die Erfolgsquoten mit den bekannten Therapien sind ja auch nicht wirklich hoch. Und meine persönlichen Rückfälle nach Trockenphasen wirken auch nicht gerade motivierend.
Ich bin nun über das Internet auf Baclofen gestoßen und habe hier im Forum viel gelesen und auch anderswo.
Seit 2 Wochen habe ich einen Arzt (Psychotherapeut, Neurologe) der seit fast 30 Jahren trockener Alkoholiker ist und den ich zur Zeit zweimal wöchentlich sehe. Ich habe dort zum ersten mal das Gefühl, "richtig" zu sein. Er hat auch einen Verein gegründet, der Gruppen anbietet. Dort hatte ich nun auch meinen ersten Termin gehabt. Gut ist dabei auch, daß die Gruppe und der Arzt regelmäßig in Kontakt stehen und dieser sich bei den Terminen auch auf die Gruppe bezieht.
Seit gestern nehme ich nun zusätzlich Baclofen ein. Mein Arzt meinte nur dazu, die Studie an der Charitee wäre wohl erfolglos gewesen, es würde nicht schaden aber auch nichts nutzen. Ich hatte da zwischenzeitlich etwas anderes zu dieser Studie gehört.

Ich halte mich von der Dosierung her nun an die hier veröffentlichte Tabelle und habe auch noch ganz viele Fragen zum Thema. Ich werde die Gruppe sowie Arzt natürlich weiterhin besuchen. So, ich hoffe, die Vorstellung ist nun nicht zu lang geraten und wünsche allen noch einen entspannten Tag.

Benutzeravatar

teddybhv
Beiträge: 89
Registriert: 12. Juni 2014, 10:22
Wohnort: Dietzenbach
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 10 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Aloha

Beitragvon teddybhv » 21. Juni 2014, 23:02

Willkommen und Viel Erfolg

Nein es war nicht zu lang, so kann man sich auch dementsprechend ein Bild von Deiner Situation machen

Benutzeravatar

Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Aloha

Beitragvon Suse » 22. Juni 2014, 01:18

Hey Ede,

die Vorstellung war definitiv nicht zu lang, im Gegenteil. Ich finde, je länger sich jemand vorstellt, desto größer scheint das Interesse desjenigen und umso besser könne wir uns alle reinfühlen, wie es wirklich steht.
Deshalb, Hut ab vor der Länge deines Beitrages und vor deiner deiner Ehrlichkeit!

Wie ich rauslese bekommst du schon Bac verschrieben, sogar einen Arzt, der sich damit auskennt. (?)
Welche Studie an der Charite das war, weiß ich nicht. Ist mir auch wurps. Das weiß sicher Don Q, der ADMIN dieses Forums.
Studien hin oder her, papperlapapp. Was zählt, sind Erfolge. Oder?

Ich kann nur von mir sagen, dass ich durch Baclofen und durch die Unterstützung hier bis zu diesem Zeitpunkt geheilt worden bin. Und das hätte ich nach all meinen Versuchen niemals für möglich gehalten.

Also, glaub dran, suche dir bei uns Unterstützung, wir sind alle hier,

die Chance ist da,

liebe Grüße, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 832 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: Aloha

Beitragvon DonQuixote » 22. Juni 2014, 13:20

Aloha Ede

Und sorry für die verspätete Antwort. Du als aufmerksamer Leser dieses Forums hast sicher bemerkt, dass wir uns gerade an anderen Sachen aufreiben, z.B. hier und hier. Lass Dich aber davon nicht beirren, das hat nichts zu bedeuten, denn das machen wir immer, wenn uns gerade langweilig ist [lol]

Alles andere als langweilig ist hingegen die ungeschminkte Schilderung Deiner Lebensumstände. Danke dafür! Viele von uns werden sich darin wiedererkennen. Darf ich noch dies dazu anmerken?

Ede hat geschrieben:Mein Arzt meinte nur dazu, die Studie an der Charitee wäre wohl erfolglos gewesen.

Da hat Dein Arzt dahingehend recht, dass diese Studie seit Jahren läuft, und dass die dort ziemlich Rekrutierungsschwierigkeiten haben. Abgeschlossen ist die Studie an der Charité jedoch noch längst nicht, und so können auch keine Resultate vorliegen. Wenn Du oder Dein Arzt Euch auf unserer Plattform umseht, werdet Ihr jedoch Studien und Untersuchungen finden, die eine äußerst positive Aussage zur Wirksamkeit von Baclofen gegen Alkoholismus erlauben. Einfach fragen, wenn Du die genaue Fundstelle suchst.

Wie Du schreibst, nimmst Du inzwischen Baclofen ein und hältst Dich an die hier veröffentlichte Tabelle. Das sind sehr gute Voraussetzungen, ich wünsche Dir bestes Gelingen.

DonQuixote

Benutzeravatar

Thread-Starter
Ede
Beiträge: 3
Registriert: 19. Juni 2014, 13:35
Danksagung erhalten: 3 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Aloha

Beitragvon Ede » 25. Juni 2014, 15:05

Vielen Dank für die warme Begrüßung ! Im Moment komme ich leider nicht so oft vor den Rechner, daher meine verspätete Antwort.

@ Suse: Mein Arzt kennt sich leider gar nicht aus mit Baclofen. Er hatte mir vom ersten Tag an eine Dosierung von 75 (!) mg empfohlen. Obwohl er überwiegend Patient_innen mit einer Alkoholkrankheit behandelt, bin ich der erste der es einnimmt.

Was die Studie an der Charite in Berlin betrifft, so werde ich mich da auch mal näher schlau machen. Aber Suse hat schon Recht: Ausschlaggebend für mich es zu probieren waren auch die persönlichen Berichte von Betroffenen.

Ich bin nun die 5. Woche trocken und habe gestern meine Dosis nach Tabelle auf 20mg gesteigert. Da ich 25mg Tabletten nehme sind es genau genommen natürlich 25mg. Aber ich denke, dass ist vertretbar.

Anfangs hatte ich starke Kopfschmerzen, wobei ich mir aber nicht sicher bin ob das nicht am Wetter der letzten Tage lag. Da bekomme ich meistens sowieso welche. Das einzige was ich also wohl dem Bac zuschreiben kann sind gelegentliche Schwindelgefühle. Diese traten meist am morgen etwas eine Stunde nach Einnahme und am späten Nachmittag auf. Allerdings immer nur für ein paar Minuten. Seit gestern sind sie trotz Erhöhung der Dosis verschwunden.

Ich würde ja gerne noch etwas zur bisher empfundenen Wirksamkeit bezüglich der Symptome unserer Krankheit schreiben, denke aber dass dieses hier nicht der richtige Thread ist. Könntet Ihr mir eventuell einen empfehlen ?

Benutzeravatar

Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Aloha

Beitragvon Suse » 25. Juni 2014, 21:33

Hi Ede,

natürlich kannts du hier weiterschreiben, kannst aber auch einen neuen Thread unter Erfahrungsberichte eröffnen.

Mich interessiert sehr, wie es mit dir weitergeht.

lG Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Thread-Starter
Ede
Beiträge: 3
Registriert: 19. Juni 2014, 13:35
Danksagung erhalten: 3 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Zwischenbericht

Beitragvon Ede » 6. August 2014, 17:02

Hallo liebe Mitforist_innen,

nachdem ich mich nun eine Weile hier nicht mehr zu Wort gemeldet habe mal ein kleiner Zwischenbericht.
Das Beste zuerst: Ich bin nun seit 10 Wochen (oder über 3 Monate [good] ) trocken.
Seit dem 19. Juni nehme ich Baclofen. Ich habe mich dabei an die französische Dosierungsanleitung gehalten. Seit ca. 2 Wochen bin ich auf 100mg verteilt auf vier Tabletten am Tag (morgens, mittags, nachmittags und vor dem Schlafen gehen ). Dabei nehme ich sie eher aus einem "inneren Zeitgefühl" als nach der Uhr. Es kann also schon mal vorkommen, dass ich die Abendtablette erst 22 Uhr einnehme und die vorm Schlafen dann um 24 Uhr.

Zur Wirkung. Mir war klar, dass Baclofen keine "Wunderpille" ist. Man braucht das dringende Problembewusstsein als absolute Voraussetzung. Ich kann die Leute nicht verstehen, die der Meinung sind sie würden nun Baclofen einnehmen und trotzdem trinken sie noch. Der Wille auf zu hören muss da sein. Sehr wichtig sind mir weiterhin auch die regelmäßigen Arztbesuche, auch wenn die manchmal nicht über 3 Minuten hinausgehen. In der Regel 2 mal pro Woche. Es ist ein unterstützendes Element bei der Selbstkontrolle. Gerade während der Fussball WM hat mein Doc die Termine immer früh morgens nach den wichtigen Spielen gelegt [hi_bye] ).
Besonders wichtig ist mir aber meine Gruppe. Anfangs war ich etwas verunsichert. Der Ton ist rau, die Gruppe wird meist 5 bis 6 Stunden ohne Pause "durchgezogen". Die Aufmerksamkeit am Ende ist also gleich null. Die Teilnehmer sind sagen wir mal - bezüglich ihrer intellektuellen Anlagen - (auch auf Grund der jeweiligen Krankheitsstadien ) sehr durchmischt. Das ist nicht herablassend gemeint, sondern ein Fakt. Am ehesten bewegen sich die Vorträge und erfolgende Reaktionen auf dem Niveau einer Vormiittagstalkshow. Ich habe es daher schnell aufgegeben da wirklich mein Innerstes zu offenbaren und private Probleme zu erörtern. Dazu braucht es Vertrauen was ich dort definitiv nicht aufbauen kann. Verstärkt wird das noch durch den Umstand, dass die Teilnehmer fluktuieren. Es bleiben welche weg, und es kommen regelmäßig Neue hinzu. Das ist Schade, weil das doch Anfangs meine Erwartungshaltung war mich mit Betroffenen vertieft über die Krankheit auszutauschen. Auch im sozialpsychologischen Kontext. das ist allerdings auch meine erste konstante Gruppenerfahrung.
Der "Suchtherapeut" ist selber trockener Alkoholiker und weiß wovon er spricht. das ist sehr gut. Allerdings, hat er sich bezüglich Alkoholtherapie wohl seit den Achtzigern nicht mehr fortgebildet (Baclofen ? Was ? Alles Mist...) Das gilt auch für die Moderation von Gruppen. Da geht teilweise tief unter die Gürtellinie, geschweige denn, dass er Konflikte unter den TN auch nur im nötigsten Rahmen moderieren könnte. Auch extrem in den Vordergrund gestellte Rivalitäten zwischen Gruppenleitern verunsichern mich als Teilnehmer. TROTZDEM: Ich gehe dorthin und ERTRAGE es. Ich muss das wirklich so sagen.Ich sehe das als Teil meiner Therapie. DENN, wenn ich da dann vollkommen geschafft und durchgeschwitzt wieder rausgehe weiß ich definitiv wieder, dass ich KRANK bin.Das ich ein Alkoholproblem habe. Das ich genau dort hingehöre. Das wir vor der Flasche alle gleich sind. Gerade ich als Quartals bzw. Rauschtrinker verfalle nach einer längeren Trockenphase oft in eine "Sorglosigkeit". Dann belohne ich mich für die Trockenphase mit einem guten Schluck.Kann ja aufhören... Dann am nächsten Wochenende wieder und wieder...Und dann mache ich die Wodkadiät und verliere 10 Tage plus Monate um die "Kollateralschäden" zu beseitigen [black_eye] .

Also, dieses Setting: Problembewusstsein + Arzt + Gruppe ist trotz Baclofen für mich notwendig.

Nun aber zurück zu Baclofen. Ja es wirkt ! [good] Seit ich auf 100mg bin WEIß ich es auch ziemlich genau. Ich habe ja von Anfang an in mich hineingehört. Sind das jetzt Placebo Effekte, was passiert mit Mir... ? Aber so einen sagt man "Switch" (?) hatte ich dann wirklich bei dieser Dosierung. Vielleicht aber auch schon bei 75mg nur jetzt hat es sich manifestiert und ist mir bewusster.

Da ich schon längere Trockenphasen hatte ( längste drei Jahre ) habe ich auch einen Vergleich.Während dieser Trockenzeit beispielsweise, hat das gedankliche Kreisen um Alkohol täglich eine Rolle gespielt. Ich hatte sehr häufig das Gefühl vor dem Schlafen gehen eine Schlacht gewonnen zu haben. Irgendwie hat man sich gefühlt wie ein Marathonläufer der seinen Rekord brechen will. Es war immer unterbewusst auch ein Gedanke an den "verdienten" Rückfall da-. Ich habe mich nie davon überzeugen können, dass nun wirklich mein ganzes Leben so durch zu ziehen. Das war unvorstellbar. Damit hatte ich ja auch leider Recht. Hinzu kamen die automatischen Assoziationen:

Fussball = Bier, Abends ausgehen = Cocktails, Stress in der Beziehung = Alles auf einmal, Belohnung = xxxxx Naja ich denke vielen hier ging/geht es ähnlich.
Da wäre ich also beim Thema: Zufriedene Abstinenz
Diese ist ME. die Nachhaltigste. Ich habe sie gefunden mit Baclofen. Da gibt es bis Dato gar keine zwei Meinungen mehr für mich.

Es ist fast unglaublich, aber ich fühle mich fast frei. Manchmal denke ich,: So muss es gesunden Menschen gehen.

Der Alkohol ist für mich zu einer Option geworden ! Ich kann wieder WÄHLEN und werde nicht an meinem Hirn vorbei gezwungen Da Alkohol aber IMMER die schlechteste Option ist, wähle ich sie nicht. So wie ich kein Flugzeug besteigen würde um über London zu meinemnächsten Supermarkt zu kommen. nee, ich wähle:laufen.

Beispiel: Neulich etwas Knatsch mit der Freundin. Emotional aufgeladen, enttäuscht, unverstanden blablabla. Früher immer ein willkommener Anlass um den Frust weg zutrinken, sich sogar mal drei Tage rausnehmen zu können, da man ja nicht zum Kontakt gezwungen ist je länger der Streit läuft. Da war ich konditioniert darauf.

Nun sagt mir mein Gehirn aber die bessere Alternative wäre da mal drüber zu schlafen und das morgen in einem "erwachsenen" Gespräch zu klären wenn der Ärger wieder runter ist. Also kann ich mich nun für diese bewusst entscheiden ! Das ist sowas von geil Leute ! Und siehe da. Den nächsten Tag war alles Pille Palle...Möchte gar nicht an das Drama denken was da sonst wieder draus entstanden wäre...

Sicher keine "wissenschaftliche" Beschreibung, aber ich hoffe man versteht was gemeint ist. Konditionierungen zu bestimmten Ereignissen wie oben erwähnte ( Stadion= Bier etc...) sind nicht mehr zwingend. Ich verzichte auf Alkohol, als Option in JEDER Situation, weil ich weiß, dass es mir nicht gut tut. Und ich kann das ENTSCHEIDEN. [good]

Dazu kommt noch, daß ich mich nicht mehr an die positiven Gefühle beim Trinken erinnern kann. Wenn ich an einer Kneipe vorbei gehe, nehme ich sie als das wahr was sie ist wenn die Tür gerade offen steht. Eine verrauchte, stinkende, kleine Butze mit hauptsächlich unglücklichen Menschen darin. Da rein gehe während die Sonne scheint ? Macht kein "normaler" Mensch. Ich bin anscheinend wieder "normal". Denn nichts, aber auch gar nichts zieht mich da jetzt rein. Ich muss aber auch nicht mit dem Finger auf diese menschen zeigen ( wie in den "militanten" Trockenphasen). es ist mir einfach EGAL.

Woran ich mich allerdings noch sehr gut erinnern kann, sind die Bilder meines letzten Absturzes vor Baclofen. ich kann das gar nicht mehr fassen.

Depressive Verstimmungen und Angstempfinden sind übrigens gleich mit "verschwunden".

Negativ sind jedoch die verstärkten Nebenwirkungen seit ich auf 100 mg bin. Fühlte ich mich bei 75 mg eher leistungsstärker und eloquenter bis hin sogar zu einer latent leichten (leider) Aggressivität hat sich das nun umgekehrt. Vor allem kämpfe ich mit Muskelschwäche, Schwindelgefühlen, Kurzatmigkeit und vor allem auch Antriebsschwäche. Meine Freundin meinte neulich, daß ich beim laufen oft "wanke". Ich dachte erst das läge am Wetter. aber selbst als es sich abgekühlt hat hält es an. Hinzu kommt, daß ich nicht mehr länger als max. 5 Stunden schlafen kann. Verstärkter Harndrang (Nachts vor allem ) ja, und auch einen Rückgang der Libido. [blus]

Ich habe daher vor 2 Tagen begonnen die Dosis zu reduzieren und das Medikament wieder aus zu schleichen bis auf 75mg. Im Moment nehme ich ca. 87 mg. In 5 Tagen mache ich dann weiter mit 75 mg. ich hoffe, dass die Wirkung dann die selbe bleibt und die unangenehmen Nebenwirkungen gedämpft werden. ich melde mich dann wieder mit einem Beitrag. So lange lese ich natürlich hier.
Wer es bis hierher geschafft hat, dem wünsche ich noch viele´entspannt, trockene Sommertage. Über Reaktionen und eigene Erfahrungen freue ich mich immer.

Also Grüße, der Ede.

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 832 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: Aloha

Beitragvon DonQuixote » 6. August 2014, 18:27

Hi Ede

Vielen Dank für diesen sehr ausführlichen und informativen Erfahrungsbericht. Du machst wirklich alles richtig, selbst das hier:

Ede hat geschrieben:Dabei nehme ich sie eher aus einem "inneren Zeitgefühl" als nach der Uhr. Es kann also schon mal vorkommen, dass ich die Abendtablette erst 22 Uhr einnehme und die vorm Schlafen dann um 24 Uhr.

Gut, sehr elegant ist es nicht, aber noch ok. Hauptsache die „Gesamtwirkung“ stimmt. Wichtig ist vor allem, eine Dosis nicht ganz auszulassen. Mach auf jeden Fall weiter so und berichte uns demnächst wieder, wenn Du magst.

DonQuixote


Zurück zu „Mitglieder stellen sich vor“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste