Was war? Dasselbe wie beim letzten Mal, zu dem ich hier kurz schrieb: Wenn gute Nachrichten kommen, muss ich mich bestrafen, weil irgendwo in meinem Unterbewusstsein immer noch verankert ist, dass es mir nicht zu gut gehen darf. What a bullshit.
Als Nächstes will ich mit meinem Psychiater also endlich über die Sache mit dem Kaputtschlagen reden. Da liegt der Auslöser für meinen Kontrollverlust, dieses Mal wie beim letzten Mal, das Muster ist jetzt wirklich eindeutig. Der Rückfall wäre aus der Abstinenz heraus sicher schlimmer geendet, da wäre ich . Das war alles sinnvoll so, wie es jetzt war, kurz und finster, aber lieber ein Neuanfang mit Schrecken als wieder ein Schrecken ohne absehbares Ende – die letzten Abstinenzabbrüche waren dann eher von wochenlangen Trinkphasen gefolgt als von einem schlimmen Abend. Ganz zu schweigen davon, was für Methoden ich früher, vor Alkohol, hatte.
Was ich zwar immer schon als Theorie hatte, aber jetzt endgültig bestätigt weiß, wo das Muster sich so deutlich zeigt: Alkohol war nie mein Problem. Meine Probleme sind mein mittel-ausgeprägtes Asperger-Syndrom und siebzehn Jahre Kindheit, die einfach mal so fehlen. Beides zusammen macht sozial ziemlich inkompetent, KingsleyZissou kann ein Lied davon singen. Dass mir das in den letzten Jahren nie so deutlich aufgefallen ist, dürfte daran liegen, dass in meinem engsten Freundeskreis dasselbe ziemlich verbreitet ist, wenn auch nicht durchgehend diagnostiziert.
Ganz klar ist aber auch, dass Alkohol halt nie die Lösung sein kann, aber da erzähle ich hier jetzt auch niemandem was Neues. Für mich ist der springende Punkt: Ich muss die Kontrolle über mein Leben behalten, das ist das Entscheidende. Das gilt für alles: Essen, Trinken, Schlaf, Sport. Treibenlassen funktioniert für nicht, für mich nicht. Für die meisten ist es wahrscheinlich das Gesündeste, weshalb man ja auch bei Depressionen, Burn-Outs etc. zu Entspannung und Auszeiten rät, für mich kann und könnte das nur nach hinten losgehen (so ein bisschen hab ich mir das am Wochenende eingeredet, dass ich jetzt mal ein bisschen Auszeit bräuchte, aber das war eben Quatsch, nur aus Übermüdung gesprochen). Das zu erkennen, war die Schlangenhaut, von der witzigerweise mein ehemaliger Lebensgefährte am Wochenende sprach, der zufällig mitbekommen hat, dass ich gerade noch mal eine größere Veränderung durchmache, und versucht hat, nach bestem Wissen aus der Ferne zusammenzutragen, wie er mich in den letzten Jahren erlebt hat.
Dennoch: Im Laufe der letzten Jahre sind viele Abstinenzversuche gescheitert, beim kontrollierten Trinken bin ich jetzt ein Mal, zwei Mal gestolpert. Dieser Ansatz des gemäßigten Trinkens ist monatelang (schade eigentlich: Morgen wäre es das halbe Jahr gewesen, auf das ich mich so gefreut hatte) gutgegangen, und ich war die allermeiste Zeit glücklich dabei - das ist länger als sämtlichen Abstinenzversuchen, bei denen ich durchgehend unglücklich war. Ich werde mich also auch dieses Mal nicht zu einem Nie-Wieder hinreißen lassen, das bringt's nicht.
Grundsatz muss aber definitiv wieder sein, normalerweise wieder nichts zu trinken, eben so, wie es bis vor ein paar Tagen war. Ansonsten kommt es nicht drauf an, ob ich fünf oder zehn Gläser in der Woche trinke, so lange ich sie eben: kontrolliere. Aber eben deswegen kann ich's jetzt auch mal sein lassen, ein paar Tage, ein paar Wochen. Also eine ausführliche Pause machen, mit der Betonung auf ausführlich. Und danach trotzdem bei den fünf WHO-Gläsern bleiben, gesünder ist das alle Mal. Und davon jedes einzeln in meinen Kalender schreiben, wie ich das bis vor ein paar Wochen getan habe (an einem Punkt habe ich es wie viele Listenführungen aufgegeben, weil ich dachte, ich kann mir jetzt eben mal das Treibenlassen leisten – großer Irrtum). Weil ich mich dann jedes Wochenende gefreut hab, als mein selbstgesetztes Maximum von 1,5 pro Tag im Schnitt nicht überschritten war.
Ich hab viele Gewohnheiten abgelegt, den Mittagssekt und den Badewein, beispielsweise. Mittags gibt es Suppe oder Grapefruit, statt Baden gibt's Duschen. So viele weitere Angewohnheiten sind weg, ich krieg sie nicht mehr zusammen. Nicht dauerhaft verzichten könnte ich weiterhin auf den gelegentlichen Feierabendwein und auf guten Wein zum Essen, vielleicht noch auf Partys, da langweile ich mich eh meist bald, habe ich bei den letzten Versuchen gemerkt. Auf Essengehen und Großkochen kann ich jetzt aber einfach mal vorübergehend verzichten, kostet eh bloß Geld.
Denn während dieser wie auch immer lang gearteten Pause muss jetzt, dringend, was anderes her: Ich muss ein Ventil finden, für Situationen wie letztes Wochenende und die zuvor schon einmal geschilderte. Worin flüchte ich mich, bevor ich austitsche? Selbst wenn mir der Psychiater jetzt sagen können wird, woran es liegt - was ich dann statt Trinken machen sollte, kann er ja nicht wissen.
Wissen könnt Ihr das auch nicht, obviously. Aber vielleicht hat irgendwer Ideen? Was das sein könnte, so ein Ventil? Sport ist es nicht. Wenn ich wütend oder unentspannt zum Training gehe, bin ich danach genauso wütend oder unentspannt wie vorher, eher schlimmer, weil ich dann noch frustriert bin, wenn ich immer an die vielen Beschreibungen von Leuten denke, die nach dem Sport so toll „den Kopf frei“ haben, und dann frag ich mich, warum krieg ich das nicht hin? Was kann es dann sein? Was anderes als Haschrauchen fällt mir im Moment nicht ein, denke aber: Ein Joint ist alle Mal gesünder als zwei Flaschen Wein, vielleicht funktioniert das als Übergangslösung. Hat jemand hier Erfahrung mit der Kombination Haschisch/Baclofen? Und dauerhaft sollte halt was anderes her.
Eins noch zum eigentlichen Thema des Forums: Ich bin wirklich dankbar für Baclofen. Denn was bleibt, ist die angstlösende Wirkung, vorausgesetzt, man trinkt nicht drauf – Sonntag hatte ich dann nach dem Zuviel-Alkohol prompt Panik, ich muss ziemlichen Blödsinn gefaselt haben
![Sad :(](https://forum-baclofen.com/images/smilies/icon_e_sad.gif)
So viel erst mal für jetzt – von wegen kurz und bündig … - ich danke im Voraus für alle konstruktiven Anregungen (bitte keine erneuten Fake-Unterstellungen und keine Abstinenz-als-Allheilmittel-Predigten und schon gar keine Aussagen zum Thema Ersatzdrogen, das alles hilft mir jetzt genauso wenig wie vor ein paar Monaten.)
Herzliche Grüße in die Runde,
Maria
(die jetzt mal einen neuen Thread aufgemacht hat, im letzten war mir das jetzt zu unübersichtlich. Und ein Neuanfang hat einen neuen Thread auch verdient, finde ich. Wer trotzdem in den alten reinschauen will, er steht hier: )