Vom 19.02.2010(einfach mal genau lesen)

Neues aus der Forschung, Fachartikel und sonstige Publikationen in den Medien.
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Mr.Baclo
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Beitragvon Mr.Baclo » 24. Oktober 2010, 16:09

19.02.10|ERFOLGREICHER SELBSTVERSUCH

Epilepsie-Medikament kann Alhoholsucht heilen
Mit seinem Buch "Das Ende meiner Sucht" hat Olivier Ameisen vielen Menschen Hoffnung gemacht: Er war Alkoholiker und testete an sich ein Medikament gegen die Abhängigkeit. Noch ist die Zulassung fern, doch das Medikament wird bereits gegen andere Suchtkrankheiten eingesetzt. WELT ONLINE sprach mit dem Forscher.


Alkoholsucht macht Menschen zum Wrack. Ein Medikament könnte ihnen unter anderem die Angst nehmen, die fast immer mit im Spiel


WELT ONLINE: Professor Ameisen, vor zwei Jahren hat die New York State-Universität ihnen einen Professoren-Titel verliehen, weil Sie eine Therapie gegen die Sucht gefunden haben. In Ihrem Buch „Das Ende meiner Sucht“ beschreiben Sie sehr offen die körperlichen und seelischen Abgründe, in die Sie der Alkohol getrieben hat. Mussten Sie so drastisch werden?

Ameisen: Sie fanden das drastisch? Nun, es ist einfach die Realität gewesen. Ich war so gefangen in meiner Sucht, dass ich meiner Universität und dem Klinikum die Niederlegung meiner Ämter angeboten habe. Allerdings haben das Medical College der Cornell Universität, an dem ich Medizinprofessor war und das New York Hospital, wo ich als Herzspezialist arbeitete mein Gesuch abgelehnt. Sie wollten mich behalten und waren sehr stolz, als ich von Präsident Chirac zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt wurde. Ich empfand es aber damals, wohl als Folge des geringen Selbstwertgefühles, das die Sucht mit sich bringt, als unverdient. Ich entschied mich, keine Patienten mehr zu behandeln, bis meine Krankheit vorbei war. Ich habe meine Familie und meine Freunde immer wieder vor den Kopf gestoßen und enttäuscht. Ich habe mich durch unzählige Entzugstherapien und Sitzungen bei den Anonymen Alkoholikern geschleppt. Ich hatte immer wieder Hoffnung – und habe die Sucht dennoch nicht besiegen können. Genau das habe ich im Buch beschrieben.

WELT ONLINE: Genauso offen wie ihre Abstürze beschreiben Sie auch, wie Sie sich selbt mit mit dem Wirkstoff Baclofen geheilt haben.

Ameisen: Stimmt. Seit 2004 nehme ich täglich maximal 120 Milligramm Baclofen. Ich hatte zunächst mit einer hohen Dosis begonnen und sie dann langsam gesenkt. Fünf Wochen später war ich geheilt, das ist nun sechs Jahre her. Die Beschreibung meines Falles wird heute in der Fachliteratur als die erste Heilung einer Sucht bezeichnet. Ich habe eine Reihe von Vorträgen an der Harvard Medical School, der Columbia University, New York University und anderen berühmten Universitäten gehalten. Einige Ärzte haben nach meinen Vorträgen angefangen, ihren Patienten ebenfalls Baclofen zu verschreiben. Sie berichten, dass geradezu hoffnungslose Fälle geheilt wurden. Seit sechs Jahren kann ich ohne Probleme ein Glas Alkohol vor mir stehen sehen – ohne von der Sucht übermannt zu werden. Das „craving“, also das unbändige Verlangen nach dem Stoff, ist weg. Und, besser noch: Auch wenn ich ein oder zwei Gläster trinke, entwickele ich nicht das geringste Verlangen. Das war undenkbar zu der Zeit, als ich noch Alkoholiker war. Und es ist auch für abstinente Alkoholiker undenkbar. Ich bin also nicht abstinent, sondern Alkohol ist mir heute, dank Baclofen völlig gleichgültig.

WELT ONLINE: Dieser Stoff wird gerne als eine „Wunderdroge“ beschrieben...

Ameisen: Aber das ist es nicht. Es gibt keine Wunderdrogen in der Medizin: weder Penicillin noch Baclofen sind das. Sie vollbringen nur das Wunder, Patienten zu heilen.

WELT ONLINE: Allerdings ist Baclofen nicht gegen die Sucht zugelassen.

Olivier Ameisen
Ameisen: Baclofen ist als Standardmittel bei bestimmten neurologischen Erkrankungen, bei Krämpfen, zugelassen. Nicht als Mittel gegen die Sucht. Aber jeder Arzt kann, wenn er das Einverständnis der Patienten hat, eine Arznei auch gegen Krankheiten einsetzen, für die es nicht zugelassen ist. In den USA werden 25 Prozent aller Arzneien „off label“ verschrieben, in der Psychiatrie sind es sogar 60 Prozent. Der Arzt soll verschreiben, was seiner begründeten Meinung nach seinem Patienten hilft. Und ich bekomme jeden Tag viele Emails von Suchtkranken, die geheilt wurde. Über 500 Patienten in den USA und Europa wurde mittlerweile von Spezialisten als „geheilt“ bezeichnet. Die Patienten wollen das Mittel ausprobieren!

WELT ONLINE: Aber Ärzte verschreiben meistens nur die Wirkstoffe, von denen gute Studien belegen, dass sie auch wirklich helfen. Und bei denen keine Nebenwirkungen auftreten. So will es der Ethos der Mediziner.

Ameisen: Mitnichten! Aspirin etwa wurde niemals gegen Kopfschmerzen oder Schmerzen allgemein getestet. Trotzdem nimmt es jeder. Und im Gegensatz zu Baclofen sind von Aspirin Nebenwirkungen wie Blutungen im Gehirn oder im Magen-Darmtrakt bekannt. Aber Alkoholismus und seine Folgen töten allein in Deutschland jeden Tag etwa 200 Menschen. Und bei einer derart tödlichen Krankheit müssen wir Ärzte eine ethische Entscheidung treffen: sollen wir die Patienten weiter leiden und sterben lassen? Oder sollen wir ihnen ein Medikament geben, von dem wir dadurch, dass es ein altes Medikament ist, sogar wissen, dass es sicher ist.

WELT ONLINE: Aber Sie könnten ein Einzelfall sein. Man hört ja immer wieder von diesen Fällen, in denen ein Patient, egal ob sucht-, herz- oder krebskrank, durch einen Selbstversuch geheilt wurde. Diese Selbstversuche sind sehr gefährlich, weil niemand weiß, ob der Patient wirklich durch den Wirkstoff, durch einen Placebo-Effekt oder durch irgendetwas ganz anderes geheilt wurde.

Ameisen: Diese Frage konnte man sich stellen, solange ich der einzige Patient war, der geheilt wurde. Aber heute sind bereits viele Alkoholiker geheilt worden. Alle anderen Therapien haben ihnen nicht geholfen, nur Baclofen. Wenn also Baclofen durch einen Placebo-Effekt heilen sollte – nun, dann würde ich gerne ein Placebo verschreiben.

WELT ONLINE: Warum verschreiben Ärzte Baclofen dann nicht standardmäßig?

Ameisen: Nun, die Ärzte in Frankreich, Großbritannien und den USA, die Baclofen verschreiben, sehen, dass ihre Patienten geheilt werden. In Frankreich habe ich aber die interessante Erfahrung gemacht, dass die Ärzte, die sich dagegen wehren, das Medikament zu verschreiben, meistens Sucht- und Alkohlismus-Spezialisten sind. Die Medien attackieren sie mittlerweile wegen unethischen Verhaltens. Sie werfen ihnen vor, sie wollten nur ihre Patienten nicht verlieren. Ich habe fünf Jahre lang dafür geworben, klinische Studien durchzuführen. Aber nichts ist passiert.

WELT ONLINE: Warum?

Ameisen: Weil Baclofen die Patienten heilt!

WELT ONLINE: Klinische Studien sind bei einem Mittel, für das die Patente abgelaufen sind, sehr schwierig durchzusetzen – kein Pharmaunternehmen hat ein Interesse daran, Geld in die Studie zu stecken.

Ameisen: Das stimmt. Und den Pharmaunternehmen kann man da nicht einmal einen Vorwurf machen. Warum sollten sie Millionen Euro in Wirkstoffstudien stecken, bei denen kein patentiertes Medikament herauskommen wird, und sie sich somit auch keinen Gewinn versprechen können? Schon seit meinem ersten Aufsatz im Jahr 2004 fordere ich eine große unabhängige Studie, die an einer Universität oder Klinik durchgeführt wird. In diesem Aufsatz hatte ich meinen Selbstversuch mit Baclofen beschrieben. Doch in den folgenden vier Jahren tat sich so gut wie nichts: nur zwölf Alkoholpatienten weltweit wurden mit Baclofen behandelt. Seitdem mein Buch aber herausgekommen ist und sich nicht mehr nur das medizinische Fachpublikum mit dem Stoff beschäftigen konnte, sind aber viele kleine Studien angelaufen.

WELT ONLINE: Auch an der Berliner Charité gibt es erste Vorbereitungen zu einer Studie.

Ameisen: Ja. Allerdings ist man in Deutschland bisher sehr zurückhaltend mit der Dosierung. Wissen Sie, in den vergangenen 20 Jahren haben viele Studien gezeigt, dass eine Dosierung von 30 bis 60 Milligramm garnichts bringt. Dennoch werden Studien mit 30 Milligramm Baclofen durchgeführt. Aber das ist viel zu wenig. Ich selbst habe bis zu 270 Milligramm pro Tag eingenommen. Und in anderen Ländern werden Patienten sogar mit bis zu 400 Milligramm behandelt. Im französischen Villejuif habe ich mit Renaud de Beurepaire, dem Chef der Psychiatrie und Psychopharmakologie 150 Patienten behandelt. Es hat sich herausgestellt, dass durchschnittlich 150 Milligramm nötig sind.

WELT ONLINE: Allerdings ist man in Deutschland, dem Mutterland des Contergan-Skandals, auch zu Recht zurückhaltend wenn es darum geht, Wirkstoffe in beliebig hoher Dosis einzusetzen. So sieht sich die zuständige Behörde gezwungen, falschen Medienberichten nachzugehen, demnach bereits Studien laufen würden. Studien, für die es gar keine Zulassung gibt. Und das nur, weil Suchtforscher die Durchführung einer Studie beantragt haben. Und nun durch den Wirbel, den ihr Buch auch in Deutschland verursacht hat, massiv unter Druck geraten, was die Aussichten auf Genehmigung einer Studie möglicherweise nicht eben verbessert. Ist Ihre Strategie, sehr laut an die Öffentlichkeit zu gehen, wirklich die richtige?

Ameisen: Ja, ganz offensichtlich. Andreas Heinz von der Charité hat in der Günter Jauch-Show gesagt, dass er, bevor er mein Buch gelesen hat, nichts davon wusste, dass Baclofen in hohen Dosen so wirksam ist. Er wurde erst darauf aufmerksam, als er Anrufe von Patieten und ihren Angehörigen erhielt, die mein Buch gelesen hatten. Und das Buch ist in Deutschland fünf Jahre nach meinem ersten Fachartikel erschienen und ein Jahr nachdem die Zeitschrift „Alcohol and Alcoholism“ meine Behandlungsmethode offiziell befürwortet hat.

WELT ONLINE: Ist es jetzt schon zu spät für klinische Studien?

Ameisen: Nun, es ist natürlich schön, wenn Suchtexperten sich endlich ihren Job machen. Aber Jerome Posner, einer der angesehensten Neurologen der Welt, hat mir geschrieben, dass hochdosiertes Baclofen vielleicht die Therapie der Wahl werden wird, ohne jemals eine kontrollierte Studie durchlaufen zu haben. Einfach nur durch Mundpropaganda. Selbst wenn Experten Baclofen ignorieren, sollte das die Patienten nicht daran hindern, diese möglicherweise lebensrettende Therapie zu bekommen. Und Baclofen ist etwas ganz anderes als Contergan: Contergan war nämlich ein geprüfter, patentierter aber neuer Wirkstoff. Baclofen wird schon lange in hoher Dosierung eingesetzt – und seit einem halben Jahrhundert wurden keine gefährliche Nebenwirkungen bekannt.

WELT ONLINE: Sie beschreiben sich in ihrer Zeit als Alkoholiker als körperliches und seelisches Wrack. Und sie hatten schlimme Angstzustände.

Ameisen: Ja. Abhängige haben häufig Ängste und auch Depressionen. Das ist ein Grund, warum viele Patienten zum Alkohol greifen – sie fühlen sich dann besser. Baclofen unterdrück die Ängste. Man fühlt sich wesentlich besser und hat mehr Selbstvertrauen. Deshalb wirkt es ja auch so gut. Und Baclofen macht nicht abhängig.

WELT ONLINE: Hilft Baclofen also auch bei anderen Abhängigkeiten?

Ameisen: In Frankreich wird Baclofen auch gegen Nikotinsucht und Bulimie eingesetzt. Und die Ärzte können es kaum glauben: Es wirkt. Die Leute hören auf zu trinken, zu rauchen usw.…ohne jede Anstrengung. Deutsche Ärzte werden dem folgen – die Dinge bewegen sich schnell. Auch wenn Baclofen nur einer Teilgruppe der Süchigen helfen würde, dann wären das auch sehr viele Leute. Die einzigen Patienten, bei denen es nicht wirkt, sind die, denen es nicht verschrieben wird. (In Frankreich sagen die Spezialisten bereits, die Zeitungsberichte drängten sie aus ihrem Feld heraus. Denn Allgemeinärzte hören den Patienten offenbar besser zu. Sie haben Mitgefühl – und Mut: denn sie verschreiben Baclofen, die Lösung. Alkoholismus und Süchte entwickeln sich zu einer Krankheit, die die Patienten mit ihren Hausärzten besprechen sollten – so, wie sie es für Bluthochdruck oder Grippe tun. Man braucht keinen Spezialisten mehr für solche Probleme.
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Noch ein bericht!aus der FZ von Frauke Haß

Beitragvon Mr.Baclo » 23. Januar 2011, 03:21

WIRKSTOFF BACLOFEN
Wunderdroge gegen Alkoholsucht?

Der Medizin-Professor Olivier Ameisen sorgt für Wirbel: Er will seinen Alkoholismus mit einem Mittel gegen Muskelkrämpfe bekämpft haben. Von Frauke Haß


Schnaps auf dem Schreibtisch: Hilft Baclofen, eine Arznei gegen Muskelkrämpfe, auch bei Alkoholismus?
Gibt es eine Wunderdroge gegen Alkoholismus? Die heftigen Reaktionen auf ein in den USA und Großbritannien im vergangenen Jahr erschienenes Buch geben zu denken und sorgen für Debatten unter Wissenschaftlern.

Anlass für die Diskussion ist das Werk Olivier Ameisens, Kardiologe und Professor der Medizin, der in "Das Ende meiner Sucht" beschreibt, wie er seine jahrelange Alkoholabhängigkeit nach tausenden Sitzungen bei den Anonymen Alkoholikern, unzähligen Entgiftungen und therapeutischen Sitzungen, nach allen möglichen Versuchen mit Medikamenten schließlich überwand: Mit Hilfe von Baclofen.

Arznei gegen die Sucht
Alle Medikamente gegen das Craving, die Gier nach Alkohol, wirken im Neurotransmitter-System − dem Kommunikationssystem der Nervenzellen im Gehirn.

Acamprosat wirkt im sogenannten Glutamatsystem; der erregende Transmitter Glutamat wird durch den Wirkstoff gehemmt. Dadurch verringert sich die mit Blick auf Rückfälle riskante Übererregbarkeit in der frühen Abstinenz, die oft mit Craving einhergeht.

Naltroxen wirkt im Belohnungssystem, dem Dopaminsystem. Alkohol führt dazu, dass dort Endorphine freigesetzt werden, die dem Körper ein Glücksgefühl verschaffen. Naltroxen blockiert diesen Alkoholeffekt. Da der Alkoholkonsum weniger euphorisierend wirkt, lernt der Körper in der Folge, dass es gar nicht mehr so attraktiv ist, Alkohol zu trinken − das Craving nimmt ab.

Baclofen wirkt aktivierend auf den GABAB-Rezeptor und dämpft hierüber die Übererregbarkeit in der frühen Abstinenz. Der angstlösende Effekt könnte zur Minderung des Craving beitragen.

Disulfiram ist kein Anticravingmittel, sondern ein Wirkstoff, der dafür sorgt, dass Alkoholkonsum zu Übelkeit und Kreislaufstörungen führt. Er wird nur unter engmaschiger, klinischer Kontrolle eingesetzt.

Einem Wirkstoff, der zwar seit den frühen 60er Jahren eingesetzt wird, allerdings nicht in der Suchtmedizin, sondern von Neurologen, die damit die Muskelkrämpfe, etwa von Patienten mit Multipler Sklerose behandeln.

Ameisen geht davon aus, dass seine Angststörungen der eigentliche Grund für seine Alkoholsucht sind. Er begann Baclofen in niedriger Dosierung (30 Milligramm am Tag) zu nehmen und steigerte die Dosis allmählich und kontinuierlich: "Vom ersten Tag an ließen meine Muskelverspannungen und Angstgefühle nach und mein Schlaf wurde erholsamer. Wenn ich zusätzliche 20 bis 40 Milligramm einnahm, sobald ich den Wunsch nach Alkohol verspürte, erlebte ich nur rund eine Stunde intensives Craving (unkontrollierbares Verlangen nach Alkohol), dann wich es und kehrte nicht so schnell zurück."

Als Ameisen bei 270 Milligramm am Tag angekommen war, stellte er bei einem Besuch in einer Hotelbar fest, dass er sein Ziel erreicht hatte: "Ich verspürte erstmals seit Beginn meiner Sucht kein Verlangen nach Alkohol."

Warum hilft ein Muskelentspannungspräparat einem Alkoholiker? Genau beantworten kann das derzeit noch keiner. Zunächst müsste in einer wissenschaftlichen Studie überhaupt erst einmal herausgefunden werden, ob Baclofen tatsächlich vielen gegen das Craving hilft. Zu erforschen, warum und wie es das tut, wäre dann ein zweiter Schritt.

Doch für diese Studien gibt es noch keine Finanzierung. Baclofen wirkt im Neurotransmittersystem, also dem Kommunikationssystem der Nervenzellen, im Gehirn.

"Das muss untersucht werden"

Mehr Medikamente zu haben, die die Rückfallquote bei Alkoholkranken mindern, hält Falk Kiefer, Professor für Suchtforschung am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, "für absolut wünschenswert". Das Symptom Craving zu bekämpfen, "verfolgen wir seit vielen Jahren".

Doch auf die bisher eingesetzten Wirkstoffe Naltrexon und Acamprosat, von denen nur letzteres in Deutschland zugelassen ist, "sprechen jeweils nur 20 bis 30 Prozent der Patienten an; letztlich wirken sie nicht ausreichend gut". Deshalb arbeite die Pharmaindustrie längst an weiteren Substanzen, von denen einige vielversprechend seien. Möglicherweise könne man Baclofen hier einreihen. "Das muss untersucht werden."

Auf Ameisen reagiert Kiefer zurückhaltend: "Da muss man vorsichtig sein. Es kann sein, dass er mit Baclofen gute Erfahrungen gemacht hat, aber das heißt nicht, dass es anderen auch so geht. So ein Fallbericht kann aber ein Startpunkt für weitere Untersuchungen und klinische Studien sein." Kiefer berichtet im Fachmagazin CNS Drugs von mehreren Studien, die zeigten, dass Alkoholabhängige, die Baclofen in niedriger Dosis (30 Milligramm am Tag) nahmen, weniger tranken und ihre Rückfallwahrscheinlichkeit verringerten. Auch im Tierversuch erwies sich Baclofen Kiefer zufolge als wirksam. "Aber jetzt brauchen wir eine vernünftige Datenlage auf Grundlage kontrollierter klinischer Studien."

Sein Kollege Jakob Hein von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité in Berlin, hält Baclofen für "vielversprechend: Es gibt interessante Fallberichte über den Einzelfall Ameisens hinaus." In der Tat berichtet Ameisen selbst von mehr als 300 erfolgreich mit Baclofen behandelten Patienten weltweit.

Doch auch Hein beklagt, dass es noch keine Studie gibt. "Das legt den Finger auf die Wunde des Systems in Deutschland: Solche Studien kosten viele Millionen Euro." Doch weil das Patent von Baclofen abgelaufen ist, gebe es keinen ökonomischen Anreiz für die Hersteller, die Zulassung für die Indikation Alkoholbehandlung zu beantragen. "Ein Beispiel: Wenn wir herausfänden, dass Aspirin krebsprophylaktisch wirkt, hätten wir ein Problem, das zu beweisen."

Hein nennt Ameisens Buch "interessant und gut. Es macht politisch Furore. Wissenschaftlich ist es nicht so stark belastbar". Sollte sich erweisen, dass Baclofen bei Alkoholsucht erfolgreich ist, wäre das zu begrüßen. "Wir wissen längst, dass man Alkoholsucht und andere Abhängigkeit individuell bearbeiten muss: Für manche sind Selbsthilfegruppen extrem erfolgreich, für manche kommt das gar nicht in Frage.

Für eine kleine Gruppe von Menschen ist das umstrittene kontrollierte Trinken der richtige Weg. Andere lehnen es ab, Psychopharmaka zu nehmen. Deshalb müssen wir immer schauen, was es für Möglichkeiten gibt und dann sehen, was passt zum einzelnen Patienten."

Patienten lehnen Medikamente ab

Baclofen aber als "Wunderdroge" zu betrachten, "sehe ich mit maximaler Skepsis", sagt Hein. "Einfach nur eine Tablette verschreiben, das geht nicht, etwas mehr Therapie muss schon sein. Selbst wenn es keinen Grund mehr für die Sucht gibt, haben doch die Jahre der Sucht etwas mit dem Patienten gemacht. Das sollte man psychologisch auf jeden Fall bearbeiten."

Diese Frage stelle sich oft aber gar nicht, sagt Professor Christian Haasen, Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Suchtforschung in Hamburg. Zwar hält er es "für denkbar, dass Baclofen den Suchtdruck, das sogenannte Craving, bei Alkoholpatienten mindern kann". Hauptproblem sei aber, dass die meisten Patienten es ablehnten, ein Medikament dagegen einzunehmen. Ein Grund sei, "dass die Selbsthilfegruppen total dagegen sind".

Außerdem sei Baclofen offiziell derzeit wegen der fehlenden Zulassung nicht einsetzbar. "Das kann man nur im Einzelfall tun." Dasselbe gelte für Naltrexon. Dabei könnte letzteres nach den Erfahrungen in den USA zehn Prozent der Rückfälle verhindern: "Gesellschaftspolitisch ist das angesichts von zehn Millionen Menschen mit riskantem Alkoholkonsum in Deutschland und zwei Millionen Abhängigen schon interessant. Aber die Industrie hat kein Interesse daran." Haasen hielte es deshalb für überlegenswert, dass die Politik Hersteller "per Erlass zwingt, die Zulassung für bestimmte Indikationen zu beantragen".

Für sinnvoll hielte es auch Haasen, verschiedene Anticraving-Medikamente zu haben. Auch weil die Tendenz in der Suchtbehandlung immer mehr dahin gehe, so früh wie möglich einzugreifen: "Es könnte ja sein, dass diese Medikamente den Suchtdruck schon bei Leuten reduzieren, die noch gar nicht abhängig sind." Als Kliniker votiere er dennoch immer für das sogenannte Drei-Säulenmodell aus Selbsthilfegruppen, Langzeittherapie und medikamentöser Behandlung.


Quelle http://www.fr-online.de/wissenschaft/wu ... index.html


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Re: Vom 19.02.2010(einfach mal genau lesen)

Beitragvon Baclofenius » 24. Februar 2011, 01:15

BACLOFEN WIRKT!!!

Das kann ich ohne alle Zweifel bestätigen, ich nehme Baclo seit ca. neun Monaten, ich bin der lebende Beweis, das Baclo wirkt und ich bin endlich befreit von jedem Suchtzwang und bei spielen auch Süchte wie Drogen mit hinein !!

Leider verfüge ich nicht über die finanziellen Mittel, sonst würde ich eine randomisierte Studie ins Leben rufen....

Wenn es nur einem von 10 helfen würde, dann ist es ein gutes Medi....

Seit Baclo bin ich ein anderer Mensch, ich liebe endlich mein kleines, aber suchtbefreites Leben...

Meine Dankbarkeit gegenüber Olivier Ameisen kennt keine Grenzen, ich bin mom. auf ca. 250 mg Baclo... und es tut mir einfach gut !! Dazu nehme ich täglich JUICE PLUS, mein Leberwert steht aktuell bei 16 GGT, was wollt ihr also mehr ????????

Ich rauche zwar immer noch viel, aber alle anderen Süchte liegen im Null Bereich !!!!

Ich habe Null Craving trinke auch mal einen über den Durst, aber das ist dann 1,5 Liter Bier...

Noch Fragen dann, her zu mir !!!!

Netten Gruss



Marco

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Re: Vom 19.02.2010(einfach mal genau lesen)

Beitragvon fetsecht » 25. Februar 2011, 19:37

was moechtest du erreichen?
alles ist super und du bist befreit? von allem?
gruss fets


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