Weg von der Angst :-)

[Fenrir der Wolf]

Hallo zusammen,

uff, tief durchatmen............keine Angst
Ich lese im Forum mit großem Interesse seit einer Zeit, konnte mich aber bis heute nicht überwinden, mich zu registrieren.

Am Montag ( vorgestern ) hat mein Hausarzt mein Trinkverhalten ( 2 bis 3 Flaschen Weißwein abends fast jeden Tag ) wieder als "nicht schlimm" bezeichnet.
Meine Blutwerte sind super, ich soll einfach versuchen meinen Alkoholkonsum zu reduzieren.....bla bla bla.......ich vernachlässige meine Tochter nicht, gehe arbeiten, funktioniere, etc. etc.
Alles nicht so schlimm, ich bin doch eine nette, hilfsbereite, verantwortungsvolle Frau Mitte 40.

Aus dem Behandlungszimmer bin ich mit einem sehr mulmigen Gefühl nach Hause gefahren, besser gesagt, ich habe mich so gefühlt, wie wenn man mir nicht glauben würde, dass ich so viel trinke.

Nicht nach Hause sofort, erstmal zu Aldi, die haben doch momentan einen tollen Wein im Angebot.

So toll bin ich aber gar nicht, im Gegenteil, ich schaffe vieles nicht, meine Wohnung sieht öfter sehr chaotisch und ungepflegt aus, weil ich nach der Arbeit, anstatt was zu machen, lieber in den Wald mit den Hunden gehe, oder mit meiner Tochter etwas unternehme....alles bleibt liegen. Wenn wir dann nach Hause kommen, mache ich mir die erste Flasche auf und fange an zu kochen ( immer gerne eigentlich ), es ist so ein Ritual. Nach dem Essen ist Internetzeit ( so wie jetzt gerade ) an der Reihe.....immer mit der Flasche neben mir.

Leider vertrage ich eine Menge Wein, angefangen habe ich mit 15 J. auf Party´s etc., komme aus einer Weinregion, wo normalerweise ein Glas Wein zu Mittag keinem geschadet hat ( so sagte mein Opa immer ).

Bei mir ist aber nicht bei einem Glas geblieben

Therapien habe ich sehr viele hinter mir seit 1990: stationäre, ambulante, Kuren, etc.

Ich funktioniere auch in der Therapie sehr gut, so dass die Berichte immer gleich sind: Frau XY ist sehr bemüht, sehr offen, sehr bla bla bla, nimmt an die Therapie sehr aktiv teil, macht alles richtig, bla bla bla.......keine körperliche Abhängigkeit ist fest zu stellen ( jawohl.......ich glaube selber nicht, was in den Berichten steht ) , sondern eine psychische Abhängigkeit, affektive Störung, Angstzustände, Panikattacken, etc.

Meine letzte Entgiftung war letztes Jahr, auch meine Mutter wurde zu einem Gespräch eingeladen, weil die Ärzte/Therapeuten sie kennen lernen wollten. Da meine Kindheit leider nicht besonders schön gewesen ist, wird immer alles damit erklärt.
Ich bin aber kein Kind mehr, und ob ich Bestimmtes mittrage, muss aber nicht unbedingt mit einer Sucht zu tun haben.
Es ärgert mich manchmal, dass alles auf die Vergangenheit fest gelegt wird.

Ich glaube nicht, dass ich trinke, weil es in der Kindheit Probleme gab. Sicher hat mich es etwas geprägt, aber ich kenne Menschen, die ganz schlimme Dinge in der Kindheit erlebt haben und weder Alkoholiker noch Junkees ( nicht abwertend gemeint ) geworden sind.

Nun bin ich hier, habe geschafft, mich zu registrieren und freue mich auf einen ehrlichen Austausch.

Ins KH möchte ich nicht, sondern zu einem Psychiater/Facharzt, bei dem ich eine Baclofen-Therapie anfangen kann.

Danke an alle, die dieses Forum gegründet haben/ pflegen. Es ist ein Licht in der Dunkelheit für jeden, der Hilfe sucht.

herzliche Grüße aus Berlin,

Fenrir

[Chinaski]

x

[WilloTse]

[DonQuixote]

[Fenrir der Wolf]

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten und Willkommensgrüße!

Der Leidensdruck ist sehr groß, habe einige Erfahrungsberichte im Forum gelesen, "ganz oder gar nicht", so ist mein Trinkverhalten auch, kaum kann ich mir vorstellen, wieder irgendwann "ein Gläschen" zu trinken, ohne dass ich sofort wieder übertreibe.

Was mein Arzt betrifft, ist er ein total cooler Mensch, und seine Offenheit kann ich nur schätzen. Dass er Verständnis zeigt und nicht den Teufel an die Wand malt, ist sicher nicht bei allen Ärzten. Doch ist mein Alkoholkonsum für mich selber nicht mehr zu ertragen.......und ich hatte ihn immer wieder angesprochen.


Habt vielen Dank für die Info´s, ich lege los.

herzliche Grüße,
Fenrir

[Suse]

[Fenrir der Wolf]

Hallo Suse,

dass ich so viel trinke ( 2-3 Flaschen Wein ) ist seit mind. 4 Jahren. ....aber war nicht fast täglich wie jetzt.

Bis letzem Jahr habe ich noch geschafft, 2-4 Tage in der Woche ohne Wein zu "überstehen".....zum WE wurde der Druck immer höher und es gab kein WE - glaube ich - an dem ich keinen Alk getrunken habe !

Doch habe ich mich JEDEN TAG von morgens bis abends mit den Gedanken beschäftigt, ob ich schaffe, an einen Supermarkt vorbei zu fahren oder nicht.

Und irgendwann habe ich es nicht mehr geschafft, und täglich Wein gekauft.......mein Absturz war da!

Ehrlich gesagt, ist für mich selber ein Wunder, dass meine Blutwerte in Ordnung sind.
Mein Arzt meint, ich wiege viel, ich esse viel, viel zu viel, ich trinke Liter Wasser am Tag, esse viel Gemüse und Obst, und er meint, viele Menschen, die Alk trinken, essen dabei nichts oder zu wenig.
Ich weiß es nicht, ob es so ist.
Ich weiß nur, dass ich mich wie ein Mülleimer fühle, in den ich freiwillig und sogar mit etwas Sarkasums alles Mögliche reinwerfe..........von wegen Gemüse und Obst

herzliche Grüße,
Fenrir

[Suse]

[Fenrir der Wolf]

Hallo Suse,

vielen Dank für Deine Zeilen und die Nachfrage, wie es mir geht.....

Ehrlich, jedes Mal wenn ich meinen Vorstellungsthread lese, wird es mir richtig schlecht, wer ihn liest denkt sicher " was ist das für eine arrogante Frau.......????".
Irgendwie habe ich auch hier versucht Euch zu gefallen, habe geschrieben dass ich meine Tochter nicht vernachlässige, arbeiten gehe, dass meine Blutwerte i.O. sind, etc., wie wenn ich Euch die Botschaft erteilen möchte: Hey, Leute, ich bin ok, ich bin ein vernünftiger Mensch, ich habe mein Leben im Griff......nur schaue ein bisschen zu viel ins Gläschen.......ansonsten alles supi!

Aber diese Botschaft entspricht gar nicht meine Gefühle, ich versuche nur immer weiter zu gefallen.
Oberflächlig betrachtet, ist wirklich so, dass die meisten Menschen, die mich wenig kennen, merken nicht, dass ich trinke, sie sehen mich ja mit meiner Tochter unterwegs, sie sehen mich arbeiten, ich lächle fast immer und bin "nett" und freundlich.
Aber im tiefsten Inneren, dort wo meine Dämonen hausen?

Die erste Person, der ich nicht gefalle bin ich selbst.

Und damit antworte ich auf Deine Frage: ich fühle mich ein Versager, der Wein betäubt meine Wut, meine Trauer, meine Sorgen, meine Ängste und......alles scheint nicht mehr so duster zu sein, vieles kann man auf morgen verschieben, etc......ich brauche Dir / Euch nicht weiter beschreiben, wie man sich fühlt

Nun habe ich bereits letzte Woche Kontakt zu einem Psychater aufgenommen, der mir von DQ empfohlen wurde, leider habe ich den ersten Termin Mitte Juni. Ich hatte geschafft, zwei Tage nichts zu trinken, weil ich mir Hoffnungen auf einen sehbaren Termin gemacht habe ( wie blöd ! ).....als ich den Rückruf bekam und den Termin für Juni erfahren habe, war sofort vorbei und im meinem Kopf randalierte nur ein Gedanke: Wein kaufen, du hast nichts zu Hause

Dann habe ich versucht, zwei Tage irisches Bier zu trinken, davon muss ich alle 15 Min. pinkeln ( HORROR!!!!! ), nachts konnte ich kaum schlafen, morgens ging´s mir auf jeden Fall viel besser als mit Wein, aber heute habe ich wieder Wein gekauft.
Ich lese viel hier im Forum, es hilft mir, weil ich mich nicht alleine fühle, aber merke auch ganz deutlich, dass ich extrem ungeduldig bin.
Ich möchte mit dem Trinken aufhören und merke, dass ich es nicht schaffe. Tja, was dachte ich? Dass es einfach ist?
Egal was ich denke oder hoffe, ist es nicht so und ich fühle mich gefangen.

Meine Tochter fragt mich, ob ich schon einen Termin habe, sie weiß alles und möchte mich gerne unterstützen, aber scheint auch zu verstehen, dass es mir nicht gut geht.

Es tut mir sehr leid für sie, ich liebe sie über alles, aber schaffe nicht, aufzuhören.

Meine Mutter sagte mir vor kurzer Zeit, dass ich meine Tochter nicht liebe, wenn ich für sie nicht etwas ändere.

Ich bitte Dich/Euch um Entschuldigung, bin etwas konfus ( nicht besoffen, gerade die erste Falsche Wein aufgemacht ), ich muss einfach akzeptieren, dass dieser Weg am Anfang sehr lang sein wird ( eingentlich das ganze Leben lang.....aber ich will hoffen, dass wenn die ersten Schritte getan sind, geht man mit allen Dingen anders um ).

Am Montag werde ich mit meinem Hausarzt wieder reden, und anhand der guten Ratschläge im Arztkoffer-Thread, ihm erzählen, dass das Reduzieren der Menge leider nicht geklappt hat.
Er kennt Baclofen nicht, aber vielleicht ist er offen.......

Gleichzeitig suche ich nach einem anderen Arzt weiter.

Ich danke Euch für´s Lesen,
herzliche Grüße
Fenrir der angekettete Wolf

[Suse]

[StevieZ900]

Hallo Fenir,

Die Antworten habe ich mit Absicht noch nicht gelesen, aber Dein erstes Schreiben erinnert an meine Situation ( außer dass ich noch keine stationären Aufenthalte hatte)
Du bist sich so ein Typ wie ich, immer positive Ausstrahlung behalten! Geht es Dir beschissen, bleibst Du für Dich, aber wenn es wieder besser ist, suchst Du Dir Hilfe!
Das ist die Krux, selbst Psychologen kann man so betuppen.
Immerhin haben wir jahrelange Übung im perfekten lügen, da kommt man mit links durch die Tests.

Aber toll, dass Du Dich auch der Situation stellst und versuchst ein neues Leben zu beginnen (bzw. Dein richtiges wieder zu finden)

Ich versuche es genauso

Stevie

[Fenrir der Wolf]

Hallo Suse, Hallo Stevie!

Ich habe heute von meinem Arzt das Rezept für Bac bekommen, er sagte, er kennt sich damit nicht aus, aber ist offen und versteht, dass die Zeit bis Mitte Juni sehr sehr lang ist. Und dass ich Hilfe brauche.
Ich habe ihn umarmt.

@Suse, ich antworte ausführlicher, bin heute sehr müde, habe über´s WE nur Irishbier getrunken und den Flur renoviert....um auf andere Gedanken zu kommen.
Habe eine Menge Geld bei Bauhaus ausgegeben, das ich eigentlich nicht ausgeben durfte, aber es hat gut getan, ich war anders beschäftigt, und habe nicht ständig an Alk gedacht.

@Stevie, danke für Deine Zeilen, Antwort kommt.

Bis bald, bin sehr aufgeregt

Fenrir